HARVARD UNIVERSITY
LIBRARY
MUSEUM OF COMPARATIVE ZOOLOGY
JSo-tc-Q.ür
L, i^i2.^_
JUL 2 6 1929
Jahrbuch
der
Hamburgischen ^j^^^,,.
Wissenschaftlichen Anstalten.
V. Jahrgang.
1887.
Hamburg 1888.
Gedruckt bei Lütckc & Wulff, K, H. Senat« liuclidiuckern.
J_/ie Gesammtheit der wissenschaftlichen Anstalten
Hamburgs ist in diesem Jahre von einem schweren Ver-
luste betroffen worden. Am 4. März 1887 starb
Herr Bürgermeister 6. H. Kirclieiipaiier,
Dr. jur. utr. et phil., Magnificenz,
im 80. Jahre seines arbeitsreichen Lebens. Die Ham-
burgischen wissenschaftlichen Anstalten, die er als
amtlicher Vorgesetzter während einer langen Reihe von
Jahren mit steter Liebe gefördert und gepflegt, verehrten
in ihm ebenso den treuen, verständnissvollen, von edelster
Humanität erfüllten Freund der Wissenschaften, wie
den erfolgreichen, selbständigen Forscher. \Yie in allen
wissenschaftlichen Kreisen unserer Vaterstadt, so wird
auch in unserer Mitte sein Andenken für immer ein ge-
segnetes sein.
a*
I.
Jahresberichte
der wissenschaftlichen Anstalten
für das Jahr 1887.
1. Stadtbibliothek.
Bericht des Direktors Professor Dr. Eyssenliardt.
In dem Beamtenpersonale ist im Jalire 1 S87 Iceiue Veränderung
eingetreten.
Der Büclierhestand wurde nm 41(11 Nnnnnern vermeln-t. Die
Zeitschriften, deren einzelne Helte l)ei ihrem Erscheinen besonders
gebucht werden, sind hierin nicht enthalten. Die Zahl der jetzt
gehaltenen periodischen Schriften beträgt 292.
Neben den laufenden bibliothekarischen Arbeiten Avurde die
Katalogisirung der Nicolai- Partliey 'sehen Bibliothek soweit ge-
fördert, daß auch die Geographie ganz, sowie der grciüte Teil der
deutschen Literatur erledigt worden ist. Es bleibt somit noch etwa ein
Drittheil der deutschen Literatur, ferner Archaeologie, Museographie
und etwa die Hälfte der Staatswissenschaften, Jurisprudenz und Päda-
gogik zu erledigen.
Geschenke erhielten wir — in chronologischer Ordnung — von
E. H. Senate, den Herren Geh. JustizratK Dr. Gfffd-en, Di". Leesenhcrf/,
H. W. Schill, Hofrath Professor Dr. Zmif/emeister in Heidelberg,
Professor Dr. ScJndfpss, Sr. Durchlaucht dem Reichskanzler Eürsten
von Bismarck, dem Generalconsul C. Yega Belgrano, Generaldirector
Professor Dr. Wümanns in Berlin, Oberbibliothekar Dr. Sfeffenliagen
in Kiel, Sr. Magnificenz Herrn Bin-germeister Dr. Versmann, Direktor
F. Wihel, E. A Hcrfz, Landrichter Dr. C. Amänck, C. Hammer in
Stockholm, Geh. Admiraliliitsrath Dr. Nmmayer, Th. Mehring, Dr. K.
Meyer, C. Radenhaamn, Dr. Ed. Herz, Dr. CJirgsaudei; Lic. SeeJmver
in P)romberg, Dr. Zimmermann in Wolfen])üttel. Kector Setfz in
Itzehoe, Dr. Sicmsscn, O. L. Tcs/Iorjf, Pliysicus Di-. Uci^whe, Ernesto
VIII Stadtbiljliothek.
Hahn, W. O. Alirens, Frau lUirgermeister Weber, dem Vereine für
Hambiirgische Geschichte, den Administratoren der Bürgermeister
Kellinghusen-Stiftung, der Cincinnati Chamber of Commerce, der
Verwaltung der Großherz. Hofbihhothek zu Karlsruhe und dem Natur-
wissenschaftlichen Vereine Hamburg-Altona.
Nicht aufgeführt sind hierbei die uns im Tauschverein zu-
gehenden Werke ; betreffs der in Hamburg erscheinenden Verlagsartikel
ist zu bemerken, daß die im Laufe eines Jahres verlegten Schriften
größtentheils im Beginn des nächsten Jahres zur Ablieferung gelangen ;
es sind demnach von den 187 Hamburger Verlagsartikeln des Jahres
1886 im Ganzen 51 eingeliefert und dankend entgegengenommen
worden.
Im Lesezimmer wurden 13 453 Bände benutzt. Ausgeliehen
wurden 7312 Bände, darunter fiO Handschriften; von diesen gingen
44 nach auswärts, und zwar nach Jena 14, Stralsund 13, München 5,
Freiberg in Sachsen, Göttingen, Greifswald, Utrecht je 3, Rom, Dresden,
Kiel und Schwerin je eine; 25 wurden von hiesigen benutzt. Außerdem
wurden nach 41 auswärtigen Orten 354 B>ände versandt.
Um jedocli eine genauere Kenntnis der Art zu gewinnen, in
welcher die Bibliothek benutzt wird, als sie diese summarische Jahres-
Statistik zu gewähren vermag, wurde in Folge einer dankenswerten
Anregung eine genauere Beobachtung während 30 auf einander fol-
gender Tage vorgenommen. Diesellje ergab folgendes Residtat :
Im Lesezimmer witi-den 1443 Bücher verlangt, daruntei-
79 vergeblich. Dieselben vertheilen sich unter die Benutzer so, daß
von Theologen verlangt wurden 184, von Juristen 91, von Philologen
und Historikern G39, von Naturwissenschaftlern 30, von Kaufleuten 41,
von Künstlern 1, von Soldaten 5, von Musikern 9, von Seeleuten 15,
von Rentiers 3, von Privatgelehrten 17, von Privatlehrern 34, von
Volksschullehrern 59, von Studenten 53, von Gymnasiasten, Realgym-
nasiasten und Seminaristen 52, von Staatsangestellten ohne Universitäts-
bildung 17, von Damen 4, von Literaten 56, von Mathematikern 84, von
Unbekannten 60.
In der Expedition wurdcm von Hiesigen verlangt 1224 Bücher.
Diesell)en vertheilen sich auf die Benutzer so, daß von Theologen
verlangt wurden 65, von Juristen 67, von Medicinern l(i. von Philologen
und Historikern 521, von Naturwissenschaftlern 73, von Kaufk'uten 60,
von Rentiers 2, von Privatlehrern 3, von Volksschullehrern 131, von
Studenten 23. von Gymnasiasten, Realgymnasiasten und Seminaristen 201,
von Staats;iiig('st('lltcii ohne Universitätsbildung 8, von Diinien 16, von
Stadtbibliothek. IX
Mathematikern 25, von Literaten 11, von ihrer Lebensstelkmg nach
Unbekannten 2.
In der Expedition wurden von Auswärtigen verlangt im Ganzen
86 Bücher. Dieselben vertheilen sich auf die Benutzer so, daß von
Theologen verlangt wurden 38, von Medicinern 5, von Philologen und
Historikern 40, von einem Kaufmann 1, von Mathematikern 2. —
Unter den in der Expedition verlangten Büchern sind 231 vergeblich
verlangte mit inbegriffen.
Was die Individuen anlangt, so Avurde das Lesezimmer benutzt
von 147 verschiedenen Personen, darunter 12 Theologen, 5 Juristen,
32 Philologen und Historikern, 5 Naturmssenschaftlern, 9 Kaufleuten,
1 Rentier, 3 Musikern, 1 Techniker, 1 Militair, 2 Seeleuten, 3 Privat-
lehrern, 8 Volksschullehrern, 1 ■ Privatgelehrten, 2 Staatsbeamten ohne
Universitätsbildung. 12 Studenten, 12 Gymnasiasten, Realgymnasiasten
und Seminaristen, 2 Damen, 3 Literaten, 2 Mathematikern, 31 ihrer
Lebensstellung nach Unbekannten.
Nach Hause entheben Bücher 185 verschiedene Personen,
darunter 8 Theologen, 9 Juristen, 52 Philologen und Historiker,
9 Naturwissenschaftler, 4 Mathematiker, 2 Mediciner, 10 Kautieute,
1 Privatlehrer, 22 Volksschullehrer, 5 Studenten, 56 Gymnasiasten,
Realgymnasiasten und Seminaristen, 6 Damen, 1 Privatgelehrter.
Vergleicht man die Zahl der zum häuslichen Gebrauch verlangten
Bücher, viz. 1310, mit den im Lesezimmer verlangten, viz. 1443, so
ergiebt sich eine verhältniC3mäßig geringe Benutzung des Lesezimmers;
entspräche dasselbe den bescheidensten Anforderungen an Raum und
Bequemlichkeit, so würde es vermuthlich sehr viel stärker in Anspruch
genommen werden. Jetzt können 16, zur Noth 18, Personen darin, nicht
arbeiten, sondern lesen; die Tische sind nämlich so schmal, daß die
Benutzung z. B. eines Bandes der Hamburger Nachrichten seitens
eines Besuchers etwa 4 Plätze aljsorbirt, von einem eigentlichen Arbeiten,
das heißt der Benutzung einer größeren Anzahl von Bücliern also keine
Rede sein kann.
Legt man die Zahl der in der Expedition verlangten Bücher zn
Grunde, viz. 1310, so erhält man eine Jahresl)e)nitzung von rot. 16000,
während z. B. die Universitätsljibliothek zu Würzburg außer dem Hause
im Wintersemester 1884^^5, 518!» lUichei-, im Sommersemester 1885
nur 4511, zusannnen also in einem Jahre 9700 verlieh, wobei zu
bemerken ist, daß eine Universitätsbildiotliek ilir Hauptpublicum in
den Studenten und Universitäts-Professoren hat, ein Publicum, Avelches
uns so gut wie ganz fehlt.
b
X Stadtbibliothek.
Es ergiebt sich hieraus die dringende Nothwendigkeit :
1) ein größeres Lesezimmer sowie ein Journalzimmer einzurichten,
2) der Bibliothek die Räume des Naturhistorischen Museums
zur Unterbringung des sich stets mehrenden Bücherbestandes zu über-
weisen, da die sub 1) als erforderlich bezeichneten sowie immer noth-
wendiger werdende ausgedehntere Arbeitsräume nur in dem Obergeschoß
gewonnen und daher im Erdgeschoß ersetzt werden müssen. Hierzu
kommt, daß unsere sonstigen, jetzt eigentlich nur verpackten, aber weder
geordneten noch übersichtlich untergebrachten Sammlungen ebenfalls im
Obergeschoß Platz finden müssen, und dadurch die Unterbringung auch
des entsprechenden Teils unseres Bücherbestandes in den untern Räumen
nothwendig wird. Dadurch würde dem Grunde genügt werden, aus
welchem schon im Jahre 1875 der Bau eines Naturhistorischen
Museums seitens E. H. Senates empfohlen wurde. Es heißt über den-
selben in dem Antrage vom 8. September 1875:
'Ueber dem Museum befindet sich die Stadtbil)hutliek, bekanntlich
eine der bedeutendsten öffentlichen Bibliotheken Deutschlands. Als
dieselbe im Jahre 1840 dieses Local bezog, fand sie Platz genug,
und man holfte eine lange Reihe von Jahren mit demselben auszu-
kommen; die eingetretene Vermehrung ließ aber auch hier alle Be-
rechnungen weit hinter sich, und in den seitdem verfiossenen 35 Jahren
hat sich die Bücherzahl nahezu verdop})elt. Natürlich ist dadurch
auch hier sehr großer Mangel an Raum entstanden. Die Bibliothek-
verwaltung hat wiederholt um Beschaifung neuer Räumlichkeiten
gebeten; in der letzten desfallsigen Eingabe (vom Januar d. J.) wird
angeführt, daß manche Fächer jetzt so ])esetzt seien, daß kaum noch
ein einzelnes Buch hinzugefügt werden könne ; in einigen habe dadurch
nothdürftig Platz gewoinien werden müssen, daß man eine Eeihe von
Büchern auf den Boden versetzte. Da die Vermehrung der Bändezahl,
wenn die Bibliothek ihren praktischen Werth behalten soll, von Jahr zu
Jahr fortgehen muß, so ist hier Abhülfe dringend nothwendig, und die
einzige Art diesellje zu beschaffen, wenn man nicht etwa den Bücher-
schatz in verschiedene Gebäude vertheilen will, liesteht darin, daß
die gegenwärtig vom Museum occui^irten Säle der Bildiothek eingeräumt
werden. Hierin liegt der erste Grund der Übersiedelung
des Naturhistorischen Museums in ein anderes Gebäude'.
In wie unerträglichem Maße in den seitdem verstrichenen
dreizehn Jahren der Raummangel gestiegen ist, braucht kaum ausein-
andergesetzt zu werden.
Vielleicht ist es in diesem Zusammenhaiige nicht überflüssig,
auf ein historisches Factum hinzuweisen, welches freilich noch nicht
Stadtbibliotliek. XI
sehr alt ist, aber doch hi einer schnell lebenden Zeit leicht der Ver-
gessenheit anheimfällt.
Der Grundstein des Haupt- (Mittel-) Gebäudes des Johanneums
trägt die Inschrift: 'q. f. f. (j. s. in hac area, antiquissiino urbis templo
eoque cathedrali olim ornata , deinde per XXXIV annos uacua aedi-
ficium Gymnasio academico nuper instaurato et bibliothecae
publica e dicandnni auspicantil)us scholarchis S. P. Q. H. exstrui iussit
calendis decembribus a. d. MDCCCXXXVl', mit andern Worten, das
Gebäude ist nur für das akademische Gymnasium und die
Stadtbibliothek aufgeführt worden, die Räume des ehe-
maligen akademischen Gymnasiums werden noch weiterhin
zu Vorlesungen benutzt, und die Stadtbibliothek hat einen
Teil der für sie bestimmten Räume so lange an das
Nat urhistorische Museum abgetreten, als dasselbe noch
kein eigenes Haus besaß.
Da die Bibliothek so geordnet ist, ihiiS die Bücher nach Band
und Seite des wissenschafthchen (Real-) Kataloges aufgestellt sind, so
ist die Möglichkeit, ein Buch ohne großen Zeitverlust aufzufinden,
mir dann vorhanden, wenn in dem al})habetischen Kataloge bei dem
Titel desselben sein Standort nach dem Realkataloge angegeben ist.
Leider fehlt diese Bezeichnung noch l)ei einem sehr großen Theile des
Bücherbestandes. Bei dem geringen Beamtenpersonale kann diese un-
erläßliche Arbeit üljcrhaupt nur alhnälig gefördert werden: in dem
Berichtsjahre wurde die Ueljcrtragung der ersten neun Bände von PO
(Liturgik und Hynniologie) sowie der Rest von Q II (Schluß der
jüdischen Literatur, Sainaritaner und Moabiter) vollendet. Von Q III
ist übertragen die aramäische und phönicische Literatur und etwa
ein Viertheil der arabischen.
Ferner fehlte einem großen Teil des Bücherbestandes die inner-
hall) des Buches anzuln-iiigende Signatur; dies ist soweit nachgeholt
Avorden, daß im wesentlichen mir noch die Staatswissenschaften und
Hamburgensien signirt Averden müssen.
Endlich ist es gelungen, die Bezeichnung der Bücherbretter nach
dem Realkataloge so Aveit zu fördern, daß nur noch das Fach L (Staats-
Avissenschaften) übrig ist.
Die beiden an letzter Stelle erAvähnten Arl)eiten konnten in
dem Berichtsjahre niii' Lingsam fortschreiten, weil der gesammte
Bestand der Portrait- und Kupferstichsammlung (rot. 'JüOOO Stück),
von welchem kein einziges Stück mit dem Bibliotheksstempel versehen
war, ebenso durchgestempelt Averden mußte Avie die zahllosen in M;q)i)en
zerstreuten Holz-, Kupfer- und Stahlstiche.
XII Stadtbibliothek.
In Alinea 1 des § 5 des Gesetzes vom 21. Mai 1883 ßndet sich
folgender Passus: 'Der Director der Stadtbibliothek ist verpflichtet,
alljährlich entweder eine das Publicum über den Handschriften- oder
Bücherbestand der Bibliothek orientirende Schrift oder eine Abhandlung
aus den Gebieten der Bibliographie und der Bibliothekswissenschaft
zu veröffentlichen'. Derselbe wird noch weiter erläutert durch
Alinea 3 des § 2 : 'Zur Herausgabe solcher Schriften, welche das
Publicum über den Handschriften- oder Bücherbestand der Stadt-
bibliothek zu Orientiren geeignet sind, wird eine alljährlich zu be-
stimmende Summe in das Staatsbudget eingestellt'.
In Folge dieser gesetzlichen Vorschrift hat der Berichterstatter
im vorigen Jahre veröffentlicht: „Nachrichten eines Engländers ül)er
Holstein, Hamburg, Altona, etwa 1785" Fortsetzung, Analecta Italica,
enthaltend einen bisher unbekaimten und für die Beurtheilung des
Verfassers äußerst wichtigen Brief des Thomas Campanella-, und
Analecta Hispanica, enthaltend zwei zur Geschichte des Jesuitismus
in Spanien wichtige Stücke. Es braucht kaum bemerkt zu werden,
daß der Druck etwa von Katalogen dem Shnie des Gesetzes nicht
entsprechen Avürde, daß dagegen die Veröffentlichung bisher unge-
druckten, in der Bil)liothek vorhandenen, Materials, so mühsam und
zeitraul)end dieselbe auch ist, ebenso von dem Gesetzgeber in Aussicht
genonmien wurde, als sie dem Herausgeber, welchem die freie Auswahl
des zu Veröffentlichenden gesetzlich allein überlassen bleibt, angemessen
erscheint.
Muscuni l'ür Knust und Gewcrljc XIII
2. Hamburgisches
Museum für Kunst und Gewerbe.
Bericht des Directors Dr. Jus tu s Brinckmann.
Die Verwaltung.
Die teclinisclic Coiiiiiiission des Museums für Kunst und Gewerbe
hatte im Jahre 1887 das Ableben des Herrn Bürgermeister G. H.
KircheniJcmer Dr. zu bekhagen, welcher seit dem Uebergang der Anstalt
in die Verwaltung des hamburgischen Staates im Jahi-e 1877 den Vor-
sitz dieser Commission geführt hatte. An seiner Stelle übernahm der
nnnmehrige Präses der Oberschulbehörde, Herr Senator Stammann Dr.,
den Vorsitz. Die ü])rigen Mitglieder, die Herren Tischlermeister
Q. B. Richte)", Landgerichts-Director Heinrich Föhring Dr., Bildhauer
E. O. Vivie, Kaufmann Robert Mestern, Schlossermeister H. J. Eduard
Schmidt, Kaufmann Carl PopeH, Architect Eduard Hallier und Gewerbe-
schul-Director E. J. A. Stuhlmann Dr. verblieljen in der Commission.
Im Bestände der Angestellten des Museums sind Aenderungen
nicht eingetreten. Die für das folgende Jahr beantragte feste Anstellung
des bisher diätarisch beschäftigten Zeichners Herrn Wilhelm Weimar
wurde in das Budget aufgenommen und ist nach dessen Genehmigung
durch die Bürgerschaft auf den I.Januar 1888 erfolgt.
Die von Senat und Bürgerschaft liewiUigten Geldmittel beliefen
sich im Jahre 1887 auf ^ 'il 000 für Gehalte, auf J^ 28 500 für die
Vermehrung der Sammlungen, .^ ,S000 für die Bibliothek und J6 10 800
für die allgemeinen Verwaltungskosten einschliesslich des im Vorjahre
unter den Gehalten aufgeführten Postens für Hülfsarl)eit. Die all-
gemeinen Verwaltungskosten stellten sich folgendermassen :
Hülfsarbeit J( 9. .500,75
Hülfsaufsicht „ 558, —
Restaurirung und Aufstellung „ 1 990,05
Reisen, Fracht und Verpackung „ 2 494,45
Drucksachen, Buchbinderarbeit, Schreibmaterialien ,. (;07,,tO
Tagesblätter und Inserate „ 255,50
Porto und Bureauausgaben „ 152,33
Reinhaltung „ 1 502,40
Verschiedene notliwendigc und kleine Ausgaben „ 737,54
Zusammen J^ \() 799.92
XIV Museum für Kunst und Gewerbe.
Eine einmalige Bewilligung von M 3000 für die Herstellung
eine« illustrirten Führers gelangte im Jahre 1887 nicht ganz zur Ver-
wendung, da w^ohl der gTößte Theil der Cliches zu den Illustrationen
noch in diesem Jahre, der Druck des Buches selbst aber erst im Jahre
1888 beschafft werden konnte.
Eigene Einnahmen hatte die Anstalt, abgesehen von Zuwendungen
für die Vermehrung der Sammlungen, nur aus dem Erlös des I'ünfjahres-
Berichtes von 1882, für welchen nachträglich noch JC G eingingen und
an die Haupt-Staatskasse abgeliefert wurden.
Die Vermehrung der Sammlungen.
Auch in dem verflossenen Jahre haben sich die Sammlungen
mehrfaclier Zuwendungen seitens der Freunde der Anstalt zu erfreuen
gehabt.
Eine dieser Zuwendungen ist unter so besonderen Umständen
erfolgt, daß ihr an erster Stelle unter dem Ausdruck Avärmsten Dankes
für die freundlichen Geber zu gedenken ist.
Als hier in den Ostertagen die Anzeige und der Katalog der
auf Montag, den 1 8. April 1887 im Hotel Drouot zu Paris angesetzten
Versteigerung der keramischen Sammlung des in Brüssel verstorbenen
Herrn Frederic Fetis eingetroffen war, verciffentlichte der Director,
welchem diese ausgezeichnete Sammlung von jener grossartigen Aus-
stellung, mit welcher die Belgier die fiudzigjährige Feier ihrer Unab-
hängigkeitserklärung begangen hatten, bekannt war, in dem Ham-
burgischen Oorrespondenten vom 13. April einen Aufsatz über die
„Fayencen des Museums für Kunst und Gewerbe". In diesem
Aufsatz wurde die Entwickelung dieser Sammlung binnen der zehn
Jahre seit dem Einzug des Museums in seine jetzigen Räume nach-
gewiesen und geschildert, Avie diese Samndung so rasch mit verhältniss-
mässig geringen Geldopfern, dank den in den Bauernhäusern der
Umgegend Hamburgs erhalten gewesenen Resten alten Hausrathes zu
ihrer ansehnlichen Bedeutimg angewachsen sei. Hieran knüpfte sich
ein Hinweis auf Lücken der Sammlung, welche auf demselben Wege
sich nicht würden füllen lassen, sowie auf den bevorstehenden Verkauf
der Sammlung Fetis. Der Aulsatz schloss mit dem Ausdruck der
Hoffnung, da es der Anstalt an eigenen Mitteln, bei diesem Anlass zu
kaufen, gebreche, möge in dieser letzten Stunde noch ein bekannter
oder unliekaimter Freund des Museums mit raschem Entschlnss dem
Museum die Mittel zur Verfügung stellen, welche zum Ankauf wenigstens
einiger der schönsten Stücke der Sammlung Fetis aenüfften.
Museum i'üv Kunst und Gewerl>e.
XV
Teller von Fayence von Ronen, Dui'clim. 2') cm,
bemalt in Elan und Roth. Anfang fies is. Jahr-
linnderts. (Hanssen'sclie Schenkung.)
Die Frage „Wird dieser
Helfer sieh tiiiden?" fand
schon am nächsten Tage die
liebenswürdigste Beantwortung
ans dem Munde der Herren
Adolph und Bernhard Hmissen,
welche dem Director eine
nandiafte Summe behändigten,
um für dieselbe einige ausge-
zeichnete keramische Arbeiten
in Paris zu ersteigern und als
Schenkung des Vaters der Ge-
ber, des Herrn C. P. L. Haussen
„zur Erinnerung an den 1 8. April
des Jahres 1887"' dem Museum
einzuverleiben.
So konnte denn der Director
noch rechtzeitig in Paris eintreffen und eine Anzalil vortrefflicher
Fayencen ankaufen, welche seitdem im Schrank der neuen Er-
wer1)ungen ausgestellt gewesen und nunmehr der Sammlung einge-
ordnet sind. Es sind dies folgende Stücke: eine 1)lau decorii'te
Schüssel von L'ayence von Ronen, eine der grössten und schchisten
ihrer Art, in der Mitte mit einem grossen Wappen, ringsum mit
schön gezeichneten Ornamenten bemalt, von einer Feinheit der
Ausführung im Einzelnen, von einer Grösse und von einer Schönheit
der Gesammtersclieinung bei vollkommener Erhaltung, wie diese Vor-
züge sich nur äusserst selten vereinigt finden. Ferner eine kleinere,
gleichfalls in Plan l)emalte Anbietplatte mit Fuss in dem schönsten Stil
des strahligen Behang-Ornamentes, welches zu Ronen seine reizendste
Ausbildung erhalten hat; ein Teller desselben, in Blau und Roth aus-
geführten Ornamentes, eine für Rouen bezeichnende, uns bis dahin
fehlende Farbenverbindung; ein Teller der bisher in unserer Sammlung
nicht vertretenen Fayence von Saint Amand mit zart bläulichgrauer
Glasur, von welcher sich bunte Blumenmalereien zwischen weiss auf-
gesetzten, spitzenartigen Ornamenten abheben. Von nicht französischen
Fayencen zunächst ein prachtvoll in Roth, (irau. Blau und Gold über
der Glasur in Anlehnung an chinesische Porzellane dccorirter Teller
mit einer merkwürdigen türkischen Inschrift, nach welcher derselbe
als ein Geschenk eines polnischen Königs für den Sultan angefertigt
worden. Dieses merkwürdige und prächtige Stück galt liisber in den
keramischen Handbüchern als ein Erzcniüniss der Mailänder Fabrik,
XVI
Museum für Kunst und Gewerlie.
während wir in ihm ein Beweisstück dafür sehen, dass um die Mitte
des vorigen Jahrhunderts, als aller Orten die Fayence-Fahrication ihre
glänzendsten Blüthen trieb, auch in der polnischen Hauptstadt Warschau
eigenartige Fayencen geschaffen wurden. Ferner eine nach dem Vor-
hilde der bekannten vierdochtigen, verstellbaren italienischen Messing-
lampen geschaffene, sehr hübsch profilirte und blau 1)emalte Lampe
mit der Inschrift „Fabrica di Majolica di Urbino, gii 30 Sl)n' 1772",
ein gleichfalls in den Handbüchern mehrfach erwähntes Stück. Weiter
zAvei Teller von weichem Porzellan, der eine von Sevres in Gestalt
einer vollgeöffneten, flach aus-
gebreiteten grossen Blüthe,
deren Bau in der Schweifung
des Randes und in dem zarten,
an den Rändern durch rothe
Bemalung und Vergoldung be-
tonten Relief der Fläche zum
schcinsten Ausdruck gelangt ;
der andere aus der bisher bei
uns noch nicht vertretenen
Fabrik von l'ouriiay. leidlich
ein gutes 'riionrelief, Louis XV,
von ,1. I>. Nini und eine reiz-
voll modellirte Gru})})e in der
italienischen Tracht vom Knde
des IS. Jahrhunderts, aus dem
hellgrauen glasigen Porzellan
Venedigs, ebenfalls eine Neuheit für unsere Sammlung.
Wie im Jahre 1S.S7 die Sammlungen im Uebrigen aus staatlichen
Mitteln vermehrt wurden, erhellt aus der nebenstehenden Uebersic-ht.
Nach derselben behaupten dieses Jahr die IVIöbel- und Holz-
schnitzereien wit'der den ibnen im Hinblick auf das wichtigste der
hamburgischen Kunstgewerbe zukommenden ersten Platz. Die günstige
Gelegenheit hierzu wurde uns durch den vom Maler C. C. ]\I(U)iins^fn
in Schleswig beabsichtigten Verkauf seiner Sannnlung ge])oten. Bis
zur Mitte der 70er Jahre war diese Sammlung in dem Wohnhaus und
Atelier des Herrn Magnussen hier in Hamburg aufgestellt gewesen,
den Künstlern und Kunstfreunden Avohlbekannt und zum Theil auch
weiteren Kreisen durch die Leih-Ausstellung alter Kunstgcwerbs-
Erzeugnisse, mit welcher die Begründer des Hamburgischen Museums
für Kunst und Gewerbe im Jahre lS(in den ersten Schritt an die
OcfCentiichkeit thaten. Mit Bedauern sah man daher die Samndung
Tellor von wcicliem Porzellan von Si''vres, Dnrchm.
•-T) 1/2 cm, geformt, die Ränder dnnkelroth. J.aliros-
bucbstab D = 17.')t'>. (Hanssc-n'sche Schenkung.)
Museum für Kunst und Gewerbe.
XVII
Uebersicht der Ankäufe
füi' das Hambui'gische Museum für Kunst und Gewerbe
aus dem Budget des Jahres 1887.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
I. Niicli technischen Gruppen.
stück Preis ■,/<. Stüuk Preis Jl,
Gewebe HO 2.544
Stickereien 37 373,92
Textil-Arlieiten im Ganzen 07
Bucheinbände und Leder 4
Fayencen 18 1 916,50
Porzellane 8 1 122,69
Steinzeug etc 6 156,14
Keramische Arl leiten im Ganzen 31
Glas , 1 40
(ilasnuilcreien — —
2 917,92
1470
3 195.33
Glas im Ganzen 1
Möbel 2 205
lldlzschnitzereien 14 282,50
Holzarbeiten im Ganzen Ki
Lackarlieiten 3
Schmiedeeisen 5
Bronze, Kupfer, Zinn etc 12
Edelmetall-Gefässe {Grosserie) — —
Schmuck (Minuterie) 48 523,48
Edehnetallarbciten im Ganzen 48
Emailarbeiten 4
Japanische Schwerdtornamente n. dgl 67
Kleines Gerätli aus verschiedenen Stoffen 4
Korbiiechtarbeiten —
Architectonische Ornamente —
Arljciten der polygraphischen Künste —
Verschiedene Techniken 3
40
487,.50
85
1 105
1 893,55
523,48
226
2 743,22
112
201
im Ganzen 295 15 000
IL Nach
Abendland
Morgenland :
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
»eschichtlichen (Jriippen.
stück Preis J{, Stück Preis Jl/
Prähistorisches
Aejjypten —
Classisches Alterthuui —
V.— X. Jahrhundert 47
XI. - XV. Jaln-hundert 7
XVI. Jahrlnuidert 13
XVII. Jahrhundert 5
XVIII. Jahrhundert 68
XIX. Jahrhundert 11
Persien — —
Türkei 3 543
Iiulicn — —
China 18
Japan 123
Anderer Herkunft —
\ 030
142,94
1817
769
i 109,08
333,20
543
582,31
673,47
im Ganzen 295 15 000
XYIII
Museum f'iu' Kunst und Grewei'be.
Grirt' e. Mangelbrettes
V. Eichenbolz 111. Kerb- W.n.flo-at'ifpl -ni^
Schnitzerei. 17. Jabrh. » '"Kl.^öt'lK-i clUb
sen'sche Sammlung.)
von liier scheiden, als Herr Magnussen nach Schleswig
ühersiedelte, um der PÜege jener landeswüchsigen
Holzschnitzkunst zu leben, deren Erzeugnisse er in
vielen Stücken seiner Sammlung mit Recht bewunderte.
Als nach einem Jahrzehnt der Arbeit die zu diesem
Zwecke begründete Holzschnitz- Schule in der einer
rührigen Industrie entbehrenden Stadt Schleswig die
Hoffnungen, welche ihr Begründer auf sie gesetzt
hatte, nicht zu erfüllen vermochte, und Magnussen
sich daher zur Veräusscrung seiner Sammlung eiit-
schloss, gelang es, uns diejenigen Bestandtheile der-
selben zu sichern, Avelche als Ergänzungen unserer
schon so reichen Sammlung verwandter Arbeiten für
uns Bedeutung hatten. So sind denn im Spätsommer
des Jahres 1887 nach zwölfjähriger Abwesenheit nach
Hamburg zurückgekehrt u. A. das reichgeschnitzte
dem sog. Wallenstein-Zimmer zu
li^^ih;®s:,,.?nhfr'r Kwidsburg, wohl zweifellos ein Werk des um das
Jahr IfiOO dort und in Flensburg vielbeschäftigten
Bildhauers Heinr. Ringeling, das reizende Mangelbrett
\om Jahre 1G25, welches die beigegebene Abl)ildung
zeigt, ehr guter Holländer-Schrank von einem bisher
hier nicht vertretenen Typus, der schöne HoUänder-
risch, welcher in unserer Ausstellung des Jahres
1809 inmitten des damals in den Börsen- Arkaden
( ingerichteten alt-hamburgischen Zimmers stand, eine
111 gleicher Weise mit Ebenholz -Einlagen in Eichen-
holz verzierte holländische Lehienpresse, drei seltene
niederländische Stühle vom Ende des 16. Jahrhunderts,
eine grosse geschnitzte Truhenplatte v. J. 1578 mit
der uns bis dahin fehlenden volksthüinlichen, auch
auf einem Holzschnitz-Titelbilde Lucas Cranach's zu
einer der frühesten Wittenberger Bibel -Ausgaben
Luthers vorkommenden Darstellung vom Baume,
w^elcher verdorrt über den Gestalten des Alten
Bundes, aber grünt und Früchte trägt über denen
des Neuen Bundes, ein musterhaft gedrechselter Stuhl
aus Dagebüll v. J. 1780, eine Reihe von 42 Kerb-
?ScheSS/Ker'b- schnittarbeiten aller Art, darunter viele durch ihre
Äum^'^lT.^jährMt. sinnvollen Sprüche ausgezeichnete Geräthe und einige
'ieu-sciitfiäämmiuns.') bisher bei uns nicht vertretene Anwendungen dieser
Museum für Kuust und Gewerbe.
XIX
scliüiien, au unseren Nord-
meerküsteu seit Jahrhun-
derten bodenwüchsigen
und seit wenigen Jahren
hier liir den Handfertig-
keits - Unterricht wieder
üi Schwung gekommenen
einfachen Schnitzweise, so
z. I). vortrefriiche Salz-
fässer , Bandweben und
ein besonders hübscher
Sextanten - Kasten v. J.
1772, sämmtlich Arbeiten,
welche von ihrem früheren
Besitzer im Lande selbst,
vorzugsweise in der
Gegend von Bredstedt,
Husum, auf Sylt, Wyck
und den Halligen ge-
sammelt worden waren.
Auch sonst wurde in
diesem Jahre unsere schon
früher bedeutende Samm-
lung von Kerbschnitze-
r e i e u durch mannich-
fache Käufe gefördert,
so dass "dieselbe jetzt mit
rund 150 auserlesenen
Nummern die bedeutendste
ihrer Art ist. Der EinHuss
dieser Specialität unseres
Museums hat sich in er-
freulichster Weise durch
die Wiederbelebung der
Kerbschnitzerei in weitesten Kreisen bemerkbar gemacht, wobei in
richtigem Erkennen der Bedeutung dieser Arbeiten als Ziel nicht die
gewerbsmässige Herstellung zu Erwerbszwecken in den Vordergrund
gestellt wird, sondern das Streben nach geschmackvoller Ausstattung
hölzerner Gegenstände durch eigene Arbeit für den Gebrauch im eigenen
Haushalt vorwiegt.
Den Holzarbeiten zunäclit unter den Ankäufen des Jahres 188()
stehen die keramischen Arbeiten mit einem Gesammtaufwande
/ur
Gescliuitztes Mangelbrett mit der luschrift: „Wenn alle
Waldtvoglcin gelien zu Niste, so ist uouh mein Sjiat-
cicreu mit Jungfrawen das Beste — Anuo KiL'ö." Aus
Holstein. ','4 Nat.-Gr. ( Maguussen'schc Sammlung.)
XX
Müseutn für Kunst und Gewerbe.
Bandwebe mit Kerljsclmitzerei von eleu schleswigschen
Nordsee - Inseln. 17. Jahrhundert, y:^ natürl. Grösse.
(Magnussen'.sche S;iminluiig.l
von K^ o 195,00, wovt)ü
nahezu ein Dritttlieil
zum Ankauf eines aus-
tjezeichneten Ofens aus
der Stockelsdorffer
Fald'ik Lei Lübeck ver-
ausgabt wurde. Dieser
Ofen stand bis dabin
in einem Bürgerbause zu
Heibgenhafen, wohin er
der Ueberbeferung nacli
vor mehr denn hundert
Jahren als ein Geschenk
des damaligen Besitzers
der Fabrik gelangt war.
In dem reichen Aulljau
mit zwei Nischen ülx-r-
einander und der krö-
nenden Vase ist dieser
vorwiegend in Braun
und stumpfem Grün be-
malte, reich mit Gold
gehöhte Fayence - Ofen
ein überaus stattliches
Denkmal der Blüthe, zu
welcher sieb die deutsehe Fayence -Industrie im dritten Viertel des
IS. Jahrhunderts nördlich der Flbe aufgeschwungen hatte. Auch sonst
fand sich mehrfach Gelegenheit, Erzeugnisse der Stockelsdorffer und
der Kieler Fayence-Fabrik anzukaufen, desgleichen Fayencen der
Stadt Rendsburg.
Im Uebrigen konnten einzelne Stücke den Gruppen der Fayence
von Rouen und von Marseille (Fabrik der Veuve Perrin), eine
Netzvase aus der Fa])rik von Münden in Hannover, ein Majohca-
Teller mit süddeutschem Fainilieii-Wappen und ein gutes Beispiel der
uns bisher ganz fehlenden „Terre d'Avignon" in Gestalt einer braun
und grün glasirten, mit gepressten Verzierungen belegten Vexirkanne
eingereiht werden.
Unter den neuerworbenen Porzellanen ist hervorzuheben ein
reich modellirter Saucenguss aus dem unlängst vereinzelten Service,
welches zwischen 1730 und 1734 für den Fürsten Sulkowsky in der
Meissener Manufactur ausgeführt und mit dem Sulkowsky-Stein'schen
Heirathswappen bemalt wurde. Ferner eine etwas jüngere Suppenterrine
Museum für Kunst und Gewerbe.
XXI
nebst üiiterscliüssel von jener feinen Art, deren aus dvv Tlionnuisse
fietbrnite und eiselirte Ornamente dureli die dünne, durelisiclitige
Ghisur zu seliünfster Geltung gebraelit werden, ohne dureli die nur
spärlielie IJemalung mit iStreublümchen und kleinen farbigen Wappen
in ihrer Wirkung geschmälert zu werden.
Plastische Arbeiten aus Porzellan, an denen es der Sannnlung
noch allzusehr mangelt, konnten leider nur in geringer Zahl, ohne her-
vorragende Bedeutung erworben werden. Auch für die keramischen
Erzeugnisse des Orients standen keine Mittel zur Verfüouno:.
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Thoil eines aUkopti-sclion Umliaugtuehes mit Ziorstück und Borde aus einge-
wirkter Wolle ; die acht spitzen Blätter der Rosette dunkel-violett mit gelbem
Auge, die eckigen Muster zwischen diesen Blättern rotli, grün und gelb. Die
Einfassung des Achtecks dunkel-violett mit gelben Augen. Borde dunkel-
violett mit einem Mittelstreifen in zweierlei Gelb, .i.— 7. Jcihrhund(n-t. Breite
dos Ziorstückos "JHcrn.
An dritter Stelle treuen wir die Textil - Arbeiten mit
zusammen .4 ^917/)'^, wovon über zwei Dritttheile dem Ankauf einer
etwa fünfzig Nunnnern zählenden 8ainnilunir von Oewandresten
XXII Museum für Kunst und Gewcrlje.
aus küptischcu Grä.l)ci-u des 4. Ins 8. Jalirliuiiderts unserer Zeit-
rechnung zu gute kamen. Angeregt durch Muthmassungen des Wiener
Orientalisten Prof. Dr. Karabaczek hatte vor noch nicht 10 Jahren der
Wiener Kaufmann Herr Theodor Graf die Griechen- und Eömergräher
der christlichen Zeit Aegyptens durchforscht und damit den Schleier
gelüftet, Avelcher bis dahin die textile Kunst des Alterthunis vor unseren
iVugen verborgen hatte. Auch unter der Herrschai't des Christenthums
hatte sich der altägyptische Brauch der Mumihcirung der Leichen er-
halten. Man bekleidete den Verstorbenen nach der üblichen Waschung
und Salljung mit den reichsten Gewändern , die ihm im Leben zur
Auszeichnung gedient hatten, legte ihn auf ein Brett und umwickelte
dieses und den darauf ausgestreckten, mit gekörntem Salpeter bestreuten
Leichnam mit Leintüchern und Binden, oder man legte die Gewänder
auf den zuvor mit Binden umwickelten Todten und fuhr daim mit dem
Umwickeln fort. Der heisse, ausdorrende Wüstensand, in welchem die
Bestattung stattfand, vollendete die Mumificirung des Körpers und
bewahrte, die mit diesem bestatteten GeAvebe und Stickereien durch
anderthallj Jahrtausende, oft in vollendetster Erhaltung mit völliger
Frische ihre ursprünglichen Farben. Diese zuerst von Graf entdeckten,
von ihm dem Oesterreichischen Museum für Kunst und Industrie ülier-
lassenen textüen Arbeiten aus einer Zeit, aus welcher sonst nur äusserst
spärliche Gewebereste auf uns gekommen sind, gehören der Hauptsache
nach der Cultur der christlichen Kopten an; einerseits haben sich in
ihnen viele Motive der römischen Zierkunst erhalten, oft und sogar
meistens ohne deutliches Eindringen christlicher Motive; anderseits
weisen Einzelheiten, insbesondere Inschriften auf den Einfluss der
mohammedanischen Araber, welche bereits im 7. Jahrhundert von den
eutychianischen Christen Aegyptens zum Beistand gegen die bis dahin
dort herrschend gewesenen byzantinischen, nicht der Lehre des Eutyches
von der Einheit der göttlichen Natur Christi folgenden Christen herbei-
gerufen waren und das Nilland rasch erobert hatten.
Nach den Entdeckungen Grafs sind Andere seinen Spuren
gefolgt, darunter der um die Kenntniss der mittelalterlichen Textil-
Kunst seit langen Jahren hochverdiente Dr. Franz Bock Avelcher
koptische Gewebe in Massen herbeischaffte und davon auch unserer
Anstalt eine kleine Sammlung überliess, welche ein gutes Bild sowohl
der wichtigsten Ziermotive, wie der bemerkenswerthesten Techniken der
koptischen Webe- und Stickerkunst darbietet.
Die in unseren Besitz gelangten Reste sind kleinere oder grössere
Theile von Umhangtüchern, welche dem Lebenden als mantelartige
Kleidungsstücke, dem Bestatteten als Todtentücher dienten, Borten,
Museum liir Kunst und Ge\verl)L'.
XXIII
M
^i^'^/a^^'^
: i -^
lUattförmiges Zierstück in Haute-
lisse-Weberei aus violetter Wolle
eingewebt iu den Leiuengrund eines
Umliaugtuclies ; die weissen Adern
eingestickt. Breite des Blattes — cm.
Altlioptisch. .5.-7. Jalirlidt.
Streifen und Zier«tücke vun leinenen
Tuniken, Stolen und anderen Ge-
wändern. Viele der Zierstücke sind
tlieils aus farbiger Wolle in die an
der betreffenden Stelle ohne Ein-
scbuss belassene Kette des Leinen-
geAvebes gobelin- artig eingeÜoeliten,
theils für sich gearl)eitet und dem
Leinen des Gewandes aufgenäht. Diese
quadratischen oder kreisförmigen Be-
satzstücke entsprechen nach Kara-
baczek's Erklärung dem in der rö-
mischen Kaiserzeit von hochgestellten
Würdenträgern, Senatoren, Kriegstri-
l)unen und Rittern auf ihren Tuniken
und Mänteln getragenen, später als
Modeabzeichen beibehaltenen Rang-
abzeichen, dem grossen latus clavus
der Senatoren, dem angustus clavus
der Ritter, von denen jener einfach
schief über die ganze 15 reite der
Brust geheftet, dieser doppelt auf
der linken und rechten Brustseite
neben den von den Schultern spangen-
artig herabsteigenden Zierstreifen aiigel)raclit wurde. In anderen Fällen
kommen dergleichen Abzeichen als Achselschmuck vor, unseren Epau-
letten vergleichbar. Die Zierstreifen waren meist so angebracht, dass
sie von jeder Schulter zum vorderen und hinteren Saume des Gewandes
parallel herabliefen, wie solches an einem vollständig erhaltenen Ge-
wände, einer frühchristlichen Stola unserer Sammlung zu sehen ist.
Dieselbe hat die Gestalt eines langen, in der Mitte mit einer Oeffming
für den Kopf versehenen Rechteckes, welches der ganzen Länge nach
von zwei aus dunkler Purpurwolle eingewirkten parallelen Zierstreifen
durchzogen ist. Letztere zeigen vom Saume aufsteigendes Rankenwerk mit
nackten Menschengestalten und Thieren, welche an spätröinisches Orna-
ment erinnern und in ihrer Mitte, den Schultern entsprechend, je durch
ein aus gelber Wolle eingewirktes gleicharmiges, koptisches Kreuz unter-
brochen werden. In der Traclit des christlichen Klerus leisten sich diese
Streifen s])äter von dem priesterlichen Gewände, dem sie als auszeichnende
Zierde gedient hatten, völlig ab und wurden als l)andartig um den Hals
gelegte, vorn beiderseits herabhangende, durch eingestickte Kreuze
XXIV Museum für Kunst und Gewerbe.
bedeutsiiin gescliniückte 8tolu zu uiiium IJustandtlieil tler liturgisch en
Tracht des kathohscheu Priesters.
Wie hinsichtlich der Tracht der frühchristlichen Zeit, so l)ietet
unsere klehie Sammlung auch hinsichtlicli der Eohstoffe, der Farben,
insbesondere der verschiedenen Arten des rur])urs, der Flächenmnsterung
im Allgemeinen, des Absterbens der antiken l''ormen, des Kindringens
christlicher Motive in den Fornienschatz, der Vorläufer der arabischen
Flachmuster mit ihren 13andverschlingungen und geometrischen Linien-
spielen, lehrreichen Anschauungsstoff. Bewundernswerth ist bei nnmchen
Stücken die Erhaltung der Fail)en. am sclu'nisten an einer mit mehr-
farbigen Akanthusranken, Masken und Thieren auf schwarzem (irunde,
in noch völlig antiker Weise verzierten (lobelin-Borde, welclie Herr
Maler Ocder in Düsseldorf unserer Sannidung geschenkt hat.
Weitere Einzelheiten müssen dem illustrirten Führer vorbehalten
Ideiben. Hier sei nur nocli erwähnt, dass der von der Commission
l)erathene Ankauf der Hauptsammlung des Dr. Bock mit ihren Reihen
völlig erhaltener Gewänder der frühchristlichen Zeit nicht zum Abschluss
gebracht werden konnte, weil die auf das jeweilige Budget beschränkten
regelmässigen Ankaufsmittel der Anstalt einen Kauf von so hohem
lUdaufe nicht gestatteten, ausserordentliche Mittel, wie wir sie in
früheren Jahren letzwilligen Verfügungen patriotischer Mitbürger ver-
dankten, nicht mehr zur Verfügung standen, ein Aufruf zu jirivaten
Beiträgen aber angesichts der Schwierigkeit, die anzukaufende Sannn-
lung hier auszustellen, aussichtslos erschien.
Ausser den koptischen (Jeweben wurden noch einige gute Muster
italienischer Seidengewel)e des späteren Mittelalters angekauft. Der
Vervollständigung der textilen Abtheilung, welche bisher nicht genügend
berücksichtigt werden konnte, sollen im Jahre 1888 die Mittel der
Anstalt vorwiegend zugewendet werden.
Aus den kleineren Ankäufen für die textile Abtheilung ist eine
bis dahin unserer Beobachtung entgangene Besonderheit bäuerlichen
Ursprunges hervorzuheben: die Namenstickereien auf den lei-
nenen Taschentüchern der Altenlände rinnen. p]inmal an's
Licht gezogen, konnte gleich eine ganze Eeihe dieser mit rother Seide
in feinstem Kreuzstich auf gezähltem Faden ausgeführten Stickereien,
zumeist aus dem letzten Viertel des 1 8. Jahrhunderts erworben werden.
Die in eine Ecke des Taschentuches gestickten Verzierungen zeigen
neben den Jahreszahlen, den Anfangsbuchstaben oder den vollen Namen
der Eigenthümerinnen die bekannten Haui)tmotive der bäuerlichen
Ornamentik unserer Gegend, die Herzen, die Kronen, die schnäbelnden
Tauben, die Engel, Motive, deren Ursprung wohl auf die in vielen
Museum für Knust uud Gewerbe. XXV
Familien lange bewahrten Hochzeitsmedaillen von Anfang des 17. Jahr-
hunderts zurückzuführen sind. Ferner einige biblische Motive, die
auch auf getriebenen Messingschüsseln häutig vorkommenden Kundschafter
Josuah's mit der Eiesentraube, und das Leiden Christi ; Hirsche, in
welchen eine äusserliche Erinnerung an die in der altchristlichen Sym-
bolik so häutige Darstellung in Bezug auf den Psalm von der nach dem
göttlichen Heile wie der Hirsch nach dem Quell dürstenden Menschenseele
fortlel)en mag; endlich Schilfe. Frauen am Brunnen, Hofthore, in denen
man unschwer dem eigenen Lcl)en der Altenländer entlehnte Motive
wiederfindet. Bei besonders prächtigen Tüchern sind der rothen Seide
jNIetallfäden eingestickt, und für die Trauer l)estimmte sind ganz
schwarz bestickt.
Die vierte Stelle unter den Ankäufen nehmen die japanischen
Schwerdtzierrathcn mit .4 -"^43,22 ein. Ueber den Plan und die
l>edeutung dieser in ihrer Art und Anlage einzigen Sammlung kann
auf das in früheren Berichten Mitgetheilte verwiesen werden. Mit
Schluss des Jahres 1887 w^aren bereits gegen 90U Nummern zur Schau
gestellt, welche sich in 21 flachen, theils hängenden, theils liegenden
Schaukästen auf dunkelrothem Sammetgrund in folgenden (Jruppen
darboten: 1) Chrysanthemum. 2) jap. Kirschbaum, Prunus Sakura.
:>) jap. Pflanndiaum, Prunus Älume. 4) Kiefern, Ahorn. Kiri und
andere Bäume. f)) Vegetationsgruppen und verschiedene l)lühende
Pflanzen, (i) Früchti' (Obst, Hidsenfrüchte , Kürbisse). 7) Bambus
und Halmfrüchte (Reis, Hirse etc.). 8) Iris, Orchideen und verschiedene
l)lühende Pflanzen. 0) Hühner, Fasanen, Gänse, Enten. 10) Kraniche
und Reiher. 11) Sp(n-linge und kleine Vögel. 12) Mythische Thiere
(Drachen. Foho-Vogel etc.). 1 ?>) Thiere des Thierkreises, insbesondere
Pferd. Tiger, Affe. 14) Hund. Katze. Mäuse, Wolf, Fuchs, Hase,
Eichhörnchen etc. 1;')) Fische. 10) Schlangen, Eidechsen, Frösche,
Mollusken 17) Geometrische Flachornamente und Inschriften, l^) Budd-
histische Gottheiten und taoistische Sennin, chinesische Weise. 10) Die
sieben Glücksgötter. 20) (iestalten des japanischen Sonnenmythus, des
Sagenkreises von Yoshitsune und Denke, vom Drachentcidter Hidesato.
21) Landschaftsbilder und die grossen Feste der Jahreszeiten. Jedem
dieser Schaukasten ist ein gedrucktes Placat beigegeben, welches die
nothwendigsten Erläuterungen des Inhaltes darbietet. Hiebei ist. dem
Grundplane der Samndung gemäss, zunächst das Verständniss der
Natur- oderCultur-Motive in's Auge gefasst. Bezüglich der technischen und
kunstgeschichtlichen Erklärungen muss das zum vollen Verständniss dieser
Samndung Erforderliche dem im Druck belindlichen illustrirten Fidn-er
durch unsere Sannnlungen vorbehalten bleiben. Mit einiucn erffänzenden
XXVI Museum für Kunst und Gewerbe,
Gruppen (/. B. Raiil)vögel, häusliches Leben, Geräthe Waffen, Volks-
Märchen, Wappen), welche dem folgenden Jahre vorbehalten ^bleiben,
wird diese Sammlang zu einem vorläufigen Abschluss gelangt sein,
soweit von einem solchen Angesichts des unvergleichlichen Reichthums
der japanischen Kunstmotive die Rede sein kann. Sehr erwünscht
wäre es, wenn die vielen Freunde, welche der Gedanke, eine derartige
Sammlung anzulegen, in Hamburg gefunden hat, ihre Theilnahme für
denselben ebenso wirkungsvoll, wie für die Anfänge seiner Ausführung,
so auch für die Vollendung und Ahrundung des Werkes bethätigen
wollten. Lange wird die Vermehrung unserer japanischen Sammlung
mit verhältnismäßig geringen Mitteln nicht mehr möglich sein, da die
Zuflüsse mehr und mehr von den Amerikanern in ihre mit ungeheuren
Mitteln arbeitenden Museen und grossen Privatansammlungen abge-
leitet werden.
An vierter Stelle finden wir dieses Jahr die Ai'beiten aus unedlen
Metallen, mit Ji 1893,55 bedacht. Dieser Betrag ist zum grössten
Theil dem Ankauf einer schönen zinnernen Schüssel nebst Kanne aus
dem Jahre Ulli zu Gute gekommen, welche bis vor Kurzem in der
Kirche von Unterreichenbach bei Schwabach unweit Nürnberg's als
Taufgeschirr gedient haben. Ursiirünglich waren diese und ähnliche
Gefässe für weltlichen Gebrauch bestimmt Bei unseren Stücken, welche
den der Lorenzer Kirche zu Nürnberg gehih-igen gleichen, erinnert an
einen kirchlichen Zweck nur das in den Buckel der Schüssel an Stelle
der „Temi)erantia" anderer Abgüsse eingelassene Relief der Mutter-
gottes mit dem die Weltkugel tragenden Jesuskinde in einer Glorie
von Engeln. Alle übrigen, vom erhaben gekörnten Grunde sich al)-
hebenden Reliefs sind weltlichen Inhalts. Der innere, den Buckel
umkreisende Fries zeigt Mars als den Vertreter des Feuers, Merkur
für die Luft, eine Quelhiymphe für das Wasser und Ceres für die
Erde; dazwischen in den Ornamenten sinnvolle Anspielungen auf die
vier Elemente. Der schmälere Randfries enthält acht in Landschaften
ruhende Frauengestalten als Vertreterinnen der sieben freien Künste:
Astrologie, Geometrie, Arithmetik, Musik, Rhetorik, Dialektik, Gram-
matik und ihre Beschützerin Minerva. Die grottesken Ornamente in
den Zwischenräumen deuten wieder auf die Elemente. Die zugehörige
schön geformte Henkelkanne zeigt in dem mittleren Fries allegorische
Gestalten der Welttheile Amerika, Afrika, Europa; darüber drei kleinere
Allegorien des Winters, Frühlings und Herbstes. — Auf dem Bilde
der Geometrie ist neben der Jahrzahl IGll ein C. E. zu lesen, welches
durch das auf der Unterseite des Buckels eingesetzte medaillenartige
Bildniss mit der Umschrift Casbar Enderlein sculpebat erklärt
Museum für Kunst und Ge\verl)e.
XXVII
wild. Danach war dieser berülimteste der Nürnberger Zinnkünstler
der Vertertiger der Formen zu unseren Taufgeschirren, der Nürnberger
Zinnstempel trägt jedoch nicht seine Marke, sondern die Buchstaben eines
Meisters N. H. Dass Enderlein zugleich der künstlerische Urheber der
schönen Ornamente der von ihm geschnittenen Form gewesen, ist zu
bestreiten, da gleiche Schüsseln (mit der „Temperantia") vorkommen,
auf welchen sich der Franzose Frangois Briot, der gleich Enderlein
von Geburt ein Schweizer war, aber vor jenem lebte, als Formsclmeider
nennt. Obwohl französischerseits diese Frage zu Gunsten Briefs ent-
schieden worden, scheint sie doch noch nicht nach allen Richtungen
spruchreif. Sicher aber ist, dass die Zinngefässe dieser Art als solche
ihren eigenen Zweck und nicht denjenigen hatten, als Modelle für
Silberarbeiten zu dienen.
Weiter wurden einige japanische Bronzen angekauft, darunter die
schöne S. XXXV abgebildete Vase in Gestalt einer Blüthe der Magnolia.
An fünfter Stelle
i
stehen die Leder a r-
beiten mit J^ 1470.
darunter als kost-
barstes Stück eine ,V-
runde Holzbüchse . '^
welche mit rotliem ;
Leder überzogen i;st. X ' '
dessen fein gesclmit
tene, noch an gotlii-
sehe Motive erinnern -
deBlumenrankensicli '
von einem mit sehi' ^
feinen Perlpunzen <^
zart gekörntem Grun-
de abheben, eine ita-
lienische Arbeit wohl
noch des 15. Jahr-
hunderts. Sodann
eine türkische Handchrift des Koran in einem schön gepressten Leder-
einband derselben Entstehungszeit, wie der im vorigen Bericht be-
schriebene Band mit den Dichtungen Sultan Soliman II.
Aus den übrigen Abtheilungen ist nur noch das Schmiede-
eisen, für welches ./^ llOo verausgabt wurden, hervorzuheben. Ausser
einigen vortrefflichen, in Nürnberg erworlienen schmiedeeisernen Angel-
bändern des If). Jahrhunderts wurde der hier abgebildete mitteldeutsche
Hölzerne Büchse, überzogeu mit geschnittenem, ge-
triebenem und feingepunztem rothen Lcder. Italien.
15.— 16. Jahrhdt. Höhe 9'/? cm.
XXVIII Muwemii für Kunst uinl Gewcrlie.
Kirclienleucliter aus dem 17. Jahrhundert eingereiht. Derselbe trägt
E,este seiner ursprünghehen Benialung in Blau, Roth, Weiss, Grün und
Gold wie solches an der neben dem Leuchter ausgestellten Al)l)il(lung
deutlicher zu sehen ist.
Unter den Gruppen „Verschiedene Techniken" ist dieses
Mal ausnahmsweise eine Drehbank verrechnet. Kauft das Museum
auch im Allgemeinen keine Maschinen und Werkzeuge, so wurde hier
eine Ausnahme gemacht, da es sich um eine dem Ende des 18. Jahr-
hunderts angehörige Drehbank handelte, bei welcher sich sämmtliche
Vorkehrungen und Versatzstücke befanden, welche die Herstellung der im
17. und 18. Jahrhundert so beliebten Passig-Dreharbeiten erklären.
Zu der Gruppirung der Ankäufe nach ihrer geschichtlichen Zu-
sammengehörigkeit ist nur wenig zu bemerken. Die koptischen Ankäufe
erklären, dass hier zum ersten Mal eine frühmittelalterliche Grupp(>
auftritt. Das 16. Jahrhundert steht obenan, weil demselben sowohl das
.Rendsburger Getäfel, wohl eine Arbeit noch des letzten Jahrzehnts des
Jalu'hunderts, Avie die Enderlein'schen Zinngefässe zugezählt sind, letztere
deswegen, weil sie, obwohl von 1611 datirt, auf ein älteres Modell zurück-
zuführen sind. Dem 18. Jahrhundert kamen der Stockelsdortt'er Ofen
und die oben erwähnten Meissener Porzellane zu gute. Unter den
neuzeitigen Arbeiten ist eine stattliche Gartenvase hervorzuheben,
welche die hiesige Thonwaarenfabrik \onA. Spiermann & Wesseltj nacli
C. Börner's Modell angefertigt und in der vorjährigen Weihnachts-
Ausstellung vorgeführt hatte.
AiiiViieiiuii-s- Mit der Dichtung der Schauschränke, über welche im vorigen
Aii.citcu. j;,iire berichtet worden, wurde im Jahre 1887 fortgefahren und die
damit verbundene Neuordnung des Inhaltes sämmtlicher Schauschränke
ihrer Vollendung entgegengeführt. Die Aufstellung des grössten Theiles
der Sammlung japanischer Metallarbeiten in dem früher mit Bau-
schlosserarbeiten besetzten Gange hnks vom Haupteingang wurde
nahezu vollendet. In dem Zimmer links vom Haupteingang wurden
der oben erwähnte Stockelsdorffer Ofen und vier alte hamburgische
Oefen, zum Theil schon ältere Erwerbungen, aufgebaut. Der älteste
dieser Oefen kennzeichnet sich durch seinen schlichten, wenig gegliederten
Aufbau, das schmale Kachelband zwischen den Reihen der grossen
Kacheln des Unterbaues und die ein schweres Gesims tragenden Baluster
des Oberbaues als vor der Blüthezeit der hamburgischen Ofentöpferei
entstanden. Dafür al)er, dass auch er aus einer hiesigen Werkstatt
hervorgegangen, spricht das auf dem Krug des Satyrs in einem der
Kachelbilder angebrachte, aus einem H. D. Hs. zusammengesetzte
Monogramm, welches auf den hamburgischen Töpfer Heyming Detlef
Hennings liinweist. Ein Töpfer dieses Namens war im Jahre 1697
Museum für Kunst und Gewerbe. XXIX
Meister; sein Werk mag dieser Ofen sein, nicht dasjenige des jüngeren
Meisters gleichen Namens, welcher im Jahre 1752 Aeltermann des
hamburgischen Töpferamts war und sich als Verfertiger unseres schönen
Ofens mit neutestamenthchen Bildern nach Stichen des Goltzius genannt
hat. Schon im Jahre 1662 kommt hier ein Töpfer Namens Jürgen
Hennyges vor, 35 Jahre später ausser jenem Henning Detlef Qm Heinrich
Hennings und ein Jürgen Hennings.
In dem zweiten Ofenzimmer fand auch der gusseiserne Ofen mit
dem geschnitzten Ofenheck, welche zu unserer reichgetäfelten Bauern-
stube aus der Wilstermarsch gehören, sowie ein Eckschrank aus dem-
selben Zimmer mit der Jahreszahl 1740 zeitweilige Aufstellung. Diese
Getäfel selbst mit der ganzen Einrichtung aufzustellen, fehlt es uns
an geeigneten Räumen, wie denn auch unser herrliches Louis XVI.
Getäfel noch in seiner provisorischen, der guten Erhaltung dieses kost-
barsten Stückes unserer Sammlungen keineswegs förderlichen Aufstellung
verharren muss, und das Eendslnu'ger Zimmer aus dem Besitz Mag-
niissen's gleichfalls nur provisorische Aufstellung im Gange gleich links
vor dem Schrank der neuen ErAverbungcn linden konnte, Angesichts
dieser räumliehen Schwierigkeiten haben wir schon manche Gelegenheit
zum Ankauf von Zimmertäfelungen unbenutzt verstreichen lassen müssen.
Die Einrichtung vollständiger alter Zimmer -Einrichtungen der ver-
schiedenen Stile vom Ende des Mittelalters bis zum Beginn des
19. Jalirhunderts, mit ihren Getäfehi, ihren Möbeln und allem Zubehör
des Hausrathes stand l)ekanntlich von Anbeginn an auf unserem Pro-
gramm, ohne dass die Verwirklichung auch nur in einem Falle bis
jetzt nn'igiich gewesen wäre. Nur An- oder Umbauten unserer jetzigen,
im Uebrigen der lehrreichen Entfaltung unserer Sammlungen durchaus
förderlichen Räume k()nnen diesem Mangel dereinst abhelfen.
Mit der verbesserten Aufstellung der Sammlungen wurden auch
in den meisten Abtheilungen photographische oder andere Abbildungen
zur Schau gehängt, um unsere Altsachen in stilgeschichtlicher Hinsicht
zu ergänzen. So wurden z. B. am Eingang in das erste Eisenzimmer
monumentale Schmiedewerke Italiens (Scaliger -Denkmal zu Verona,
Fahnenhalter von der Piazza Postierla zu Siena, Hauslaterne vom
Palazzo Strozzi). im zweiten Eisenzimmer dem 17. und 18. Jahrhundert
entstammende Arl)eiten (Brunneid)al(lacliin aus Prag, Kai)ellengitter im
Dom zu Lübeck), in Bildern vorgeführt. Unweit der bronzenen Thür-
klopfer, welche das Museum der Averhoff'schen Stiftung verdankt, die
ehernen Pforten Ghiberti's zu Florenz mit ihren wundervollen natura-
listischen Laubgewinden, in denen die bei Kirchenfesten um die Pforten
gelegten, unten in Gefässen stehenden und mit Laub, lUnmen und
Früchten umbundenen Rampen momimental gestaltet sind. l''aluien-
(1
XXX Museum für Kunst und Gewerbe.
halter vor der Markusldrche zu Venedig; eherne Mauerringe zum
Anljinden der Pferde und zum Befestigen der Fackeln am Palazzo
del Magnifico zu Siena, Neben den Majoliken zahlreiche Photographien
von Meisterwerken der in der Sammlung noch nicht vertretenen Fayence-
Plastik aus der Schule der Eobhia's, u. A. der Fries vom Hospital
zu Pistoja mit den von Ordensleuten geübten Werken der Barmherzigkeit;
die Medaillons von Wickclkindern, welche Andrea della Robina für
das „Haus der unschuldigen Kindlein" zu Florenz geschaffen hat; der
Sakristei -Brunnen von S. Maria novella mit Guirlanden tragenden
Putten und einer in das Halbrund gemalten Landschaft. Weiter neben
den persisch-mittelalterlichen Wandfliesen mit metallischem Glanz Ab-
l)ildungen der berühmten Alluunbra- Vasen zu Granada; neben den
weichen Sevres - Porzellanen und den weiss-blauen Jasper -Reliefs von
J. Wedgwood Photographien kostbarer, mit gemalten Sevres -Platten
und englischen Reliefs geschmückter Möbel aus dem Madrider Kihiigs-
schlosse ; neben unseren wenigen Elfenbeinschnitzwerken Ansichten des
im bayerischen National-Museum bewabrten elfenbeinernen Münzschreins,
Avelchen Angermacher im Jahre 1();24 für die Herzogin P^lisabetli von
Bayern geschnitzt hat.
Um den Schmuck unserer Lan(lbevr)lk('rung verstündliclier zu
machen und in seiner Beziehung zu den alten Volkstrachten zu ver-
anschaulichen, wurden zunächst zwei von IJernhard Mörlins gemalte
Aquarelle eines alten Vierländer Bauern und einer jungen Vierländerin,
sowie ein von C, Schildt gemaltes Aquarell einer Altenländerin im
Kirchgangsstaat erworben und neben den Schaukasten mit dem Schmuck
dieser Landschaften ausgehängt. Li ähnlicher Weise sollen auch andere
Abtheilungen der Sammlung, die Gewebe, Stickereien und Spitzen durch
Trachtenbilder, die alten Möbel durch alte Stiche mit belebten Literieurs,
die japanischen Brorjzen und Korbflechtarlieiten durch Bilder von Blumen-
aufziei'ungen in japanischem Geschniack dem eulturgeschichtlichen Ver-
ständniss näher gebraclit werden.
Die Vorträge.
Ln Winterhalbjahr 1887 — 88 hielt der Director Dr. Brinckmann
zwei Reihen von Vorträgen,
Die einen dieser Vorträge, ausschliesshch für Gewerb treibende,
Künstler, Lehrer oder Sammler bestinnnt, wurden an den Sonntags-
Vormittagen von 11 — 12 Uhr gehalten und gaben den Theilnehmern
Gelegenheit, sich sowohl mit bestimmten Abtheilungen der Sammlung,
wie mit der betreffenden Literatur eingehender zu beschäftigen, auch
durch Zwischenfragen vnid den Versuch eigener Erklärungen das Ver-
ständniss der behandelten Fragen zu vertiefen. Um die Wahl der
Museum für Kunst und Gewerbe. XXXI
Gegenstände tliunliclist dem Beruf und den Kenntnissen der Theil-
nehmer anzupassen, gab der Director denselben Gelegenheit, einzeln
ihre Wünsche zu äussern und stellte danach ein Programm zusammen,
von welchem bis zum 1. April des Jahres 1888 folgende Themata
durchgesprochen waren: Ausbildung der Gebrauchsmöbel des gothischen
Stiles mit besonderer Kücksicht auf die aus der Holztechnik sich er-
gebenden Motive im Gegensatz zu den der Baukunst entnommenen
Motiven. — Die Sitzmöbel in ihrer geschichthchen Entwickelung bis
zu den Formen unserer Zeit. — Innen -Decorationen, insbesondere
Wandgetäfel und Plafonds im Stil der deutschen Renaissance, mit
Berücksichtigung ihrer Unterschiede von denjenigen der französischen
Renaissance. — Möbel des 17, Jahrhunderts in Nord -Deutschland,
unter Ijesonderer Rücksicht auf den niederländischen Einliuss. — •
Begriffsbestimmung des Barock- und Roccoco-Stiles und Untersuchung
ihres Einflusses auf unsere neuzeitige Kunst -Industrie. — Geschichte
des Bettes mit besonderer Berücksichtigung der Tapezier-Arbeiten. —
Das abendländische Küchengeräth aus Metall vom Alterthum bis zur
Neuzeit. — Die venetianischen Gläser. — Dem .Zwecke dieser theils
im Bureau des Directors, theils in verschiedenen, jeweihg abgesperrten
Zimmern der Sammlung gehaltenen Vorträge entsprechend IjHeb die
Zahl der Theilnehmer auf 25 beschränkt.
Die anderen, ausschliesslich für Damen bestimmten Vorträge an
den Montags-Nachmittagen von 2'/2 bis 3'/2 Uhr behandelten in zwang-
loser Abwechselung Gegenstände der textilen und der keramischen Kunst.
Von ersteren wurden besprochen die Gewebe und Stickereien aus den
koptischen Gräberfunden, die Weberei der sicilianischen Muhammedaner
und ihre späteren Nachahmungen mit besonderer Rücksicht auf das
Krönungsornat der deutschen Kaiser, die liturgischen Gewänder des
christlichen Mittelalters, die Stickerei im Allgemeinen und im Hinblick
auf die Stilgesetze des Kreuzstiches und des Plattstiches, die Herstellung
und Gescliichte der Bildteppiche (Hautelisse- und Basselisse -Teppiche,
Gobelins). Von keramischen Gegenständen wurden besprochen die
Majoliken, die Delfter und Rouener Fayencen, das orientalische Por-
zellan, das deutsche Steinzeug, die deutschen Hart-Porzellane, ins-
besondere von Meissen, die französischen Weich-Porzellane, insbesondere
von Sevres, die englischen Töpferarbeiten, insbesondere diejenigen Josiah
Wedgwood's, die Porzellan-Plastik des 18. Jahrhunderts. Da auch bei
diesen Vorträgen die Einführung in das intimere Verständniss der
Sammlung Haui)tzweck war, wurden sie in den verschiedenen Räumen
abgehalten, welche mit den jeweihg besprochenen Altsachen besetzt
sind. Des beschränkten Raumes wegen konnten nicht mehr als 60 bis
70 Zuhörerinnen zugelassen werden.
X^XJJ Museum für Kunst und Gewerbe.
Die Kiiirichtuiig eines besonclereii, nur Vortragszwecken dienenden,
etwa 100 — 150 Zuhörer fassenden Baumes wird sich mit dem An-
wachsen der Sammhingen mehr und mehr als Nothwendigkeit erweisen,
da die zu gemeinsamer Benutzung durch die diei im Museumsgehäude
vereinigten Anstalten angCAviesene Aula dem Bedürfnisse nur unvoll-
kommen ents])richt, theils wegen der die rechtzeitige Ausstellung der
Anschauungsgegenstände beeinträchtigenden Mitl)enutzung durch das
Real-Gymnasium, theils wegen ihrer Lage im ersten Stock aussei'halb
der Museumsräume, theils wegen ihrer akustischen Verhältnisse, welche
ihre Benutzung zu Vorträgen nur dann gestatten, wenn letztere auf
zwei- bis dreihundert Zuhörer berechnet sind, wie solches z. B. mit
den vor einigen Jahren vom Director gehaltenen Vorträgen über Japan
der Fall war. Im Allgemeinen werden sich Vorträge für einen be-
schränkten Zuhörerkreis deswegen nützlicher erweisen, weil sie sowohl
mehr auf die durchschnittliche Bildungsstufe oder den Beruf der Zu-
hörer eingehen, wie auch denselben die so wichtige nähere Betrachtung
des Anschauungsstoffes erleichtern können.
Eine beiden Theilen Nutzen liringende nähere Beziehung des
vor zwei Jahren durch die KunstgeAverbe-Abtheilung des (lewerbe-
Vereins begründeten Kunstgew erbe -Vereins führte in Folge der
Abhaltung der regelmässigen Versannnlungen desselben in der Aula
des Museums einerseits dazu, dass häutig neuere, von ihren Entwerfern
oder Verfertigern dem Vereine vorgefiUirte Kunstgewerbserzeugnisse
nachher in der dauernden Ausstellung des Museums weiteren Kreisen
gezeigt wurden, anderseits zu mehrfachen Besprechungen imd Vorträgen
über neue Erwerbungen des Museums oder werthvolle Serien aus dem
Besitze privater Sammler, bald durch letztere selbst, bald durch den
Direktor, welcher Vorsitzender des Vereins ist. Mehrfach gelangten
auch solche Serien nachträglich zur Ausstellung im Museum, so die
Maler-Email- Arbeiten aus der Sammlung des Herrn H, Winckler und
die Speisegeräthe aus dem Besitz des Herrn Jobs. Paul.
Die dauernde Ausstellung neuer Arbeiten.
Die dauernde Ausstellung neuer Arbeiten erfuhr durch die
Einrichtung des rechts vom Haupteingange belegenen Ganges für die-
selbe eine entschiedene Belebung. Ausser vielfachen Neuheiten ham-
burgischen Ursprungs gelangten auch die Erzeugnisse einzelner grosser
Werkstätten des deutschen Zollbinnenlandes zur Ausstellung. U. a.
stellte aus Carl de Bouche in München ein Bildfenster mit einem
Landsknechtszug, L. Blaschka in Dresden seine vorzüglichen Nach-
bildungen von Meerthieren aus geblasenem und gesponnenem Glase,
der hiesige Tapetenfaljrikant Friedrich Tode die von Franz Leffler in
Museum für Kunst und Gewerbe. XXXUI
Wien gemalten decorativen Kinderl)ikler nebst deren Farbendrncknaeli-
bildungen aus der 8. CeezV/e? 'sehen Kunstanstalt in Wien, Frau Clina
von Sivers , geb. Krüger in Kiel gemeinsam mit den Fräulein Eosa
und Elisabeth Krüger decorative Blumen- und tigürliche Malereien,
J. A. Eysser in Nürnberg Schränke mit eingelegten Arbeiten im
Geschmack der süddeutschen Spätrenaissance und andere Mül)el nach
alten Originalen in Nürnberger Museen, Ferdinand Malier in Quedlin-
burg und die Brüder Kellner in Friedrichshafen kleinere Glasmalereien,
H. Sauermann in Flensburg einen nach einem Original des Thaulow-
Museums ausgeführten Cabinetschrank im Stil der niederländischen
Renaissance, G. Triihner in Heidelberg getriebene Silbergefässe, Georg
Leykauf in Nürnberg seine nach alten Mustern gearbeiteten Essbestecke,
Robert Böhm ältere und neuere Korbflechtarbeiten aus der Koburger
Gegend. Von hiesigen Kunsthandwerkern stellten aus : Georg Hulbe regel-
mässig seine Neuheiten in getriebenem, geschnittenem und gepunztem
Leder, Hendrik Schulze seine Lederarbeiten derselben Technik, A. Spier-
mann & Wessely ihre neuesten Fayencen, Gäth & Peine die in ihrer
Stickerei-Anstalt ausgeführten Fahnen und Banner der hiesigen Lnumgen
und Vereine, J. R. Loose seine neuesten farbigen und gebrannten Holz-
Intarsien und eingelegten Metallar1)eiten für Möbel, der Architekt
W. Voigt seine Kabinetglasraalereien, der Bildhauer Fr. Rampendahl jr.
seine Thonstatuetten, zumeist hamburgische Strassenliguren, 0. F. Walther
seine geätzten Spiegelglasscheiben, Bildhauer Karl Stendler seine be-
malten Rococo-Schnitzereien, der Buchbindermeister Rudolf Frank die
von ihm erfundene, in der Wieland'schen Maschinenfabrik (Inhaber
W. F. Zipperling) ausgeführte und vor zahlreichen Berufsgenossen
wiederholt in Thätigkeit gezeigte Fadenlieftmaschine, L. Martin Eiffe
seine Entwürfe für Grabdenkmäler, H. C. H. Wrba jr. seine nach
eigenen Modellen in Bronze gegossenen Kandelaber, Leuchter und
Toilettesj)iegel, Fräulein A. und E. Reitz die in ihrem neu eingerichteten
Kunststickereigeschäft angefangenen und ausgeführten Handarbeiten.
Um die Osterzeit stellten mehrere hiesige Innungen — die Tischler,
die Schlosser, die Schuhmacher — die Arbeiten der bei den Innungs-
meistern auslernenden Lehrlinge aus. Desgleichen die Fachschule der
Malergehülfen ihre Gehülfen- und Lehrlingsarbeiten.
Die Veranstaltung grösserer Ausstellungen, wie solche in früheren
Jahren des öfteren unter dem Zuspruch vieler Tausende von Besuchern
veranstaltet worden waren, erwies sich in Folge des Anwachsens der
Sammlungen l)is zur Füllung aller Räume als unausführ])ar. Aus dem-
selben Grunde musste auch von der Wiederholung einer kunstgewerb-
lichen Weinachts-Ausstellung in den Räumen der Anstalt abgesehen
werden. Die Veranstaltunc; einer solchen Ausstellung in anderen
XXXIV Museum für Kunst und Gewerbe.
Räumen unterblieb, um alle Kräfte für eine glänzende Beschickung
der für das Jahr 188!), den ersten Sommer nach dem Eintritt Hamburgs
in den Zollverband des Deutschen Reiches, geplanten grossen Ausstellung
zu schonen.
Der Besuch und die Benutzung der Anstalt.
Der Besuch der Sammlungen stellte sich während des Jahres
1887 folgendermassen :
Januar 8 838
Februar 5 590
März 7 59(1
x\pril 12 302
Mai 5 667
Juni 3 953
Juli 4 992
August 5 912
September . 6 292
October 7 065
November . 5 981
December 5 203
79 391 Personen,
wovon 38 666 auf die Sonntage kamen. Die hohen Besuchziffern im
Monat April erklären sich wieder aus dem herkömmlichen Zudrang
während der Osterzeit, die auftallend niedrige, das Jahres-Ergebniss
ungünstig beeinflussende Zitier des December aus dem Unterlassen der
Weihnachts-Ausstellung.
Der Besuch der Lesezimmer gestaltete sich folgendermaassen :
Januar 245
Februar 287
März 230
April 133
Mai 119
Juni 77
Juli 37
August 73
September 88
October 107
November 132
December 151
1679 Personen.
Um auf die noch vielfach ungenügend ])ekannten kunstgewerb-
lichen Abbildungswerke unserer Bibliothek aufmerksam zu machen,
Musoum für Kunst und Gewerbe.
XXXV
wurden in den ersten Monaten des Jahres jeweilig auf bestimmte
Techniken oder Stilperioden bezügliche Werke an den Leseabenden
(Donnerstags und Freitags von 7Vz l)is 10 Uhr) ausgelegt und in den
Tagesblättern kurze Nachweise ül)or die Bedeutung der ausliegenden
Bücher veröffentlicht.
Später in der Jahrzeit führte die Nothwendigkeit, dem Zeichner
des Museums einen Raum zum ungestörten Arbeiten anzuweisen, dahin,
das zweite der bisher dem Publikum geciffneten Lesezimmer zu schliessen.
Lizwischen ist ein anstossendes, durch die Verlegung des Bureaus der
Oberschulbehörde freigewordenes Zimmer dem Museum überwiesen
worden; es soll zur Aufnahme der 1)isher im Arl)eitszimmer des
Directors untergebrachten Bililiothek dienen und letztere alsdann
in verbesserter Einrichtung dem Publikum zugänglicher als bisher
oemacht werden.
Bronzono Vase (Pinsclhalter) in Gostiilt der
BUitliP einer MaKiioliii. .lapan Ih.— t!i..Iahrli(lt.
Hölie 1 *;'/•) cm.
XXXVI Naturhistorisches Museum.
3. Naturhistorisches Museum zu Hamburg'.
Bericlit des Direktors Professor Dr. Pagensteclier.
Musoums- JJie Miiseums-Kommission hat im Jahre 18S7 den schmerzhchsten
Kommi-ssioii. yß^.|^j,|^ erhtteii diircli den am 4. März erfolgten Heimgang ilu-es Vor-
sitzenden, des Herrn Dürgermeisters und Präses der Oberscliulbeliörde
Dr. G. H. Kirchenpauer. Dieser ausgezeichnete Mann liatte seinem
von mannichfjichen Staatsgeschäften erfüllten Leben Müsse abzugewinnen
gewusst zur ernstlichen Verfolgung naturwissenschaftlicher Aufgaben.
Seine Arbeiten, insbesondere im Gebiete der Bryozoen und der
Hydroidpolypen, hal)en ihm reichen Ruhm verschafft und werden stets
eine klassische Stelle behaupten. So selbst ein unermüdlicher Jünger
der Naturwissenschaften, hat er diesen in seiner hohen, einflussreichen
Stellung auch die Wege zu ebnen gewusst. Ihm vor Allen verdanken
wir die neue Verfassung des Naturhistorischen Museums, den Neubau,
die Erwerbung des Museum Godeffroy. Sein letzter Wille hat unser
gedacht. Mögen die Saaten, die der teure Mann ausgesät, ihm und
ans zur Ehre, reiche Erucht tragen.
An des unvergesslichen Verstorbenen Stelle ist. wie im Priisidium
der vorgesetzten Behörde, so auch im Vorsitze der Museums-Kommission,
Herr Senator Dr. J. 0. btammann, gc^treten. Im übrigen wurde die
Kommission, wie vorher, gebildet von den Herren Dr. Jolin Israel,
Dr. J. Th. Beim, Dr. H. Bolau, Dr. J. G. Fischer, Hau])tlehrer C. H.
A. Partz und dem hier Bericht erstattenden Direktor.
Herren, welche Von dou Mitgliedern der Kommission hat Herr Dr. J. G. Fisclier
freiwiUigfürdas ^yiederum gänzlicli die Reptilien, Am])liibien und Eische des Museums
Museum Rear- . ^
heitet haben, in dankenswerter Weise behandelt.
Wissen- Herr Dr. C. Gotische ist als Gustos für Mineralogie im Januar
schaftiieiie eingetreten und im Dezember definitiv angestellt worden. Zoologische
wissenschaftliche Hülfsarbeiter waren die Herren Dr. G. Pfeffer und
Dr. M. von Brunn mit Thätigkeit in den bisher von ihnen behandelten
Zw^eigen. Vom November ab wurde auch Herr Dr. Michaelsen be-
schäftigt, zunächst mit den Anneliden.
Teeiinischi'suna Als Präparatoren arbeiteten die Herren J. Itzerodt und E. Wiese.
HiifspiM-sonai. Y^^^ Herrn Gumrtielt, welcher im Wunsche, sich künstlerisch weiter
auszubilden, seine Entlassung erl)eten hatte, trat als Zeichner und
Schreiber am 1 . April in jirovisorischer Anstellung Herr E. Stender
Naturhistorisches Museum. XXXVII
ein, welcher, nachdem wir Herrn Feist im Januar zu entlassen uns
genötigt gesehen hatten, an dessen Stelle schon zuvor zwei Monate
lang gearbeitet hatte. Herr M. Buse, dessen Lehrzeit zu Ende ging,
wurde, wie schon während eines Teiles des vorigen Jahres, gegen
Remuneration beschäftigt. Desgleichen wurde vom 1. Juni ab dem
Eleven H. Foertmeyer eine monatliche Remuneration gewährt. Weiter
arbeitete als Eleve E. Lam2)e. Herr Dömling und Frau Böhm besorgten,
wie bisher, die Aufsicht im Museum.
Die Erwartung, dass der Museumsbau in 1887 unter Dach Museumsbau.
kommen werde, hat sich erfüllt. Das Gebäude findet allgemein grossen
Beifall. Wir dürfen nun nicht zweifeln, dass die Fertigstellung zu dem
gesetzten Termin des 1. August 1888 gelingen werde.
Noch einmal ist uns eine provisorische Hülfe gewährt, und Provisorische
durch Einräumung des sogenannten kleinen Auditoriums an den !'^™ ^*^
Museumsdienst für die Bearbeitung der niederen Wirbeltiere ein
bescheidener aber ruhiger Arbeitsj^latz gewonnen worden.
Von den in 1887 gekauften Druckschriften mögen hier Handbibliothek,
erwähnt werden:
Jardine, Mammalia.
Fritsch, Naturgeschichte der Vögel p]uropas.
Sclater, Puffbirds and Jacamars.
Shelley, Nectarinidae.
Vieillot. Oiseaux de rAmeri(|ue septentrionale.
Boulenger, Catalogue of Lizards III.
Spix, Nova genera lacertarum.
Spix, Selecta genera piscium.
Schinz, Naturgeschichte und Al)bildungen der Fische.
Bloch, Naturgeschichte der Fische Deutschlands.
Bloch, Naturgeschichte der ausländischen Fische.
Herbst, Krabben und Krebse.
Targioni Tozetti, Brachiuri e Anonuiri della Magenta.
A. Milne Edwards, Xiphosures et Crustaces du Mexique.
Redtenbacher, Fauna austriaca, Coleoptera.
Denny, Älonographia anoplurorum.
Brunner v. Wattenwyl, Monographie der rhauero})teriden.
Zoology of tlie voyage of H. M. S. Samarang.
Zoology of tlie voyage of H. IVI. 8. Alert.
P. J. van Beneden, Les Amphiteriens.
P, J. van Beneden, Les S(puilo(lons.
Hörnes und Auinger, Gastropoden d. oesterr. Miocaens.
XXXVIII Naturhistorisches Museum.
Für den Unterriebt:
Zittel. Palaeontologische Wandtafeln.
Lingg, Erdprofil in Vioooooo.
Den auf Rechnung des Museums gehaltenen Zeitschriften ist
hinzuzufügen die Berliner entornologische Zeitschrift, von welcher auch
der ganze Satz der früheren Bände für ein Geringes nachgeliefert
wurde.
In den Tauschverkehr trat weiter mit uns ein die Petersburger
Akademie der Wissenschaften, welche uns zugleich die sämtlichen für
uns nützlichen von ihr l)ereits fridier li erausgegebenen Schriften in frei-
gebigster Weise überwies. Der Zettelkatalog für die dem Museum
gehörigen und die in demselben von dem Direktor leihweise aufgestellten
Bücher ist vollendet. Einige Abteilungen desselben erstrecken sich
auch ülter die einschlägigen Bücher der Stadtbibliothek und der
Bibliothek der Zoologischen Gesellschaft. Dieses Verfahren allgemein
durchzuführen und uns so ein vollständiges Verzeichnis der hier für
unsere Zwecke I)enutzbaren Bücher zu verschaften, ist bis dabin nicht
möglich gewesen.
Instrumente Vou angeschafften Instrumenten sind nur zu nennen der Auxano-
und Gerate, gi.j^pji nach HihjcmlorJ] ein Objektiv und väw'i Loupen. Im übrigen
wurden die bescheidenen Mittel dieser Position verwendet zur Ergänzung
der gewöhnlichen Werkzeuge und für Sannnelkisten, welche wir See-
fahrern mitgegeben.
Benutzung des Für eigene wissenschaftliche Zwecke arbeiteten im iNIuseum
Museums, namentlich die Herren Professor Steiner aus Heidelberg. Dr. Noack
von Braunschweig, Dr. Kotelmmin, Dr. Langkavel, Dr. Kersfen. Vax
mineralogischen Untersuchungen ^nn-den Objekte abgegeben an die
Herren Direktor Dr. Wibcl und Privatdozent Dr. Hiissak, ausgeliehen
an Herrn Professor Dr. Miigr/e in Münster. Die Einrichtung für die
Entleihung von Gegenständen aus den Sammlungen blieb unverändert.
Von Herrn Dr. Bovallius in Stockholm sind 47 Krustazeen,
welche derselbe vor einer Reihe von Jahren entliehen hatte, nunmehr
zurückgekommen.
Geschenke. Für die uns gemachten Geschenke ist mit vollständiger Auf-
führung in den öffentlichen Blättern der Dank ausgesprochen worden.
An dieser Stelle mögen nur die wichtigsten hervorgehoben werden:
Von Frau Bürgermeister Kirchenpauer, gemäss letztwilliger Ver-
fügung des verstorbenen Herrn Biu'germeisters, dessen zoologische
Sammlungen, hauptsächlich trockener Zoophyten (Bryozoen und
Hydroiden), von besonderer Bedeutung für das Museum wegen der
Naturhistorisches Museum. XXXIX
liervoiTagenden Sachkenntniss des Hen-n Bürgermeisters, zum Teil
Belege zu dessen Schriften, nebst einigen mineralogischen Stücken und
Versteinerungen, sowie 3G3 Werken naturwissenschaftlichen Inhalts;
von der Zoologischen Gesellschaft 43 Säugetiere, 41 Vögel,
25 Reptilien und x4mphihien, 21 Fische, 4 Zecken und einige Würmer,
ferner einige, bis dahin bei den Vorräten des Museums von der Gesell-
schaft noch als ihr Eigentum reservierte Stücke; von der Akademie
der Wissenschaften zu Petersburg alle ihre naturgeschichtlichen
Schriften, nämlich 179 Denkschriften und 12 Bände Melanges biologi(iues ;
von Herrn Kapitän Hupfer von der Woermann- Linie von der west-
afrikanischen Fahrt 1 Vogel, 2 Schlangen, 1 1 5 Insekten ; von einer
andern Fahrt, welche von West -Afrika auch nach Colon ging, ein
wissenschaftlich sehr wichtiges Material von über 500 Nummern meist
mit dem Schleppnetze gesammelter niederer Seetiere; von Herrn
Alhr. O'Swald einige Säugetiere in Spiritus, 87 Vogelbälge, Eidechsen,
Fische, 96 Insekten, auch 39 Bälge von Halbaffen, aus welchen das
Museum das ihm dienhche aussuchen solle, endhch Spinnen und Insekten
von der Gerlsdorfer Spitze, hohe Tatra; von Herrn 0. Alsen in Itzehoe
ein trefflich erhaltener Krel)s aus dem dortigen Älitteloligocän ; von
Herrn Dr. med. Arniny 14 Gesteine von Hawaii undOahu; von Herrn
Professor Barboia du Bofcuje in Lissabon 23 westafrikanische Reptilien
und Amphibien ; von Herrn Bocsenherg 72 Si)innen u. a. ; von Herrn
Dr. von Brunn 9 Schildkröten, eine Schlange, 2 Stabheuschrecken,
5 Käfer u. a. ; von Herrn il/. Buse 82 japanische Käfer, ein Wespen-
nest u. a. ; von Herrn Professor Claus in Wien Krebse aus den Gattungen
Nebalia und Apseudes; von den Herren Deseniss & Jacobi zahlreiche
Bohrproben aus hiesiger Gegend; von Herrn von Dorrten 4 nord-
amerikanische Vögel, als Ergänzung seines vorjährigen Geschenkes; von
Herrn J. H. Fijsen ein Tragulus meminna A. Milne Edw. ; von Herrn
H. Foerimeycr Rejjtilien und Amphibien, aucli seltenere, hiesiger Gegend;
von den Herren Gammius & Jollasse rohe Edelsteine von Ceylon; von
Herrn Dr. Gotische verschiedene zoologische Objekte aus Japan und
die mineralogische Sammlung seines Vaters, Herrn Dr. med. Gollsehe
in Altona, 61 hiesige Geschiebe und 150 Gesteine vom Kaiserstuhl,
Odenwjüd. Spessart und Siebengebirge; von Herrn Herrn. Hirsche in
Kimberley 11 Vogelbälge und 2 Diamanten mit Matrix; von Herrn
Aug. Jansen in I(|ui(|ue Schädel und prachtvolle Gehörne dortiger
Schafe; von Herrn stud. Kuchenhueh 19 oligocäne Versteinerungen von
Buckow; von Herrn Dr. med. Lotner eine prächtige Schwefelstufe von
Ardjuno auf Java; von Herrn Kapitän Meinertz Reptilien, Am[)liibien,
Fische von Little Popo; von Herrn Aletllerhanq) in Bangkok 6 Reptilien;
XL
Naturhistorisches Museum.
Sonstige
Zugänge.
Tausch.
Kauf.
von Herrn E. L. Meyer in Singapore 42 Insekten von dort; von Herrn
H. Meyer in Redclersburg in Südafrika 7 Reptilien und 6 Skorpione
von dort; von Herrn Dr. Michaelsen eine fast vollständige Sammlung
der niederen Seetiere der Kieler Bucht; von den Herren Müller &
Wichmann 140 Schmetterlinge von der Ostküste von Sumatra; von den
Herren Bergdirektor NetfeJiOven und Ingenieur Wcstendarp ein 2 m
langer Gypsbohrkern aus 229 m Tiefe, Lül)theen ; von Herrn NöldecJien
jun. 17 Gesteine und Mnieralien von Yellowstone national park,
Wyoming; von Herrn J. Plagemann Coquimbit, Wolframit und Mine-
ralien von Chile; von Herrn Platsmann Fische und niedere Seetiere;
von Herrn Saiuherlich Nest vom Tiijjfervogel und Eier aus Baradero;
von Herrn A. Sauher Präparate von Minengängen und Kleinschmetter-
linge; von Herrn G. H. Siemssen in Foochow 46 Vogelbälge; von Herrn
Statham 6 Helgoländcr Vrigel; von Herrn H. Strehel Conchylien, Gyps
und Obsidian von Quimistlan in Mexico ; von Herrn Troscliel eine grosse
Koralle von der brasilianischen Küste; voi Herrn Fr. Worlee ein
Laternenträger, Ameisen von Madagascar, Käfer von Kamerun, 29 Mine-
ralien, darunter Orthit und Yttrotitanit vom Flekkefjord; von Herrn
0. Zeise in Altona 32 hiesige Geschiebe.
Von Herrn Fairmaire in Paris wurden die vom Museum
Godeffroy ihm zur Bcstinmuing übergebenen Käfer, von Herrn Professor
A. Wiechmann in Utrecht die auf gleiche Weise ihm übergebenen
194 Gesteine und Mineralien von den Viti- Inseln an unser Museum
zurückgestellt.
Im Tausche erhielten wir von Herrn Professor Sven Loven in
Stockholm Fische und Krebse der in schwedischen Gewässern zurück-
gebliebenen Eismeerfauna gegen P]chinodermen ; von Herrn Professor
Emery in Bologna 37 seltene und interessante Ameisen gegen IG, Avelche
wir unter denen des Museum Godeffroy dublett hatten; von Herrn
Honrath in Berhn 5 sehr schöne Schmetterlinge gegen du1)lette afri-
kanische. Von Plerrn Lehrer Sorhagen wurden uns in freigebiger
Erfüllung des im vorigen Jahresbericht erwähnten Abkommens 61 Prä-
parate mit Minirgängen übergel)en. An Mineralien Avurden von den
Herren F. Cappel, J. Marcusen, J. 0. Semper, Dr Schuchardt und
Fr. Worlee im Tausche erworben Calcit, Holsteiner Gestein, Mineralien
des Laacher Sees, Topas von Japan und Mexico, (Jold und Kupferlasur
von Arizona.
Durch Kauf wurden erworben: von Herrn Naturalienhändler
Q. Schneider in Basel ein Nemorhedus crispus Temm., ein Pantholops
Hodgsonii Gray, 18 Vogelbälge, 110 Reptihen und 3 Fische; von
Herrn Humblot in Paris 15 Vogel- und Fledermausbälge von Anjouan
Naturhistoriselies Museum. XLI
und Gran-Comore, von Herrn Fnüistorfer la77 Insekten, meist Käfer,
aus Lages, 62 Schmetterlinge ebendaher und 80 Orthopteren von
Sta Catarina; von Herrn G. Sempcr 38 Schmetterlinge aus Lagos und
138 durch Herrn Künstler in Perak (Malakka) gesammelte wertvolle
und sehr schön konservierte Ortliopteren ; von Herrn H. Schilling 2
Vogelbälge, 5 Fische, 2 Conchylicn; von Herrn J. C. R. Schröder ein
Papagei; von Herrn Direktor Dr. Bolau ein Inuus speciosus; von
Herrn Matthew in Colombo zwei Skelete von Ureinwohnern von Ceylon ;
von Herren Peycke & Rascher hier ein Gnugehörn, um das von der
zoologischen Gesellschaft erhaltene Tier in Balg und Skelet mit
H(")rnern aufstellen zu können; von Herrn Döring in Wandsbeck diverse
Naturalien von Curitaba; von den Herren Fedderssen und Nissen in
Hammerfest ein Walroß, welches wir, da Herr Heinr. Ad. Meyer uns
dazu ein zweites Paar Stoßzähne schenkte, in Haut und Skelet auf-
stellen können; von Herrn Steuermann R. Paessler die Ausbeute seiner
Eeise nach der Westküste von Südamerika; von Herrn Dr. Richter in
Pankow Reptilien von den kanarischen Inseln ; von den Herren Süssholz
& Kaufmann ein Ailurus fulgens Cuv. ; von den städtischen Samm-
lungen in Bremen 32 Reptilien von Angra Pecjuena; von Herrn Leine-
iveber eine Fledermaus; von Herrn ümlauff 5 Gorgoniden: zusammen
zoologische Gegenstände für ^4 ^914,56; — von Herrn J. D. Berger
40 jurassische Versteinerungen von Caracoles, von der Linnaea in
Berlin 195 Versteinerungen; von Müller'' s Institut diverse Fossihen;
von Herrn Peters in Kiel 80 und von Herrn Professor Schreiher in
Magdeburg 51 tertiäre Versteinerungen; von Herrn H. Schilling zwei
fossile Eier und Guanovulit; von Herrn Dagincourt in Paris fossile
Vogelreste; von Herrn O. Kowcdewsky Jura- und Kreideversteinerungen
von Stettin; von Herrn H. Singelmann ein Stück Sternberger Gestein;
von Herrn E. Winter 8 Diamanten und 2 Korunde; von Herrn Dr. Bee^'
in Ratzeburg 24 Fossilien ; \o\\ Herrn 0. Zeise Mineralien von Langen-
felde u. s. w. ; von Herrn Th. OverhecJc ein Nephrit aus Neuseeland;
von Herrn Kapitän Pohl zwei Krystalle; von Herrn Dr. Schuchardt
5 Borazit-Krystalle von Staßfurt; von Herrn A.Claudius 54 Schachteln
mit Versteinerungen ; von Herrn H. Engler 6 geschliffene Gesteinsplatten ;
von Herrn H. Kessler in Holtenau ein Block Cystideenkalk aus Fehmarn ;
zusammen mineralogische und dergleichen Objekte für J^ 785,05.
An Herrn Kapitän Pohl wurden die noch übrigen Verkaufs- verkauf,
duliletten von Reptilien, Amphibien und Fischen, deren Bewahrung
uns viele Mühe und Unkosten machte, für ./^ 300 abgegeben; an Herrn
E. Winter 87 Borazite von Lüneburg und Segeberg; an Herrn F. Cappel
ein Stück Meteoreisen; an Verschiedene geringere Objekte, zusammen
für Jf 368,52.
XLII Natui'historisches Museum.
AptieruDg. Im Coiito für AiDtierung waren zu verrechnen : für Postamente
und dergleichen samt Anstrich u^ 878,71, für Standgläser und der-
gleichen uf 1910,80, für SjDiritus und destilliertes Wasser J^ 845,57,
für Schachteln .4 533,90, für Etiketten ^ 90.
Abrecimung. Die durch die Hand des Direktors gegangenen Einnahmen und
Ausgaben halanziren mit folgenden Zahlen:
Eimialime: Ausgabe:
Anschaffung und Unterhaltung von Hilfs-
mitteln (Bibliothek, Instrumente und
Geräte) 4 2 000,— J( 1 999,90
Anschaffung, Aptierung, Unterhaltung der
Sammlungen :
Kinnahme laut Budget J( G 800, —
nachbewilligt ,. 1 500, —
aus Verkaufsdubletten
und dergleichen „ 368,52
„ 8 008,52 ,. 8 068,52
Allgemeine ^'erwaltungskosten (wissen-
schaftliche und technische Hilfsarbeit,
Bureaukosten, notwendige und kleine
Ausgaben) vom BewilHgten hier „ 2 345, — „ 2 328,73
Erspart 1 6,37
^ 13 013,52 ^ 13 013,52
Ein Teil der rosition für Hilfsarl)eit wurde wie das ganze
Rubrum für Gehälter und Besoldungen bei der Obersclmlbehörde
verrechnet.
Vormeiuung. Die Vermehrung des Inventars vom 1. Mai 1886 bis dahin 1887
wurde, zum Zwecke der Feuerversicherung, wie folgt, festgestellt:
Zoologische Abteilung J4 '^^ 084,36
Mineralogische u. s. w. Abteilung „ 1 970,80
Mobihar '. . . 434,80
.4 30 489,96
Der Gesamtwert des Inventars des Museums stellte sich danach
am I.Mai 1887 auf u«^ 647 834,92.
Arbeiten. Der Direktor Avar den grösseren Teil des Jahres durch schwere
Erkrankung gehindert im Museum zu arbeiten; er musste zeitweise
auch in der oberen Leitung sich vom Gustos für Mineralogie vertreten
lassen. Doch waren von ihm in den ersten Monaten die Fledermäuse
der alten Sanunlung teilweise, von den Vögeln die Tag- und Nacht-
raubvöoel und von den Passeres fissirostres nach dem bisher im
Naturhistorieclies Museum. XLIII
Museum angewendeten System von 0. R. Gray die Caprimulgiden,
Cypseliden, Hirundiniden, Coraciaden, Eurylaimiden, Todiden, Momotiden
und Trogoniden revidiert und etikettiert worden, zugleich gereinigt u. s. av.
Es mag hier hervorgehoben werden, dass wir im Museum unter dem
Titel eines Fuchses den seltenen Icticyon , auch in den Akten den
Nachweis illjer dieses Stück entdeckten. Von den neuen ausgestopften
Stücken verdienen Semnopithecus leucoprymnues Raf. , Nemorhedus
crispus Temm. , Pantholops Hodgsonii Gray , das Gnu , das Walross,
Coassus simplicicornis 111., Ailurus fulgens, von den Skeleten acht
Menschenskelete von den Südseeinseln und zwei von Ceylon hervor-
gehohen zu werden. Ausser den frisch eingegangenen wurden aus
den Vorräten 184 Vögel gestopft, dabei 14 Bälge aus dem IVIuseum
Godbffroy.
Es wurden 12 systematische Kataloge für Säugetiere und Vögel
vorbereitet und in Ausführung gegeben.
Die Schildkröten, Krokodile und ungeschwänzten Ampliil)ien
wurden ganz durchbestimmt und die in Spiritus l)ewahrten neu auf-
gestellt; ebenso von den Fischen die Characiden, Scopehden, Scondjere-
sociden, Cyprinodonten, Cypriniden, Siluriden, Gobiiden und teilweise
die Pomacentriden.
Sämtliche neu eingegangenen niedern Wirbeltiere und der
Rest der Fische des Museum Godeffroy Avurden liestimmt, katalogisiert,
endgültig aufgestellt. Ein sehr grosser Sägehai wurde ausgestojift,
und mehrere ausgezeichnete Skelete von Reptilien und Fischen
wurden hergestellt.
Von den Orthoi)teren wurden der Rest der Mantiden, die
Blattiden und Grylliden, zusammen fast 900 Stück aus über
300 Arten, fertig bearbeitet und in 22 Kästen des Mustersclirankes
aufgestellt; die Bearbeitung der Akridier und Lokustiden, von welchen
ül)er 2000 Stück vorhanden sind, wurde so weit geführt, dass die
Aufstellung in mindestens 24 Kjisten nun vor sich gehen kann. \\'ir
werden damit etwa 70 Kasten mit Ortli()i)teren hal)en. Ausserdem
wurden technisch behandelt, gespiesst, aufgespannt, gereinigt u s. w.
fast 2000 Insekten, namentlich 1100 Käfer und 752 Schmetterlinge.
52 Spinnenarten wurden eingesetzt und etikettiert, auch sonst einiges
an anderen Al)teilungen der entomologischen Sannnluiig gearbeitet.
Von den Krebsen wurden die Brachyuren, ein grösserer Teil
der Anomuren, und ein kleiner der Makruren bearbeitet.
Von den Mollusken wurden nur die in S[)iritus bewahrten weiter
beliandelt. Es sind von diesen jetzt die Tintentische und die Sclniecken
ganz und die Muscheln teilweise in Ordnung gestellt.
XLIV Botaniseher Garten.
Von den Würmern wurden die Anneliden aus der Familie der
Aphroditazeen revidiert und bestimmt.
Durch die Aufnahme der Sammlungen und Bücher des Herrn
Bürgermeisters Kirchenpcmer und der Ausbeuten der Herren Http/er
und Paesslcr, sowie die sonstigen zahlreichen, zum grossen Teil ver-
arbeiteten Eingänge wurden für die zoologische Abteilung ausgedehnte
Geschäfte veranlasst, welche die Umgestaltung der alten Sammlung
mehr als erwünscht aufhielten. Auch waren die technischen Hülfen
durch längere Erkrankung der beiden Eleven geschmälert.
In der mineralogischen Abteilung wurde die syste-
matische Ordnung der })aläontologischen Sannnlung begonnen durch
die Bestimmung des größeren Teiles der tertiären Versteinerungen,
1270 Nummern; es wurde die i)aläontologische Sammlung aus dem
früheren Vermächtnisse des Herrn Dr. R. G. Zimmermann gesichtet
und die auch hier in 1887 besonders große Zahl der neuen Erwer-
bungen eingeordnet und, wo n()tig, bestimmt. Es wurde in fünf Fällen
ein Gutachten über die Wasserführung des Untergrundes abgegeben
und im Winter 1887 — 88 von dem Gustos, Herrn Dr. C. Oofi^che, ein
Publikum über die Elemente der Paläontologie gelesen.
4. Botanischer Garten.
Bericht des Direktors Professor Dr. H. G. Reichenbach.
Das einschneidendste Ereigniss des Jahres war das am 4, März
früh 2 Uhr erfolgte Ableben des Herrn Präses der Oberschulbehörde,
Bürgermeisters Dr. Jur. U. Kirchenpcmer. Der Botanische Garten hat
mit Genehnngung des neuen Herrn Präses, Senators Dr. Jur. U. Otto
Stammann, dem Danke und Schmerze l)ei dem so unerwarteten Ver-
luste Ausdruck gegeben durch ehien Palmenschmuck für die Be-
stattung, den wohl selbst Referent trotz seiner amtlichen Stellung
einen ganz ungewöhnlich schönen nennen darf
Die Uebernahme des Präsidiums der Oberschulbeh(")rde (womit
die nächst dem Hohen Senat höchste Instanz über die Anstalt ver-
bunden) durch Herrn Senator Dr. Jur. U. Otto St emimann verzeichnen
wir mit frohen Hoffnungen.
Was die Erhöhung des Artbestands des Garten anlangt, so
lag noch immer die Aufgabe vor, die Holzgewächse zu vermehren.
Von der altbewährten, immer frischen Firma Louis Van Houtte
in Gent, in der unter vortreftlichster Leitung eine Anzahl schlichter
Botanischer Garten. XLV
Arbeiter beseelt von Liel)e zur Pflanzemvelt durch die feinsten Kennt-
nisse als Gärtner den grössten Theil der Garten gehülfen bei Weitem
überragen, erhielten wir eine sehr gut cultivirte Sannnlung von Moor-
pflanzen. Wer die jämmerlichen Telegraphen kennt, welche allgemein
von der lieblichen Kalmia glauca verkauft werden, der staunt über die
hübschen kleinen massigen Büsche, die sich mit Blüthen bedecken.
Galax aphylla war hochwillkommen. Ausserdem empfingen wir Daplme
Blagayana, die stattliche wohlriechende Zierde Krains und Serbiens.
Von Herrn Dr. Diech in Zusehen bei Merseburg bezogen wir
eine grössere Sammlung von Holzgewächsen, von denen die Mehrzahl
gut gedeiht. Als besonders werthvoU seien folgende erwälnit: Andro-
meda japonica. Berberidopsis corallina. Bruckenthalia spiculifolia.
Bryanthus erectus. Corylopsis spicata. Daphne salicifolia. Elaeagims
longipes. Eriogonum flavum. Indigofera Dosua allja. Prunus reflexa.
Rhamnus alpina. Rosa Alberti.
Von Herrn B. S. Williams, Victoria and Paradise Nurscries,
Upper Holloway, London N. kauften wir eine Anzahl seltener Farne,
unter denen das Haui)tstück eine ganz starke Aglaomorpha Meyeniana
von Manila. Die dichtbeschuppten starken Stämme erinnern unbedingt
an Thiere. Man denkt einmal wieder an das Lamm des Barometz.
Von Herrn Haage und Sclimidt, Krämpferflur, Erfurt, Avurden
eine Anzahl Wasserpflanzen bezogen.
Herr Million, Lübek, Möslinger Allee, lieferte, wie seit lange,
den nöthigen Nachtrag von Rosen. Das „nil aeternum sub divo"
lernt der Besitzer oder der Vorstand eines Gartens nur zu gut kennen
und besonders bei den Rosen, deren Gewürzel in der Regel die „partie
honteuse'".
Herr LeicliÜin, Baden - Baden , schickte die neue Ramondia
serbica und Paranephelius grandiflorus, einen chilenischen schönen
Korbblüthler.
Herr H. Defers, Steindamm 17, Hand)urg, verehrte der Anstalt
eine Anzahl KapzAviebeln.
Mit dem Botanischen (iarten in St. Petersburg halben wir
getauscht.
Für Unterrichtszwecke lieferten wir 209 212 Exemplare an
112 Empfänger. 34 Volksschulen nahmen Theil.
Die Vorträge ül)er Pflanzenkunde für Lehrer behandelten im
Sommer und Winter Anatomie und Physiologie, Kryptogamen und
Phanerogamen. Alle diese Vorträge fanden je eiustün(b'g Statt.
XLVI
Botanisches Museum uml Laboratovium fiir Waarenkunde.
5. Botanisches Museum
und Laboratorium für Waarenkunde.
BericM des Direktors Professor Dr. Sadebeck.
Erweiterun« Diirch das am IG. Mai des Berichtsjahres in Uebereinstimmung
z^ii' mit der Bürgerschaft vom Senate erhissene Gesetz (cf. Amtsblatt
*'^' wTss^en-^^^" Nr. .31) wurde mit dem Botanischen Museum ein Botanisches Labora-
schaftiichen torium für Waarenkundc verbunden und das Gesammtinstitut zu einer
,aa Sans . ^gjj^j^^^j^^jijj jjogn wissenschafthcheu Staatsanstalt erweitert , für deren
Verwaltunii? im Allgemeinen die Bestimmungen gelten, welche in den
§§ 4, 5, 8 und 9 des Gesetzes über Auflösung des akademischen
Gymnasiums vom 21. Mai 1883 für die Directoren der wissenschaftlichen
Anstalten getroffen sind. Zu den rein wissenschaftlichen Aufgaben
des Museums treten der Natur des Gesammtinstitutes nach auch die-
jenigen des botanischen Laboratoriums für Waarenkunde hinzu, welche
ausser grösseren wissenschaftlichen Untersuchungen namentlich auch
darin bestehen, dass auf desfallsige von Behörden oder Privatpersonen
an das Institut gerichtete Anfragen, insbesondere aus dem Gebiet der
Waarenkunde, mit thunlicher Beschleunigung, aber, soweit erforderlich,
nach eingehender Untersuchung Auskunft ertheilt werde. Für diese
wird mit Beginn des nächsten Jahres das im Nachfolgenden näher
bezeichnete und gesetzhch festgestellte Honorar erhol)en:
Aufgaben
des so
erweiterten
Institutes.
Gebiilireu-
Ordnung.
Gebühren- Ordnung für das Botanische Museum und
Laboratorium für Waarenkunde.
^ 1.
Für Untei'suchungen oder sonstige Arbeiten, welche auf Antrag
von Behörden oder Privaten ausgeführt werden, wird eine nach
Massgabe des nachstehenden Tarifs zu berechnende Gebühr für die
Staatscasse erhoben.
§ 2.
Die Gebühren betragen :
L Für die einfache, vergleichende (mikroskoi)ische) Unter-
suchung J^ 5.-
Botanisches Museum und Laboratorium für Waarenkumlc. XLVTI
II. Für die mikroskopische Untersuchung, so hinge dieselbe
ebenfalls nur eine vergleichende ist:
1) Nichtorganisirter pflanzlicher Eohstoffe:
a. Gummi „ 5. —
b. Harz „ 10.—
c. Batata, Opium, Catechu, Aloe, Gambir, Kino,
Pflanzenfett, Vegetabilisches Wachs ,. 10.~-
2) Organisirter pflanzlicher Rohstoffe:
a. Stärke und Faserstofie „ 5. —
b. Rinden, Holz. AVurzeln oder unterirdische
Pflanzentheile , Stengel, Blätter und Kräuter,
Blüthen und Blüthentheile, Samen, Früchte,
Gallen, Pilze, Algen, Flechten ,, 10, —
3) Papier und Erzeugnisse der Textilindustrie „ 10. —
4) Pflanzen- resp. Baumkrankheiten „ 5. —
Für solche Ünter.suchungen, welche im sj 2 nicht vorgesehen
sind, wird die zu erhebende Gebühr nach Massgabe der erforderlichen
Arbeitszeit in der Weise festgestellt, dass für die Arbeitsstunde im
Durchschnitt J^ 5 in Ansatz zu bringen sind. Dem Auftraggeber ist
in solchen Fällen vor Uebernahme der Untersuchung eine über-
schlägliche Berechnung der Gebühr mitzutheilen und die Untersuchung
selbst erst nach erfolgter Zustimmung des Auftraggebers auszuführen.
Der Minimalsatz für grössere, anatomische, sowie entwicklungs-
geschichtliche Untersuchungen beträgt J^ 20, für alle übrigen im § 2
nicht speciell aufgeführten Arbeiten J6 3.
Anfang Juni des Berichtsjahres erhielten aucli die Käumlichkeiten Erweiteruug
des Museums eine Erweiterung, indem die an dasselbe angrenzenden ^^'''
■" ' Institut.s-
Zimmer, welche bisher von dem Bureau der Oberschulbeh()rde benutzt Räume,
worden waren, dem Botanischen Museum übergeben wurden, während
das Bureau der Oberschulbehörde nach der Domstrasse No. 1 1 verlegt
wurde. Um alier die hierdurch frei gewordenen Räume für das Institut
thatsächlich nutzbar zu machen, erwiesen sich mehrere bauliche Ver-
änderungen als nöthig, deren Beendigung erst Ende October erfolgte,
und es war daher nicht möglich, die detiiiitive Aufstellung der
Sannulungen in den erweiterten Räumen fiiiher als zu Weihnachten
des Berichtsjahres zu vollenden. Zu dieser Zeit wni-(h' juicli der
Versuch genmcht, das Museum für das grössere Publicum häutiger zu
öÖ'nen, als bisher, wo der allgemeine Zutritt zu dem INIuseum nur an lU'sncii.szeit.
den Sonn- und Festtauen stattfand. Es ist daher dasselbe bis auf
XL VIII Botanisches Museiun und Lalioraturium für Waarenkunde.
Weiteres iiiclit nur an den zuletzt genannten Tagen, sondern auch an
allen Wochentagen — ausser Montags oder an dem auf einen Festtag
folgenden Tage — für das Publicum geöffnet.
Bürgermeister Oligleich also das Berichtsjahr ganz wesentliche Fortseliritte in
^'y'^'''F^'^''"Mer Entwicklung des Instituts aufweist, so darf doch andererseits des
botanischo ~ '
Hintoriassen- schwercu Vcrlustcs uiclit vergesscu werden, den gerade das Botanische
schat. Museum durch den in der Nacht vom 3. zum 4. März erfolgten, ganz
pl()tzlichen Tod Sr. Magnificenz, des Bürgermeister Dr. Kirchenpauer
erlitt. Die hohe wissenschaftliche Bedeutung desselben ist bereits
an andern Orten, die wissenschaftlichen Kreisen zugänglicher sind,
gewürdigt worden; dagegen konnte es dort nur angedeutet Averden,
dass der Verewigte, der bereits vor ungefähr 30 Jahren einen Tlieil
der Binder'schen Algensannnlung, nämlich die grünen Algen und die
Diatomeen den damaligen Kenntnissen gemäss wissenschaftlich geordnet
und bestimmt hatte, gerade noch in seinem letzten Lebensjahre seine
Algenforschungen in intensiver Weise wieder aufnahm und sich an die
Riesenaufgabe gemacht hatte, die gesammten grünen Algenformen, sowie,
die Oscillarieen und die Diatomeen des Botanischen Museums — deren
Grundlage zum Theil die berühmte Binder'sche Algensammlung bildet —
kritisch zu sichten und dem heutigen Standpunkt der Wissenschaft
gemäss zu bearbeiten. Hierbei war die systematische und entwicklungs-
geschichtliche Untersuchung der Diatomeen in erster Linie ins Auge
gefasst worden, daher ein Theil des für die beabsichtigten Beobachtungen
unentbehrlichen lebenden Materials noch im October 1880 von den
Pfählen im alten Hafen l)eschafft und Avährend des darauf folgenden
Winters zu Culturversuchen im Botanischen Museum verwendet wurde;
der Fortsetzung dieser Arbeiten wurde in der Nacht vom 3. zum
4. März durch einen Schlaganfall ein unerwartetes und unwiderrufliches
Halt gesetzt. — Die botanische Hinterlassenschaft, welche aus Herbarien,
Präparaten und Büchern bestand, erhielt nach dem Willen des Ver-
storbenen das Botanische Museum. Bei der Durchsicht der Herbarien
ergab es sich, dass ein ganz ungeahnter und ungewöhnlicher Wertli
in denselben enthalten war; namentlich bei den Diatomeen befanden
sich vielfach nicht nur die dazu gehcirigen Präparate, sondern auch
Handzeichnungen, welche sowohl auf diagnostische und Verwandschafts-
Verhältnisse, als auch auf entwicklungsgeschiclitliche Vorgänge Bezug
haben und den Nachweis einer grossen ■wissenschaftlichen Arl)eitsleistung
liefern, welche namentlich in die Zeit des Eitzebüttler Aufenthaltes
fiel. Es schien daher angemessen, diese Tlieile der Ivirchenpauer' sehen
Sammlungen nicht in das grosse Herbar einzuordnen, sondern als
Ganzes zusammenzulassen, zumal auch hierin die Original ex emplare
Botanisches Museum und Laboratorium für Waarenkunde. XLIX
ZU der Bearbeitung „der an der Elbniündunp,' lebenden Algentbrmen"
enthalten sind.
Grössere Collectionen wurden ausserdem noch als Geschenke Anderweitige
mit dem zum Theil schon in den Tagesblättern ausgesprochenen Danke ^^"^ '^^ °
o Ol grosserer
entgegengenommen : CoUectionen.
Von Herrn Dr. (). Warburg, Avelcher auf einer mehrjährigen
wissenschaftlichen Studienreise begriffen ist, erhielten wir während seines
Aufenthaltes in Java eine Collection von getrockneten Früchten und
javanischen Marktartikeln, soAvie 116 gut bestimmte Holzarten der
Insel Java, darunter die wichtigsten Nutzhölzer dieser Tropengegenden.
Da dieselben in kleinen unbearbeiteten Stamnistücken von 15 bis 20 cm
Länge eingesendet worden waren, war es möglich, dieselben derart
zurichten zu lassen, dass Querschnitt und Längsschnitt, sowie die
Politurfähigkeit zur Anschauung gebracht werden konnten. — Herr
Dr. G Otts che, Custos der mineralogischen Abtheilung des natur-
historischen Museums, übergab uns ein Exemplar der von der Kaiserl.
Forstakademie in Tokio zusammengestellten Sannulung von 130 ver-
schiedenen japanischen Holzarten; Herr Th. Kays er hierselbst sendete
uns grössere, etwa V2 m lange Stammstücke hiesiger Holzarten, nämlich
Pyrus Malus, Prunus Cerasus, Prmius domestica, Pijrus communis,
T'iha '])arvifolia, Corylus Avellana und Ulmus cmnpcsfris.
Ausserdem erhielten wir von Herren Wedekind i*e ^füller Geschenke
mehrere Proben ausländischer Nutzhölzer, namenthch Königsholz, J^lf'f.''''''
' ° ' CoUectionen
Sandelholz, Jacaranda u. s. w. , von Herrn Landgerichtsdirector oder einzelner
Dr. Fö bring einen Zapfen der amerikanischen Pinus Lambertiana o^Jecte.
Dougl., von Herrn J. C. A. H ei Ib ronner eine Frucht von Poindana
regia Broj. und drei junge Stämmchen einer nicht näher zu bestimmenden
westindischen Palmenart, von Herrn W. Goverts in Strassburg i. E.
ein Exemplar enier Mistel, Viscum alhum \mi Ahies pedinata , von Herrn
W. V. Ohlendorff weitere Beispiele von Fasciationen von Erlen- und
Weidenzweigen, von Herrn W. Thomson einen geöffneten Samen von
Mucuna urens, mit Schnitzereien, von Herrn Dr. W. Sick mehrere
neuere Drogen, darunter lignum Pichi und Früchte von Stroiihantus
luspulus, von Herrn Insel eine Fasciation eines Ejdieuzweiges, von
Herrn Senior Dr. Hirsche ein prachtvolles Exemplar eines Zweiges
des Sill)erbaumes, Leucadendron argenteum E. Br., vimi Tafelberge am
Cap, von Herrn Obergärtner W. Lang. z. Z. in Brixlegg, 2 sch()nc
Exemplare von Viscum alhum von der Holzalm bei Brixlegg, von
Herrn Schutt ganze Früchte \on Di2oferix odorafa aus Golumbien, von
Herrn Th. Kays er mehrere Hexenbesen der Birke, von Herrn Insel
Raphia-Bast, von Herrn C. T heuring ein Stück italienisches Oliven-
L Botanisches Museum und Laboratorium für Waarenkunde.
holz, von Herrn L. v. Poeppingliausen ein schönes Exemplar von
Fahiana imbrkata R. T., der StammpÜanze des in der neueren Zeit
erst medicinisch angewendeten lignum Pichi, von Herrn Benthien
mehrere interessante chilenische Drogen, von Herrn Schlag einen auf
Flossholz wachsenden Ägaricus von Port Allegre, von Herrn Ester er
ebenfalls einen grösseren Hutpilz aus den Tropen, von Herrn Prof.
Dr. Luerssen in Eberswalde mehrere Pl\emplare yow Hymenophijllum
Tiinhridgense Sm. aus der Sächsischen Schweiz, woselbst dasselbe im
Sommer 1887 wieder aufgefunden wurde, von Herrn LudAvig Hansing jr,
hierselbst Stida magellanicn Fr., von der Otter -Bay in Patagonien,
von Herrn Benthien mehrere interessantere Drogen aus Chile und
Paraguay.
Erwerbungen Durcli Aidcauf Avurdc im Berichtsjahre erworben: 1) die ersten
durch Ankauf. Serien der Schlaginweit'schen Himalaya-PHanzen, '2) ein Frucbtstand
der afrikanischen ()elj)alnie, 3) Fase. ^ und o der Phycotheka
universalis (soAveit bis jetzt erschienen).
Tau.sciiverkehr Tauschvcrkelir wurde eingeleitet mit den botanischen Instituten
mit anderen ^^ K(hiigsberg, Kiel, Breslau und Berlin, sowie mit dem Kcinigl. Hof-
botanischen i- - n 1 1 1 p 1 nr • •
Instituten. Naturalien cabinet zu Stuttgart; es snid dadiux'h für das Museum einige
interessantere Bildungsabweichungen ehiheimischer Laubh(")lzer , eine
Anzahl Algen aus der Ostsee, sowie mehrere getrocknete oder in
Alcohol conservirte Früchte und Samen aus verschiedenen Gegenden
der Tropen erAvorben Avorden.
Arbeiten In Folge der baulichen Veränderungen, Avelche durch die Ver-
"'^ mchrunu' der Museumsräumlichkeiten nothwendig gCAVorden waren,
Laboratorium. ' i • i
naliiiicii die durch die Neuaiitstellungen l)ednigten museologischen
Arbeiten den grössten Theil der Zeit in Anspruch. Ausser den durch
Anfragen von Behörden, Privaten, u. s. w. veranlassten Untersuchungen,
über welche Verschwiegenheit bewahrt Avird, sind die Avissenschaftlichen
Bestimmungen der von der zweiten Singhalesen-Karawane mitgebrachten
Ceyloner Drogen, Handelsartikel und NährpHanzen, Avelche Herr
Hagenbeck dem Botanischen Museum zum Oeschenk überAviesen hatte,
ausgeführt Avorden. Es Avurden ferner die Untersuchungen ülier das
Wesen der Birkenmaser und analoger Erscheinungen im Holze tropischer
Bäume fortgesetzt, desgl. die wissenschaftlichen Bestimmungen der
aus dem Godeffroy-Museum stammenden Sammlungen. Abgeschlossen
Avurden einige kleinere mycologische Arbeiten, soAvie die Bestimmungen
und die Anordnung der Gefäss-Kryptogamen.
Im diensthchen Interesse hat Ref. Reisen nach Tliarandt, Kiel
und Rostock unternommen.
Botanisches Museum und Laboratorium für Waarenkunde.
LI
Für -ttdssenschaftliche Hülfsarbeiteu wurden die Herren Cand. rer.
nat. A. Stoffert, R. Rüben und A. Voigt, letzterer gegen Zahlung
eines vorher vereinbarten Honorars herangezogen.
Als Aufseher und Museumsdiener fungirte Heinrich Carl
Christian Spindler, der an denjenigen Festtagen, wo der Besuch
ein besonders zahlreicher war, von Bernhard Pfeiffer unterstützt
wurde. Im Deceniber wurde für Hülfsaufsicht und Hülfsbedienung
noch Carl Steffen herangezogen.
Das ständige Inventar wurde zumeist durch (ilashafen u. dergl.
vermehrt; von Instrumenten Avurde angeschafft: Ein Mikrotom (von
August Becker in Göttingen) und ein kleines Arbeits -Mikroskop für
Practicanten von Leitz.
Die Bibliothek erhielt ausser durch die Zeitschriften einen recht
werthvollen Zuwachs aus der Büi'germeister Kirchenpauer'schen Hinter-
lassenschaft, sowie durch den Ankauf der „Flora der Philippinen-'
von Blanc, welche durch eine Extra -Nachbewilligung von 400 J^ er-
möglicht wurde.
Im Laufe des Berichtsjahres wurden von dem Referenten
folgende Vorlesungen gehalten:
Wissen-
scliaftlLche
Hülfsarbeit.
Aufsicht und
Bedienung.
Inventar.
Bibliothek.
Vorlesungen.
Im Sommer sein est er 1887:
1) Allgemeine und specielle Anatomie und Physiologie der Pflanzen
(3. Theil und Schluss), '^-itündig.
2) Botanisches Practicum. Anleitung zu mikroskopischen Arl)eiten
aus dem Gesainmtgebiet der wissenschaftlichen Botanik, Täglich
von 9—3 Uhr.
Im Wintersemester 1887/88:
fielen die Vorlesungen wegen der durch die baulichen Veränderungen
hervorgerufenen, ungewöhnlichen museologischen Arbeiten mit Ge-
nehmiguncf E. H. Behörde aus.
LH Chemisches Staats-Laboratorium.
6. Chemisches Staats -Lahoratorium zu Hamburg".
Bericht des Direktors Dr. F. Wibel.
Allgemeine In dem verflossenen Jahre hat die äussere und innere Ent-
uDg. ^yj^^,]^(.im^„. (](.^ cliemischen Staats-Laboratoriums einen ruhigen Fortgang
genommen. Die Ordnung des Archivs wie die Katalogisirung des
Inventars und der Bibliothek wurde nach Maassgabe weitergeführt.
Bauliche Die vou Jahr zu Jahr wachsende Zahl der Praktikanten, welche
" ■ das Laboratorium in Aiisjiiruch nehmen, machte es als dringend er-
forderlich, den letzten nocli verfügbaren Raum im Keller in den Zustand
zu versetzen, dass derselbe als Arbeitsraum für alle Arbeiten benutzt
werden konnte. Dies war nur dadurch möglich, dass die sehr kalten
und auch feuchten Räume heizliar gemacht wurden. Diese Aufgabe
ist erreicht durch die Aufstellung eines grossen Crown - Jewel - Ofens,
welcher sämmtliche Räume erwärmt.
Da der Keller durch eine offene Trepjjcnmündung mit dem
Vorplatz des Parterre und dem übrigen Tre2)penaufgang in Verbindung
stand, so war es nothwendig, wenn eine wirkliche Brauchbarkeit der
Kellerräume geschaffen werden sollte, den Treppenaufgang von unten
aus ndt einer Thür und einem Windhing abzuschliessen. Diese Arbeit
ist denn auch ohne Verlust an Raum ausgeführt worden.
Durch diese vortheilhafte und i)raktische Aenderung konnte auch
erzielt werden, dass die Arbeiten der täglichen Petroleum-Controlle im
Keller ausgeführt werden, wodurch das bisher für diese Arbeiten be-
nutzte Zimmer, welches sich inzwischen durch die Anhäufung dieser
Arbeiten als zu klein erwiesen hatte, für Gas-Analysen und sonstige
Si^ecial-Analysen eingerichtet werden konnte. Auch Avurde dieses wie
das Spectralanalytische Zimmer mit neuen, praktischen Dunkel-Rouleaux
versehen.
Als Erweiterung des Moljiliars sind zwei grössere Arbeitstische
zu erwähnen; ein Doppeltisch mit Schieferplatte und Aufsatz für
Reagentien-Standflaschen hat seinen Platz im Keller, der zweite, ein
einfacher, ohne besondere Einrichtung im Spectral- Zimmer Aufnahme
gefunden.
Chemisches Staats-Laboratoriura.
LIII
Geschenke.
Grössere Anschaffungen hat das Institut auch in (hesem Jahre Neu-
nicht machen können, da die zur Verfügung stehenden Geldmittel kaiun fi^^^^iiaöungeii.
ausreichten die laufenden und nothwendigsten Ausgaben zu decken.
Der Verbrauch, namentlich an Gas und Heizungsmaterial, wie auch
an Chemikalien und (Teräthschaften liess für die Anschaffung anderer
zum Theil nothwendiger Apparate keine Mittel übrig.
Von den in diesem Jahre angeschafften Apparaten und Uten-
silien sind besonders zu nennen: Ein cylindrischer Wind-Schmelzofen
von Schmiedeeisen mit Chamotte-Fttllung, ein Fletcher'scher Gas-Injector-
ofen mit Brenner von Warmhmnn, Qidlitz & Co, Berlin, mehrere Stand-
Haschen zum Aufbewahren von Säuren etc. mit eingebrannten und mit
Glas überzogenen Schildern, Reagentien - Standflaschen für die neuen
Arbeitstische von Kahler & Martini, Berlin, ein Dampfdichte - Bestim-
mungs-Apparat nach Victor Meyer und ein vergoldeter analytischer
Gewichtssatz von C. Stelling, Hamburg.
An Geschenken sind der Anstalt zugegangen: Das Jahrbuch
der wissenschaftlichen Anstalten Bd. IV von der S. T. Ersten Sektion der
Oberschulbehörde. das Statistische Hand])ucli für den Hamburgischen
Staat von Dr. Koch, die IJeschreibung der öffentlichen Anlagen für
Beleuchtung, Wasserversorgung und Entwässerung der Stadt Hamburg
vom Verein der Gas- und Wasser -Fachmänner, soAvie eine Anzahl
Drucksachen im Austausch.
Hinsichtlich der allgemeinen Tliätigkeit des Laboratoriums muss
darauf hingewiesen werden, dass durch die Iniinerwälirend wachsende
Inanspruchnahme des Institutes, sowohl in Durchführung der verschie-
densten chemisclien Arbeiten für Gerichte und Behörden, wie auch
durch die rege Betheiligung an den Unterrichtscursen, die vorhandenen
Arlieitskräfte in fast erschöpfender Weise in Anspruch genommen werden
nuissten. Dem ungeachtet darf mit grösster Genugthuung erwähnt werden,
dass die Anstalt, Dank der gesunden Organisation, auf eine erspriessliche
Wirksamkeit und eine gedeihliche Entwickelung zurückl)licken kann. Die
wirkliche Arbeit der Anstalt, ni Erledigung der von Gerichten und
Verwaltungsbehörden , Vorständen wissenschaftlicher Sammlungen und
Vereine oder Privaten gestellten oder auf deren Anregung aus eigener
Initiative erledigten Anforderungen ist wiederum gegen das Vorjahr
erheblich gewachsen.
Die periodisch wiederkehrenden UntersuclHingcii, welche in dem
Berichtsjahre von Seiten des chemischen Staats-Lal^oratoriunis ausgefidirt
resp. controllirt worden sind, beziehen sich:
1) Auf die zum Genuss dienenden Wässer öffentlicher, wie amli
vieler privater Brunnen.
f
Thätigkeit
im
AU"emeinen.
LIV Chemisches Staats-Laboratorium.
2) Auf die zu (ienusszwecken dienenden Fluss- und Bodenwässer
Hamburgs.
3) Auf die Abflusswässer der Eieselanlagen des Centralgefängnisses
zu Fuhlsliüttel und der Irrenanstalt Friedrichsberg.
4) Auf die Gewässer der Sammelbrunnen des Central - Friedhofes zu
Ohlsdorf.
5) Auf die bei den Zollanschluss -Bauten zu verwendenden Bau-
materialien (Cement, Eisen u. s. w.).
6) x4uf die Bestimnumg des Schwefels und der Kohlensäure im hiesigen
Leuchtgase.
Einen näheren Einl)lick in die im Jahre 1887 erledigten An-
forderungen und Arbeiten ergiebt nachstehende
U e ]j e !• s i c h t ,
in welclie al)er, Avie erwähnt werden muss, alle geringfügigen Er-
ledigungen in der Verwaltungs-Correspondcnz wie in den sehr umfang-
reichen Anfragen und Correspondenzen mit Fabrikanten, Händlern,
Privaten und Gelehrten selbstverständlich nicht mit aufgenommen sind.
Ausserdem bleiben die Arbeitsgebiete der
amtlichen Petroleum-Controlle,
der Controlle für Nahrungsmittel etc. und
die Unterrichtsthätigkeit
einer besonderen Berichterstattung vorbehalten.
Bezüglich der täglichen Petroleum-Controlle ist darauf hinzu-
weisen, dass sowohl die immer wiederkehrende Ijesondere Ausl>ildung
der für die eigentliche Testung bestimmten Polizei - Beamten und der
Angestellten des hiesigen Petroleumhafens, welche die Testung der
mindertestig gefundenen Lots zu controlliren haben, als auch die
Ueberwachung aller hierbei einschlägigen Arbeiten sehr viel Zeit und
Arbeitskraft in Anspruch nimmt.
Uebersicht
Chemisches Staats-LaLoratorium.
LV
Uebersicht
über die Seitens des Chemischen Staats -Laboratoriums in
1887 ausgeführten Untersuchungen, abgestatteten Gutachten,
Berichte etc.
IL
III.
IV.
VI.
VII.
VIII.
a.
b.
c.
d.
e.
Allgemeine Venvaltuiig:
Motivirte Eingaben, Berichte n. s. w
Uutei'suchnngeii und (liutacliten für Gei'iclite :
Mord, Körperverletzungen, Sittenverbrechen , ver-
dächtige Todesursachen (Gifte, Flecken n. s. w.).
Brandstiftung, Explosionen u. s. w
Medicinalpfuscherei, Nahrungsmittel, Betrug, Schrift -
vergleichuug, Sachbeschädigung u. s w
Verliandlinigen vor den (ierioliten
Verhaiidliuigeii vor dem rntersiicliiiiigsgericlite und
damit verbundene Besiclitigiuigen, l'orrespoudenz
u. s. w
Untersuclunigen, Gutachten und Berichte für Medicinal-
bureaii. Polizei- und andere Behörden:
Vcrdiichtige Todesursache, fraglicheVergiftung u.s. \v.
Nahrungsmittel und Gebrauchsgegenstände
Fabriken und gewerbliche Anlagen
Allgemeine sanitäre Untersuchungen
Diverse andere Untersuchungen und Gutachten ....
Besichtigungen von Fabriken, gewerblichen Anlagen
u. s. w
Conferen/en und Comuiissionen mit anderen Behörden
Untersuchungen aus eigener Initiative
Zusammen
9
1
16
7
97
18
21
16
21
26
5
159
27
320
gegen 292 Nummern in 1886.
f
LVI
Chemisches Staats-Laboratorium.
1. Untersuchungen und Gutachten für Gerichte.
Mörtel-
Mischungen
bei Bauten.
Journal
No. GO
Vergiftung
von Tauben.
Fragliche
Beschädigung
von Taback
durch Drogen-
Ausdünstungen.
(Uebersicht unter II.)
113. Fall H. & r. Fahrlässige Tikltung beim Hauseiiisturz,
Caftamaclierreilie. Im Anscliluss an die früheren Unter-
suchungen in diesem Falle wurden noch verschiedene Mörtel-
prol)en auf die Mischungsverhältnisse zwischen Sand und Cement
und L()schkalk ausgeführt. Die jetzigen ßesultate waren,
ähnlich den früheren, mehr oder minder ungünstig für den
Angeklagten. Die gerichthche Entscheidung hat noch nicht
stattgefunden.
71. Fall Seh. Vergiftung von 3 Tauben. Diesellje war herbei-
geführt, dass die Thiere von böswilliger Hand mit Strychnin-
Weizen gefüttert worden waren. Es konnte durch die chemische
Untersuchung festgestellt werden, dass sowohl der Kropfinhalt
wie auch die Eingeweide der Thiere Strychnin- Nitrat ent-
hielten. Nach der Isohrung der giftigen Substanz mittelst
der Dragendortf'schen Methode wurden in den Eingeweiden
der vergifteten Thiere je ca. 3'/-' milligranim Strychnin-Nitrat
nachgewiesen.
73. Fall B. c. P. und K. In dieser Civilklago handelte es sich
um die Frage, ob durch Ausdünstungen von Drogen oder
Chemikalien die Verschlechterung von Taback herbeigefülirt
Averden kann. In einem S})eicher, Eigenthum des P., lagerten
zu gleicher Zeit Tahack und Drogen und zwar auf dem ersten
Boden der Taljack des B,, auf dem dritten Boden die Drogen
des K., während der zweite Boden frei war. Nach einiger
Zeit machte sich im Tabackslager ein scharfer Geruch be-
merkbar, welcher von dem Eigenthümer des Tabacks auf die
Drogen zurückgeführt wurde. K. behauptete seinerseits, dass
dieser Geruch ans dem im Keller des Speichers vorhandenen
Häringslager stamme. Nach Urtheil von Sachverständigen hatte
der Taback erheblich an Güte gelitten. Die Besichtigung der
sämmtlichen für den Entscheid hier in Betracht kommenden
Lokalitäten ergab, dass vom dritten Boden aus eine Leckage
einer stark riechenden Flüssigkeit stattgefunden hatte, Avelche
durch alle Böden bis zur Decke des Tabacklagers reichte und
hier zwei dunkle, nach Theer resp. rohem Carbolöl riechende
Flecke hinterlassen hatte. Die örthch übereinstimmende Lage
Cliemisclies Staats-LalMiniloiium. LVII
Journal
sämmtliclior. sich in den verschiedcMien Uiulon zeig-endon Flecke
wie anch der id)ereinstimmende Geruch Hessen erkennen, dass
die Leckage vom dritten Boden ausgegangen war. Die chemische
Untersuchung der aus den verschiedenen Böden entnommenen,
durchtränkten Holzproben bestätigte, dass die Flecke in Zu-
sammenhang standen, denn aus allen konnte ein Oel abdestillirt
werden, welches nach roher Carbolsäure roch und auch die
chemischen Reactionen dieses Körpers zeigte. Die aus den
Tahacksvorräthen entnommenen Asservate gaben nach der
chemischen Untersuchung keinen Aufschluss etwaiger Be-
schädigung durch Drogentlüssigkeiten. Das Resultat der zeit-
raubenden Arl)eit ging dahin, dass die von den Sachverständigen
anerkannte Verschlechterung der Taljacke im B. "scheu Lager
hauptsächlich auf die Ausdihistung der erwiesenermaassen bis
zur Decke dieses Raumes gedrungenen Carbolöl-Leckage aus
dem K. 'sehen Boden zurückzuführen sei.
No. 94. Fall H. c. H. Li dieser Civil -Klagesache handelte es sich Feststellung
um eine Kontraktverletzung in Handelsangelegenheiten. Es friut^eu-^sorten
wurde dem Labora,torium dabei die Aufgabe gestellt, das
Streitobject , bestehend aus 4 verschiedenen Proben Tinte, .
einer vergleichenden Lhitersuchung zu unterwerfen, wodurch
festzustellen war. ob ein Unterschied in der chemischen Zu-
sammensetzung zwischen den mit ,.Tinta agallica" und „Tinta
chancellaria" bezeichneten Tinten bestehe und ob die Tinta
chancellaria so zusammengesetzt sei, dass ihr die allgemeine
Bezeichnung „Gallustinte" zukomme. Durch eingehende Ana-
lysen wurd(> festgestellt, dass sämmtliche vier Tintenproben aus
Blauholz, Gerbsäure, chromsaurem Kali, Eisenvitriol, Kujifer-
sulfat, Dextrin und etwas Kreosot zusannnengesetzt wari^n.
Hieraus ergab sich, dass kehie der Tinten als Gallus-
Tinte l)ezeichnet werden konnte.
„ 102. Fall V. Gesundheitsgefährhchkeit, Betrug und Schwindel. Eine BetniK
wohl angepriesene Vernickelungsilüssigkeit unter dem Nanum duieh falsche
^ J^ o .^ Vernickelimgs-
„Anu'rikaan'sche NickeF' kam zur nidiercn IJcurthcilung. Es Flüssigkeit,
ergab sich nach Feststellung der nur noch in geringei' Substanz
vorhandenen Flüssigkeit, dass dieselbe aus einer stark Salpeter-
säuren L(")snng von salpetersaurem (^)uecksill)er bestand und
dass dieselbe als Ei-satz für galvanoi)lastische Vernickelung
nicht zu verwenden war. Die Flüssigkeit musste, sowohl ihres
starken Säuregehaltes wie auch der Anwesenheit des giltigen
LVIII
Chemisflics Staats-Laboraturiiim.
Kiirper-
veiictznn,£
ilui'ch
Treppon-
einsturz.
Sitten-
verbrechoii.
Spermatozüen
nicht erwiesen
Vei'ilaolit auf
Verliilsclmng;
von Tliee.
Vevfälscliter
Wein.
Tlieilwelse
erwiesen.
Mottengift.
Kragliclie
Vergit'tnuo-.
Vergiftung
durch
Alkohol.
Jnnnial
l()slic]ien Quecksilbersalzes wegen, zweifellos als eine die
Gesundheit schädigende bezeichnet werden, insofern dieselbe
nicht auf rein gewerbliche Kreise beschränkt bleibt.
No. 111. Fall H. Körperverletzimg und Zuwiderhandeln gegen die all-
gemein anerkannten Ecgeln der lUiukunst. Untersuchung von
verschiedenen, bei einem Bau zusammengestürzten Treppen-
stufen auf das MischungsverhJdtinss von Cement und Kies
resp. Sand. Bei all den Proben ergab sich ein nach der
Regel übhches Verhältniss 1 : 2,5 — 1 : 3,0. Das Unglück war
aus Verschulden der nöthigen Vorsicht beim Absteifen während
des Legens der Treppenstui'en herbeigeführt. Die gerichthche
Entscheidung erfolgte auch in diesem Sinne.
„ 122. Fall Seh. Sittenverbrechen und Nothzucht. Die zur Unter-
suchung gelangten Sjjermaflecke ergaben ein negatives Resultat.
Es konnten Spermatozcien nicht nachgewiesen werden.
„ 120. Fall R. F. & Co. Verfidschter Theo. Der äusserlich ganz
unver.dächtige Thee lieferte auch nach dem chemischen De-
tundc kein positives Ergebniss der Verfiüschung, doch musste
auf (irund der mikrosko})ischen Feststellimgen der Verdacht
auf Beimischung fremder Blätter ausgesprochen werden.
„ 135. Fall St. Weinverfälschung. 'S'on den 11 gerichtlich beschlag-
nahmten Weinproben gaben sich nur tauige als Naturwein zu
erkennen. Der grösste Theil waren Fa^omveine, die theils
mit Alkohol verschnitten waren, theils einen Zuckerzusatz
erfahren hatten und theils mit Theerfarl)stoffen gefärbt waren.
„ 151. In diesem Falle war der Nachweis zu führen, ob das in Frage
stehende „Mottengift" Strychnin enthalte. Die nähere Unter-
suchung ergal), dass das sogen. IVIottengift aus reinem, Strychnin-
freiem Naphtalin bestantl.
„ 153. Fall V. Fahrlässige Vergiftung durch Alkohol. In den zur
Untersuchung gekommenen Leichentheilen, nändich Magen
nebst Inhalt, Darm und Gehirn konnte nur in beiden ersteren
Theilen mit Sicherheit Alkolud nachgewiesen werden. Das
durch wiederholte fractionirte Destillation über Chlorcalcium
wie kohlensaures Alkali und Weinsäure erhaltene alkoholische
Prodidvt zeigte eine nur sehr geringe Menge von Alkohol,
welche nicht (pumtitativ bestimmt werden konnte. Der Nach-
weis von der Gegenwart des Alkohols wurde geführt durch
die Aldehyd -Reaction, Jodoform -Reaction und die Chlor-
benzoyl-Probe.
Clieiiiisehes Staats-LaboiatDrium. LIX
Journal
No. ino. Fall K. Vergiftete Speisereste. Die Veranlassung einer nnlg- Vomiointiidie
liehen W'rgiftung wurde dadurch gegeben, dass sich in dem Vergiftung
Mittagsmahl der Frau (i. ein verdächtiger Geruch und zahl- Phosphor.
reiche rothe Partikelchen befanden. Ijei näherer Besichtigung
und vorsichtiger Isolirung der rothen Theilchen ergal) sich,
dass dieselben aus gestossenem Flaschenlack bestanden, welclier
in dem fein vertheilten und erwärmten Zustande ehien Geruch
verl)reitete , der schwachen Anklang an Phosphor enthielt.
Es zeigte sich auch ferner, dass keine der (Jesundheit schäd-
liche Substanzen durch den Lack in das Mittagessen ge-
kommen Avaren.
,, 191. 1(\7. Fälle Ch. cV: Gen. und Gr. & Gen. Körperverletzungen, vermeintliche
fragliche Blutflecken an Kleidungsstücken und Messern. In i'-iutiiecke.
beiden Fällen konnten weder Blutflecke noch Blutspuren
nachgewiesen werden.
„ 2r)0. Fall V. Werthbestiramung der J. Morrison'schen Haarver- Quacksalberei.
jüngungs-Tinctur. Eine Flasche, 800 cc dieser Flüssigkeit
enthält ca. 1, '2 grm Bleizucker, 13,.5 grm Alkohol, 13,.5 grm
Glycerin. 0,9 grm Schwefel mit etwas aether. Oelen parfümirt
und besitzt incl. Flasche einen Werth von ca. 40 Pfenni».
„ 261. Fall S. Vergiftung durch Phosphor, welcher im Magen nebst Erwiesene
Inhalt, sowie in der Leber zwar nicht mehr als freier Phosjihor. Vergiftung
1 1 1 1 1 1 • [t 1 • durcli
wolil aber als phosphorige Säure nachgewiesen werden konnte. Phosphor.
Die als verdächtig angesehenen Medicamente waren völlig frei
von Phosphor und den hier in Frage kommenden Verbindungen.
„ 278. Fall P. Brandstiftung. Das zur Prüfung vorliegende Asservat Muthmassiieiie
bestand aus verschiedenen Kohlenresten, an denen nachge- Bi«nJstiftung.
wiesen werden musste, aus welchen verbrannten Stoffen die-
selben herrührten. Es stellte sich nun bei der Untersuchung
heraus, dass die Kohlenreste aus dem Verbrennen von Nadel-
holz, Weidenrohr und zusammengeliallten Klumpen von Koggen-
und Weizenmehl stammten.
„ 280. Fall App. Comp. Lira, gegen N. Eine Streitsaclie über die Gi,.idih.Mt
Beschaffenheit zweier Mineralwässer aus beiiachhnrteii <,)uellen zweier
.,,.,, ... Hitterwässor
m ihrer chemischen /usammensetzung wie physioh)gisch(Mi ans
Wirkung. Diese sehr nmfangreiche Arbeit stellte dem Che- verschi.Hieneu
miker die Aufgabe nicht allein die Hau])tbestandtheile dieser
Wässer zu bestimm(>n, sondern auch diejenigen Bestaiultlieije.
welche in geringfügiger Menge auftreten, zur Kenntniss zu
bringen, da gerade iu besonderen Fällen diesen geringen Quan-
Jj\ Ciiemisflies Staats-L!il)oratürium.
Joimial
titätcn iiiediciinsch differente Wirkungen l)eigelegt werden.
Es konnte bei dieser Gelegenheit aus den verschiedenen vor-
liegenden Analysen hervorragender analytischer i^utoritäten
die wechselnde Zusammensetzung dieser Mineralwässer l)eol)-
achtet worden. Nach der chemischen Analyse nuissten beide
Bitterwässer nicht nur als ähnlicli, sondern auch als nahezu
gleich betrachtet werden. Hinsichtlich iln-er Wirkung als
Darm-reizendes Mittel sind die l)eidcn vorliegenden Wässer
ebenfalls als gleich zu betrachten, da die geringfügigen
Schwaidvungen, speciell in dem Verhältnisse von Glaubersalz
zu Bittersalz, als irrelevant angesehen werden konnten.
2. Untersuchungen und Gutachten für andere Behörden
und Verwaltungen.
(Uebersiclit unter V.)
Die requirirenden Beli()rden Avaren: ()l)erschnl-Behörde, iSIedicinal-
Bureau, Polizei -Beh()rde, Deputation für indirecte Steuern, Ober-Post-
Direction, Baupolizei, Münze, Friedhofs-Deputation.
Jdurnal
Transport No. 10. Begutachtung des neuen Sprengstoffes ,.Eoburit" betr. den
v°'^ Verkehr mit demselben nach der Verordnung E. H. Senats
vom 4. Juh 1883. Es hegt der Si)rengstoft" in seinen beiden
Componenten: Salpetersaures Ammoniak und Victoriagelh-
farbstoff vor, welche, jeder für sich transportirt , als ganz
ungefährlich auzusehen sind. Dagegen ist der Sprengstoff
Rol)urit als fertig priiparirtes Gemisch dnrcliaus als gefährlicli
zu betrachten.
Veriaisoimng ,. 25. Conscrvirung von Schmalz durcli Borax. Diese gerichtliche
von Sciiiiiaiz Recjuisitiou ging liervor ans (Miiem (iutacliten einer ausw^ärtigen
nicht ' f>Ti -11 • •cii'i
ijegriindet. Coutroll- Station für Lebensmittel über emen mi Seh. sehen
Schmalz gefundenen Wassergehalt von 1,8 7o. Dieser Wasser-
gehalt wurde auf die Gegenwart von B)Orax zurückgeführt,
und es handelte sich im Weiteren nun um die Frage, ob das
Schmalz gesundhoitsgefährliche Mengen von dem Conservirungs-
mittel enthielt. Die thatsächliche Feststellung der im Sch.'schen
Schmalze voi'handenen r.orax-Menge lieferte die Ueberzeugung,
dass dieselbe so g(n*ing war, dass sie weder hinsichtlich einer
Fälschung, noch einer Gesundheitsschädigung in Betracht
kommen kann.
Sprengstotl'.
Chemisches Staats-Lalxn'iil
i'aturiuin.
LXl
Journal
No. 20. Fall N. Narcotica. In oinoia Idoiiieii Fläsclicheii. wclclios ilie
Eti(i[uotto ..Schweizer Alpenkräuter-Uitter oen. Woliltliäter"
triis, Letand sieh eine farhlose Flüssigkeit, Avelche im Verdaeht
stand, stark giftige Eigenschaften zu hesitzcn. Die chemische
Untersuch ung klärte das (Jeheimniss insofern auf, als sie in
der Flüssigkeit einen 00 "/d Alkoliol mit etwas Vanille-artigem
Parfüm ermittelte.
„ ?}'). Fall H. Auskunft üher (Nirrosivität von verzinkten eisernen
Telephondrähten. In dem Marmorlager des H., über welches
Telephondrähte gespannt waren, stellten sich nach kui-zer Zeit
Eisenrost -Flecke auf dem Marmor ein. Es fragte sich nun.
wie müssen diese Drähte heschaffen gewesen sein, um jene
Rostflecken herheizuführen und ist es möglich, dass die ver-
zinkten Eisendrähte in der gegebenen Zeit eine solche Corro-
sivität erleiden kfinnen? Die gewünschte Auskunft konnte
aus verschiedenen Gründen nicht in der verlangten l)ündigen
Form erledigt werden.
„ 37. Fünf Proben Speiseessig von einer hiesigen öffentlichen Anstalt
eingesandt, ergaben sich als rein und ohne die menschliche
Gesundheit schädigende Substanzen.
„ 77, 89, 00, 02, 00, 115, 204, 21P., 21(1, 230. 254. Untersuchungen
verschiedener hiesiger öffentlicher oder zu (tftentlichem Gonsum
in Schulen etc. gelangender imvater Pumpl)runnen, Quellen
oder sonstiger Gewässer, welche zum Theil ein stark verun-
reinigtes und daher zu l)ea,nstandendes Wasser ergaben.
„ IUI. Verfälschte Lebensmittel, welche sich jedoch nicht als solche
kennzeichneten.
„ 118, 130. Die periodisch wiederholte Prüfung der Aldaufwässer
von den Rieselfeldern in Friedrichsberg (Irrenhaus) und Fuhls-
büttel (Genti'al-(iefängniss) hat leider keine besondere Zunahme
an Reinheit dci' Wässer ergeben.
„ 12-1. liengalische Zündhrdzcr. welc-he wiederum \'ei';nd;issung zur
Selbstentzündung und zum Aiisbiiich eines Feuers gaben.
Die auf den Schachteln si(^h beliiidhchen An])reisungeii und
Atteste beiinden sicli in vollem Gegensatz zu dem. was in
den Schachteln ist. Die bengalischen Zündhölzer sind jeden-
l'alls selbstentzündHch wie (^\]>losiv zu uenn(Mi und nach vüj 1
der Hamburgischen Vciorchiuiiu vom 1. -lull l.s.s3 zu behandeln.
Narcoticum
nicht j
ermittelt. i
Fragliche
Beschädigung
von Marmor
durch
Telephon-
drähte.
Speiseessig als
unverfälscht
erwiesen.
Brunnen-
lind
(|uell- Wässer.
Rieselfelder.
Friedrichsherg
Fuhlsbiittel.
Bongalische
Ziindhiilzer sind
sclhst-
ontzündlieli
und explosiv.
LXII
Cliemiselies Staats-Lalioi'atürium.
Central-
Friedhof
in Ohlsdorf.
Journal
No. 125.
Zucker.
Oefl'i^ntliclie
Brunnen.
Verdächtiges
Schwarzbrod.
ScLmieröle.
DenaturirtPR
Kochsalz.
139.
151),
Muthmassliche „ 184.
Bi^täubung
durch
Narcotica.
oq'
243,
rortsetzuiis der periodischen Untersuchnii^' der IJniniieii- und
Drainage-Wässer des Ceiitral-Friedliofes zu Oldsdorl aus der
Winterperiode 1880/87. Die Prüfungen ergaben als Gesannut-
resultat, dass irgendwelche Verunreinigungen der Wässer durch
Zufuhr von Fäulnissprodnkten ans den mit Leichen helegten
Theilen des Friedhofes nicht zn l)enierken waren.
Die von der Verwaltnng des Central-Gefängnisses eingesandte
Zuckerprohe wurde mit 79,8 % Raffinationswerth als unver-
fälschter Rilhenzucker erkannt.
ino a, 183, 193. Periodische Untersuchungen der öffentlichen
und öffentlich heniitzten privaten liruniien. (Veröffentlicht
hn Amtsl)latte.)
Fall V. Von einem Unbekannten wurde das Dienstmädchen
F. herangelockt und ihm ein Taschentuch vor den INI und
gehalten, Avodurcli dasselbe momentan betäubt und bewusstlos
geworden sein will. Das Mädchen ist an Händen und Füssen
gebunden gefunden worden, doch haljen sich keinerlei Ver-
letzungen an demselben gezeigt. Diese räthselhafte Betäubungs-
art ist schon wiederliolt Gegenstand der Untersuchung gewesen,
doch ist niemals, wie auch in dem vorliegenden Falle, weder
ein narcotisirendes noch anaestethisirendes Mittel in jenem
Taschentuclie gefunden worden.
Ein verdächtiges Schwarzbrod, welches Vergiftungserscheinun-
gen hervorgerufen haben sollte, erwies sich als normal, ohne
jeden Verdacht auf eine gesundheitsschädliche Beschaffenheit.
Ueber die Schmierfähigkeit verschiedener Schmieröle erwünschte
die Bau-Dei)ntation Auskunft und wurde die betreffende Untei--
suchung mit Engier's Viskosimeter und dem Lepenau'schen
Leptometer ausgeführt.
Diese, auf Veranlassung der Zollbeh(>rde aufgenommene Arbeit
hatte den Zweck, Versuche anzustellen, oIj das in Handnug
in grossen Mengen vorhandene denaturirte Kochsalz odei-
sogen. Häntesalz durch leichte und einfache Manipulati(tnen
in einen für den menschlichen Gennss brauchl)aren Zustnnd
zu versetzen sei. Unter den eingesandten Proben liefanden
sich einige, welche sich ohne nur verhältnissmässig grossen
Aufwand von Kosten derart reinigen liessen, dass eine Brauch-
barmachung fih- den menschlichen Gennss wenigstens nicht
ausgescldossen erschien. Andere hingegen konnten nicht für
diese Zwecke umgearbeitet werden.
Cliemisclies Staats-Laborntoi-imii. LXIII
Journal
No. 240. Die Holz})flastenin,i;' auf der Adolplishriicke und die mfioliclien Bachenimiz-
Ursachen der Versackuui; d('rsoll)on ^al) eine Reihe inter- ' " ^"^ "^'
' ' btrassen-
essanter Uiitersucluinii;en. Es Avurde dahei die Art der Im- ptiasterung
prägnation der Holzkl()tze festgestellt und ebenso die Ingre- "^ßeto'^^"
dientien und das Älischungsverhältniss des /um Pflastern Unterlage,
verweiuleten Mörtels einer Prüfung unterworfen. Aus dem
I<]rgel)niss aller dieser Untersuchungen konnte die Ursache
für die seiner Zeit eingetretenen Missstände nicht erklärt
werden.
„ 202. Little's Desinfections-Flüssigkeit war wieder einmal der Gegen- Desinfections-
stand eingehender Untersuchung. Das so oft und viel ange- mittel,
priesene Desinfectionsmittel, eine dunkelbraune, dickflüssige,
theerartig riechende Flüssigkeit, welche aus einer durch Px'-
handlung von Theer-artigen, mit Schwefelsäure und dann mit
kohlensaurem Natron neutralisirten Masse besteht, geluirt
7,ur Gruppe der aus Theer gewonnenen und durch dessen
Bestandtheile wirksamen Desinfectionsmittel und ist dassellie
in dieser P)eziehung so gut und so schlecht wie alle anderen
dieser Art.
„ 270. Imprägnirtes , wasserdichtes Bedachungsmaterial nennt sich Beaacimngs-
eine in einer auswärtigen Fabrik hergestellte, mit Oelfarben ^^Jatenai.
überstrichene Leinenfaser. Es dreht sich um die Frage, ol)
das Baumaterial den Ansprüchen des § 2S unseres Bau-
l*oli/,ei-Gesetzes genügt. Diese Frage konnte im Allgemeinen
bejaht werden, da dasselbe sich schwer entzündhch wie auch
schwer verbrennlicli zeigte.
„ 2S4. Eine zur Untersuchung gestellte Dauerfar])e bestand aus Dancrtariio.
22,70 7ü Leinöl und 77,30 7ü festen Bestandtheilen. Letztei-e
waren zusammengesetzt aus Zinkweiss, Bleioxyd nebst etwas
Ultramarin und Gyps als Farbe und Deckmaterialien, und
aus Manuan-Eisenoxvdul-Silicat als Siccativ.
Die amtliche Petroleuni-Controlle im Jahre 1887.
Dieselbe« wurde im vcrllosscncn Jahre nach den im früheren
Jahresbei'icht geschildei'teu (iesichtspunkt(Mi ausgeführt. Dureli (h'e jetzt Amtiicho
zweckmässig getrofl'ene Einrichtung- der t;ii;licheu Gonti-olle hat dieselbe J*'V''l'!""'"
' ' .-1 ,-^ ... ( Olltrolle im
ihre grösstc Vervollkomnnnnig gefiniden. so dass die jetzige Einrichtung j^Lre iss?.
allen Ansprüchen genügt und auch genügen kann.
LXIV
Chemisches Staat s-LaliovatoTiiim.
1. Getestet wurden im Laboratorium
1885 861 Prolu'n in 1715 Destimmunsfen
1880 1982 „ „ 3930
1887 2071 „ „ 4030 „
2. Unter den Proben l)efanden sieb Russiscbes Petrob'um
1885 10 mal = 1,2%
1880 „ = 0,3 „
1887 12 „ = 0,0 „
3. Bei den Tcstun.c^en zeigte sieb eine Differenz dor Einzel-
beobacbtungen :
von V2"C. 1885 bei 110 Proben = 13,5%
1880 „ 273 „ = 13,8 „
1887 142 — 9
von 1"C. und mebr 1885 keinmal
1880 keinmal
1887 keinmal
4. Von den 2071 Proben batten
Reduc. Entflammuniispunkt
unter 21° C 7 = 0,4%
21 21 9°
22—22,9" „ . .
23—23,9° „
24 24 9"
25—29,9" „ .
30" C. u. darüber. . 135 = 0,5
218 = 10,5 „
709 =37,1 „
349 = 10,9 „
243 =117
350 = 10,9
2071 = 100%
Speeif. Gewicbt bei 1 5 " C.
0,799 205 = 9.9 %
0,800 42 = 2,0 „
0,801 93 = 4,5 „
802 . 252 = 12 2,,
0,803 . . 830 =40,4 „
0,804 343 = 10,0 „
0,805 198 = 9,5 „
0,800 02 = 3,0 „
0,807 17 = 0,8 „
0,808 u. mebr . . 18 = 0,9 „
Unbestnnmt 5 = 0,2 „
2071 = 100"/o
Mitbin wurden mindertestige , d. b. unter 21" C. entil;imud);ii'('
Proben gefunden :
1884 = 5mal = 1,0"/" 1885 = 9mal = 1,0 "/o
1880 = 11 „ = 0,5 "/o 1887 = 7 „ = 0,4 "/o
Die Controlle der Nahrungs- und Genussmittel sowie
Gebrauchsgegenstände nach dem Gesetze vom 14. Mai 1879
soweit sie niebt durcli das Laboratorium auf gerieb tlicbe oder polizeiliebe
Aufforderungen (s. obige Ucbersicbt 11c und Vb) ausgeülit wurde, ist
durcb die dafür ausgebildeten Pulizeibeaiuten durebgefübrt worden.
Chemisches Staats-Laboratorium. LXV
Die der Polizeibehörde vom Publicum eiugelieferten uud von
den lieiden Oftizianten Schulte und Hinfz im Laboratorium untersuchten
Nidirungs- und Genussmittel etc. beliefen sich auf 62 Proben.
Diese bezogen sich hauptsächlich auf JVIilch- und Butterprol^en
luid konnten von 20 der letzteren, welche sämmtlich als Naturbutter
verkauft worden waren, i) als Margarine und 3 als Mischbutter l)e-
zeichnet werden. Von den 27 Milchproben, welche zur Untersuchung
kamen, Hessen 13 einen Zusatz von über 10% Wasser erkennen, während
3 als abgerahmte Milch angesehen werden mussten. Sämmtliche Milch-
})roben waren als Vollmilcli verkauft worden.
Leider waren die Oftizianten während des grössten Theiles des
Jahres fast ganz durch andere dienstliche Pflichten so in Anspruch
genonnnen, dass jene systematisclie Controhe nur mangelhaft verwirklicht
werden konnte.
3. Die Unterrichtsthätigkeit.
Im Wintersemester 1880/87 i'anden Vorträge über Unorganische
und Analytische Chemie statt. Wäln-end des Sonnnersemesters des
Jahres 1887 konnten die angekündigten Vorträge Avegen jNLingel an ge-
nügender Ik'theiiiguug nicht gehalten werden, dagegen wurde den
l)raktisch arbeitenden Anfängern die entsprechende theoretische P)elehrung
im Laboratorium sell)st ertheilt. Im Winterhalbjahr 1887/88 wurden die
Vorträge ül)er Unorganisclie und Analytische Chemie in 7 Stunden
wck'hentlich wieder aui'genommen, doch mussten auch diese wegen Er-
krankung des Directors einige Wochen unterl)roclien werden. Auch
hier trat die theoretische Lelelniuig im Laboratorium an deren Stelle.
Die praktischen Uebungen im Laboratorium (12 — 40 Stunden wöchentlich)
fanden in ungeschwächter Weise statt und zwar im Sommer von 8 — 12
und 1 — 5 Uhr, im Winter von i) — 12 und 1 — 4 Uhr täglich.
Die Zahl der Theiluehnier an den Vorträgen und praktischen
Uebungen 1)etrug:
1. Jaiuiai--()stern Sommer Winter in 1887 iU)erbaupt
bis ult. Dec.
16 14 16 30
von welchen .14 12 15 28
im Laboratorium aibeitctcn.
Ihrem Berufe nach waren diesellien:
Chemiker (Anianger und (ieübtere) .16
Lehrer 2
Pharmaceuten 1
Kaurieutc rcsp. Fal)rikanten 6
Polizei Beamte 5
30
LXVI Chemisches Staats-Laboratonnin.
Die Gesamint/aljl der Tlieilnelimer an duu LTebiiugen ii. s. w.
unserer Anstalt beträgt jetzt 133. An Honoraren ii. s. w. wurde vom
I.Januar bis ult. December vereinnahmt -41489,71 gegen 1467,98 in
1886. Auf Grund § 14 der Statuten waren 8 Theilnehmer von der
Honorarzablung befreit.
4. Die Verbreitung chemischer Kenntnisse in weiteren
Kreisen
hat auch in diesem Jahre wegen Ueberhäufung mit anderen Arbeiten
ledighch, ausser einzehien Vorträgen in Vereinen, durcli die amthclicn
Sprechstunden von 11 — 12 und 4 — 5 Uhr gefördert werden können, und
boten letztere allerdings Gelegenheit, zahlreichen Besuchern Auskunft in
chemischen Dingen zu ertheilen.
5. Die Ausführung wissenschaftlicher Untersuchungen.
(Uel)ersicht unter VIII.)
Die Mehrzahl dieser Arbeiten ist im Interesse oder auf specielle
Anregung hiesiger Verwaltungen sowie Privater ausgeführt worden, doch
sind auch einige aus eigener Initiative hervorgegangen.
Journal
Nr. 40 b, 44. Zwei Krd- und Wasserproben von IMadagascar, welche auf
ihre Zusannnensetzung geprüft wurden.
,, 43, 79, 8ü, 96 u. s. f. Monatliche Destimmungen von Gesammt-
Schwefel und der Kohlensäure im hiesigen Leuchtgase.
„ (i9, 138, 158. Verschiedene Untersuchungen über prähistorische
Fund()l)jecte.
„ 76, 100. Harburgcr Wasserproben.
„ 9.5. Fortsetzung der Untersuchung der Hyalin- Ausscheidungen von
Pectinatella magnitica.
„ 157, 192. Bestimmung verschiedener Mineralien, wie Lüneburgit,
Jadeit, Wad-V^arietät Coquimbit von (Ihili.
Nr. 260, 264. Untersuchungen über Klärung des mit Wasser getrübten
Petroleums und Feststellung des Ursprungs des in dem Tank
eines Petroleum-Schiffes vorhandenen Wassers. Letzteres
wurde als Seewasser erkannt und ergal) sicli bei dieser
Feststellung, dass sich das Chlor in auch nur wenig Petroleum-
haltigem Wasser an sich mit Silberlösung nicht titriren liess.
„ 296. Ausgedehnte Mörtel-Untersuchungen in der ßestinnnung der
Mischungsverhältnisse zwischen Cement, Sand und Löschkalk
Chemisches Staats-Laboratorimn. LXVII
Journal
und Berechnung der gefundenen Gewiclitsmengen auf die in
der Praxis angewandten Volumtlieile.
No. 297. Bronze-Darstellung aus Kupfererzen und Zinnstein.
„ 298. Dampfdiclite-Bestinimung verschiedener Körper mit dem Ap-
parat nach Victor Meyer für hochsiedende Körper.
„ 299. Analyse des in der Neuzeit in weiten Kreisen so empfohlenen
Antisepticums „Creolin" und dessen Produkte.
„ 300. Fortsetzung der Arbeiten über Cupriconium-Verl)indungen.
„ 301. Ue1)er die Schwankungen im Chlorgehalte und Härtegrade des
Eibwassers etc.
„ 302. Vergleichende Untersuchungen der Viscositäts-Bestimmungen
mit Prof. Engler's Viscosimeter und Dr. Lcpenau's Leptometer.
„ 303. Zum Nachweis von phosphoriger Säure bei Phosphor- Ver-
giftungen nach dem Blondlot-Dusart'schen Verfahren.
„ 304. Versuche zum Nachweis kleiner Mengen Butterfett in Margarin
betreffend den Zusatz von Milch zur Kunstbutter. (Reichsgesetz,
Verkehr mit Kunstlmtter.)
„ 305. Ueber die Bestandtheile des „Guano Hajo de la isla Rosa",
ein neuerdings aufgefundener Phosphat-Guano. Versuche über
eine Methode der Anreicherung von h'Jslichen Phosphaten.
Zum Schlüsse mag noch erwähnt werden, dass von den unter 5
erwähnten Arbeiten durch den Druck veröffentlicht wurden, und zwar
in der Festschrift zur 50jährigen Stiftungsfeier des hiesigen Natur-
wissenschafthchen Vereins :
1) Thonerdehydrophosphat (V Coeruleolactinj in pseudomorpher Nach-
bildung eines Gewebes oder Getiechts.
2) Raseneisenerz, Eisensclilacke oder oxydirtes Eisen.
3) Analyse einer altmexikanischen Bronzeaxt von Atotonilco.
Der Director,
i. A.
Dr. Aä, Enf/elbrechL
LXVIII Physikalisches Staats-Laboratorium.
7. Physikalisches Staats-Laboratorium.
Bericht des Direktors Dr. August Voller.
Die Thätigkeit des pliysikalisclieii 8tuat(5-Lul)uruturiums hat sich
während des Berichtsjahres stetig weiter entwickelt. Die Benutzung
der Anstalt Seitens des rul)]icunis dauert in der gewohnten Weise fort.
Al)geselien von zahlreichen, in den Sprechstunden des Direktors mündlich
erledigten Anfragen ist das Lahoratoriuni vielfach von Privaten Behufs
Ausfidu'ung von I'ntersuchungen, Prüfungen von Instrumenten etc. in
Anspruch genonnnen worden, naclidem diese Thätigkeit gegen Ende
des Vorjahres provisorisch aufgenonnnen worden war. Die Mehrzahl
dieser Prüfungen betraf ärztliche und andere Tliermometer. Seit
Px'giiiii der Tliermometcrpriilniigen im Hcrlist ISSO l)is Kmh' ]SS7
wurden insgesammt 5(i8 Thermometer untersucht, wovon 510 ärzthche
waren. Von sonstigen Arbeiten dieser Art wurden 14 Untersuchungen
beendet, welche sehr verschiedene Gegenstände betrafen (galvanische
Batterien , dynamoelektrische Maschinen , ärztliche und technische
elektrische Messinstrumente; elektrische Lampen, (ias-Intensiv-Brenner
etc.). Die für diese Untersuchungen und Prüfungen eriiobenen Gel)ühren
betrugen insgesammt J^ (»oDjSO,
Die Gel)ülnen - Erhebung fand provisorisch nach dem Entwurf
eines Tarifes Statt, welcher sodann gegen Ende des Jahres, in etwas
abgeänderter Gestalt, von der L Section der Oberschulbehörde endgültig
festgestellt und nach erfolgter Genehmigung E. H. Senates und des
Bürger -Ausschusses unter dem 27. Decend)er d. J. amtlich bekannt
gemacht worden ist.
Dieser von nun ab gültige Tjirif l;iutet folgendermaassen :
§ 1-
Fiu' Untersuchungen oder sonstige Arbeiten, welche auf Antrag
von Behörden oder Privaten Seitens des Physikalischen Staats-Labora-
toriums ausgeflüirt werden, wird eine nach Maassgal)e des nachstehenden
Tarifes zu berechnende Gebühr für die Staatscasse erhoben.
Physikalisches Staats-Laboratorium. LXIX
§ 2.
Für die Prüfung von Thermometern:
1) Gewöbnliclie ärztliche Thermometer, Prüfung von 5 aufeinander
folgenden Scalenstellen J^ — ,80
2) Aerztliche Maximum-Thermometer, do ,, 1, —
8) Gewöhnliche Thermometer, Prüfung von 3 l)is 5 Scalen-
stellen, ohne Eis- und Siedepunktsbestimmungen „ — ,80
4) Desgl. mit Eis- und Siedepunktsbestimmung „ 1,20
Für jede Aveitere Scalenstelle 20 Pf., bis zum höchsten
Satze von „ 2, —
5) Normal-Thermometer, mit Eis- und Siedepunktsbestimmung
und Bestimmung der Null])unktsdepression in der Siede-
hitze „ 3, —
§ 3.
Für die Prüfung solcher Instrumente, welche sich durch einfache
Vergieichung mit Normal-Instrumenten untersuchen lassen (z. B. Aräo-
meter, gewöhnliche und Aneroidljarometer etc.) :
Prüfung l)is zu 5 Scalenstellen J^ 2, —
Für jede weitere Scalenstelle 20 Pf.. Ijis zum li(>c]isteu
Satze von „ 5, —
§ ■!•
Für die Prüfung technischer oder ärztlicher electrischer Mess-
instrumente, z. P>. Widerstandssätze, Galvanometer (Amperemeter),
Spannungsmesser (Voltmeter) u. s. w. :
Prüfung bis zu 3 Scalenstellen J^ 3, —
Für jede Aveitere Scalenstelle 50 Pf., bis zum höchsten
Satze von ,, 10, —
§ 5-
Für solche Untei'sueliungen, welche in vorstelientU'n Sätzen nicht
vorgesehen sind, wird die /u erhel»ende (Jel)idn- inicli Maassgabe der
erforderlichen Arbeitszeit in (U-r W(Mse festgestellt, (Uiss l'iir die Arl)eits-
stunde im Durchschnitt ./(■ .'> nnzusetzen sind. Dem Auftraggeber ist
in solchen Fällen vor Uebeinalniie dei- Untersuchung eine überschlägliche
Berechnung der (iel)iilir niitzntlicilen nnd die rntersuehung selbst erst
nach erfolgter Zustimmung des Auftraggebers auszuführen. Der ge-
ringste Satz für die in den §§ 2 — 4 nicht speeiell aufgeführten Unter-
suchungen beträgt J^ 3.
LXX Physikalisches Staats-Laboratorium,
§ 6.
Etwaige Zweifel oder Differenzen, welche bei Anwendung dieser
Gebühren-Ordnung zwischen der Direction des Physikalischen Staats-
Laboratoriums einerseits und den Auftraggebern andrerseits entstehen
sollten, sind der Oberschull)ehörde, Section I, vorzulegen und von der-
selben endgültig zu entscheiden.
Seitens der wissenschaftlichen Kreise unserer Stadt wurden sowohl
die Instrumente und Räumlichkeiten des Laboratoriums, als auch
namentlich die allerdings erst in der EntAvickelung l)egriffene physikalische
Bibliothek stark benutzt. Aus letzterer wurden im Berichtsjahre an
73 Entleiher 13G verschiedene Werke auf kürzere oder längere Zeit
ausgeliehen.
Die Lehrthätigkeit der Anstalt wurde in gewohnter Weise aus-
geübt. Es Avurden Seitens des Direktors folgende Vorlesungs- und
Uebungscurse gehalten:
Im Sommer 1887.
Freitags 7^ — 9 Uhr Al)ends : Ausgewählte Abschnitte aus der
Optik (Geometrische (Jptik) — liauptsächlich für Lehrer.
Sonnabends 9 — 4 Uhr: Praktische Uebungen im Laboratorium.
Im Winter 1887/88.
Freitags 7^ — 9 Uhr Abends: Das Licht und seine Wirkungen,
in allgemein verständlicher Darlegung, — öffentlich.
Sonnabends 9 — 4 Uhr: Praktische Uebungen im Laboratorium.
Ausserdem wurde der Hörsaal und die Einrichtungen des Labo-
ratoriums noch von folgenden Herren zu ihren Vorlesungen lienutzt :
Im Sommer 1887:
Herr Prof. Dr. Schubert: Mechanik in experimenteller und
rechnerischer Beziehung, 2 Stunden wöchentlich.
HerrDr.^". Hoppe: Allgemeine Meteorologie, 2 Stunden Avöchenthch.
Im Winter 1887/88:
Herr Prof. Dr. Schubert: Stereometrie und sphärische Trigo-
nometrie, 2 Stunden wöchentlich.
Herr Dr. E. Hoppe: Ausgewählte Kapitel aus der Elektricitäts-
leln-e, 2 Stunden wöchentlich.
Der Besuch der Vorlesungen des Berichterstatters war ein sehr
befriedigender. An dem hauptsäclüich für Lehrer l)estininiten Sommer-
Physikalisches Staats-Laboratoriiim. LXXI
cursus nahmen 29 Hörer Tlieil; die Betheiligimg an den öffentlichen
Wintervorlesimgen war wieder eine so starke, dass, nachdem 83 Karten
ausgegeben und damit über den letzten Platz verfügt war, die Karten-
ausgabe geschlossen werden niusste.
An den praktischen Uebungen, für welche der gi'ossen Ueber-
füllung aller Räume wegen jetzt kaum noch Platz geschaift werden
kann, nahmen 6 Herren (5 Studirende des chemischen Staats -Labora-
toriums, 1 Candidat des höheren Lehramtes) Theil. Ausserdem wurde
das Laboratorium mehrfach von nicht der Anstalt angehörigen Physikern
zur Ausführung wissenschaftlicher Untersuchungen benutzt. Abgesehen
von kleineren gelegentlichen Arbeiten sind hiervon besonders zu er-
wähnen eine umfangreichere Untersuchung des Herrn Dr. Emil Liebenflial
über die in der neueren Photometrie als Normal-Lichtquelle eingeführte
x-Vmyl-acetat-Lampe , welche im „Journal für Gasbeleuchtung" und in
der „Elektrotechnischen Zeitschrift'' veröffentlicht Avurde, sowie eine
ebenfalls grössere Arbeit des Herrn B. Walter über die Abhängigkeit
des Fluorescenz - Vermögens der Lösungen von deren Concentration.
Die Veröftentlichung dieser Arbeit erfolgte in den ,, Annalen der
Physik •'.
Die eigene wissenschafthche Arbeit des Berichterstatters war
vielfach durch einlaufende Anfragen und sich daran anschliessende
Untersuchungen bestimmt. Unabhängig davon wurde eine Arbeit über
eine neue Methode der Messung sehr hoher elektrischer Spannungen
vollendet und im X. Bande der vom hiesigen Naturwissenschaftlichen
Verein herausgegebenen „ Abhandlungen " (Festschrift zur Feier des
50jährigen Bestehens dieses Vereins) veröftentlicht.
Die genaue Durchprüfung der zahlreichen , in den Sannnluugeu
des Laboratoriums vorhandenen, resp. neu erworbenen Präcisions-
Instrumente , sowie die Feststellung der Constanten und Correctionen
derselben wurde fortgeführt; die Fertigstellung dieser umfangreichen
Arl)eit wird jedoch noch lange Zeit in Anspruch nehmen.
Die der Anstalt l)udgetniässig zur Verfügung stehenden Mittel
wurden im Wesentlichen folgendermaassen verwendet. Es konnte
zunächst mit der Befriedigung eines lange dringend empfundenen Be-
dürfnisses begonnen werden, nämlich mit der Anschaffung neuerer
Apparate für Vorlesungszwecke. Die betreffenden Erwcrl)ungen er-
strecken sich auf alle Theile der Physik und absorbirten reichlich
ein Drittel der für Neu -Anschaffungen von Listrumenten y.uv Ver-
fügung stehenden Jf (»OOO. Sodaini wurde in dem Ank.iuf resj). der
Anfertigung neuerer elektrischer Messinstrumente Ibrtgeüducn und ins-
besondere ein Siemens & Halske' sches Elektrodynamometer für schwache
LXXII Sternwarte.
Ströme, ein nach den Angaben des Bericliterstatters construirtes
Elektrometer für hohe Spannungen mit einer grossen Ladungsl)atterie
von ] 200 Elementen, ein kleiner und ein grosser Eunken-Inductor etc.
angekauft. Endlich wurde 1)esonders die ()i)tik l)edaclit. für welche
ein WehilioM' sehen Goniometer, ein kleines und ein grosses Spectrometer
von Kri'iss mit Doppelspalt, Eeflexionsprismen u. s. w. ])eschafft
wurden.
Im Personall)estande des Lalioratoriums trat insofern eine Ver-
änderung ein, als der bisherige Assistent, Herr von Hasenlump, Eiule
Septendjer ausschied. An seine Stelle wurde Herr Joliannes Classen
von hier gewählt.
8. Sternwarte.
Bericht des Direktors Dr. George Riimker.
Die Witterung des vertiossenen Jahics war der beobachtenden
Thätigkeit unserer Sternwarte, besonders in der letzten Hälfte desselben,
wenig günstig, und es konnten nnr an 122 Nächten, je nach der De-
schaffenheit der Luft, hingere oder kürzere Zeit hindurch Deobacbtnngen
angestellt werden. Die den Beobachtnngen günstigen Nächte vertheilten
sich auf die einzelnen Monate wie folgt: Im Januar hatten wir lo
theilweise heitere Nächte, im Februar 1.5, März !), April 10, Mai 10,
Juni 12, Juli 9, August 12, Septendn'r 10, October 9, November 7
inid December 0.
Am Meridiankreise wurden vorzugsweise die Bestimmungen der
Positionen der helleren Planeten, sowie der Fixsterne fortgesetzt, wo-
gegen das Passageninstrumeut vorwiegend fih' die zu den Zeitausgaben
erforderlichen Beobachtungen verwendet wurde. Am Aequatoreal
wurden insl)esondere die neu entdeckten Kometen, sowie die schwächeren
Asteroiden beol »achtet. Die aus diesen PJtMjbachtungen abgeleiteten
Kometen- und Planetenörter sind zum grossen Theile bereits in den
astronomischen Zeitschriften veröffentlicht Avorden. Ausserdem steht
demnächst wiederum die .Publication der Positionen einer grösseren
Anzahl der in den letzten Jahren am Meridiankreise bestimmten
schwächeren Fixsterne zu erwarten.
Steniwarti'. LXXIII
Im Jahre 18S7 sind 7 neue Astoroiden lilu/.nu'ckoiinncii, wclelio
von den Herren JJoirdl// in Marseille, Charhis in Nizza, Knorre in
Berlin, I'aUsa in Wien und Pders in Clinton U. S. entdeekt wurden.
Die Zahl der uns l)ekannten kleinen Planeten in der Gruppe zwischen
Mars und Jupiter betru^u, am Schlüsse des Jahres 271.
An neuen Kometen hat uns das vei'gangene Jahr fünf gebracht.
Der erste derselben wurde Mitte Januar 1887 auf verschiedenen Stern-
warten der südlichen Halbkugel nach Sonnenuntergang, als mit Idosseni
Aiige um Abendliimmcl sichtbarer Lichtstreifen, aufgefunden, nahm aljer
ausserordentlich schnell an Helligkeit ab. In Folge des gjinzlichen
Mangels an einem Kerne konnten nur genäherte Positionen dieses Ko-
meten erzielt werden. Für die Sternwarten der ncirdlichen Hall)-
kugel l)lieb dersell)e unsichtl)ar. Der zweite, am 2'2. Januar von Herrn
Brooks in Phelps U. S. entdeckte, ziendich lichthelle Komet stand
anfangs im Sternbilde- des Drachen in hoher nördlicher Declination
und konnte hier wiederholt, zuletzt am 12. Ajjril unmittelbar vor
seinem Verschwinden in der Abenddämmerung, beobachtet werden.
Es sind Anzeichen dafür vorhanden, dass die Bahn dieses Kometen
von der der Paral)el abweicht. Der dritte, am 23. Januar von Herrn
Barnard in Nashville U. S. im Sternljilde des Schwans entdeckte
Komet, stand anfangs der Sonne sehr nahe und war nur unter sehr
ungünstigen Umständen in der Abenddämmerung zu beobachten.
Trotzdem gelang es, denselben hier l)is zum 1 ö. JMärz zu verfolgen.
Der vierte, von Barnard am IG. Februar im Steridhlde der Hydra
entdeckte Komet war ausserordentlich lichtschwach und konnte hier
nur mit Mühe bis zum 26. März gesehen und Ijeoljachtet werden.
Der fünfte in diesem Jahre neu entdeckte Komet wurde gleichfalls von
Barnard am 12. Mai im Sternbilde der Waage autgefunden. Wegen
seines anfänglich für unsere Gegenden sehr niedrigen Standes konnte
derselbe hier erst von Anfang Juni ab, al)er alsdann recht häuhg, bis
zum 17. Juli beobachtet werden, wo die zunehmende Lichtschwäche
des Kometen weitere Positionsbestimmungen unmöglich machte. Die
Bahnen der letzten drei Kometen scheinen nur wenig von der der
Parabel ahzuweichen. Ausserdem ist noch die nach der Voraus-
berechnung erfolgte erste Wiederkehr des von (Hhcrs im Jahre 1815
entdeckten und seinen Namen führenden periodischen Konu'ten. weh-her
sich mit einer Undaufszeit von beiläufig 7.3 Jahi-en um die Somie bewegt,
anzufiUn-en. Dei'selbe wurde zuerst von Herrn Ih-ooLs in l'hclps U. S.
am 24, August am IMorgeidiimmel aufgefunden und koinite auf den
südlich gelegenen Sternwarten Furo])as l»is ImkIc Januar ISSS veifolgt
werden. Hier war dci' KoiDct wei-en der ausseror(h'nth( li uuuiiustiffeu
LXXIV Sternwarte.
Witterung, welche im Si^ätlierhst in Nordeuropa herrsclite, nur an
wenigen Nächten bis zum 15. November zu sehen.
Die Thätigkeit des der Leitung der Sternwarte unterstellten
Chronometer-Prüfungs-Instituts der deutschen 8eewarte, Ahtheilung IV
derselben, war auch im vorigen Jahr eine sehr ausgedehnte. Neben seinen
laufenden Arl)eiten, zu denen nunmehr auch die Prüfung von für die Zwecke
der Marine und der exacten astronomisch-geographischen Forschung be-
stimmten Tasclunudn-en hinzugetreten ist, und der alljährlich auf dem-
selben stattfindenden allgemeinen Chronometer-Prüfungs-Concurrenz wurde
die Hülfe des Instituts von wissenschaftliclien Anstalten sowie von geo-
graphischen Forschungsreisenden wiederholt in Anspruch genommen.
Ueber die Resultate der letzten Concurrenzprüfung ist in Jahi-gang XV
der Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie ein ausführ-
licher Bericht veröffentlicht worden. Diese Eesultate dürfen wiederum
als in hohem (irade befriedigend und für die Leistungsfähigkeit der
deutschen Chronometerfabrikation ein sehr günstiges Zeugniss ablegend
bezeichnet werden. Von den geprüften (Ihi'onometern wurden seitens
der Kaisei'lichen Marine vier und seitens wissenschaftlicher Anstalten
zwei angekauft. Durch Erlass Sr. Excellenz des Herrn Chefs der
Kaiserlichen Admiralität ist angeordnet worden, dass von jetzt ab alle
von derselben zu veranstaltenden Concurrenz})rüfungen von Marine-
Chronometern ausschliesslich auf dem Institute abgehalten werden
sollen. Auf Veranlassung der Direction der Seewarte wurden ferner
durch das Institut grössere und ausgedehnte Untersuchungen über das
Verhalten verschiedener Chronometer im luftverdünnten, sowie in stark
mit Feuchtigkeit angefülltem Räume angestellt, von denen namentlich
die letzteren zu sehr interessanten und für die Schififfahrt wichtigen
Resultaten geführt haben.
Der auf dem Thurme des Quaispeichers aufgestellte Zeitball
hat im verflossenen Jahre sehr befriedigend functionirt, und es sind
nur 3 Fehlsignale zu verzeichnen gewesen, welche auf mechanische,
bezw. Leitungs-Störungen zurückzuführen sind. Desgleichen ist auch
an dem Zeitball in Kuxhaven kein Fehlsignal vorgefallen. Dagegen
musste der Zeitball in Bremerhaven 10 Tage hindurch wegen einer
gr()sseren Reparatur ausser Thätigkeit gesetzt werden und konnten
weitere Signale in Folge von Störungen, die zum grossen Theil
durch heftige Stürme verursacht w\aren, nicht gegeben werden. Die an
der Börse aufgestellte sympathetische Uhr blieb bis Anfang September
in Uebereinstimnnmg mit der ihren Gang controllirenden Normaluhr
auf der Sternwarte. Alsdann stellten sich in Folge eingetretener
Schäden an dem unterirdischen Verbindungskabel Störungen im Gange
Museum für Völkerkunde. LXXV
ein, welche schliesslieli die Aussclialtung der Uhr iiothweudig machten.
Es ist für eine neue ülx'rirdische Verbindung zwischen der Böi-se und
Sternwarte im Ansclduss an die vorhandenen Telephonleitungen Sorge
getragen worden. Die zweite am Eingange zur Sternwarte aufgestellte
sympathetische Uhr ist in steter Uebereinstimnuing mit der Normaluhr
geblielien.
Der Instrumentenhestand der Anstalt wurde durch verschiedene
kleinere Ankäufe ergänzt, doch mussten auch in diesem Jahre die
Anschaffungen für die Bibliothek wegen des Mangels an vorhandenem
Aufstellungsraumc auf das unumgänglich nothwendige beschränkt
bleiben.
9. Museum für Völkerkunde.
Bericht des Vorstehers C. W. Lüders.
So gerne ich auch nach meiner zehnjährigen Verwaltungszeit
einen ausführlichen genaueren Bericht über den jetzigen Stand des
Museums in den einzelneu Theilen der verschiedenen fremdländischen
Völkerschaften, und was von denselben im Museum vertreten ist, ge-
geben hätte, so muss ich zu meinem Bedauern davon Abstand nehmen.
Die übermässige rasche Ansammlung des Materials bei den beschränkten
Raumverhältnissen der Lokalitäten brachten eine so grosse Ueberbürdung
der Schränke hervor und verhinderten eine geordnete systematische
Aufstellung, dass eine übersichtliche Anschauung nicht mehr zu er-
langen ist. Ich beschränke mich daher nur darauf zu berichten, in
wie weit sich die Samndung in dem letzten Jahre vermehrt hat. An
Geschenken sind eingegangen 192 Nummern und zwar von:
Afrika 37
Asien 44
Amerika 40
Oceanien 59
Europa . . 12
Angekauft sind nur 71 Nummern, worunter sich aber einige
recht werthvoUe Stücke befinden. Dieselben vertheileu sich auf:
Afrika 23
Asien 12
Amerika 7
Oceanien 29
LXXVI Saininlmioj vorgeseliiclitlu/lier Altertümer.
Der Bostanil der p;aiizeii Saiinnliiii«;' stellt sich Ende DeceiiiLer
nach dem Verzeicliuiss wie folgt:
Afrika 131 G
Asien 11)0?,
Amerika 20(;2
Oceanien 9J)7\)
pjur(>})a 10(5
7400 Nummern.
Erfreulich ist es, bestätigen zu kiinnen, dass sicli der Besuch
immer mehr steigert, und namentlich im letzten Jahre mehrfach ganze
Schulklassen zur Besichtigung bestimmter Abtheilungen des Museums
sich anmeldeten. Im letzteren Ealle traten (bmn leider die engen
Raumverhältnisse wieder hindernd in den Weg, die eine genaue Ueb(u--
sicht der (legenstände, so Avie eine richtige Demonstration derselben
sehr erschwerten.
r
10. Sammlung' vorgeschichtlicher Altertümer.
Bericht von Prof. Dr. E. Rauteuherg.
Die Samndung vorgeschichtlicher Altertümer ist im Jahre 18S7
um 308 Katalognummern vermehrt.
Geschenke haben der Sammlung zugewendet die Herren Dr. C.
Amsincli (Steingeräte), Cl. Bolimann (Thongefärje), 0. Bmdenhcirj
(Steingeräte), JoJi. Semper (Steingeräte), Amtsrichter Dr. ]\dnccl:e
(Thongefäß), Stcenhoch (in Groß - Hansdorf, Steingerät), Cl. Tlmlmann
(in Ahrensch, Ausbeute eines alten Wohn})latzes), H. WincJder (rheinisch-
römische Altertümer). Besonders hervorgehoben zu werden verdient
das von Herrn Amtsrichter Beineclie geschenkte Gefäß mit einem als
Ausguß durchbohrten Henkel, wie solche namentlich auch in Norwegen
in den von Angelsachsen besiedelten und heimgesuchten Gegenden
vorkommen. Die von Herrn H. WincJder geschenkten Gegenstände
vertreten in interessanter Weise manche der in den letzten Jahren im
Amte Ritzebüttel gefundenen Altertümer rcimisi-her Herkunft. Des
Herrn TJiahnann Geschenk: IVIahlsteine. Wetzstein, Scherben u. s. w.
ist bei der Seltenheit nachweislicher Wohnstätten der vorgeschichtlichen
Zeit als Ergänzung und r>estätigung namentlich dci" Ohlsdorfer Funde
sehr beachtenswert. Herr J. J. Cordes (Hamljurg) hatte die Güte,
Saminliiu<4 voro-osdiichtlidiei^ Altcrtiimcr. LXXVIl
zalilroielie l'rolxMi der für die Form und Aiifcrti.miiig' älterer Glas- und
Stein-Perlen otAva in l>etraelit kommenden Pei'len, wie sie jetzt nach
Afrika und den Südseeiuseln ansgefülirt werden, zu selienken.
Für die älteren Zeiten wurde die Sammlung dureli Ardvauf einer
etwa 90 Nummern umfassenden Privatsaramlung vervollständigt; eine
große Anzahl roher Steingeräte aus Küchenahfallhaufen, einige Muscheln,
Eeste von Fischen und Säugetieren Ijefinden sich darunter. Ehenso wie
diese Erwerhung, oltwohl die Fundorte und Fundverhältnisse recht mangel-
haft hestimmt sind, von IJedeutung erachtet wurde, weil in ihr einige
unsrer Sammlung higher noch fehlende Typen vertreten sind, hahen wir
auch eine Anzahl von Pl'ahll)ausachen aus dem Südosten (Laihach)
durch freundliche Vermittlung des Herrn F. Worlvc. ankaufen kinuien.
In sehr erfrevdicher Weise ist die Sanunhmg durch Funde der
neolithischen Zeit aus der Elhgegend hereichert. namentlich durch
charakteristische Thongefäße und Schcrhen. Aus ..dem Holze" hei
Westerham wurde uns der Inhalt eines Grahes: zum Teil sehr scheine
Scherhen von wahrscheinlich 14 Gefäßen und l Steinmesser gehefert.
In einem von einem Steinsucher an der Grenze von Gudendorf, Franzen-
burg und Altenwalde entdeckten und zerstörtem Steingral)e wurden
außer 5 Steinmeißeln, einem Steinmesser, einer großen und zwei
kleineren Bernsteinperlen und einem Spinnwirtel von Thon die Scherben
von G Gefäßen gefunden. Das verwaltende Commissionsmitgiied kam
zeitig genug, um diese Gegenstände und 4 in der Steinsetzung mit
vermauerte Schleifsteine von Granit zu retten, sowie auch die Bau-
art des aus mächtigen Steinen errichteten, an den Seiten mit kleineren
Steinen beschütteten Gra1)es und die Anordnung der Fundgegen-
stände in demselben mit geniigender Sicherheit festzustellen. Leider
aber wai- nicht mit Sicherheit zu ermitteln, ob für ein eisernes
Messer, Avelches auf dem Boden eines zerbrochenen (u'fäßes vom Typus
der ältesten Bronzezeit oder einer Übergangszeit gefunden sein s(»ll.
die Annahme, daß es später durch Zufall in die Steinkanuner liinehi-
geraten, ausgeschlossen ist. Die Untersuchung eines nahe gelegenen
Hügels ergal) zunächst nur die Thatsache, daß das Grab desselben
sclnni fridu'r, wahrsciicinlich um Steine zu gewinnen. zerstTirt war;
doch fand sich immcrliin noch eine erfreuliche Ausbeute: außer Scherben
der La Tene-Zeit und der Steinzeit das Bruchstück v'mw schön ge-
sehliftenen Steinaxt, ein IMalil- oder Keibstein, und ein hcsondcrs
geschickt und sorglahig hergestelltes Rad aus INirphyi'. welches ich
für das Schwungrad eines Bohrers, etwa eines Feuerbohrei's halten
miH'iite; ähnliciie Räder sind auf der skandinavischen und der kim-
brischen Halbinsel mehrfach iiefunden.
LXXVIII Snmmlnng vororcschicbtliclier Alteitümer.
Unter den nus den schon bekannten Fundstätten Westerliam
nnd Altenwalde erworbenen Gegenständen sind eine stattliche Keihe
von Urnen aus dein Altenwalder Friedhof, namentlich 5 mit dem
Hakenkreuz in verschiedener Ausfülirung vcr/icrte, ]i('rvor/uhel)en. Wie
auch in den früheren Jaln'en konnte die Kichtigkcit der Angal)en über
Fundverhältnisse durch die von dem verwaltenden Mitglied der Kom-
mission angestellten Untersuchungen und Nachgrabungen bestätigt und
wissenschaftlich verwertet werden ; die angekauften Urnen waren alle
noch hl dem Zustande, wie sie gefunden waren, erhalten, so daß die
genaue Durchforschung des Inhaltes durch Sachverständige erinögiicht
war. Die Beigaben ergän/en und vervollstiindigcn die liisher gefuiKh'iicn
Arten und Formen in erfreulicher Weise. Auücu' gut erhaltenen (Jeräten
für die Körperpflege von l^ronze und Eisen sind namentlich ansehnliche
Reste eines äußerst zierlichen Kammes mit don fast vollständigen
Schutzschalen (Futteral) für die Zähne des Kammes auch hier wohl zu
erwähnen. Ein fester Punkt für die Zeit des Friedhoies ist durch
Münzen gegeben, welche in einer dem Provinzial-lMiiseum in Hannover
gehörigen Urne von iinserm früheren (lehülfen Herrn J. Müller gefunden
sind : .t kleine mehr oder minder beschnittene Silbermünzen des Theo-
dosius, des Arkadius und des Honorius. Dieser Fund in einer Urne,
welche nach unsern früheren Erfahrungen und Bestimmung etwa der
Mitte des wohl Jahrhunderte umfassenden Friedhofes aiigeli(")rt, l)e-
stätigt die gleichlalls früher schon ausges])roeliene Ansicht von der
Zeitangehörigkeit desselben (2. — 0. Jahrhundert n. Chr. G.) aufs lieste.
Unter Mitwirkung des Herrn Bohmann in Altenwalde, dessen
freundlicher Vermittlung die Sammlung schon manche andere wichtige
und wertvolle Altertümer verdankt, gelang es auch die noch im Jahr-
buch für 188G näher beschriebenen Thongefäße von Oxstedt (Heide-
anteil des Herrn Cordes) mit fast allen dazu geh()rigen Fundstücken
zu erwerben. Neben den gleichfalls im Jahrbuch für 1S8G veivift'ent-
lichten Gefäßen von terra sigillata und dem Bronzegefäß von Alteii-
walde (Jahrbuch für 1885) sind diese unzweifelhaft römisch-rheinischen
Gefäße und die übrigen Gegenstände desselben Fundortes sehr be-
deutungsvolle Beweise für den Verkehr zwischen den Rihnern oder
romanisierten (iermaiien an der Elbe.
Für die 1 Bronzezeit und für die La-Tene-Periode sind außer
einem der letzteren angeluirigen eigenartig geformten Gürtelhaken von
Bronze mit Eisennicten besonders nennenswerte Gegenstände nicht
gefunden.
Allgesehen von den im Jahrbuch der Avissenschaftlichen Anstalten
von dem Berichterstatter im Laufe des Jahres 1887 veröffenthchten
Sairiinlung- Ilamlnir.oisclicr Altert iimov. LXXIX
,,E(»misclicn und tformaiiiscliou Altcrtiiincrn aus dcui Auitc RitzcLüttol
und aus Alteuwaldc" sind von Herrn Direktor Wil>d zwei (iegenstände
unsrer Sammlung genauen chemischen Untersuchungen unterzogen,
welche m der Festschrift des Naturwissenschaftlichen Vereines in
Hamhurg unter den Titeln: Thonerdehydrophosi)hat (Cäruleolactin)
als i)seudoniori)lie Nachhihlung eines (lewel)es oder (Jeflechtes und:
Raseneisenerz, Eisenscldacke oder oxydiertes Eisen (VII. II. 1 und ;i)
ver(>ffentlicht sind.
Die Dibliothek ist um 1;22 Nummei'u vermehrt und ziUilt jetzt
314 Nummern; eine groüe Anzahl der 1887 erworhenen Dücher und
Brochüren stammt aus dem Nachlaß des auf mehreren Feldern der
Vorgeschichte hochverdienten Herrn Direktor GcnfJic. Von der Deutschen
Anthropologischen (iesellschaft (iruppe Hamhurg-Altoiia und dem Lese-
zirkel derselhen sind auch im Jahre 1887 die eingegangenen Werke
und die Zeitschriften der l)il)liothek der Sammlung überwiesen.
Von den der Kommission zur Verfügung stehenden ^/f '2000 sind
für Ankäufe einschließlich der dazu notwendigen Reisen ./if ^)2'),i)')
für die Bibliothek „ or)0,20
für die Verwaltung „ 32, oO
Jf 907,55
verwendet. Die bedeutende Ersparung dem Vorjahre gegenüber erklärt
sich dadurch, daß an Stelle des mit Ende des Jahres 1880 abge-
gangenen ein andrer geeigneter Hülfsarbeiter l)is jetzt nicht gefunden
werden konnte und daß das verwaltende Kommissionsmitglied wegen
der Aufgaben eines ihm neuen Amtes den viel Zeit und Arbeit rau-
benden Ausgrabungen und sonstigen Erwerbungen sich zunächst nicht
mehr in dem Maße zuwenden konnte, wie in den früheren Jahren.
11. Sammlung Hamburgischer Altertümer.
Bericht von Dr. A. H. Kelliughusen, d. Z. Vorsitzender der Kommission.
Von der seiner Zeit eingesetzten Konnnission für Erhaltung der
Alterthümer in dem wegen des Zollanschlusses abzubrechenden Stadt-
theile sind im Jahiv» 18S7 noch einige Gegenstände i-eservirt worden,
welclie mit den bisher abgelieferten vorläutig auflx'walirt werden, bis
der Sammlung ausgedelintere und geeignetere ijocalitätcn zur N'erl'iigung
gestellt sein werden, die eine Aufstellung und Besichtigmig derselben
erraöfflichen.
LXXX Saiimilung IIanil)urgiselier Altcrti'iiuor.
Audi zu sonstisjen Erwerbungen bot sich im Bericbtsjalire
weniger Gelegenheit. Angekauft wurden einige Pokale und Fahnen
früherer Zünfte und J>rüderscliaften. ein in Elfenbein geschnitztes
Portrait Sonnins, des Erl)auers der grossen Michaelis Kirche, ein
Miniatur-Portrait des Bathsherrn Brockes und mehrere Kleinigkeiten,
Reminiscenzen an den Hamlmrger Brand u. a. Besonders dürfte aber
hervorzuheben sein ein in Holz geschnittenes Relief: die Stadt Hamburg
darstellend, welches der Form nach ein grosses Fass geziert haben
muss: da an demselben das Hamburger Wai)i)en angebracht ist,
stammt dasselbe vermuthlich aus dem lS4;i abgebrannten Eindx'cker
Hause, dem Eathsweinkeller Hamburgs.
Die Sammlung war während des Sommers an allen Sonn- und
Festtagen sowie Mittwochs dem Publikum geöffnet und erfreute sich
eines zahlreichen Besuches.
IL
üebersicht
der im Jahre 1887 gehaltenen Vorlesungen.
Uebersiclit
der im Jahre 1887 gehaltenen Vorlesungen.
a. im Soimiierhalbjahr 1887:
Prof. Dr. lieivhvnhach, Direktor des Ijotaiiiselieii
(iarteiis: riiaiieronaiaenkuiule 1 Stunde wcichentlich.
Prof. Dr. Sadthcch, Direktor des Itotaiiisclieu Museums:
1) Morphologie und Entwickiungsgescliicbte
der Pflanzen 1 Stunde wiielientlieli.
2) Botanisclies resp. mikroskopisches Praktikum, täglich.
Dr. .1. Voller, Direktor des physikalischen Staats-Lahoratoriums :
1) (Teometrische Optik 2 Stunden wöchentlich.
2) Physikalisches Praktikum 6 ,. „
Dr. F. Wihel, Direktor des chcniisehen Staats-Laborat(triunis :
Chendsches Praktikum täglich.
Außerdem lasen im l)esonderen Auftrage der Ohcix-hidhehörde:
Dr. Wilhelm Bock über theoretische (mathematische)
Physik 2 Std. \v(ichentl.
Oberlehrer Dr. Hoppe id)er Allgemeine Meteorologie 2 „ .,
Prof. Dr. Kraepdin ül)er Zoologie der Wirbclthiere,
"•Tl.eil '. 2 „
Dr. Gustav Porlig:
1) Ueber Shakespeares König Lear;
2) Ueber die Erscheinung des Schönen in der
Natur und der Geschichte im IJiitcr-
schiede vom Kunstschöneii . . . . zus. 3 „ „
Prof. Dr. Sch'uhert iiher Meehanik in experimenteller
und in rechnerischer Peziehnni!: 2 „ „
LXXXIV Uebersicht der Vorlesungen.
Dr. Adolph Wohlwill:
1) lieber Allgemeine Geschichte seit 18B0;
2) Ueher die Hauptepochen der deutschen
Geschichte zus. 3 Std. Avöchentl.
b. im Wiiiterhalbjalir 1887/88:
Dr. J. ßrhichnann, Direktor des Museums für Kunst und Gewerbe:
1) Besprechung ausgewählter Gegenstände des Museums, filrGewerl)-
treibende, Künstler, Lehrer und Sammler, 1 Std. Avöchentlich.
2) Besprechung von Gegenständen der textilen und der keramischen
Kunst, für Damen 1 Std. wöchentlich.
Prof. Dr. Ixcichenhach, Direktor des Ijotanischen (Tartens :
1) Kryptogamenkunde 1 Stunde wöchentlich.
2) Anatomie und Physiologie der Pflanzen 1 „ „
Dr. A. Voller, Direktor des physikalischen Staats-Laboratoriums:
1) Das Licht und seine Wirkungen in all-
gemehi verständlicher Darlegung .2 Stunden w()chriitlich.
2) Physikalisches Praktikum (> „ ,,
Dr. F. Wibel, Direktor des chemischen Staats-Laboratoriums:
1) Experimental - Chemie, unorganischer
Theil •'"' Stunden wöchenthch.
2) Analytische ('heniie 2 „ „
3) Ghemisches Praktikum täglich.
Außerdem lasen im besonderen Aui'trage der ()))erscbull»eh(»rde:
Dr. WilJ/dm Bock über theoretisclie (matbciiiatische)
Physik (Fcrtset/nng) 3 Std. wöchentl.
()1)erlehrer Dr. Hoppe ülx'r Ausgewählte Capitel
aus der Electricitätslehre - ,> ?5
Prof. Dr. Kraepelhi hat in einem Zoologischen
Praktikum Anleitnng zur Anfertigung anato-
mischer und mikroskopischer Prä joarate gegeben. . . 2 „ „
Prof. Dr. Merschhevfier ül)er die fra,nz(»sische
Litteratur des sie1)Z('hiiten Jaln-hunderts 1 „ „
Dr. Gustav Portig:
1) Ueber Schillci' in seinen Dramen;
2) Ueber ilie lieligionsphilosophie in iliren
hervorragendsten Systemen ;
3) Ueber die Grundbegriffe der Aesthetik . . zus. 4 „ „
Uebersielit der Yurlesmiyeii. LXXXV
Hauptlelu"er E. H. Wichmcmn:
1) Ueljer die Entwicklung Hamburgs im neun-
zehnten Jahrhundert;
2) Ueber die räundiche Entwickhing der Stadt
Haml)urg vom dreizehnten Jahrliundcrt
bis zur Gegenwart, ins1)esondere für
Lehrer und Lehrerinnen zus. 2 Std. wüchentl.
Dr. Adolph WohhviU:
1) Ueber Allgemeine Geschichte seit dem
Tode Karl's V;
2) Ueber die politische und litterarische Ent-
Avicklung Deutschlands seit dem Anfange
des neunzehnten Jahrhunderts ;
3) Ueber Geschichte des achtzehnten Jahr-
hunderts mit besonderer Berücksich-
tigung Hamburgs;
4) Ueber Geschichte der deutschen Litteratur,
insbesondere für Lehrer, IV. Theil (1770
bi« 1832) „ 5 „
III.
Wissenschaftliche Abhandlungen.
Herpetologische Mitteilungen
von
Dr. J. 6r. Fischer.
Mit vier Tafeln Abbildungen.
Inhalt.
Seite
I. Ül)er zwei neue Schlangen und einen neuen Lauljfroscli von Kamerun . . 3
II. Über eine Kollektion lleptilien von Angra Pecjueiuia 11
III. Über zwei von der Liukiu-Insel Okinawa stammende Schlangen . 18
IV. Über eine Kollektion üeptilien und Ani])lnbien von Hayti 23
V. Über Eremias Br cn rh leyi (iiitli 46
VI. Über Hemidactylus Richards onii Gr 49
I. über zwei neue Schlangen und einen neuen
Laubfrosch von Kamerun.
1. Boodon (Alopecion) VossüM sp. n.
Taffl I, Fig. 1.
S G^
Schlipp eiiformel: Sq. 15; Lab.-—; Oc. 1 — 3; 77-,- z^; Giil. 2;
97
Vent. 244; An. 1; Scd. ,pv + 1-
Sehr schlank. Schuppen in 15 Längsreihen, diejenigen der dorsalen
Mittelreihe größer und sechseckig. Bauchschilder in schwachen Kanten
seitlich heraufgebogen. Analschild einfach. Das Frenalschild und außer-
dem drei Oberlippenschilder treten an die Orbita. — Oben einfarbig
dunkel fleischrot, unten gelb.
B e s c h r e i b 11 11 g.
Körperlbrni. Abulich der Form der Dipsadiden: sehr schlank,
stark zusanimengedrückt mit leichten Bauclikanten. K()})f a])gesetzt
von dem sehr dünnen Hals, länglich, mit ziemlicli flacher Sclmauze.
Schwanz nicht abgesetzt vom Rumpf, sehr dünn und spitz auslaufend,
etAva Vi der Totallänge. Auge sehr groß, vortretend, mit vertikaler
Pupille.
Zähne. Am Vorderende des Ober- wie des Lnterkiefers stehen
3 — 4 dichtgedrängte lange Fangzähue; auf diejenigen des Oberkiefers
>) Trotz Günthers Vorsclilag (Ann. & Mag. N. 11. 18B8 I), die Gattung
Alopecion ganz einzuziehen und mit Boodon zu vereinen, möchte es
doch ratsam erscheinen, dieselbe als Untergattung i'ür diejenigen Arten
beizubehalten, die mit einer geringeren Schuppenzahl (15 — 17 Reihen) eine
Mittelreihe größerer sechseckiger Schuppen und eine sehr schlanke Körper-
form vereinen.
4 Dl". <T. G. Fischer, HerpetulogisclR' Mit teil iuio-en.
folgt eine kleine Lücke und auf diese eine Reihe von 10— -12 kleineren
Zähnen; Furchenzähne sind nicht vorhanden. Die Fangzähne des Unter-
kiefers sind von den darauf folgenden kleineren durch keine Lücke
getrennt. Die vorderen Gaunienzähne sind nicht, oder doch nur wenig,
länger, als die folgenden.
Kopfscliilder. Eostrale mehr als doppelt so hreit wie hoch,
mit seiner ol)er(^n Spitze auf die Schnauze heraufgebogen. Inter-
nasalia von fast (|uadratischer Form, nur etwa 'A so groß wie die
seitlich zum Frenale herabgebogenen Praefrontalia. — Frontale
länglich, mit vorderem sehr stumpfen Winkel, hinten rechtwinkelig,
mit konkaven Seitenkanten, etwa zweimal so lang, wie in der Mitte
breit. Supraoku 1 aria länglich viereckig, hinten wenig breiter als
vorn. Parietal ia groß, ihre gemeinschaftliche Naht etwa so lang wie
das Frontale. Sie sind hinten abgestutzt und ihre hinteren Kanten
bilden einen sehr stumpfen, rückwärts offenen, Winkel. — Das große
Nasloch liegt zwischen zwei großen, auf dem ersten und zweiten Labiale
ruhenden Na sali a. Auf diese folgt ein schmales, langes, hinten zu-
gespitztes Frenale, das auf dem zweiten und dritten Oberlippenschilde
ruht und mit seiner hinteren Spitze unter dem viereckigen Prae okulare
ans Auge tritt. Letzteres Schild ist wenig auf die Stirnfläche herauf-
gebogen und bleil)t weit von der äußeren Vorderecke des Frontale
entfernt. Es sind drei Postokularia vorhanden; das • unterste ist
wenig größer als jedes der beiden oberen. Temporalia 2 + 34-4, alle
von fast gleicher (iröße, rhombisch. — Acht Supralabialia; das
dritte tritt unter dem Fren;de mit diesem zugleich von vorn an die
Orbita, an die außerdem von unten das viei'te und fünfte stoßen; das
fünfte ist das längste, mehr als doppelt so groß wie das vierte. —
Neun Infralabialia; die des ersten Pares treffen in großer Längs-
naht hinter dem Mentale zusammen, die der ersten fünf Pare stehen
mit den Kinnfui-chenschil d ern in Beridirung. Von letzteren sind
die des zweiten Pares nicht ganz so lang und etwas schmaler, als die
des ersten.
Körperscliuppeil. Dieselben sind glatt, ohne Poren, am Halse
in 1 o . in der Mitte des Körpers in 1 5 Längsreihen geordnet. Die
Schuppen der dorsalen Mittelreihe sind sämtlich sechseckig und größer
als die benachbarten. Auf 2 Pare länglicher Kehlschuppen folgen
244 Bauchschilder, ein einfaches Analschild und 97 Pare unterer
Schwanzschilder. Am Ende des Schwanzes eine einfache längliche
Horns})itze. Die fUuchschilder sind, wie oben gesagt, in abgerundeten
Kielen an die Seiten heraufgebogen.
I. über zwei neue Schlangen und einen nenen fjanlifiNiscli vnn Kamerun. 5
Farbe. Oben einfarbig dunkel-fleischfarben, unten gelb. Ober-
liljpenschilder gelb, je mit einem schwärzten unregelmäßigen Fleck, der
sich auch auf den letzten Unterlippenschildern und auf einigen der
seitlichen Halsschuppen findet.
Maße: Von der Schnauzenspitze lu's zum After: 340 mm:
Schwanz 125 mm; Totallänge 4(i5 mm.
Ein einzelnes Exemplai' in meiner Privatsamnduiig. gefangen von
Herrn Johs. Voss aus Lübeck, dem Chef einer Kameruner Faktorei.
Unser Stück (zugleich mit dem weiter unten zu beschreibenden Exemplar
von Äther is suborbitalis) wurden von Herrn Voss auf seiner nahe
am Lande liegenden Hulk Louise erwischt; beide waren durch die
Strömung abwärts getrieben und auf das einen festen Halt versprechende
Fahrzeug heraufgeklettert, wie dies nach Herrn Voss^ Mitteilung öfter
von flußabwärts treibenden Schlangen geschieht. Da beide Schlangen
unzweifelhaft den Habitus von Baumschlangen zeigen, so ist wohl an-
zunehmen, daß sie mit abge]>rochenen Zweigen oder umgestürzten
Stämmen in den Fluß oelanct sein niösen.
2. Atheris subocularis ^p. u.
von Kamerun.
Taf. I, Fig. 2: Taf. II, Fig. 11.
Lab. ^ ~ ^ " ; ® - ; Sq. 1 H ; (iul. 4; Vent. KIH: An. 1; Scd. G5.
Körper sehr schlank, stark zusammengedrückt: 15 Längsreilien
stark gekielter Schuppen in der Mitte des Körpers, diejenigen der äußersten
Reihe nicht anders gebildet, als die der dariiberliegenden. Sämtliche
Schlippen des Oberkopfes gekielt, diejenigen der Supraorbitalgegend nicht
kleiner als die übrigen. Der das Auge umgebende Schuppenkranz wird
durch das vierte Siipralabiale unterbrochen, welches direkt an die Orbita
tritt. — Farbe oben dunkel oliv, am hinteren Körperteil mit wenigen,
zu ganz verwaschenen Querbinden geordneten, helleren Flecken. Unter-
seite grünlich grau.
Besclireibung.
Form. Kopf stark abgesetzt. Hals und K()r[)er schlank, stark
zusammengedrückt. Schwanz nicht abgesetzt, als Greifschwanz ein-
gerollt, nicht ganz Vi der Totallänge. Auge groß, mit vertikaler
Pupille, sein Längsdurchmesser gleich der Länge der Schnauze, letztere
hoch, vorn abgestutzt.
Q Dr. J. G. Fischer, Herpetologische Mitteilungen.
Kopf- iiiul Körper- Schlippen. Die Schuppen des Oberkopfes
sind sämtlich stark gekielt'), diejenigen der Supraokulargegend nicht
kleiner, als die übrigen. Rostrale bandartig, zwei- bis dreimal so
breit wie hoch; über seiner Mitte eine platte dreieckige, über jeder
seiner Seiten eine größere abgerundete ebenfalls glatte Schuppe. Ober-
lippenschilder links 9, rechts 10; auf jeder Seite durchbricht das
vierte die einfache Reihe kleiner Suborlntalschuppen und tritt direkt
an die Orbita, was bisher bei keiner Art dieser Gattung beobachtet
wurde. Infralabialia jederseits 9, von denen die des ersten Pares
hinter dem dreieckigen Mentale an der Kinnfurche breit zusammentreten.
Letztere wird außerdem noch von einem Par glatter, gewölbter Kinn-
furchenschilder begrenzt, welche ebenso lang wie breit und viel größer
sind, als die darauf folgenden, in vier Reihen stehenden, gekielten
Kehlschuppen. — Die Schuppen der Schläfe und der Oberseite von
Hals, Körper und Schwanz sind stark gekielt, die einzelnen Kiele am
Ende etwas verdickt. Im zweiten Drittel des Rumpfes werden 1 5 Längs-
reihen gezählt, die geringste bisher an Atheris- Arten beobachtete Zahl.
Die Schuppen der äußeren, dem Bauche zunächst liegenden Reihe sind
von denen der darauf folgenden nicht verschieden'''). — Es werden
103 Bauchschilder, ein einfaches Analschild und 05 ungeteilte untere
Schwanzschilder gezählt; erstere sind jederseits mit ihren äußeren
Enden an die Körperseiten heraufgebogen.
Die Farbe erinnert an die der meisten Arten der Gattung.
Oben einfarbig dunkel oliv, am Hinterrücken mit sehr verwaschenen
und kaum erkennbaren helleren Querbinden. Jedes Bauchschild des
ersten K()rperviertels mit 1 bis 3 verwaschenen, unregelmäßig gestellten,
dunkleren Flecken, die bald und für den Rest der Unterseite zu einer
grünlich grauen Schattierung verschmelzen. Viele Bauchschilder haben
an ihrem äußeren Ende einen gelben Fleck, der sich zuweilen auch
auf die benachbarte Schuppe der äussersten Reihe erstreckt.
Maße in mm. Ko})flänge 1 7 ; Kopfbreite in der Schläfengegend
12, Kopf höhe S; Länge von Kopf und Rumpf 425; Schwanz 118;
Totallänge 543.
Ein Exemplar meiner Privatsammlung, in Kamerun gesammelt
von Herrn JoJis. Voss aus Lübeck. (Vergl. die Bemerkung zu
Alopecion bicolor, Seite 5).
1) A. laeviceps Böttg. ist auf die ungekie-lte Beschaffenheit der mittleren
Scheitelschuiipeu gegründet.
'■^) Dies ist dagegen dei' Fall bei A. chlor oechis Schi, und A. anisolepis
Mocq.
I. über zwei neue Schlano-en und einen neuen Laubfrosch von Kamerun. 7
3. Über die spezifische Verschiedenheit der bis jetzt beschriebenen
Baumvipern.
Es ist um so schwieriger, sich hierüber ein (h'tiiiitives Urteil zu
biklen, je größer die Schwankungen und andererseits die Überehi-
stimmung sind, welche diese Schlangen in einigen der als charak-
teristisch betrachteten Merkmale zeigen. So dürfte die Zusammenziehung
mehrerer Arten in einzelne wenige eine Folge des Zuflusses reicheren
Materials sein.
1. Aus der Färbung lassen sich nach den bisherigen Be-
schreibungen keine durchgreifenden Unterschiede für die einzelnen
Arten entnehmen. Wenn die Vermutung von Strauch und anderen
Autoren, daß A. Burtoni Gut. nur als eine hellgefärbte Abart von
squamigera Hall, zu betrachten sein dürfte, auch uns sehr gerecht-
fertigt erscheint, so zeigen alle anderen Arten so ziemlich dasselbe
Kolorit, eine hellere oder dunklere olivgrüne Färbung der Oberseite;
diese ist mit mehr oder weniger deutlichen gelben Flecken durchsetzt,
welche letztere sich oft am Hinterrücken zu schwach angedeuteten,
oder auch sehr deutlichen Querbinden vereinen; der Bauch ist grünlich
gelb, bald dunkler, bald heller; am Schwänze erhält — je nach den
Individuen — die dunklere oder die hellere Färbung das Übergewicht.
2. Auch die Zahl der Bauchschilder schwankt l)ei den meisten
Arten innerhalb enger Grenzen :
Von A. squamigera Hall, berichtet Strauch') Ifio + 1 + 58;
ähnlich Barboga du Bocage"'^) 158 — 159 + 1 + 53 — 55;
Bei der mit der vorigen identischen A. Burtoni Gut. zählt
Strauch') 163+1 + 58;
Bei vier zu A. squamigera (und Burtoni) gezogenen Stücken des
Hamburger Museums finde ich ( 1 55 — l(i(i)+ 1 +(54 — (i4);
A. chloroechis Seht, (polylepis Pets. '*) hat
nach Strauch') (160 — 165) + 1 + (53 — 58),
„ Peters^) 160+1+54;
., F. Müller") 156 + 1 + 60;
A. anisolepis Mocq. •') hat (154 - 159) + 1 (+ 53 - 55);
A. laeviceps Boettg. '') hat (154 — 157) + 1 + (49 - 54)
während unsere A. subocularis 163 + 1+65 besitzt.
J) Mem. Ac. Petersb. (7) T. XIY., No. 6, p. 124.
'^) Jörn. Sc. Lisboa No. 44, 1887. (Extr. p. 13).
:') Mon. Ber. Ak. Berlin 1864 p. 642, A. polylepis.
4) Verh. Xat. Ges. Basel 1885, 696 (A. chloroechis avit sp. att".).
5) Bull. Soc. Phil. Paris 1886, 18. Dec. (Extr. p. 30).
6) Zool. Anz. 1887, N(j. 267 (Extr. p. 3).
8 Dr. J. G. Fischer, Herpetologische Mitteilungen.
Das sind Schwankungen, wie sie auch bei verschiedenen Indi-
viduen derselben Art vorkommen könnten.
3. Die Zahl der Schuppenreihen (in der Mitte des Körpers ge-
zählt) zeigt recht große Verschiedenheiten bei Individuen derselben
Art: A. squamigera Hall, (und Burtoni Gnth.) hat nach den Autoren
17 — 19, nach meinen an 4 Stücken der Hamburger Sammlung an-
gestellten Zählungen je 17, 21, 31, 23; A. anisolepis Mocq. 10—23,
A. laeviceps Boettg. 23 — 25, bei einer von ¥. Müller zu A. chlo-
roechis Schi, gezogenen Schlange wurden 25 — 27, bei typischen
Exemplaren dieser Art wurden von Schlegel (Versl. Kongl. Ak. Am-
sterdam 1855, III p. 317) 23, von Peters (A. polylepis) 31 bis 33,
von Strauch 31 bis 37 Eeihen gezählt. — Unsere A. subocularis
zeigt nur 15 Reihen, die geringste Zahl, die überhaupt bei Atheris-
Formen gezählt wurde. Beim Überblick über diese Zahlen fallen die
zwischen denselben bestehenden Übergänge sofort ins Auge.
4. Etwas größeren systematischen Wert scheint die Beschaffenheit
der Körperschuppen selbst zu haben, und hier würden sich die bekannten
Arten in 2 Gruppen teilen. Zur ersten gehören diejenigen, bei denen
die Schuppen der äußeren Reihe durch Größe und Form wesentlich
verschieden sind von denen der zunächst darüber liegenden Reihen:
A. chlor oechis Schi, und A. anisolepis Mocq. — Die zweite
(iruppe würde alle übrigen Arten umfassen, bei denen eben eine solche
Verschiedenheit nicht besteht: A. squamigera Hall, (mit Burtoni
Gnth.), A. laeviceps Boettg., A. subocularis Fisch. Es muß jedoch
bemerkt werden, daß auch hier Übergänge nicht fehlen. An einem
bisher zu A. squamigera gezogenen Exemplar der Hamburgar
Sammlung (No. 1235, vom Gabun) mit 21 Schuppenreihen snid an
einzelnen Stellen Schuppen der zweiten Reihe wesentlich kleiner
als die der äußersten und erscheinen wie abnorm eingeschaltete
Schuppen. Ganz dieselbe Bildung linde ich an einem zweiten, von der
Guinea-Küste stammenden Stücke. (No. 657 der Schlangensammlung des
Naturhistorichen Museums in Hamburg). Dasselbe hat 21 Schuppen-
10 9
reihen , Lab. — -— , eine einfache Reihe Suborbitaha , und das 3 te,
4te und 5te Lippenschild liegen unterhalb des Auges. Der systema-
tische Wert der Beschaffenheit der Schuppen, welche über denen der
äußeren Reihe liegen, wird durch diese Daten wesenthch verringert.
5. Ob die Zahl der zwischen den Supra-Labialia und dem
Auge hegenden Schupi)enreihen von systematischem Wert sei, ist sehr
zweifelhaft geworden dadurch, daß Barboza du Bocage bei ein-
zelnen Stücken seiner A. anisolepis eine, bei anderen zwei solcher
I. über zwei neue Schlangen und einen neuen Lauljfroseli von Kamerun. 9
Reihen fand. Ich selbst finde bei dem vorhin erwähnten Stück No. 1138
der hamburgischen Schlangensamndunü' an der recliten Seite nur eine,
an der hnken dagegen zwei Reihen Subokularia. Im Uel)rigen sollen
nach den Beschreibungen der Autoren A, chlor oechis und A. la e vi-
ce ps zwei solcher Reihen besitzen, A. squamigera (und Burtoni)
nur eine. x4uch bei unserer A. subocularis ist nur eine Reihe sehr
kleiner Subokularen vorhanden, die aber (was von keiner anderen Art
berichtet wird) durch eine Lücke unterbrochen wird, in der das vierte
Labiale direkt an die Orbita tritt.
n. Neuerdings ist von Herrn Dr. Boeffger'') ein neues Merkmal
als von systematischem Wert bezeichnet und zur Aufstellung einer
besonderen Art: A. laeviceps, benutzt worden, nemlich die glatte,
ungekielte Form der (10) mittleren Scheitelschuppen. DaR die für diese
Art hervorgehobene Zahl der (2) zwischen Orbita und Lippenschildern
gelegenen Schuppenreihen von keinem systematischen Wert sei, ist
unter 5 oben dargetan worden. Dasselbe gilt von dem bei den meisten
Stücken anderer Arten vorhandenen einfachen Nasale, von der Zahl
der Schuppenreihen (33 — 25, s. oben unter 3) und derjenigen der
Ventraha und Subkaudaha (154—157)+ 1 +(49—54). s. oben No. 2).
Was aber die ungekielte Beschaffenheit einiger — oder auch aller —
Scheitelschuppen betrifft, so verliert diese an systematischem Wert
dadurch, daß solche sich in größerer oder geringerer Zahl auch bei
anderen Formen findet. Bei der schon früher (pag. 8) erwähnten
No. 057 der hamburgischen Schlangensammlung finde ich zwei ganz
glatte Schuppen auf dem Scheitel, bei No. 1235 (pag. 8) sogar deren
sechs. Es dürfte hiernach A. laeviceps kaum von A. squamigera
zu trennen sein, wie ja auch Herr Dr. Boefff/er selbst auf diese Ver-
wandtschaft liindeutet.
Es dürften hiernach die bisher bekannten Atheris-Arten ent-
weder sämtlich zusammenzuziehen , oder höchstens in zwei Arten,
A. chloroechis Schi, und A. squamigera Hall, zu teilen sein; alle
bisher benutzten Unterscheidungsmerkmale finden sich entweder auch
bei anderen Arten, oder variieren l)ei verschiedenen Stücken di'rselben
Spezies. Wohl aber führt diese Betrachtung abermals zui* Anerkennung
der auch anderwärts betonten ungemein großen Variabilität südafi'i-
kanischer Reptilienformen.
Wenn ich mir dennoch g(>stattet hal)e, in den vorhergehenden
Blättern auf eine neue Form liinzuweiscii und diese soi^ar mit einem
») Zool. Anz. No. 267, 1887 (Extr. i>g. 3).
1 T)i"- J- G. Fischer. Herpetologische Mitteilungen.
Artnamen zu belegen, so geschah dies keineswegs, um eine neue Art
zu schaffen, sondern um diese, in zwei bisher nicht beobachteten
Merkmalen (Augenschuppenring durch das vierte Labiale durchbrochen,
15 Schuppenreihen) ganz allein stehende Form vorläufig zu fixieren.
Reicheres und genau untersuchtes Material wird vielleicht über kurz
oder lang dartun, daf.5 auch jene beiden Merkmale nur einen gerin-
geren s^'stematischen Wert haben, als ilnien nach dem jetzigen Stande
unserer Kenntnisse zugesprochen werden muß.
4. Rappia sordida sj?. n.
von Kamerun.
Außer einigen Exenqjlaren von Megalixalus dorsalis Pets.
sandte Herr JoJis. Vofts dem Lübecker Museum eine kleine Rappia,
die von den bisher zu dieser wegen ihrer horizontalen Pupille ge-
zogenen Arten abweicht.
Trommelfell liedeckt. Zunge herzfr)rmig, tief ausgeschnitten,
Schnauze länger als der Augendurchmesser, Nasloch vom Vorderrande
des Auges dreimal so weit entfernt, wie von der abgerundeten
Schnauzenspitze. Canthus rostralis deutlich aber abgerundet, Frenal-
gegend schräge nach außen geneigt. Stirngegend fiach, Interorbitalraum
mehr als doppelt so breit, wie ein oberes Augenlid. Von den Fingern
ist kaum ein Drittel, die Zehen sind fast ganz durch Schwimmhäute
verbunden. Das Tibiotarsalgelenk reicht bis zum Vorderrand des
Auges. Haut glatt an der Oberseite, grobkörnig am Bauch, an der
Unterseite des Oberschenkels und in der Gegend hinter dem Mund-
winkel. Eine starke Querfalte an der Brust. Vor derselben beim
Männchen eine große, den Raum zwischen den Unterkieferhälften aus-
füllende, Haftscheibe.
Farbe oben schmutzig gelb, schwarz gestrichelt und gefieckt.
Koi)f des Männchens oben und an der Seite schwarz, ebenso die
Oberseite der Unterschenkel. Bauchseite gelblich.
Am nächsten verwandt mit R. m armer ata Gnth. und
R. einet i V en tri s Cope. Von ersterer Art verschieden durch die
kürzeren Schwimmhäute an den Vorderfüßen, von letzterer durch den
Besitz der Haftscheibe an der Kehle.
II. über eine Kollektion Reptilien von Angra Pequennsi. 1 1
IL Über eine Kollektion Reptilien Aon
Angra Pequenna.
Im Jahre 188G unternahm Ijekannthch ') der iingiückliche
Lüderitz seine letzte Reise ins Innere seines Landes. Er ward hegleitet
von Herrn Sfehtgröver, den er von Bremen und zwar als Steuermann
angenommen, ihm jedoch in liheraler Weise erlauht hatte, jede zu er-
übrigende Zeit auf das Sammeln von Naturalien zu verwenden. Herr
Steingröver hatte zu diesem Zweck im Bremer Museum die nötige An-
leitung zum Sammeln und Konservieren von Naturalien erhalten. —
Zunächst waren Lüderitz und Sfciiu/rüver einige Zeit in Angra Pe(|uenna,
dann unternahmen sie zum Zwecke des Goldhndens jene Reise über
Aus und Suibes nach Bethanien. Von hier gingen sie südlich
nach dem Oranje- Flusse und gelangten auch glücklich an die Mündung
desselben. Um die beschwerliche Landreise nach Angra Pe(|uenna
zu vermeiden, unternahmen sie höchst wahrscheinlich das übergroße
Wagnis, in einem kleinen zusammeidegbaren Bote auf dem Wasserwege
zurückzukehren. Sicherlich sind sie dabei gleich im Anfange des Unter-
nehmens — wie wenigstens einige Hottentotten ausgesagt haben — in
der Brandung zusammen umgekommen. Seit Oktober 1886 fehlt jede
Nachricht von den unglücklichen Reisenden.
Herr Sfeingröver hatte den einzelnen Sammellnlchsen Nummern
beigefügt, die sich auf den genaueren, in seinem Tagebuch bezeichneten
Fundort bezogen. Leider sind einzelne jener Nummern verloren gegangen.
Von den die ganze Kollektion Reptilien ausnmchenden 200 Stück stammen
mit Bestimmtheit 124 von Aus, (i von Angra Pequenna, 1 von
Suibes; für die übrigen 69 Stück läßt sich mit Bestimmtheit annehnu^n,
daß sie auf dem Wege von Aus nach Bethanien gesammelt wurden.
Diese letzteren sind in der hier nachfolgenden Liste mit <) l)ezeichnet.
In der Kollektion waren vertreten folgende Arten und Varietäten:
I. Schlangen.
1. Coronella cana Schi Aus.
2. Dipsina multimaculata Smith .... Aus; Angra Bequena.
') Diese einleitende Mitteilnn«,^ verdanke ich einem Schreiben des Herrn Dr.
H. Schaumsland, Direktor dei- Städtischen Sanindnngen in Bremen.
12 1*1'- J- <^- Fischer, Herpetologisclie Mitteilungen,
3. Psammopliis sibilans L. Var. fur-
catiis Pets. Aus; 0.
4. „ ,, Var. noto-
stictus Pets. 0.
5. Boodon geometricus L Aus.
6. Naja haje L. 0.
7. Vipera cornuta Daud Aus.
8. „ caudalis Smith Aus.
IL Eiclechseu.
9. Pacliydactylus Bibronii Smith. ... Aus; Suibes.,
10. ., laevigatus sp. n. . Aus.
11. Chondrodactylus angulifer Pets. . 0.
12. Ptenopus garrulus Smith ().
IP). Agama armata Daud Aus; 0.
14. ., aculeata Daud Aus.
15. „ atra Daud Aus; 0.
16. „ hispida L. Aus.
17. „ b r a c h y u r a Big. (verstümmelt) A u s.
18. Mabuia sulcata Pets. Aus; 0.
19. „ „ Var. sexvittata . 0.
20. ,. occidentalis Pets. 0.
21. „ varia Pets. Aus; 0.
22. „ striata Pets 0.
23. ,, „ (1 Stck.m. 40Schuppen-
reiheu ['?Eupr.Wahl-
bergii Pets.]) 0.
24. Cordylosaurus trivittatus Pets. .0.
25. Zouurus polyzonus Smith Aus; 0.
2(3. Nucras tessellata Smith, (verstumm.) ().
27. Scelotes capensis Smith. ().
28. Eremias pulchella Smith Angra Pequefia; Aus; ().
29. ,, suborbitalis Pets Aus; 0.
30. „ undata Smith Angra Pequefia; Aus; 0.
31. „ capensis Smith 0.
32. Scapteira depressa Merr Aus.
33. „ Knoxii Mihie Edw Aus.
34. Chamaeleo nama(|uensis Smith . . Aus; 0.
Außerdem war eine Reihe von Eremias vorhanden, die sicli
keiner der bekannten Arten genau anschließen.
II. über eiiH' Kollektion Reptilien von Anora renueuna. 13
Es würde, bei der großen Zahl der von einzelnen Arten vor-
handenen Stücke, zu weit führen, jedes einzelne zu besehreiben, oder
auch nur dessen Abweichungen von typischen Stücken hervorzuheben.
Auf solche, bei südafrikanischen Reptilien übrigens durchaus nicht
auffallende, Abweichungen ist aufserdem bereits von Herrn JBoidenrjer
(Cat.Liz. 2. Bd.), neuerdings teilweise auch von Herrn Dr. O. Boettger (Ber.
Senckb. Ges. 1885/86 und 1886/87) und Herrn Prof. Barhoza du Bocage
(,Jorn. Sc. math. phys. e nat. No. XLIV, Lisboa 1887) hingewiesen worden.
Ich beschränke mich auf einige Bemerkungen über ein Exemplar von
Mabuia striata Pets. in Vergleich mit M. Wahlbergii Pets. imd
auf die Beschreibung des unter No. 10 der obigen Liste aufgeführten
Pachy dactylus, den ich, in Übereinstimmung mit der mir gütigst
mitgeteilten Meinung des Herrn Boiihiigcr, für eine neue Art halten muß.
1. Über Mabuia (Euprepes) Wahlbergii Peis. und Mab. striata Pets. ').
Taf. II, Fig. 4.
Daß die erstere dieser beiden Arten mit dem in Pholidosis und
Färbung recht variablen Eupr. striatus Pets. vielleicht zu vereinigen
sei, ist eine von Herrn Boulenger (Cat. Liz. III. 206) ausgesprochene
Vermutung. Diese wird bestätigt durch ein aus der Steingröver'schen
Kollektion stammendes Exemplar, das aller Wahrscheinlichkeit nach
auf dem Wege von Angra Pequenna nach Bethanien gefangen wurde.
Durch die Güte des Herrn Direktor Prof. MlMus in Berlin konnte
ich dasselbe mit dem aus Damaraland stammenden Originalexemplar
von Eupr. Wahlbergii vergleichen, während mir andererseits ver-
schiedene" typische Stücke von Eup. striatus des hamburgischen
Museums zur Verfügung standen.
Zunächst ist hervorzuheben, daß schon nach den von Peters
und Boulenger gegebenen Diagnosen beide Arten sich im wesentlichen
nur durch die Zahl ihrer Schuppenreihen (40 bei E. Wahlbergii
gegen 32 bis 36 bei E. striatus) unterscheiden. So zeigt auch unser
Stück die 40 Schuppenreihen von E. Wahlbergii, schließt sich aber
in den meisten anderen als charakteristisch bezeichneten Merkmalen
dem E. striatus an. Wenn von letzterer Art bisher nur Stücke von
32, 34 oder 36 Schuppenreihen gefunden wuixlen, so dürfte (h(^ bei
einzelnen Exemplaren auf 40 gesteigerte Zahl derselben kaum ein
Grund sein, die Selbständigkeit von E. Wahlbergii aufrecht zu
') Oefvers. Vet. Ak. Förh. 1869, 661; Boulenger Cat. Liz. III., 205.
14 Dl'- J- G. Fischer, Hei'petologische Mitteilungen.
erhalten, wenn in den meisten übrigen Punkten die Übereinstimmung
mit E. striatus nachgewiesen werden kann. Da diese Art in den
meisten Sammhmgen ziemlich verbreitet, und die Veränderlichkeit, der
sie in Bezug auf Pholidosis und Farbe unterliegt, von Herrn Boulenger,
neuerdings auch von Herrn Dr. 0. Boeftger ') hervorgehoben worden
ist, darf ich mich darauf beschränken, diejenigen Punkte anzuführen,
durch die unser Stück von dem typischen Exemplar von E. Wahlbergii
abweicht; es sind das dieselben, in denen es sich dem E. striatus
anschließt, so daß es als ein mit 40 Schuppenreihen ausgestattetes
Stück dieser letzteren Art erscheint. Aus dem oben Gesagten ergibt
sich zugleich, daß die erstgenannte Art einzuziehen und mit der
letzteren zu vereinigen sein dürfte.
1 . Das Nasloch liegt gerade über der Naht von Rostrale und erstem
Labiale.
2. Das vordere Frenale steht in recht deutlicher Berührung mit dem
ersten Labiale.
3. Das Frontonasale ist durch die breit zusammenstoßenden Praefron-
talia vom Frontale getrennt.
4. Das Subokulare reicht nicht bis zur Lippe herab und ruht auf
dem 5., 6. und 7. Labiale.
5. Vorderrand der Ohi'öffnung mit drei kleinen wenig vorragenden
Schuppen von der Form und der Farbe der benachl)arten Schui)pen.
Luleni ich es unterlasse, diejenigen Merkmale hervorzuheben,
die beiden, bisher als verschieden betrachteten, Arten gemeinsam sind
(allgemeine Körperform, Scheibe des unteren Augenlides, spitzgekielte
untere Sohlenschuppen etc.), l)emerke ich nur, daß die (in 40 Längs-
reihen stehenden) Kör])erschuppen am Kücken und am oberen Teil
der Seite stark dreikielig sind. Die obere wie die untere Fläche des
Schwanzes zeigt eine Reihe größerer Schuppen; die der ersteren sind
mit fünf Kielen versehen.
Die Farbe unseres Stückes ist oben olivenbraun, jede Schuppe
an ihrem Ende mit einem kleinen gelbhchen Fleck (Tafel II Fig. 4 d).
Diese Flecke bilden, den Schuppenreihen folgend, punktierte Längslinien,
Keine helle Seitenbinde am Rücken, keine dunkle Binde an der Schläfe.
Unterseite weißlich, Kinn und Kehle schwarz marmoriert.
Was die Körperverhältnisse betrifft, so ist der Schwanz
etwa 'V. der Totallänge. Die längste Kralle des Hinterfußes reicht
bis zur Achsel, diejenige des Vorderfußes gerade bis zum Ende der
Schnauze.
') Ber. Senckenb. Ges. 1886-7, pag. 150.
IL Über eine Kullektion Keptilien von Angra l'equenna. 15
Maße.
Kopf bis zum Ende des luterparietale 1 *> mm
Von der Schnauzenspitze bis zum After 81 ,,
Schwanz 132 „
Totallänge 213 „
Vorderbein 2/ „
Hinterbein 39 „
Ein Stück meiner Privatsammlung-, von Herrn Steingröver
gefangen auf dem Wege von Angra Pequenua nach Bethanien.
2. Pachydactylus laevigatus t^j. n.
von Atis.
Taf. II, Fig. 3.
Rückentuberkeln ganz flach, in ziemlich unregel-
mäßigen Längsreihen geordnet. Acht bis zehn Querlamellen
unter den letzten Gliedern der mittleren Finger und Zehen. Körper,
Kopf und Schnauze ziemlich niedergedrückt. — Graubraun mit schwarzen
hufeisenförmigen, nach vorn oftenen, Querbinden über den Rücken, an
deren Grenzen einzelne weisse Punkte eingestreut liegen.
Beschreibung.
F<>rm. Körper gedrungen, ziemHch abgeplattet. Beine kurz;
werden die vorderen und die hinteren Gliedmaßen an den Leib gelegt,
so treffen Hand- und Fuß -Wurzel zusammen. Koi)f und Schnauze
ziemlich platt. Die Höhe des Kopfes in der Gegend der Ohröänung
merklich kleiner als die F^ntfornung des vorderen Olirrandes vom
vorderen Rande der Orbita und gleich derjenigen der Schnauzenspitze
vom Zentrum des Auges. Schwanz etwas abgeplattet, nicht ganz so
lang wie Kopf und Rumpf zusammen. Er ist deuthch geringelt, am
Anfange mit G, in der Mitte mit 4. gegen das Ende mit 2 in Quer-
reihen stehenden konischen Tuberkeln besetzt. — Obrspalte schmal,
vertikal stehend. Auge groß, Pupille vertikal. SuixM'ciliarrand vor-
ragend, mit einer Reihe scharfer Schui)pen besetzt.
Schuppen und Tuberkeln. Kopfschilder vorn klein, tiaeh. nach
hinten größer und scliwaeli längs gekielt. Im Literorbitalrauni werden
7 bis 9 glatte Tuberkeln gezählt. — Bis zum Zenti'um des Auges zählt
man 9 bis 10 Ober- und ünterlippenschUder, auf die oben wie unten
1 6 I^i'- J- ^i- Fischer, Herpetologisclie Mitteilungen.
noch 1 bis 2 kleinere folgen, — Eostrale fünfeckig, breiter als hoch,
oben mit stumpfem Winkel, ohne oberen Einschnitt. Die Xasorostralia
berühren sich über der oljeren Spitze des Rostrale, und stellen mit dem
ersten Oberlippenschilde jeder Seite in Berührung. Mentale etwa
dreimal so lang wie breit und ebenso lang wie die Unterhppenschilder
des ersten Pares. — Schuppen der Kehle und des Halses sehr
klein, kleiner als die Bauchschuppen. — Die Tuberkeln des Rückens
sind vollkommen flach, mit kleinen Zwischenräumen. In der Mitte des
Körpers zählt man quer über den Rücken 19 bis 21 Tuberkeln, die
in sehr unregelmäßigen Längsreihen stehen. Die an den Seiten des
Rumpfes und an der Oberseite der Gliedmaßen stehenden Tuberkeln
sind kegelförmig, oft an ihrer Spitze mit einer Vertiefung versehen,
von der jedoch keine scharfen Kiele herunterlaufen. Bauchschuppen
klein, glatt, dach ziegeiförmig gelagert; quer über die Mitte des Bauches
werden deren 43 bis 45 gezählt. — Die Tuberkeln des Schwanzes
sind kegelförmig; von ihrer Spitze gehen oft mehrere leichte Kiele bis
zu ihrer Basis herab.
Die Qu er 1 am eilen unter den letzten Zehengliedern sind un-
geteilt und stehen nach dem Ende der Zehe dichter. Der Rand dieser
Lamellen erscheint, wenn der Weingeist abgetrocknet ist, sehr fein ge-
franzt, wie dies auch von Dactochilikion Tliom. berichtet wird. —
Die innere Zehe von Hand und Euß hat 7 bis 9, die vierte lU Lamellen,
über der plattnagelförmigen Schuppe auf dem Rücken der mittleren
Zehen ragt eine ganz unbedeutende, nur Ijei etwas stärkerer Ver-
größerung deuthche, krallenähnhche Schuppe hervor, die jedoch nicht
bis ans Ende der betreffenden Zehe reicht').
Farbe ganz wie bei P. Bibronii Sm. ()l)en graubraun, unten
gell)lich. Eine schwarze Linie geht vom Nasloch durch das Auge nach
dem Hinterkopf, w^o sie sich nach innen wendet, ohne jedoch mit der
entsprechenden Linie der anderen Seite zusammenzutreffen. Bei einem
zweiten P]xemplare findet sich noch eine zweite dunkle Linie vom Nas-
locli ])is zum ol)eren Rand der ()rl)ita und eine kurze scliwarze Längs-
linie in der Mitte der Interorbitalgegend ; letztere Linie gabelt sich
bald, und jeder Teil folgt in kurzem Bogen der Supraorbitalgrenze.
Bei diesem zweiten Stück findet sich ferner noch ein kurzer schwarzer
Längsstrich in der Mitte des Hinterhaupts. — Am Nacken liegt eine
schwarze, in der Mitte nicht geschlossene Querbinde. Der Rücken
bis zum Anfang des Schwanzes ist mit fünf schwarzen schmalen Quer-
binden geziert, von denen die drei ersten eine nach vorn offene
') Auch bei mehreren Stücken von P. Bibronii fand ich dieselbe Bildung.
IL Über eine Kollektion Reptilien von Angra Pequenna. 17
hufeisenförmige Gestalt haben. Weiße kleine Flecke, je einem Tuberkel
entsprechend, liegen an der hinteren Grenze dieser (namentlich der
ersten) Querbinden, und tinden sich auch an den Körperseiten un-
regelmäßig zerstreut.
Kopf und E,u:
inpf
Schwanz
Totallänge
Maße. a.
85 mm
74 mm
1 59 mm
b.
89 „
(regeneriert)
52 mm
141 „
Zwei Exemplare, von Steingröver bei Aus und auf dem
Wege nach Bethanien gesammelt.
Von den bisher bekannten Arten mit glatten Eückentuberkeln ist
die unsere außer anderen in der Beschreibung hervorgehobenen Punkten
durch die größere Zahl der Querlamellen unter den Zehen leicht zu
unterscheiden. Durch dies Merkmal, sowie durch die Färbung etc. ist
sie dem mit scharfgekielten Rückentuberkeln versehenen P. Bibronii
so ähnlich, daß ich anfangs geneigt war, sie nur als eine Varietät zu
betrachten, weim nicht die oben gescliilderten Abweichungen in dem
Habitus des Körpers so wie in der Zalil der Rückentuberkeln und der
Bauchschuppen eine spezifische Verschiedenheit andeuteten. Neben
jenen zwei Exemplaren unserer neuen Art befanden sich auch mehrere
ganz charakteristische Stücke von P. Bibronii Sm., (von denselben
Fundorten) in der Steingröver'schen Kollektion.
18 I^i'- J- <T. Fischer, Ilerpctologische Mitteilunofen.
III. Über zwei von der Liukiu-liisel Okinawa
staiinneiide Selilaiigeii.
1. Platurus colubrinus Sehn, und dessen Giftigkeit.
Ein mir von meinem Freunde. HeiTii Dr. 0. Warhurg, aus
Okinawa. Liukiu-Insel. eingesandtes Exemplar stimmt fast in allen
Punkten mit dem Schneider 'sehen Originalexemplar dieser Art
üherein'). Es zeigt 23 Schnppenreihen, die Schuppen an der Seite des
Sclnvanzes iederseits in o Reihen, Ventr. 'l\i) + ■\'-i + (sreeen
44
215 + /i -|- licim Originalexemplar), dunkle Einge an Rumpf und
4 4
Schwanz o(i -f- (i (gegen 3(i -}- f)). Diese sind jedoch am Rücken
4 bis 5 mal so breit (5 Schuppen) als die hellen Zwischenräume
(1 — 2 Seh.), während jene des Originalexemplars nur halb so breit sind
(2 — 3 Seh.) wie die letzteren (4 — 5 Seh.). Nach den Seiten herab
verschmälern sich die dunklen Binden und sind hier nur wenig (3 bis 4 Seh.)
breiter als die hellen Zwischenräume. Der Kopf zeigt keine dunkle
und helle Zeichnung. — Auifallend ist die Form der vorderen Kopf-
schilder. Nicht nur dnl.i sich, wie l)ei dem Typus des Gtinth ersehen
Plat. schistorhynchus. über dem abgestutzten Rostrale eine drei-
eckige Schujipe, wie eine von demselben al)geschnittene Spitze, befindet,
sondern es liegen jedei-seits hinter dieser Spitze zwischen den dadurch
aus einander gerückten Internasalia und Praefrontalia noch zwei Schilder.
Letztere bilden mit ersterem ein Dreieck und stellen sich dar wie ein
in drei Teile zerspaltenes unpares mittleres Praefrontale. Auch das
Berliner Museum (Peters. Mon. Ber. Ak. Berl. 1876) besitzt ein
von Amboina stammendes Stück von PL laticaudatus L. (= PI.
colubrinus Sehn.) mit drei mittleren Internasalia. Es finden sich
ferner sechs Ober- und sieben Unterlippenschilder. Hinter dem
kleinen Mentale schlielien nicht die Infralabialia des ersten Pares,
sondern zwei zwischen diesen und dem Mentale eingeschaltete längliche
Schildchen zusammen, auf die vor der eigentlichen Kehlfurche noch
') Nach den Angaben von P e t e r .s , Mun. Her. A ka d. d. Wissensch. von 1877 pag. 417.
III. über zwei Schlangen von Okinawa. 19
ein unpares drittes Schaltschild folgt. Die Kinnfurehe selbst wird nur
von einem Par größerer Kinnfurchenschilder begrenzt . da die des
zweiten Pares durch eine große Kehlschuppe getrennt sind. — Wie
bei dem Schneiderschen Originalexemplar sind außer dem eigentlichen
Analschilde auch die zwei diesem vorhergehenden Bauchschilder geteilt.
PjS sei hier l)emerkt, daß ehi unpares Schild über dem ßostrale
(PI. schistorhynchus Gut.) sich noch bei zwei Stücken des Ham-
burger Museums tindet. ¥Än Exemplar von den Tonga-Inseln (aus dem
Mus. Godeffiro)' stammend, ^'o. 831 unserer Schlangensammluug) zeigt
ein solches. Das Stück hat 3 Praefrontaha, am Halse 21, in der Mitte
des Körpers 23 Schuppenreihen, Ventr. 195 + •'/•.• + ~. Hier sind
38
die letzten hellen Einge des Rumpfes unten nicht geschlossen, so daß
die Bauchgegend an dieser Stelle schwarz erscheint. Die dunklen
Querbinden sind am Rücken (7 bis 8 Seh.) mehr als doppelt so breit,
wie die hellen Zwischenräume (2 bis 3 Seh.).
Ein Azygos-Schild über dem Rostrale tindet sich bei einem
zweiten Stück aus der vormaligen Godef fr oy sehen Sammlung (von
den Gesellschaftsinseln, No. 384 unseres Museums). Dasselbe hat an
Rumpf und Schwanz 28 + '^ dunkle Querbinden, die seitlichen Schwanz-
31
schuppen stehen in 5 Längsreihen; Veut. 229 -\- '/i + —
31
Bei der durch vielfache Beobachtungen bestätigten (Giftigkeit
der Seeschlangen, für welche die auch bei unserem Stücke vorhandenen
vorderen Giftzähne die Erklärung bieten, war es auffallend, daß Herr
Dr. Doederlein ') die Unschädlichkeit der Ijei den japanischen Inseln
vorkommenden Platurus betont, trotzdem auch seinem Forscherblicke
die Giftzähne nicht entgangen waren. Herr Dr. 0. Warhurg bestätigt
aber iu dem Schreiben (dat. 27. Oktober 1887, Kobo in Japan),
wodurch er das vorliegende Stück begleitete, vollkommen die Angaben
Doederleins. Er schreibt: „Diese Seeschlange ist trotz ihrer Ver-
„wandtschaft nicht giftig, beißt auch nicht. Sie wird namentlich in
„Erabushima (nördlich von Okhiawa) und auf Korallenbänken von
„Tauchern mit der Hand gefangen und getödtet dadurch, daß man
„ihnen das Genick durchbeißt, den Schlangenkopf dabei in
„den Mund steckend, was ich selbst l)eol)acbtet habe. Sie wird
„dann getrocknet und versandt. Diese Schlangen sind ein Handels-
„artikel, jeden Tag auf dem Markt in Nafa, sollen auch in die
') Mitteil, der deutschen Ges. für Xatur- und Völkerkunde Ostasiens III,
Heft 23, pag. 149.
20 1*1'- J- ^'- Fischöl', Ilerpetoluoisehe Mitteilungen.
„japanischen Medicinläden bis nach Tokio kommen. Ich schnitt
„eine auf die angegeliene Weise getödtete Schhmge sofort auf, stach
„mit einer Nadel in die Gift (?) Drüse hinter dem Auge und impfte
„zweimal einen Frosch, ohne irgend ein ungünstiges Resultat; ein zweiter
„Versuch bheb ebenfalls erfolglos."
So weit der Bericht des als gründlicher und vorurteilsfreier
Forscher (Botaniker) bekannten Herrn Dr. Warhurg. Was das zuletzt
angeführte Experiment betrifft, so lielie sich seine Wirkungslosigkeit
vielleicht dadurch erklären, daß bei dem Einstich mit der Nadel nicht
die Giftdrüse seilest getroffen wäre. Und das Al)bei(.Jen des Kopfes
verliert vielleicht an Gefährlichkeit dadurch, daß ])eim festen Zusammen-
pressen des Kopfes hn Munde des Menschen die Kiefer der Schlange
sich nicht weit genug öffnen können um die Giftzähne wirken zu lassen.
Aber diese Seeschlange beiüt überliauj^t nicht, wenn der Mensch sie
anfaßt, — darüber sind Doederlein und Warburg nach den Aus-
sagen vieler Eingeborenen und nach eigenen Erfahrungen einig. Man
vergesse aber dabei nicht, dal? auch sonst manche Schlange nur die
zur eigenen Nahrung dienende Beute, nicht aber den Menschen beißt.
Während sich unsere ungiftige Coronella austriaca gegen den
Angriff" kräftig Avehrt und tüchtig drauf los beißt, macht unser Tro-
pidonotus natrix gegen den sie angreilenden Menschen niemals
(iel)rauch von seinen Zähnen, selbst wenn er recht fest angefaßt wird. ')
Meines Erachtens liegt in dem Besitz von Giftzähnen imd der
Unschädlichkeit einer Schlange kein Widerspruch, wenn es in ihrer
Eigenart liegt - — wie in dem angeführten Beispiele — ihre Zähne
nur gegen ihre Beute, nicht aber gegen solche Geschöpfe zu gebrauchen,
die ihr wegen ihrer Größe nicht zur Nahrung dienen können. Dies
mas; eben bei unserem Platurus der Fall sein.
2. Trimeresurus riukiuanus Hihjdff.
Sitzb. (ies. Nat. Fr. Berhn 1880.
Zwei auf der Liukiu-lnsel Okinawa gesammelte Stücke dieser
Art, jedes von mehr als 1 'A Meter Länge, stimmen in Bezug auf Färbung
und Pholidosis mit Hilgendorffs Angaben überein. Sie Avurden
•) Aehnliches wissen wir von Tiei'en aus andei'cn Klassen. Eine Arbeitsbiene
sticht jeden, der sie selbst oder ihren Stock beunruhigt; die sogenannte
Königin gebraucht dagegen ihren Stachel zwar wütend gegen eine andere
Königin, die zufällig in ihre Nähe gelangt ist, niemals aber gegen einen
Menschen, der sie in seine Hand nimmt und sogar ziemlich heftig drückt.
in. über zwei Schlangen vnn ()kin:i\v;i. OJ
ebenfalls von meinem Freunde, Herrn Dr. 0. Warhvrq lebend her-
gesandt, kamen aber, wie der Platurus. tot. jedoch vorzüglich
erhalten, hier an. — Da mir gleichzeitig die Direktion des Groß-
herzoglich Oldenlnirger Museums zwei Exemi)lare des nahe verwandten
Tr. mucrosquamatus Cant. aus Süd-Formosa zur Vergleichung bereit-
willigst zur Verfügung gestellt hat, so dürfte es von Interesse sein
teils einige Abweichungen meiner Exemplare von den tvi)ischeu Stücken
des Berliner Museums, teils einzelne nicht unwesentliche Unterschei-
dungsmerkmale von Tr. mucrosquamatus kurz zu berühren.
Die von Hilgendorft' hervorgehobene charakteristische Färbung
in Vergleich mit derjenigen der Formosa-Art hndet sich auch bei meinen
beiden Stücken. Diese sind übrigens in der (irundfarbe des Rückens
— das eine hellgelb, das andere dunkeloliv — von einander ver-
schieden, welche zwei Formen auch von den Bewohnern Okinawas als
(lold-Habu und Silber- Habu unterschieden w^erden. — Beide Stücke
haben 8 Ober- und I '> Unterli])penschilder '). Wenn auf der Zeichnung
Hilgendorffs die Spitze des dreieckigen Mentale mit den zwei
Spitzen der Infralabialia des ersten Pars und mit dem vorderen Ende
der Kehlfurche in einem Punkte zusammentrittt , so ist diese Form
nicht als charakteristisch zu betrachten; ich tinde dieselbe allerdings
auch an einem meiner Stücke, während bei dem anderen — ebenso
wie bei beiden Exemplaren von T. mucrosquamatus — die ersten
Infralabialia an der Kehlfurche breit zusammenstoßen und sich zwischen
die Spitze des Mentale und die vorderen Kehllurchenschilder legen.
Bei dem kleineren, heller gefärbten, Stücke (Goldhabu) zähle
ich in der Mitte der Körperlänge 37 Schuppenreihen, bei dem größeren
nirgends mehr als H.^). — Beide Stücke von Tr. mucrosquamatus
besitzen 27 (nicht wie von anderen Exemplaren gesagt ist: Sf))
Schuppenreihen; dieselben weisen für die Bauclisebilder die Zahlen
90
21<i -1- — auf. während sich bei den beiden Exemplaren von T. riukiuanus
die Zahlen landen: a) 223 +4!!, ^J) --^ + ^^ -
bü 81
Ein recht in die Augen fallendes Merkmal um beide ver-
wandten Arten zu unterscheiden ist ferner das auch von Hilgendorff
hervorgehobene größere Schild zwischen dem Supraokulare und dem
Supranasale. Dies fehlt dem T. mucrosquamatus gänzlich . und die
ganze Gegend des Canthus ist hier mit kleinen (5 bis (1) Schiqipen
bedeckt.
') Offenbar nur auf einem Druckfehler beruht es, wenn im Text von Hilgen-
dorffs Arbeit die Zahl der Unterlippenschilder auf fünf angegeben ist.
00,
Dr. J. G. Fischer, Herpetolofi^ische Mitteilungen.
Über die Gefährlichkeit des Bisses dieser von den Bewohnern
der kleinen japanesischen Inseln sehr gefürchteten Schlange hat
Ijöderlein aiisführHch berichtet (Mitt. d. deut. Ges. für Natur- und
Völkerkunde Ostasiens 1881, Bd. III. p. 1 17). Dies wird von Herrn
Dr. Warhnrg vollkommen bestätigt. Derselbe hat zugleich die Angaben
der Eingeborenen gesammelt über diejenigen Inseln auf denen unsere
Giftschlange vorkommt, woraus sich ergibt, daü ihr Verbreitungsbezirk
von demjenigen der Formosa-Art ziemlich getrennt sein muß.
Zum Schlüsse lasse ich hier die Maße in mm der besprochenen
4 Exem])lare der beiden verwandten Arten folgen:
Kopf und
Eumpf.
Schwanz.
Total
1 . I' 1'. r i u k i u a n u s :
a
1,21 f)
218
1,433
b
1,100
185
1,285
2. T. mu eres quam:
c
443
94
537
d
310
70
380
Nach diesen Maßen scheint der Schwanz der japanesischen Art
etwas kürzer zu sein als bei mucrosquamatus. Er verhält sich zur
Totallänge dort — 1 : ß,(i; bei der letzten Art = 1 : 5,7 oder 5,4,
wobei allerdings die große Altersverschiedenheit der Exemplare beider
Arten zu l)erücksichtigen ist.
IV. Üljer eine Kollektion Reptilien von II;iyti. 23
IV. über eine Kollektion Reptilien nnd Amphibien
von Havti.
Von dem riiliinlichst bekannten NaturhistorJsehen Institute
Linnaea in Berlin war im vorigen Jahre einer seiner Anoestellten.
Herr Hermann BnJlr, nach Cap Hayti gesandt worden, um für die
Zwecke des Institutes naturhistorische Objekte zu sammehi. Die Aus-
beute an Reptihen war außerordentlich reich und für die Wissenschaft
förderlich. Es wurden im ganzen 33 Arten in zum Teil recht vielen
und gut erhaltenen Exemplaren erbeutet, unter denen sich nicht nur
einige für die Wissenschaft neue Spezies, sondern auch manche Stücke
befanden, die eine schärfere Umgrenzung der Ijislier aufgestellten
Diagnosen und eine Feststellung solcher, sclion früher beschriebenen
Arten ermöglichten, deren Heimat Ijisher unbekannt war.
Die Linnaea. welche, wie ich ei'fahre. die Absicht hat. die er-
worbenen Stücke durch Verkauf den Museen und den Herpetologen
von Fach zugänghch zu machen, hat mich um die Bearbeitung des
reichen Materials ersucht. Ich gebe nachstehend zunächst eine Liste
der in der Sannnlung enthaltenen Arten; in derselben sind diejenigen
mit einem * bezeichnet, an deren Namen ich weiter unten einige
Bemerkungen knüpfen werde.
Was die Orte betrifft, an denen Herr //, I\oUc sei'ner Aufgal)e
nachkam , so liegen dieselben auf dem Wege von Cap Hayti nach
Port au Prince. Es sind: Milo; darüber Sanssouci, das zerstlu-te
Scldoß des Königs Christoph; Piaisa nee, einer der höchsten Punkte
des westlichen Teiles der Insel; in der Nähe Marmelade, und süd-
westlich davon nahe dem Meere das der Vegetation durch den Salz-
gehalt seines Bodens feindliche Gonaives.
Folgende Arten wurden gefunden:
1. Clemmys decussata Bell. — Cap Hayti.
2. „ rugosa Shaw. — Cap Hayti.
3. Sphaerodactylus punctatissimus D. et B. — Cap Hayti.
4- „ alopex Cope. — Cap Hayti.
5- ,: oxyrhinus Gosse. — Cap Hayti.
6, Aristelliger pracsignis Hallow. — Gonaives.
24 Pr. J. G. Fischer, Herpetolopjisehe Mitteilunjjen.
7. Gonatodes albogularis D. et B. — Gonaives.
*S. Anolis clilorocyanus D. et B. — Cap Hayti.
9. ,, cybotes Cope. — Cap Hayti. — Sanssouci.
10. „ distichus Cope. — Cap Hayti. — Marmelade. —
Plaisance.
11. ,, semilineatiis Cope. — Cap Hayti.
*12. Ameiva chrysolaema Cope. — Cap Hayti.
*13. „ regularis s}). n, — Gonaives.
*ll. Liocephalus vittatus Hallo w. — Cap Hayti.
*iri. „ Schreibersii Gravh. — Gonaives,
IT). Metopoceros cornutus Wgl. — Cap Hayii.
*17. Diploglossus striatus Gr. — Gonaives.
18. Honialocliilus striatus Fisch. — Cap Hayti. — Gonaives.
*19. Chilabotlirus macu latus sp. n. — Cap Hayti.
*20. „ gracilis sp. n. — Cap Hayti.
21. Tropidoiiliis maculatus D. et B. — Cap Hayti. — Milo.
*22. „ conjunctus sp. n. — Cap Hayti.
*23. Hypsirliynclius ferox Gnth. — Cap Hayti. — Gonaives.
24. Athaetulla Catesbyi Schi. — Cap Hayti.
*25. Uromacer oxyrhynchus D. et B. — Cap Hayti. — Gonaives.
20. Dromicus antillensis Schi. — Cap Hayti.
*27. „ parvifrons Cope. — Cap Hayti.
*28. „ (Alsophis) an malus Pets. — Cap Hayti. • —
Grande Riviere.
29. Typhlops lumbricalis I). et B. — Gonaives.
•SO. „ Richardii D. et B. — Cap Hayti.
ol. Bufo gutturosus Laur. — Cap Hayti.
*32. Hyla (Trachy cephalus) ovata Cope. — Cap Hayti. —
Grande Riviere. — Sanssouci.
1. Ameiva chrysolaema Cope.
Proc. Acad. Philad. 1SG8, 127.
Mehrere Exemplare in verschiedenen Alterstufen stimmen mit
Copes Beschreibung (s. auch Boulg. Cat. Liz. II, 0.5')) in den meisten
Punkten überein. Es sei mir gestattet, auf einige Abweichungen
hinzuweisen , die sich entweder bei allen , oder doch bei einigen
Stücken zeigen.
1. Die vordere Kehlfalte ist oft sehr undeutlich, fehlt sogar bei
einigen der größeren Exemplare (32 cm) gänzlich, so daß hier von
IV. über eine Kollektion Reptilien von Hayti. 25
einem eigentlichen Meso-ptycliium nicht die Rede sein, und mit dieser
Bezeichnung nur die Gegend vor der stets sehr deutlich ausgeprägten
zweiten Kehlfalte bezeichnet werden kann.
2. Bei keinem der vorliegenden Stücke habe ich die von Cope
angegebene Zahl von 20 Femoralporen, sondern hrK-hstons 18 jederseits
zählen können.
3. Die Kürii(>rreihe zwischen den InlValabialia und den sie
unterhalb begleitenden großen Schildern (Chin-chields) erstreckt sich
nach vorn nur bis zum zweiten Ünterlippenschilde, nicht bis zu dem
unparen, auf das Mentale folgende Schild; sie liesteht auch nicht in
ihrer ganzen Ausdehnung aus Körnern, sondern untorhalli der letzten
Infralabialia aus gröüeren, urn-egelmäßig geformten Schildern.
4. Nicht unter der Hacke des Hinterfußes, sondern unter der
Handwurzel, hinter den Wurzeln des vierten und fünften Fingers, findet
sich ein (auch zwei) größeres Querschild, getrennt von der Reihe der
die Finger von unten bedeckenden Schienenschuppen ; an Stelle desselben
findet sich wohl auch eine Gruppe dicht zusammengedrängter spitzer
Tuberkeln.
Die Farbe wird von Cope (1. 1. p. 12S) folgendermaßen be-
schrieben: Olive green with five series of small Avhite spots on each
side and seven on the dorsal region. The latter tend in a smaller
specimen to form two pairs of incomplete dorsal stripes.
Bei unseren Exemplaren sind von diesen 1 7 Punktreihen immer
eine um die andere durch Vereinigung der Punkte zu wirklichen weißen
Längslinien geworden, in deren Zwischenräumen dagegen die Punkte
unverschmolzen als Punktreihen erscheinen. Die Grundfarbe der Ober-
seite ist dunkelgrün. Vom Hinterhaupt bis zum Schwanz verlaufen
fünf weiße Längslinien, von denen die drei mittleren — namentlich die
mittelste — die schwächsten sind. Die äußerste dieser fünf Linien
bildet den oberen Saum einer ziemlich breiten, tief schwarzen seitlichen
Längsbinde, die unten wieder durch eine weiße, wie eine Perlenschnur
aus zusammengezogenen l'uidvten gebildete weiße Linie gesäumt wird.
Li jedem Zwischenraum dieser bei keinem der vorliegenden Stücke
fehlenden 7 weißen Längslinien findet sich — bei den mittleren am
Rücken nicht immer deutlich — eine Längsreihe weißer Punkte. So
entstehen 13 Längslinien, (i aus weißen Punkten, 7 aus wirklichen mit
jenen abwechselnden Linien. Noch unter- und außerhalb der letzten
derselben stehen jederseits noch zwei bis 3 Reihen größerer weißer,
nicht ganz regelmäßig geordneter Flecke, die sich auch mit auf die
äußeren Bauchschn])])en erstrecken.
26 Dr. .1. G. Fischer, Ilerpetolooisclie Mitteilini<>en.
Immerhin ersclieinen die aufgeführten Abweichungen unserer
Stücke so grof}, daß eine Zu/ählung derselben zu der Cope'schen Art
nur mit einem gewissen Vorbehalt geschehen kann.
2. Ameiva regularis sjh n.
Zwei Exemplare einer Ameiva von Sanssouci (Hayti) erinnern
in ihrer Beschuppung sehr an A. chrysolaema Cope. , in ihrer
Färbung dagegen sowohl an A. lineolata D. 15. ;i]s an A. vitti-
punctata C'ope. Von der letzteren Art unterscheidet sich unsere
Art durch den Besitz von vier (gegen 3) Supraokularia, von A. lineo-
lata durch den Besitz von 12 (gegen 8) Reihen fkiuchschilder. V^on
chrysolaema ist sie durch die Zahl (9) der hellen Längslinien, durch
den Mangel der weißen Pnidvtreihen zwischen den letzteren und die
helle Färbuno; der Kehlfalte verschieden.
Das Nasloch liegt in dem unteren hinteren Teil des Nasale.
Fünf Occipitaha sind vorhanden, die drei mittleren von nahezu gleicher
(iröße. die zwei äußeren kaum halb so groß wie die benachbarten
inneren. Hinter ihnen 2 — 3 Reihen kh'inerer unregelmäßiger Schildchen,
die bald in die K(»rnerform der Nackenschup})en ül)ei"gehen. — Vier
Supraokularia, das vierte sehr klein ; zwischen das erste und zweite
ragt vom Superciliarrande her ein kleines dreieckiges Schildchen herein;
dieses bildet den Schluß der doppelten Körnerreihe zwischen Super-
ciliaria und Supraokularia; dic^ drei ersten dieser Schilder stehen mit
dem Frontale in Berührung. - Sieben Superzi liaria, die zwei
ersten gleich lang, jedes derselben so groß wie drei der folgenden. —
Sechs Supralabialia, das letzte schmal, linear; die Naht zMäschen
dem fünften und sechsten liegt etwas vor dem Zentrum des Auges.
Sieben Infralabialia. Hinter dem Mentale ein großes unpares und
acht parige Kinn Schild er. Die letzteren sind, vom zweiten anfangend,
durch Körnerschuppen , später durch kleine polygonale Schilder von
den Unterhppenschildern getrennt; die Reihe jener Kinnschilder zieht sich
nach hinten in einem Bogen bis hinter den Mundwinkel in die Höhe. —
Mittlere K e h 1 s c h u p p e n nur seVir wenig vergrößert. K e h 1 f a 1 1 e mit drei
Querreihen größerer sechseckiger Schildchen, die nach vorn wie nach
hinten kleiner werden und in die Form von Körnerschuppen übergehen. —
Rückenschuppen körnig. Bauchschilder in der Mitte der Kör23er-
länge in zw()lf Längsreihen, diejenigen der äußeren kleiner, sie stehen
IV. riier eine Kollektion Reptilien von Hayti.
27
-- vom HalsLaiide an gezälilt — in 30 Querreihen. Schwanzscliuppen
länglich viereckit;-, mit geradem Längskiel. — Bracliialschilder
ziemlich klein, in vier Reihen, die der zweiten Reihe mein' als doppelt
so groß wie die übrigen, nicht durch Körnerschuppen, sondern durch
kleine Schuppen von den Antebrachialia getrennt; diese in drei
Reihen, von denen die der obersten außerordentlich groß sind. Die
Postbrachialia ähnlich den Brachiaha. — Vor und imter dem
Oberschenkel liegt eine Reihe sehr großer, darunter mehrere Reihen
kleinerer Schilder; letztere gehen allmählich in die vordere Reihe sehr
großer Tibialschilder über, hinter denen sich wiederum mehrere Reihen
kleinerer befinden. — An der Unterseite der Zehen und Finger je eine
Reihe glatter Schienenschuppen. An der äußeren Seite der unteren
Handfiäche eine isolierte Gruppe von 4 bis 5 gr()ßeren Schup})en.
Zwanzig Schenkelporen jederseits.
Farbe oben dunkel oliv mit neun hellen Längslinien, von denen
jederseits die beiden untersten eine schmale schwarze, mit einer Reihe
heller Punkte versehene Längsbinde einschließen, die sich von der
Gegend über der Schulter bis zur Weiche erstreckt. Unterhalb, nahe
der Bauchseite, mehrere Reihen verwaschener heller Punkte auf blau-
grünem Grunde. Oberseite der Gliedmaßen hell punktiert und gefleckt,
ebenso die 0])er- wie die Unter- Seite des Schwanzes. Bauch, Kehle
und Kinn bläulich weiß, läppen weiß mit bläulichen Flecken.
Maße in mm.
Von dei
Schnauze
bis zum
Länge vom
Ohr
Yorder-
fuß
After
Total
Schwanz
Vorder-
liein
Hinter-
l)ein
a.
10
20
08
230
1 02
24
46
b.
15
23
59
204
145
21
43
3. Liocephalus vittatus Hall
Hallow. Proc. Ac. Philad. 1850, p. 151; Cope I. 1. 1S02 und 1808;
Bon lg. Cat. Liz. II, 103.
Die Kollektion enthält eine Reihe von Exemplaren dieser Art,
die nlle mit den Beschreibungen der Autoren vollkonnnen überein-
stimmen, in ihren Färbungen aber einige Verschiedenheiten zeigen-:
1. Ganz konstant ist die bald hellere, bald dunklere olivengrüne
Färbung des Rückens. P.eständig tinden sich auf der Mittelgegend
28 I'i'- J- ^- Fischer. Herpetoloaisflie Mitteilungen.
einige (5 bis 8) schmale schwarze Querstreifen, die auf den dunkler
gefärbten Exemplaren allerdings weniger deutlich hervortreten. Bei
einem Stücke sind die beiderseits an der dorsalen Mittellinie liegenden
schwarzen Striche gegen einander verschoben und wechseln mit ein-
ander ab. Dieselben setzen sich längs des Schwanzrückens fort, hiei-
dreieckige, mit der Spitze nach vorn gerichtete Flecke bildend. Von
letzteren gehen mattere Querbinden an der Seite des Schwanzes herab,
die sich jedoch an der Ventralseite niemals zu geschlossenen Ringen
verbinden.
2. Bei allen Stücken finden sich ferner an der Bauchseite
dicke schwarze Punkte, die von hinten nach vorn größer werden, bis
sie an Kinn und Kelde einen Kaum von 2 bis o Schuppen einnehmen.
3. Ganz beständig ist ferner die hellere Färbung der Oberlippe,
auf deren Schildern sich schwarze Flecke finden. Von letzteren ist
namentlich derjenige beständig vorhanden, der sich vom Auge längs
der Grenze des ö. und (i. Labiale vertikal zum Lippenrande herabzieht.
Weniger konstant sind folgende Merkmale:
1. Das gelbliche dorsolaterale Band fehlt vier recht dunkel
gefärbten, größeren (bis IfJ cm) Exemplaren. Die hellere unter der
ersteren liegende Seitenlinie ist viel häutiger vorlianden; bei den kleinsten
drei Stücken geht sie von der Schnauzenspitze aus, verläuft unter dem
Auge, dann durch das Ohr und über die Schulter bis zur Weichen-
gegend. Bei dem kleinsten Stück wird der Raum zwischen dei' oberen
gelblichen und der unteren weißen Seitenlinie durch eine tief schwarze,
breite (7 Schuppen) Seitenbinde ausgefüllt. — Je größer die Exemplare
sind, um so mehr verschwindet erst die obere gell)liche dorsolaterale
Binde, bei den größten Stücken auch die untere weiße, die sich —
wenn überhaupt vorhanden — meist nur vom Ohr oder von der
Schulter bis zur Weiche erstreckt.
2. Selten (bei 3 mittelgroßen Exemplaren) finden sich auf der
hinteren Hälfte des Bauches und unter den hinteren Gliedmaßen
zerstreute weiße Flecke ohne alle regelmäßige Anordnung.
Maße von 2 Exenijilareii in mm:
Von der
Schnauzenspitze
zum After
Schwanz
Total
Kopf
Vordei'-
bein
Hinter-
bein
a.
b.
Cid
45
90
74
150
119
15
11
25
29
45
32
IV. Über eine Kollektidii l\c[)tilifn von Ilayti. 2'J
4. Liocephalus Schreibersii Grau.
Eine gröüere Zahl bei Go naives (Havti) gesammelter Stücke
geben zu folgenden Bemerkungen xA-ulaß.
Die schwarzen Querbinden über den Kücken sind häuhg in der
Mittellinie geteilt und liegen dann wie s_ynimetrische hall)mondförmige
Flecke an jeder Seite derselben. Bei ganz jungen Stücken ist ihre
Reihe jederseits durch eine helle Längsbinde eingefaßt. Bei vielen,
auch bei halliausgewachsenen Exemplaren läuft eine zweite viel hellere
aber mehrfach unteibrochene Binde von der Achsel zur Weiche. Bei
alten Stücken (bis '2)1 cm) verschwinden die dunklen Rückentiecke und
zugleich auch die hellen Seitenbinden. — Die quer über den Bauch
gehenden Reihen von hellen, schwarz gesäumten Punkten sind bei fast
allen Stücken vorhanden, doch nehmen die letzteren bei ganz alten
Exemplaren eine rote Färbung an und entbehren des schwarzen
Saumes. Ganz konstant ist eine gelbe . zuweilen schwarz gesäumte
Längsbinde an der Hinterseite des Oberschenkels.
5. Diploglossus striatus Gray.
Boulenger Cat. Liz. IL 289.
Zu dieser Art — wenn dieselbe überhaupt von D. occiduus
(Shaw) Big. zu trennen ist — gehört ein Exemplar von (io naives
(Hayti) von welchem die außerordentliche Kürze der Gliedmaßen
hervorzuheben ist.
Die Schuppen stehen in 4"2 Längsreihen, sind längsgestreift und
ohne mittleren Kiel '). Die Ohröffnung ist kleiner als die Augen-
öffnung, das Occipitale merklich kleiner als das Literparietale. Die
Naht zwischen dem sechsten und siebenten Sujjralabiale fällt unter das
Zentrum des Auges. Der Schwanz ist nicht zusammengedrückt, sondern
rund. — Die Farbe weicht von der Beschreibung der Autoren nicht
ab. Dagegen ergibt die Messung andere als die von Boulenger mit-
geteilten Resultate.
Li mm zeigt unser Exemplar: Totallänge 172; Kopf bis zum
Ende des Occipitale 15; Breite des Kopfes 7; Rumpf 7(1; Schwanz 81;
Vorderbein 17; Hinterbein 23.
Es verhält sich also die Länge des \'orderbeins zur Totallänge
wie 1:10 (gegen 1 : (■>,7), die des Hinterbeins wie 1:7,5 (gegen 1:5,7);
') Auf der von Boulenger zitierten Abbildung Bocourts (Miss, scient. Mex.
PI. XXII. Fig. 26) ist ein mittlerer Kiel dargestellt.
30 I>i'- J- G. Fiscber, Hel■petnlo^■ischL' Mitteilungen.
SO kommt es, daP? die Krallen der an den Leib gelegten Beine weit
von einander entfernt bleiben. i'erner verhält sich nach obigen
Maßen die Breite des Kopfes zu dessen Länge (bis zum Ende des
Occipitale gemessen) wie 1 : tl (gegen 1 : 1.3). — Möglich immerhin,
daü diese abweichenden Verhältnisse auf Geschlechtsverschiedenheiten
beruhen.
6. Anolis chlorocyanus D. B.
Erpet. gen. IV, 117. — Boulenger Cat. Liz. II, 44.
Bei vielen von Cap Hayti stammenden Exemplaren finde ich
die Übereinstimmung mit Boulengers Beschreibung so groü, daß
eine Trennung von obiger Art nicht zulässig erscheint.
Unter der zweiten und dritten Phalange der vierten Zehe werden
26 — '28 Lamellen gezählt. Das Occipitale ist fast immer kleiner als
die Ohröffnung, und stets durch drei Reihen Körnerschuppen von den
Supraor])italschildern getrennt; zwischen den Halbkreisen dieser letzteren
liegt stets nur eine Reihe kleiner Schuppen. Man zählt sechs bis
zehn gestreifte, meist unregelmäßig geordnete Supraokularia, die nach
außen von den Supraorbitalia durch eine bis zwei Reihen von Kcirner-
schuppen getrennt sind. Alle ol)eren Kopfschilder sind rauh, z. T.
längsgestreift, nicht eben deutlich gekielt. Keine Frontalleisten. Canthus
scharf, 5 Schuppen längs desselben. 4 — f) Frenalschuppen in vertikaler
Linie vor dem Auge. Von den Oberhppenschildern gehen G bis 8 bis
zum Zentrum des Auges. Die Rückenschup})en sind kleinkörnig, gleich-
förmig, nach der dorsalen Mittellinie hin kaum gröüer. (Dumeril und
Bibron, IV, 119 geben auf der Mitte des Rückens 2 bis 3 Reihen
etwas größerer an). Bauchschuppen viel größer, fast sechseckig, an
einander liegend, vollkommen glatt. Das angelegte Hinterbein reicht
bis zum Ohr. Der Körper ist wenig zusnmmengedrückt, der Kopf
länger als die Tibia, vorn Hach. Der Schwanz meist doppelt so lang,
Avie Kopf und Rumpf zusammen.
In folgenchui Punkten treten Abweichungen von Boulengers Be-
schreibung hervor:
1. Die Schui)])en der dorsalen Mittelreihe des Schwanzes sind
allerdings, wie der ])ritische Autor angiebt, merklich größer als die
umgebenden, und dazu meist sechsecldg geformt, aber nicht flach,
sondern scharf gekielt. Diese Ki(de bilden eine fortlaufende Längsreihe,
die sich zuweilen auch noch durch eine gelbliche Färbung auszeichnet.
IV. über eine KoUektidU Keiitilieii von Hayti. 31
2. Die Kell] schuppen finde ich, übereinstimmend mit der Be-
schreibung der französisclien Autoren, nicht stumpf gekielt, sondern
vollkommen glatt, wenn auch im ganzen gewölbt.
3. Die Farbe unserer Stücke ist grünlich, unten heller; bei den
meisten ist der Vorderkopf schwarz, bei anderen der ganze Oberkopf
und ein Teil des Rückens l)is hinter die Schultergegend, bei noch
anderen auch die hintere Partie der Kehle und die Haut des Kehlsacks.
Sechs Exemplare besitzen den auch von Herrn Boul enger bei einem
Stück gefundenen grofsen schwarzen Fleck, der von der Achsel bis zur
Mitte der Körperseite reicht. — Ein besonderes, weder von Dumeril
und Bibron noch von Herrn Boul eng er erAvähntes Abzeichen ist,
daß der Schwanz vieler Exemplare zwar nicht sehr scharf, aber
deutlich, abwechselnd schwarz und hell geringelt ist.
Bei zwei Exemj^laren finde ich folgende Älafie in mm: Von der
Schnauzenspitze bis zum After bei a 71. bei b (13; Länge des Schwanzes
von a 140, von b 117; Totallänge von a 211, von b ISO.
7. Tropidophis conjunctns sp. n.
Tat". III, Fig. 5.
Sq. 25; Oc. 1 — 3: Lab. l*^; Vent. 188+1+^0.
11
Schuppen glatt, die der dorsalen Mittelreihe gröl.ier, sechseckig. Neun
obere Kopfschilder. In Farbe und Habitus ähnlich Tr. maculatus Bibr.
B e s c li r e i b u n g.
Körperforni mär5ig zusammengedrückt, schlanker als von Tr.
maculatus, der Hals dünner, daher der Kopf etwas stärker abgesetzt.
Schwanz kurz, etwa Vm der Totallänge, eingerollt.
Kopischilder. In t ei-uasalia sehr klein, dreieckig. Praefron-
talia mehr als (loj)i)elt so lang Avie breit, mit der vorderen Hälfte,
wie bei der verwandten Art, seitlich zum zweiten und dritten Supra-
labiale herabgebogen, hier das fehlende Frenale ersetzend. Das bei
T. maculatus vorhandene dritte Par der voi- dem Frontale liegenden
Schilder ist mit den Praefrontalia verschmolzen. — Frontale ebenso
lang wie breit. Parietalia viel kürzer als jenes, in der Mittellinie
durch keine zwischengelagerten Schilder getrennt. Nasale ungeteilt.
Von den 10 b er lijjp enschildern liegen das vierte und fünfte
unter dem Auge. Von den 11 U n t e r 1 i p p e n s c h i 1 d e r n treffen die
des ersten Pares nicht an der Kehlfurche zusammen, lictztere wird
32 l^i'- J- G. Fischer, Herpetulo<;isclie Mitttnlungfii.
jeclerseits von 5 bis G Schuppen begrenzt, von denen nur die ersten
parweise geordnet und gnißer sind als die folgenden.
Körperschiippeii vollkonimen glatt, in 25 Längsreilien; es giebt
eine dorsale Mittelreilie größerer, sechseckiger und eben-
falls vollkonimen glatter Schupjjen, die sich in dieser Form
bis zum letzten Fünftel der Totallänge verfolgen läf.U.
Farbe ähnlich der von Tr. maculatus. Grundfarbe bräunlich
grau. Jederseits eine der Riickenmitte nahe liegende Reihe grölserer
schwarzer Flecke, bald mit denen der anderen »Seite verschmolzen,
bald mit ihnen abwechselnd. Weiter abwärts an den Seiten zwei
Reihen kleinerer, mit jenen und mit einander al)wechsehider Flecke,
auf die wieder anf den zwei äußersten Schuppenreihen eine Reihe
größerer, weißumsäumter Flecke folgt, Diese letzteren wechseln wieder
ab mit denen der Bauchreihe, die von Schuppen der äußersten Reihe
auf einen Teil der F)auchschilder ül)ergreifen. Die Ijeiderseitigen Flecke
dieser Bauchreilie schließen, obwohl nicht überall mit einander ab-
wechselnd, nirgends in der Mitte des Bauches zu wirklichen Querbinden
zusammen, bleiben vielmehr am Halse um mehr als die Hälfte, später
um etwa '/s bis '/* der betreffenden Bauchschilder von einander entfernt.
Arn Schwänze linden sich nur die größeren Flecke der obersten und
der untersten Reihe, die nur dicht hinter dem After zu einem ventral
gelegenen Halbring zusannnenschließen, sonst aber getrennt bleiben. —
Kopf oben schwarz. Rostrale und. eine von ihm aus durch den unteren
Teil des Auges gehende, nach hinten schmaler werdende Binde gelblich;
auf dem dritten Supralabiale ein schwarzer Fleck; Kinn und Kehle
grau ; die vorderen Unterlippenschilder mit einem oberen dunklen Saum.
Maße. Die Totallänge des einzigen Exemi^lars beträgt 430 mm,
die Länge des Schwanzes 44 mm.
Durch die Reihe größerer sechsseitiger Rückenscliup]:)en schließt
sich unsere Art an Tr. cana, Cope an (Pr. Ac. Philad. 18GS p. 1'29),
hat aber 25 (gegen 23) Schuppenreihen, vollkommen glatte (statt ge-
kielter) Rückenschuppen, und ISS (gegen IGS) Bauchschilder.
Ob übrigens bei der großen Ähnlichkeit mit Tr. maculatus die
angeführten Merkmale genügen, nach der von Cope 1. 1. l)efolgten
Weise eine besondere Art, oder auch nur eine eigene Varietät darauf
zu gründen, kann, da vorläufig nur ein Exemplar vorliegt, nicht mit
Sicherheit entschieden werden.
IV. über eine Kollektion Reptilien von Hayti. 33
8. Ghiläbothrus maculatas sp. n.
Tai'. 111. Fig. 7.
Sq. 83 — 37; Ocul. 2—4 (6); Lab. ^ ^ ^--— -
^ ^ 14 6. 7. (8);
Vent. 253— 2G1; Siibc. 75—70.
Sehr schlank, seitlich zusammengedrückt, Schwanz fein auslaufend.
Körperschuppen in 33 bis 37 Längsreihen, jede der äuüeren Reihe einem
Bauchschilde entsprechend; zwei oder drei Nasalia, das vordere stets
mit dem der anderen Seite zusammenstoüend; das Frontale ebenso lang
wie breit; zwischen demselben und den zusammenstoüenden Praenasalia
drei Pare symmetrischer vorderer Kopfschilder, von denen die des dritten
Pares durch ein medianes unpares Schild getrennt sind. — Grau oder
rötlich mit einer Reihe scharf umgrenzter dunkler Querflecke am Rücken
und zwei Reihen kleinerer Flecke an jeder Seite.
Es liegen drei Exemphire von Cap Hayti und von Go naives
vor, das größte von 7 SO mm Länge, mit denen noch ein viertes
kleines Stück des Hamburger Museums verglichen werden konnte.
Von der verwandten Art Ch. inornatus Eeinb. stand ein groTies,
vorzügliches Exemplar (No. 21 der Sclilangensammlung unseres hiesigen
Museums) zu Gebote, das in allen Punkten mit den Beschreibungen
und Abbildungen von Reinhardt'). Dumeril et Bibron''*), Jan^)
und Garman^) übereinstimmt. Die Berücksichtigung folgender Punkte
hat zur Aufstellung der neuen Art geführt:
1. Die äuüere Form ist bei den gröüeren Exemplaren
unweit schlanker als diejenige von Ch. inornatus. Der Körper ist
stark zusammengedrückt, nach x^rt mancher Hydrophiden eingerollt;
der Schwanz, etwas abgesetzt vom Rumpfe, fein auslaufend, "« der
Totallänge.
2. Kopfschilder. Auf die hinter dem Rostrale zusammen-
stoßenden Praenasalia folgen ganz konstant bei allen Exemplaren nicht
zwei (wie bei inornatus) sondern drei Pare symmetrischer Schilder
bis zum Frontale, von denen die des letzten Pares regelmäßig durch
ein median gelegenes unpares Schild getrennt sind. Letzteres ragt
auch meist etwas zwischen die Schilder des zweiten Pares hinein.
') Beskriv. af nogle nye Slangearter, Kiobenhavn 1843, pag. 21, Tab. I.,
Fig. 21—23.
2) Erpetol. gen. VI., 562.
3) Jcon. Ophid. Livr. 6, PL V.
4) Mem. Mus. Comp. Zool. IL (1883) p. 132.
34 1*1'- J- Gl. Fischer, Herpetolugische jMitteilungen.
3. Die Scliuppen sind glatt und stehen in 33 bis 37 Längs-
reihen (hei inornatus 31) — 41 Reinhardt, 3(i — 40 Garman, 41 Dum.
u. Bibr., 41 beim Stück des Handj. Mus.). Diejenigen der äußersten
Reihe sind unter einander gleich und entsprechen je einem Bauch-
schilde, was diese Art von dem weiter unten aufgeführten Ch. gracilis
unterscheidet. Auch bei unserer Art treten wie bei inornatus in
gewissen Zwischcuräunien eingeschaltete Querreihen von Schuppen auf,
daher die Zahl der längs des Rückens gezählten Scliupi)en diejenige
der Bauchschilder weit übertriff't '). Diese eingeschalteten Querreihen
beginnen nicht zwischen den Schuppen der äußersten Reibe, hart über
den Bauchschildern, sondern erst zwischen Schuppen der dritten und
vierten Längsreibe. Teils durch diese neu hinzutretenden Schuppen-
reihen, teils aucli durch di(' nticb dem Rücken herauf allmählich
vvachsende Grüße der Scliu|)[)en ist es zu erklären, daß das Längen-
maß der Schlange längs des Bauches geringer ist, als längs des
Rückens und daß der Körper eine nach Art mancher Seeschlangen
eingerollte Form erhält.
4. Die Zahl der Baüchschilder schwankt zwischen 253 und
261 (bei inornatus nach Reinhardt zwischen 2H4 und 268, nach
Dumeril und Bil)ron zwischen 2S2 und 286, nach Garman
zwischen 266 und 271); untere Schwanzschilder werden 75 bis 70
gezählt (bei inornatus nach Reinhardt 67, nach Dumeril und
Bibron 61 bis 73, nach Garman 36 bis 52).
5. Farbe. Auf hellem Grunde zeigt der Rücken viele (bis 83)
rotbraune gut markierte Querbinden, deren Hälften zuweilen gegen
eniander verschollen sind und dann streckenweise eine Art Zickzack-
binde darstellen. P^ine gut definierte duidvle Längsbinde vom Postnasale
aus durch das Auge um den jMundwinkel herum zur Seite des Halses,
wo sie sich in eine Reihe von Flecken auf der fünften bis achten oder
sechsten bis neunten Schuppenreihe auflöst; streckenweise verschmelzen
die Flecken dieser Reihe zu kürzeren Längsstreifen. Unterhalb
derselben noch eine zweite Seitenreihe, dei-en viel kleinere Flecke
auf der zweiten, oft auch auf einem Teil der ersten Schuppen-
reihe liegen und mit denen der höheren Reihe abwechseln. Bauch
grau; unter dem Schwänze zuweilen eine Reihe schwarzgrauer Flecke,
von denen jeder der Mitte eines der unteren Schwanzschilder ent-
spricht.
7. Geringeres Gewicht ist, wie es scheint, bei dieser Art — wie
auch bei inornatus — auf die Zahl der Nasalia. der Frenalia und der
') Nacli Dum. u. Eil)i-. hnt (' iiinniatiis 343 bis 350 QuciToilien gegen
282 bis 286 Baüchschilder.
IV. über eine Kollektion Reptilien von Hayti. 35
kleinen den letzteren anliegenden accessorisclien Schildchen zu legen.
Bei drei Stücken finde ich drei Xasalia, bei einem sind die beiden
vorderen verschmolzen. Immer stoßen die vorderen beider Seiten
hinter dem Rostrale in einer Naht zusammen. — Bisweilen ist nur
ein Frenale vorhanden; bei einem Stücke finden sich deren zwei
hintereinander, ein noch anderes zeigt endlich auf der linken Seite
ein, auf der rechten zwei solche Schilder. — Während stets zwei
Praeokularia vorhanden sind, ein sehr großes oberes und ein kleines
unteres, schwankt die Zahl der Postokularia zwischen 4 und 6 (bei
C. inornatus zwischen 3 und 4). Die Zahl der Oberlippenschilder
schwankt zwischen 1 2 und 1 3 ; immer treten das sechste und siebente,
in einem Falle auch die obere Ecke des achten an das Auge.
Das größte der vorliegenden Exemplare mißt 780 mm, davon
der Schwanz 1 30 mm.
9. Chilabothrus gracilis s/j. n.
l^if. III, Fig. 8.
Sq. 40; Oc. 2-5; Lab. i| (' ') ; ®- T®);
^ ' ' 11 V]2/' 6.7 Vö 6/'
Ve. 282—289; Subc. 100—103.
Diese Art, von der zwei bei Cap Hayti gefangene Stücke
vorlagen, steht der eben beschriebenen Form, Ch. maculatus, sehr
nahe, ist aber durch die noch schlankere Form, den stärker abgesetzten
Kopf, den längeren Schwanz und die Form der ZA\T.schen die übrigen
eingeschalteten Schuppenreihen von diesem, wie auch von C. inornatus
verschieden. In Bezug auf die für die Artbestimmung weniger wichtigen
Punkte glaube ich auf das unter No. 7 bei C. maculatus Gesagte
verweisen zu dürfen und hier nur folgende Punkte hervorheben zu sollen.
Der Körper ist ebenfalls sehr schlank, stark zusammengedrückt;
der Schwanz merklich länger, fast '/.i der Totallänge, fein auslaufend;
der Kopf abgesetzt vom Halse, die Schnauze hoch.
Bei unseren zwei Stücken sind jederseits zwei Nasalia vorhanden,
von denen das vordere mit dem entsprechenden der anderen Seite
über dem Rostrale zusammenstößt. Zwischen ihnen und dem Frontale
hegen wie bei der vorigen Art drei Pare symmetrischer St-hilder,
von denen ebenfalls die des letzten Pares durch ein unpares medianes
Schild getrennt sind. Frontale, Supraokularia, die kleinen Parietaha
und die dann folgenden kleinen Hinterhaupts- und Nackenschilder von
denen der vorhin beschriebenen Art nicht abweichend. Nur ein Frenale
36
J)r. J. G. Fischi'r, Ilerpelul(>i;ischc Mitteilungen.
ist vorhanden, das ebenso liocli wie lang ist. Bei beiden Stücken
linden sieh ZAvei Praeoknlaria. liinf Postokularia. Elf oder zwölf Ober-
lippenschilder, von denen im ersteren P'alle das fünfte und sechste, im
zweiten das sechste und siebente an das Auge treten. Elf oder zwölf
Unterlip})enschilder von der Eorm der beiden verwandten Arten.
Körperscliu})pen glatt, an der höchsten Stelle des Körpers in
40 Längsreihen. Die nacli dem ersten Eüidtel der Körperlänge be-
ginnende Einschaltung neuer (^»ucrreihen von Schuppen beginnt nicht
wie bei maculatus mit der dritten Längsreihe, sondern gleich an der
ersten, den Bauchschildern anliegenden Reihe, so daü einem der
letzteren je zwei Schuppen der ä uru'rsten Reihe entsprechen
(Eig. 8 b), und in der Mitte des Kör})ers je zwei Querreihen von Schuppen
auf ein Bauchschild fallen. Die Schu])pen der äußersten Reihe sind ab-
wechselnd klein (Schaltreihe) und etwa '2 bis 3 mal so groß wie diese,
eine Bildung, die beiden vorhandenen Stücken gemein ist, und die sich
weder bei C. inornatus noch bei dem eben beschriebenen C. macu-
latus findet, und allein sclion die Abtrennung einer besonderen Art
rechtfertigen dürfte. Wie oben in der Schuppenformel angegeben, ist
außerdem sowohl die Zahl der Bauchschilder als namentlich die der
unteren Schwanzschilder eine erheblich größere.
Farbe. Überall schwarzgrau, am Bauch wenig heller. An jeder
Seite längs der Rückenmitte ist in der dunklen Grundfarbe eine Reihe
schwarzer rundlicher Elecke zu erkennen, mit denen an der Körper-
seite eine zweite und weiter nach dem Bauche herab eine dritte Reihe
kleinerer P^lecke abwechselt. Diejenigen der zwei untersten Reihen
verfließen hin und wieder zu einer netzartigen Zeichnung. Bauch und
Unterseite des Schwanzes grau. Keine dunkle Binde an der Seite
des Kopfes.
Als individuelle Anomalie mag noch bemerkt werden, daß
bei einem der beiden Exemplare die unteren Schwanzschilder an zwei
Stellen (das 81. bis 84. und das 90. bis 99.) nicht ehifach, sondern
in je zwei parige Schilder geteilt sind.
Maße hl mm:
Kopf
und üunipf
730
670
Scliwanz
165
164
Total
895
834
IV. liliei' eine Kollektion Re))tilirn von Ihiyti. 37
10. Dromicus (Älsophis) anomalus Pets.
(Zamenis aiiumalus Pets. Mon. B. Ak. IJerlin ISüH. 2S0.)
In der Kollektion befonden sich mehrere Exemplare einer dia-
kranterischen Schlaugenart. die in ihrer Phohdosis durchaus mit dem
von Petei'S 1. 1. kurz ])eschriebenen Zamenis anomalus (von un-
bekanntem Fundort) übereinstimmten. Auf mein (iesuch hatte der
Herr Direktor des Kgl. Zool. Museums in Berlin, Professor Möhhi.t, die
Güte, mir das Peters'sche Originalexemphir zur Vergleichung zuzusenden.
So war es nn')glicli, die völlige Uliereinstimmung unserer Stücke mit
dem letzteren und dadurch zugleich für dieses den ursprünglichen
Fundort festzustellen.
Es wird jene Art zu der großenteils westindischen Gattung
Dromicus. und zwar, wegen der mit zwei Endporen versehenen
Schuppen, zur Untergattung Älsophis Fitz, zu stellen sein. — Ich
bemerke noch, daü ein sehr großes (über '2 m). bei Cap Hayti
gefangenes, und mehrere kleine (bis 53 cm), l)ei (i ran de Riviere
(auf Hayti) gefangene Exem])lare, zur Vergleichung vorlagen. Das
Berliner Originalexemplar mißt 835 mm.
Ich gebe nachfolgend eine Besclu-eibung. l)ei der zugleich auf
die geringen Abweichungen hingewiesen werden wird, die sich bei
einzelnen Stücken zeigen.
Sq. 21; Ocul. 1—3; Lab. -^ ; ®; Gul. 5; Vent. '205— 219;An. 'A ;
^ ' 114
e. 1 120 130
Subc. —
120 130
Körper nicht sehr schlank, Schwanz etwa Vi der Totallänge;
Schuppen glatt, am Ende mit zwei Poren, in 21 Längsreihen. Ein Prae-
und drei Post-Okiilaria. Nur das vierte Labiale stößt an die Orbita.
Im Alter oben einfarbig braun, unten gelblich weiß; in der Jugend mit
netzartigen, am Hinterkörper zu unregelmäßigen Querbinden vereinigten
Zeichnungen.
B e s c h r e i 1) u n g.
Form im ganzen gestreckt, nicht sehr lang. Kopf wenig abgesetzt.
Schnauze nicht spitz. Bauch mit abgerundeten Seitenkanten. Rü(dven
abgerundet. Schwanz nicht abgesetzt, an dem größten der vorliegenden
Exemplare am Ende laediert, bei den kleineren Stücken und bei dem
Berliner Originalexem])lar "4 der Totalliinge.
Zähne des Oberkieiers diakranterisch. Auf acht bis zehn ziemlich
getrennt stehende gerade Zähne folgt eine größere Lücke und hierauf
in einer besonderen Scheide ein großer ungefurchter Zahu.
38 Dl'- J- <^T. Fischer, Herpetologische Mitteilungen.
Kopfscliilder. ßostrale breit, gewölbt, auf die Scbnauze
heraufgebügen und etwas zwischen die Internasalia eindringend. Letztere,
viereckig mit abgerundeten Kanten, stoßen mit ihrer Außenkante
jederseits an die Höhlung des Naslochs. Praefrontalia doppelt so
groß wie jene, mit einem kleinen Teil seitlich auf das Frenale herab-
gebogen. Das Frontale hat eine gerade vordere Kante, konvergierende
Seitenränder, und ist so lang oder etwas länger als die gemeinschaft-
lichen Nähte der zwei vorhergehenden Schilderpare zusammen. —
Supraokularia groß. Parietalia sehr groß, so lang, wie Frontale
und Praefrontalia zusammen, mit ihren Enden zu einem spitzen (bei
einigen der kleineren Stücke zu einem rechten, bei dem typischen
Exemplar zu einem stumpfen) Winkel zusammenschließend. — Zwei
Nasalia von fast gleicher Größe, das Nasloch im zweiten, höheren,
gelegen. Frenale wenig länger als hoch, viereckig, auf dem zweiten
und einem kleinen Teil des dritten Labiale liegend. Ein einziges Prae-
okulare auf die Stirnfläche heraufgebogen, aber das Frontale nicht
erreichend. Drei Postokularia, das unterste größer als jedes der
zwei oberen und fast unter dem Auge gelegen, so das fünfte und
sechste Labiale von der Orbita trennend; mit letzterer tritt nur das
vierte, bei einem der kleineren Stücke auch die hintere Spitze des
dritten in Berührung. — Von den Schläfenschildern ist das erste
lang und tritt durch seine vordere Spitze mit dem mittleren der drei
Postokularia in Berührung, es ruht auf dem G. und 7. Labiale. Auf
dasselbe folgt längs des Randes des Parietale ein noch größeres, das
unter sich zwei kleinere den zwei letzten Labialia aufliegende Schilder
hat. — Supralabiali a acht, die zwei vorletzten sehr groß, mehr
als doppelt so hoch, wie die vier ersten. Nur das vierte, wie eben
gesagt, tritt mit seinem ganzen oberen Rande an die Orbita. — Elf
Pare Unterlippenschilder; die des ersten Pares treten hinter dem
kleinen Mentale an der Kinnfurche zusammen, die der ersten sechs
Pare stehen mit den Kinnfurchenschildern in Berührung. Von letzteren
sind die des zweiten Pares nicht gr(")ßer, l)ei einem kleineren Stück
sogar etwas kleiner, als die des ersten.
Die Körperschup})en sind glatt, rhondjisch, stehen in 21 Längs-
reihen und hal)en auf ihrer freien Spitze zwei kleine Endporen. (Audi
bei dem nicht gut erhaltenen Berliner Originalexenqdar sind diese zu
erkennen). Die Bauchschilder sind l)reit, seitlich unter abgerundeten
Bauchkanten wenig heraufgebogen. Auf sie folgt ein geteiltes Analschild
und [)arweise geordnete Schwanzschuppen (s. oben die Schuppenformel).
Farbe. Alle unsere klehieren Stücke zeigen auf hellerem Grunde
eine verworrene netzartige Zeichnung von dunkel gefärbten oder ge-
IV. Tllier fiiip Knllrktidii ltf|itilicn vmi Havti.
39
säiunten Selmppen: alhiuililicli bilden sich aus dieser Zeicliiunij>- ziemKeh
undeutliche Querbinden, die am Hinterrücken am deutlichsten werden.
Die Kopfschilder und ebenso die ßauchschilder zeigen einen duidden
Saum; Kinn- und Kehlgegend gelblichweiß. Bei dem etwas älteren
Berliner Stück ist dieser letztere verschwunden, und von der netz-
tTu'migen Zeiclnunig der Obei'seite bleiben nur am Hhitennicken und
am Schwanz ziemhch deutliche Spuren von rritlichen Querbinden. Die
Oberseite endlich des grciüten Stückes ist einfarbig braun, welche Farbe
sich auch auf die äußeren Enden der Bauchschilder erstreckt. Letztere
erscheinen gegen ihre Mitte hin allmählich heller. ()l:)erlip])e. Tuterlippe,
Kinn- und Kehlgegend schwarz])raun angeflogen.
Maße in nun und Zahl der Bauchschilder.
K()]ifuii(l Rumpf
Schwanz
Total
Veiitr.
An.
Suheauil.
a.
1,650
510
2,160
218
1
, 1
102 +X
102 -l-x
b.
305
105
410
-
210
V.
118
118
c.
343
130
473
206
'l
134
134
d.
400
132
532
215
Vi
120
120
e.
345
125
. 480
2 1 1 \U
122
122
f.
615
220
835
21<)
Vi
122
122
Die Exemplare a bis e gehcu-en der Kollektion der Linnaea an,
f ist das Berliner Originalexemplar, a und b waren bei Cap Hayti,
c, d und e bei tirande Riviere gesammelt woi'den. Das Ende des
Schwanzes von Exem})lar a ist verstümmelt.
Es muß üln-igens dahin gestellt bleil)en. o1) Also[)his ano-
malus Pets. mit Coryphodon adumbratus ,lan. (Elenco pg. 64)
von unbekanntem Fundort identisch ist. der mit jenem in der Zahl der
Schu)jpen und in dem Besitz eines einzigen i'raeokulai's übereinstinnnt.
Eine Untersuchung des Pariser Originalexeniplars dieser Art würde
diese Frage entscheiden.
40 r*i'- J- tr. Fischer, Herpetologische Mitteilungen.
Von den übrigen Dromicus- (Alsopliis) Arten ist A. ano malus
(lurclt die 21 Reihen rhombischer Schuppen, die drei Postokularia und
durch das einzige (vierte) an die Orbita tretende Labiale hinlänglich
verschieden.
11. Dromicüs parvifrons Cope.
Proc. Ac. Philad. 1862. 7!).
Mehrere bei Cap Hayti gesammelte Exemplare stimmen ganz
mit Cope's Beschreibung überein. Folgendes dürfte dabei zu bemerken
sein. Die Schui)penformel ist:
Sq. 19; Supralab. 8; — ®_; Ociü. 1—2; Temp. 1 +2 + 3;
3. 4. .5
Ventr. 160 + ''i + ^.
113
Auch unsere Exemplare zeigen auf den Schuppen am Nacken,
außerdem al)er auch auf denen des Schwanzes eine Endpore. Ich finde
jederseits 12 von vorn nach hinten etwas größer werdende Oberkiefer-
zähne, auf die nach einer Lücke zwei größere ungefurchte Zähne folgen.
Der Schwanz verhält sich zur Totallänge wie 1 zu 2, 7.
Die Grundfarbe des Rückens ist hellgrau. Vom Rostrale ent-
springt jederseits eine schwarze, durchs Auge gehende, gut abgesetzte
Binde, welche später auf der vierten und den angrenzenden Teilen der
fünften und dritten Schuppenreihe verläuft. Dieselbe wird oben von
einer weißen Linie begrenzt, welche ebenfalls vom Rostrale beginnt,
durch den oberen Teil des Auges unterbrochen wird und den äußeren
Rand des Supraokulare streift. Sie verläuft später auf der sechsten
und den angrenzenden Teilen der fünften und siebenten Schuppenreihe.
Der zwischen den heUen Seitenlinien liegende Teil der Rückenfläche
wird durch eine dunkle Zone ausgefüllt, in deren Mitte, gerade auf der
dorsalen Mittellinie, eine schwarze Längslinie verläuft, die aber nur
bis zum Anfang des Schwanzes zu verfolgen ist. Diese dunkle Rückenzone
beginnt ebenfalls am Rostrale, nimmt die ganze obere Kopftläche mit
Ausnahme der äußeren Teile der Parietalia . und am Halse drei
und zwei halbe Schuppen ein . und wird nun weniger scharf, indem
sich zugleich drei schwarze Längslinien darin abzeichnen, von denen
die erwähnte der dorsalen Mittellinie die schärfste und bald die einzige
sichtbare ist. Unterer Teil der Oberlippe, Kinn, Kehle und ganze
Unterseite weiß. Die Labialia. Kinnfurclienschilder und Kehlschuppen
mit schwarzen Punkten, welche sich meist am ersten Viertel der Länge
auch auf den äußeren Grenzen der Bauchschilder wiederholen, so hier
IV. über eine KollektioTi Reptilien von Hayti. 41
jederseits eine schwarze Piinktreihe bildend. (Bei Dr. Pleii erstreckt
sich eine solche längs des ganzen Bauches.)
Eines der vorliegenden Exemplare mißt von der Schnaiizenspitze
bis zum After 374 mm; der Schwanz beträgt 224 mm. die Totallänge
598 mm.
12. Hypsirhynchns ferox Gnih.
Cat. colubr. Sn. 4S.
Einige bei Cap Hayti und Ix'i (xonaives gesammelte
Exemplare geben zu weiteren Bemerkungen keinen Anlaß. Bei zwei
Stücken findet sich jederseits auf der vierten bis siebenten Schuppen-
reihe eine Reihe kleiner dunkler Flecke, die den äußeren Enden der
winkehgen Querbinden des Rückens entsprechen , darunter noch eine
Reihe kleinerer, die mit denen der nächst h()heren abwechseln.
Bei einem der vorliegenden Stücke ist das sonst einfache
Praeokulare in zwei Schilder quergeteilt. Unsere Exemplare zeigen
SO
folgende Formel: Sil. 19; Oc. 1 — 2; Lal). ; ; Temn.
10 8. 4. .5
1+2 + :-".; Gul. 3—0; Ventr. 172—175, An. Vi; Subc. _^__^
' 83 88 ■
13. Uromacer oxyrhynchus D. B.
Dum. et Bibr. Erp. gen. VII, 722. — Ahaetulla oxyrhyncha
Gnth. Cat. Col. Sn. 154. — Leptophis oxyrhynchus Cope. Pr.
Amer. Phil. Soc. XVIII. 1879, 261. Uromacer Cope, Bull. U. S.
Nat. Mus. 1887, 57.
Taf. III. Fig-. 6.
Diese Schlange, von der mir 12 Exemplare von Cap Hayti
vorliegen, scheint früher nur selten nach Eurctpa gekommen zu sein.
Das einzige den Verfassern der Enpetologie generale vorliegende
Exemplar sollte vom Senegal stammen. Günther stellte an dem
damals ebenfalls einzigen Stück des Britischen Museums St. Domingo
als Heimat fest. Leider ist die von den ersteren Autoren gegebene
Beschreibung zur Wiedererkennung der Art cbensd wenig genügend,
wie die beigegebene Abbildung (Tab. 83, Fig. 1); da auch Günthers
kurze Diagnose sich nur auf ein einzelnes nicht gut erhaltenes
Exemplar gründet, so mag es nicht nnangemessen erscheinen, das vor-
liegende reiche Material zur Ergänzung derselben /.u beimtzeii und
gleichzeitig einige Variationen hervorznbebeii. (h'e sieh unter diesen
Stücken zeigen.
42 r)i'- -T- (tt. Fiselier, Herpetolnoisr-lie Mitteiluno'en.
Auf den ersten Blick erinnert unsere Schlange an die dem
Festlande Südamerikas angehörige Dryiopliis fulgida Daud. wie
auch (xünther sie wegen ihrer äußeren Form als eine Art Über-
gangstbrm von den Dendr()})hiden zu den Dryiophiden bezeichnet.
Durch ihre diakranterische Zahnform ist sie von den letzteren n;ich
dem jetzigen Stande der Wissenschaft getrennt. Die äußere, offenbar
der Lebensweise angepaßte Form ist aber derjenigen einer echten
Dryio])his so außerordentlich ähnlich, daß sich noch darülier streiten
ließe, ob das einzige trennende Merkmal, der Mangel gefui-chter
Zähne am Ende des Oberkiefers, ausreichen kann, sie von den Formen
der in Gestalt und Lel)ensweise verwandten Familie zu trennen. Der
Besitz gefurchter oder nicht gefurchter Zähne ist beispielsweise kein
Grund um Gattungen von anderen l''annlien auszuschließen oder sie
ihnen zuzuzählen.
Form. Körper außerordentlich schlank, ebenso wie die I'orm
des langen Kopfes, durch ])eides an Dryiophis, Tragops etc.
erinnernd. Breite des Kopfes dreinud in dessen Länge l)is zum Kiefer-
gelenk enthalten. Schnauzenspitze stark vorragend. Pupille lund. Der
Schwanz verhält sich zur Körperlänge bis zum After wie 1 zu 1 V.i,
zur Totallänge wie 1 : '2V3.
Znliiie. Taf. III Fig. 6 c. Oberkiefer mit anfangs kleineren, dann
größeren, wenig gekrümmten Zähnen. Es folgen deren zwölf auf ein-
ander, die durch eine recht merkliche Lücke von zwei großen soliden
und nicht gefurchten Zähnen getrennt sind.
K()]>fs('Iiil(ler ganz an Dryiophis erinnernd. Die Internasalia
bilden zusammen ein Dreieck mit vorderer an das Rostrale stoßender
Spitze. Dies letztere ist ganz nach vorn und unten gerichtet, kaum
auf die Schnauzenspitze heraufreichend. Die Internasalia sind kürzer
als die gemeinschaftliche Naht der l'raefr ont alia, welche letzteren
seitlich bis auf das zweite ()l)erlippenschild herabgebogen sind, so das
fehlende Frenale ersetzend. l"'rontale etwa dreimal so lang wieseine
vordere Breite, seine Seitenränder etwas eingezogen. Supraokulare
groß, hinten so breit, wie das Frontale vorn. Parietalia groß,
hinten unter rechtem Winkel aus einander weicheiul. Das Nasale
ist ungeteilt, sehr niedrig uiul hing, auf dem Rostrale und dem ersten,
zuweilen auch dem zweiten Lip})enschilde ruhend. Bei einem Exemplar
ist sein hinteres Ende in ein oder zwei kleine Schilder abgespalten.
Ein eigentliches Frenale fehlt und wird, wie vorhin gesagt, durch
das herabgebogene Praefrontale ersetzt, doch ist sehr häutig der untere
vordere Teil des Praeokulare als besonderes, dann auf dem dritten
Labiale hegendes Schildchen abgetrennt, und könnte fälschlich als
IV. t'lier eine Kullektion Reptilien von Hayti. 43
Frenale .gedeutet werden. — Praeokulare einfach, liruü, auf die
Stirn lieraiifreicliend, jedocli nicht das Frontale berührend. Es ruht
auf dem dritten Laliiale. — Zwei Postokularia, das untere winzig,
auf dem fünften Labiale liegend. Schläfenschu})pen 1+^ + 3,
diejenige der ersten Reihe groß, auf dem sechsten und siebenten Lal)iale
ruhend, mit ihrer vorderen Spitze das untere und einen Teil des
oberen Postokulare l)erührend. — Von den acht ()berlii)])en-
schildern liegen das vierte und fünlte unter dem Auge, an das
jedoch auch noch das dritte mit einer sehr feinen hinteren Spitze
heranreicht. — Mentale klein. — Die Zahl der Infralabialia ist
verschieden (8 bis 10) bei verschiedenen Exemplaren, je nachdem sich
eines oder mehrere derselben in kleinere Schilder getrennt lial)en.
Die des ersten Pares stoßen breit an der Kehlfurche zusammen; .5, 6
oder 7 dieser Schilder stehen mit Kehlfurchenschildern in Berührung.
Von letzteren sind die des zweiten Pares länger als die des ersten
und fassen mit ihren auseinander weichenden Enden zwei längliche
Kehlschuppen zwischen sich. — Vlan zählt hinter denselben 4 bis 5
Reilien länglich lanzettlicher Kehlschui)pen.
Körpersi'lmppeii anfangs sehr lang, lanzetthch, später sich ver-
kürzend und in die rhombische Form übergehend. Alle sind vollkommen
ungekielt. In der Mitte des Rumpfes stehen bei allen Exemplaren
19 Reihen. Die Bauchschilder sind seitlich etwas heraufgebogen, ohne
1 202
Kiele. Man zählt Ventr. etc. bei drei Exemplaren: a: 200 -|- — + •
^ 1 202 '
1 201 1 202 /
bei b: 201 + — + ,^^; bei c: 204 + 7 + r— (nach Dum. & Bibr.:
, 1 , I66\
192+-+^).
Farbe. Oberseite grasgrün, am Kopf und am Anfang des Halses
ins Blaugrüne spielend. Unterseite blaugrün. Bei einigen Exemplaren
ist in der letzten Hälfte des Körpers der Bauch braungrau. Die
Bauchschilder, welche ihre Epidermis eingebüßt, zeigen einen hinteren
schwarzen Saum, ülterlippe weiß, von einer schwarzen Linie oben
gesäumt, die, vom Nasale beginnend durchs Auge bis hinter den
Mundwinkel verläuft. Die weiße Färbung der Oberlippe setzt sich
noch eine kurze Strecke am Halse fort, um sicli dann zu verlieren.
Nach 3 bis 5 Kopflängen beginnt seitlich an der Bauchgrenze eine
gelbe Längslinie auf der äußersten und einem Teil der zweiten Scluippen-
reihe; dieselbe verläuft längs des ganzen Körpers, um sich auch noch
eine kurze Strecke an der Seite des Schwanzes fortzusetzen.
44 T)i'. J. G. P'isflipr. IIt-i'petol()oisclie Mitteilungeii.
Bei einem der vorliegenden Stücke (von ISf^Omm Totallänge)
mißt der Schwanz 595 mm, bei einem zweiten (1075 mm Totallänge)
4G() mm.
14. Hyla (Trachycephalus) ovata Cope.
Proc. Ac. Philad. 18fl3, 44.
Bei einer größeren Zahl von Stücken dieser Art von Cap Hayti
nnd von Grande Riviere finden sich in der Färbung lieträchtliche
Verschiedenheiten.
Die Grundfarbe des Rückens ist meist graugrün, bald heller,
bald dunkler. Schwarze unregelmäßige Flecke und Zeichnungen ziehen
sich oft vom Rücken aus an die Seiten herab. — Bei anderen Stücken
ist die Grundfarbe des Rückens ein ganz helles (irau, mit schmalen
unregelmäßigen schwarzen Strichen, bei einigen halb ausgewachsenen
Stücken auch mit ganz wenigen schwarzen Punkten. — Der Kopf hat
die Farbe des Rückens mit einzelnen schwarzen Flecken. Ein einzelnes
— graugefärbtes — Exemplar zeigt eine sehr symmetrische Zeichnung
von zwei hinter einander zwischen und hinter den Augen quer nach
der anderen Seite hinübergehenden, bogenförmigen Binden.
Bei vielen Stücken geht eine schwarze Linie vom Nasloch zum
Auge, um weiterhin die vom Ohr nach hinten herabziehende Hautfalte
zu säumen. Bei anderen fehlt diese Zeichnung gänzlich oder ist auf
die erwähnte Hautfalte beschränkt. — Die Körperseiten sind bei allen
Stücken gelblich grau mit mehr oder weniger scharfen Punkten oder
Strichen; letztere verschmelzen häufig zu einer netzartigen Zeichnung. —
Bauchseite gelblich weiß ohne alle Abzeichen.
Die Färbung der Beine weicht von den Beschreibungen Cojjes
und Boulengei's ab. Gewöhnlich finden sich nemlich am Ober- wie am
Unterschenkel dunkle Querbinden, welche bei letzterem — wenn
vorhanden — meist ungeteilt sind, beim Oberschenkel jedoch nur von
vorn bis zur Mitte der Oberseite reichen. Bei einigen wenigen Stücken
jedoch fehlen diese Querbinden an den Beinen gänzlich oder verlieren
sich in einer dunkleren Marmorierung der ganzen Oberseite des P)eins.
Noch seltener sind auch an den vorderen Gliedmaßen solche Ouerbiiideii
zu unterscheiden. — Die Unterseite beider Schenkel ist meist weißlich,
bei einigen jüngeren Exemplaren rötlich; am Oberschenkel finden sich
hier einzelne schwarze Striche oder Punkte, die an der Unterseite des
Unterschenkels kleiner, aber häufiger zu sein pflegen. Die hintere Partie
der Unterseite des Oberschenkels ist konstant ohne alle dunkleren
IV. (iber eine Kullektii)u Üeptilicu \ou Hayli. 45
Abzeichen. Ein sehr großes Stück (80 mni) von Orande Riviere ist
oben ziemlich einfarbig schwarzbhui. unten schnmtzig-weiü. Die Quer-
binden auf den Beinen sind in dvr duiddcii (irundfarbe kaum zu
erkennen. Unterseite schmutzig-gelb.
So groß die Verschiedenheit in der Färbung, so groß ist bei
allen vorliegenden Exemplaren die Übereinstimmung in der äußeren
Bildung. Die Form und Dimension der Schnauze, der Frenalgegend,
des Intei'orliitalraums, der Vomerzähne etc. stimmen ganz mit Herrn
Boiihwjvis Beschreilnuig (Cat. p. 309) überein. Auch bei unseren
Exemplaren ist die hintere Grenze der Ko})fverkn(Jclierung fast gerade.
Doch ßnde ich das Tympanum kleiner, nicht ^/3, sondern höchstens V-i
des Auges. Die äußeren drei Finger sind, wie a. a. 0. gesagt, etwa
zur Hälfte — meist etwas weniger - — mit einander verbunden; in allen
Fällen aber zieht sich außerdem ein sehr schmaler Haut säum
vom zweiten zum ersten Finger. Bei allen Stücken liegt an der
Außenseite des ersten Fhigers ein starker, etwa bis zu dessen Mitte
reichender Tuberkel (Rudiment eines Pollex), der bei zwei halb er-
wachsenen Exemplaren schwarz gefärbt ist. Ol) indessen diese zuletzt
erwähnten Merkmale ausreichend sein dürften, die vorliegenden Exem-
plare als eine besondere iVrt oder auch nur als eine Varietät zu
unterscheiden, ist ohne Ansicht der Originalexemplare nicht zu entscheiden.
Eine größere Anzahl in der VerAvandlung teils wenig, teils
ziemlich weit vorgeschrittener Hyla-Larven, die in der Kollektion ent-
halten waren, dürften dieser Art zuzuteilen sein. Obgleich die Vomer-
zähne noch nicht entwickelt sind, die Verknöcherung der Schädelhaut
noch nicht zu erkennen ist (der Kopf und die A'orderseite des Rückens
ist von dicker, recht lose sitzender Haut l>edeckt), so lassen doch die
älteren Stücke mit ganz entwickelten Vorder- und Hinter-Beinen und
mit teilweise resorbiertem Schwänze manche der ol)en angedeuteten
Charaktere erkennen, z. B. die Verbindung der Finger, die großen
Haftscheiben, den großen Tuberkel an der Außenseite des ersten Fingers,
selbst die erwähnte Zeichnung am Ober- und Unterschenkel.
46 i'i'- J- tr- Irischer, Herpetolügisclie Mitteilungen.
V. über Eremias Breuclileyi Giitli.
Taf. IV, Fig. 9.
Nach dem Vergleich zweier von Chikiang stammender Exem-
phxre dieser Art des Großherz. Naturalienkabinets in Oklenburg mit
di-ei dem Typus von E. argus Pets. durchaus entsprechenden Stücken
meiner Privatsamndung (a. d. östhchen Mongolei) kann ich nicht umhin,
Herrn Dr. 0. Boeifßcr^) beizustimmen, wenn er die obige Art, im
Gegensätze zu Herrn Boideiigcr-), mindestens als Varietät von E. argus
beibehalten zu müssen glaubt. Unsere Stücke stimmen mit Herrn
Dr. Günther' s Diagnose '^) in manchen Punkten sogar noch mehr überein,
als das von Herrn Dr. Boetffier untersuchte Exemplar. Sie haben
nendich nicht 14, sondern 12 Pauchschikler in einer der längsten
Querreihen; bei einem Stücke liegt das sechste, bei dem anderen das
siebente Labiale als Infraokulare unter der Orbita, etc. Von keinem
der Autoren übrigens finde ich die dunkle Seitenbinde erwähnt, die
bei unseren beiden Stücken oben von der Eeihe heller Flecken, unten
von der gelben Längsl)inde gesäumt wird.
Ich gebe als Ergänzung der Brenchley 'scheu Abbildung^) auf
Tafel IV die Darstellung eines der vorliegenden Exemplare, dessen
Bildung sich aus der nachfolgenden Beschreibung ergiebt:
Form. Köi])er ziemlich gedrungen, Kopf mit mäßig spitzer
Schnauze. PrenaJgegend fast vertikal, Canthus rostralis abgerundet.
An den Lei!) gelegt reicht das Vorderbein Ins zum Vorderrand des
Auges, das Hinter1)ein l)is zur Schulter oder etwas darüber hinaus.
Der Hinterfuß ist kiu'zer als die P]ntfernung des Halsbandes vom Nas-
locli und gleich derjenigen des Arms vom Zentrum des Auges, Schwanz
ein und eiidialbmal so lang wie Kopf und Rumpf zusammen.
K(>]>rs('liil(lei'. Es sind drei Nasaha jederseits vorhanden, wenig
geschwollen. Das oberste stößt hinter dem Eostrale mit dem ent-
sprechenden Scliilde der anderen Seite zusannncn; das unterste, lang
und niedrig, steht mit dem Rostrale und den beiden ersten Oberli})pen-
schildern in Berührung. Ein Par Frontonasalia und ein Par Prae-
») 26-28. Ber. Offenb. Verein 18SH p. (i3.
"0 Cat. Liz. III, 102.
^) Ann. & Mag. No. 14. Ser. 4, Vol. 10, 1872, pg. 419.
4) Jüttings during tlie Cniise uf H. M. S. Cura^ao 1865, Rept. Taf. 22, A., 1873.
V. über Ereniias Breiifhlevi Gntli. 47
frontalia. An dem Kreuziingspunkt der Nähte dieser beiden Schilder-
pare liegt ein einziges unpares Sehildchen. Frontale lang, gleich
der Entfernung seines Vorderandes vom Bostrale, vorn hreit. nach hinten
sehr verschmälert, durch eine Reihe kleiner Schuppen von den Supra-
okularia getrennt; ebenso liegen zwischen den letzteren und den Super-
ziliaria zwei Reihen Körnerschuppen. Das erste Supraokulare ist kleiner
als seine Entfernung vom zweiten Frenale ; das dritte ist das kleinste.
Kein Occipitale. Vorderrand der Ohröft'nung mit glatten Schuppen,
unter ihnen eine merklich größere am olieren Rande. Unteres Augenlid
mit Körnerscbuppen bedeckt. — Sechs Superzili ar ia . das vorderste
das größte — Halsband ganz frei, aus neun Schildern. — Eine schwache,
durch eine Reihe ganz kleiner Körnerschuppen markierte Querfalte an
der Brust zwischen den Ohrgegenden. Oberlippenschilder 10 bis 11,
das sechste oder das siebente ist das größte, liegt als Subokulare an
der Orbita und ist nach unten stark verjüngt. Acht niedrige, lange
Infralabialia, die letzten sehr klehi. — Auf das große Mentale
folgen 5 Pare Submentalia, die bis zum vierten an Gr()ße zunehmen,
und von denen die der drei ersten Pare in der Mittellinie zusammen-
stoßen.
Rückenscliupp en körnig, glatt, wie bei E. argus nach den
Seiten herab beträchtlich größer werdend : hier sind zwei, seltener
drei der unteren Seitenschuppen gleich der Länge eines Baucbscbildes;
man zählt 42 bis 46 Körnerschuppen quer über den Rücken in der
Mitte der Körperlänge. Obere Schwanz schuppen anfangs mit
diagonalen, dann mit dem Rande i)arallelen, untere Schwanzschuppen
mit abgerundeten Kielen. — Obere Z e h e n s c h u p p e n glatt . untere
mehrkielig; die Zehen seitlich nicht gefranst. -- Oberseite des Ober-
arms mit fünf Reihen größerer. rhond)ischer Schu})pen. von denen die
der dritten die größten sind; sie gehen ohne Unterbrechung in eine
an der Vorderseite des Unterarms gelegene Reihe großer, l)reiter,
hexagonaler Schilder übrig. Oberschenkel vorn mit einer Reihe sehr
großer hexagonaler und mehrei'en Reihen kleinerer rhombischer Schu[)i)en ;
ebenso hat der Unterschenkel eine an seiner VorderÜäche gelegene
Reihe sehr großer sechseckiger und an der Unterseite zwei Reihen
größerer rhombischer Schuppen. — Es sind jederseits zehn oder elf
Schenkelporen voi'handen. — Bauchschilder in unregelmäßigen.
nach hinten konvergierenden Reihen, von denen die längsten zwölf
Schilder enthalten; von dem Halsband an werden 32 Querreihen gezählt.
Zwischen dem letzteren und dem Winkel der Submentalia liegen in
einer Längsreihe 22 Schuppen. — Praeanalia zahlreich., unregel-
mäßig geordnet.
48
Dr. J. G. Fischer, Herpetologisclic Mitteilungen.
Farbe. Der llücken ist einfarbig bräunlich grau ohne jede
Abzeichen. An jeder Seite desselben eine von der Gegend über dem
Ohr beginnende Längsreihe gell)er Flecke l)is zur Kreuzbeingegend.
Einige dersellien sind unten, andere auch oben, schwarz gesäumt, ohne
zu wirklichen AugenÜecken zu werden. An der Seite des Kopfes
beginnen zwei schmale helle Längsbinden, die eine von der Suj^ra-
okulargegend, die andere von der Oberlippe. Jene geht über das Ohr
fort, diese durch dasselbe liindurch, um dann mit einander zu einer
einzelnen hellen Längsbinde zu verschmelzen, die sich bis zum Hinter-
bein verfolgen läßt. Der Zwischenraum zwischen beiden Binden ist
durch ein(^ schwarze Seitenbinde ausgefüllt.
Maße in mm von zwei Exemplaren:
Kopf
Breite
des
Von der
Schnauzen-
Schwanz
Total
Vorder-
Hinter-
Kopfes
spitze zum
After
bein
bein
a.
13
8
58
87
145
18
29
b.
10
6'/2
39
Ende regen.
31
704-x
13
2 1 Vi
Die Hauptunterschiede des E. Brenchleyi von E. argus
scheinen mir, außer den von Herrn Dr. Boetffjer hervorgehobenen, in
folgenden Punkten zu bestehen :
1 . Die Gresamtform ist etwas schhmker, die Schnauze spitzer,
das Frontale länger und nach hinten mehr verjüngt,
2. Das untere Nasale ist niedrig und lang und berührt das
Rostrale; l)ei E. argus hoch und kurz, mit dem Rostralschild nicht
in Berührung.
3. Das Subokulare reicht bis zur Lippe herab als sechstes
oder siebentes Supralabiale; bei E. argus geht es nicht bis zur Lippe
herunter und liegt über dem fünften und sechsten Oberlippenschilde.
4. Jedes der beiden Frontoparietalia ist l)ei unserer Art kleiner,
bei E. argus größer als das zweite Supraokuiare.
5. Die Naht des vierten und fünften Lifralabiale liegt unter dem
Zentrum des Auges, bei E. argus diejenige des fünften und sechsten.
0. Bei letzterer Art zeigt der Mittelrücken eine größere Zalil
schwarz gesäumter gelber Augenflecke, bei E. Brenchleyi ist derselbe
zwischen den beiderseitigen dorsolateralen Fleckenbinden einfarbig
braungrau ohne Abzeichen; außerdem hat letztere Art eine schwarze
Längsbhide an der Seite zwischen den zwei hellen Binden.
VI. über Hemidactvlus Eicliardsonii Gr. 49
VI. lieber Hemidactyliis Ricliardsoiiii Gr.
Gray (Velernesia) Cat. Liz. 150. — Boulg. Cat. Liz. I 143.
Tafel IV, Fig. 10 (Abbildung eines jungen Exemplars).
Zwei sicher von Ga1)un stammende Exemplare meiner Privat-
sammkmg, welche dieser Art zuzuzählen sein dürften, gehen zunächst
x4.ufschluß üher die Heimat dieser Art; der Fundort des einzigen
Exemplars des Britischen Museums, das den Beschreihnngen der ohen
genannten Autoren zu Grunde gelegen, ist hisher nicht ermittelt worden.
Unsere beiden Stücke stimmen in den meisten Punkten mit den
Beschreibungen der britischen Autoren ül)erein. Folgende Unterschiede,
zur Aufstellung ehier besonderen Art wohl nicht genügend, sind
zu liemerken.
1. Die l)ei dem Originalexemplar am Rücken zerstreuten größeren
Kch'nerschuppen fehlen dem größeren unserer Stücke; Rücken und
Seiten sind hier ganz gleichmäßig mit kleinen Körnerschuppen bedeckt.
Bei dem kleineren Exemplar läuft an jeder Seite des Rückens eine
Längsreihe kleiner spitzer Tuberkeln.
2. Außer den zwei großen hinter dem Mentale zusammen-
stoßenden Sul^mentalschildcrn finden sicli noch ehiige kleinere längs
des Innenrandes der Infralabialia.
3. Der Schwanz des gr()ßeren Flxemplars zeigt bis zu seiner
regenerierten Endspitze zwar ebenfalls, wie das typische Stück, an
jeder Seite, den einzelnen Ringeln entsprechend, lange, spitze, seitwärts
stark vorragende Schupi)en, a])er die zwischen den letzteren an jedem
Ringel auf dem Schwanzrücken liegenden vier konischen Tuljerkeln
fehlen unseren Exem})laren gänzlich. (Der Schwanz des kleineren Stückes
ist üljrigens fast von Anfang an regeneriei't).
4. Die Grundfarbe beider Stück(> ist wie die des 'J'y|)us grau,
doch fehlen dem größeren Stücke alle dunkbüi Schattierungen, die bei
dem erstei'en vorhanden sind. Das kleinere IvxcMnjjlar zeigt da-
gegen (ßier iiber den Rücken sechs (^twas unregelmäßig geformte,
4
50 1*>'- •^- 't. Fiisc'hei', Herpetolijgische Mitteilungen.
ülji'igens i^ut niarkierte dunkle (^tiu'rljiiidcii, so ;iii Hcni. fasciatuss Gr.
erinnernd; die letzte der.sell)eu lie<>t auf dorn l^ückcn des Schwanz-
anfangs. — Die dunkelbraune Längsl)inde an der Seite von Kopf und
K()rper ist auch hei unseren Ix'iden Exenijjlaren vorhanden.
Maße in mm.
a. b.
Totallänge llf) 72
Kopf 20 If)
Kopfln-eite 14 !»
Kör})er 47 oO
Vorderbehi 22 1.3
Hinterbein 2(i 17
Schwanz 44 20
(pjidspitze ei'gäiizt) (fast ganz ergänzt)
Erkläruno; der Fiojuren. 51
Erklärung der Figuren.
Tafel I. Seite
Fig. 1. Boodou (Alopecion) Vossii Fiscli 3
a. Die Schlange in natürlicher Größe.
b, c, d. Ansichten des Kopfes, 2 mal vergrößert.
„ 2. A t h e r i s s u b u r b i t a 1 i s Fisch 5
a, b, c. Ansichten des Kopfes, 2 mal vergrößert. (S. auch Taf. 11
Fig. 11.)
d. Seitenansicht
Seitenansicht )
^ 1 1 -i. ( tles Rumpfes, natürl. Größe.
Durchschnitt ' ^
Tafel II.
Fig. 3a. Pacliy dactylus laevigatus Fisch., in natürl. Gr(>ße 15
b. Seitenansicht des Kopfes.
c. Hinterfuß, Unterseite.
„ 4a. Mabuia striata Pets., mit 40 Schuppenreihen ('? ;= Mab. Wahl-
bergii Pets.), natürl. Größe 13
b. c. Ober- und Seitenansicht des Kopfes, natürl. Größe.
d. Partie von Rückenschuppen, 2 mal vergrößert.
,, 11. Atheris suborbitalis Fisch. — Vorderansicht des Kopfes, 2 mal
vergrößert.
Tafel III.
Fig. 5. Tropidophis conjunctus Fisch 31
a, b. Ansichten des Kopfes )
, • 1 i 1 TVT-ii 1 •• 1 (2 mal vergrößert.
c. Ansicht des JVlittelruckens ' °
„ 6. U r o in a c e r o X y r h y n c h u s 1). B 41
a, b. Ansichten des Kopfes.
c. Zähne des Oberkiefers.
„ 7. ( ' h i 1 a b o t h r u s m a c u 1 a t u s Fisch 3
a, b.. Kopf von oben und von der Seite gesehen, 2 mal vergriißert.
c. Kopf mit Hals, natürl. Größe.
d. Seitenansicht aus der Mitte des Rumpfes, natürl. (iröße; jedes
Bauchschild ('nts])richt einer Schuppe der äusseren Reihe.
„ 8. Chilabothrus graci I is l<'isc-li 35
a. Kopf von oben gesehen, 2 mal vergi'ößei't.
b. Seitenansicht aus der Mitte des Rumpfes, 2 mal vergriißert;
die Schuppen der äußeren Reihe abwechseliiil griißer und
kleiner, je zwei entsineehen einem Rnuchscliilde.
4 '
52 Erliläi'uiio' der Fiffuren.
Tafel IV.
Ing-. 9. Eremias Brenclileyi Gnth 46
a. Die Eidechse in natürlielier Größe.
b. c, d. Ansichten des Kopfes, 2 mal vergrößert,
e. Analgegend, 2 mal vergrößert.
„ 10. llemidactylus affin. J! i c ha r d s on ii Gray 49
a. Junges Exemplar in natüi'licher Gri'jße.
h. Seitenansicht, 2 mal vergrößert.
c. Ansicht des Kopfes von unten, desgl.
d. Rechter Vorderfuß, desgl.
e. Rechter Hinterfuß, desgl.
Jahrbuch der Hambuiifischi'n Wissenschaftlichen AiisUiIten.V 1888
J. (i.FLsdier, IIeiiii'tolo(ji.sdif Mitteilim(]eii,
Fi/i. I"
Fl,/. /'■
Fiff /'■
Taf. I.
FUf.2^
Fi;i U
Bg. V>
-%-'
ßg.2f
Fig. 2^
1. Alopecion Vossii Fisch
'\. Athens .siiborbit;ilis Fisch.
JahrbudiderHambui'gisdieii'iVissensdiatüidien Anstalten. V. 1888
J. G.Fischer, Herpetologische Mitteilungen.
TaCn.
Bg.r,5
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itg. 't
Fii). :n
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Fig.H
fei.- . ^/^i^TJ
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;i. racb-üactvius liiTOnatu.s Kis<li
4 Mabuia slriala IVLs ( '? M Walübenjü Prts!
11. Alheris sniborbitaJi.s Fisrli
Jalu'budi der Hamku'yisdien Wisseiiscliaüluheii Anstalten. V 1888
J. (iKschiT, Hciiictolocjische Mitteilungen.
Rg.5^
Fu,.6^
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Fig. 61
Bg.ßi
Fig.7]>
Taf'.E
Rgöi
Eg.7S
Fig.n
Hg. ?'I
W:
%>
3^
FiuHi-
5. Ti'OindophJs conjunctas Fisch.
6. Uroraacer o:qfrhyiidius I) et B
7. Clülabothi'us maculatus Fisch.
8. Chilalotlu'us yracilis Fisch.
lithAist rGCAMecJau,
Jahi'budi der Haml)iu'(jisdien Wlssensdiaftliclien Anstalten, Y 1888
J.G.Fischer, Herpetologisdu' Mitleiluiigen.
Bg.9i
Fiii. in
Fig.H
MF.
Fig10§
Mg. 101
Fig.m
mg.9
Fig. 9^
Fig. 10'-
4
^^^
WQijmmelt dd.
ljtlLtastv.(iCUiiI!£r,Jena
n. Ercmia.s Hrendilp^'i Giinlh
lU. Henüdaclj'ltLs affin, lüdiai'dsüiüi üi'.
Die
Oligochaeten von Süd-Georgien
nach der Ausbeute
der Deutschen Station von 1882—83.
Von
IH. JV. Michaelsen.
Mit zwei Tafeln Abbild xingen.
in der reichen faunistischeu Sammlung, welche das Hamburger
Museum der Deutschen Polar-Station auf Süd- Georgien (1882 — 83)
verdankt, nehmen die Oligochaeten nur einen bescheidenen Platz ein.
Auf 4 Arten verteilt sich das von verschiedenen Funden stammende,
meistens vorzüglich konservierte Material. Von diesen gehören 3 der
Familie der Enchytraeiden an. Ich nenne sie Pachydrilus maximus,
P. georgianus und Enchytraeus monochaetus. Die vierte Art. der
terricolen Familie der Acanthodriliden angehörig, bezeichne ich als Acan-
thodrilus georgianus. So klein auch die Zahl der vertretenen Arten
ist, so besitzt dieses Material doch einen bedeutenden Wert, besonders
iii Hinsicht gewisser Aufschlüsse, die es uns über die geographische
Verbreitung der Oligochaeten verschafft. Was den Acanthodrilus an-
betrifft, so reiht sich dieser neue Fundort Süd-Georgien ohne Schwierig-
keit an die liis dahin bekannten Fundorte der Acanthodrilen an. Für
die Phichytraeiden steht dieser Fundort völlig isoliert da. Die Schwierig-
keit, die mit dem Sammeln dieser kleinen, wenig augenfälligen Tiere
verknüpft ist, hat zur Folge gehabt, daß unsere Kenntnisse von den
außereuropäischen Arten dieser Familie noch lu'k'hst lückenhaft shid.
Wir kennen bis jetzt nur eine Reihe von Arten aus dem hohen Norden
und der nördhchen gemäßigten Zone. Der südlichste der angegebenen
Fundorte ist der des Distich(>]tus silvestris Leidy (Vereinigte Staaten,
Philadelphia). Die Untersuchung (h-r antarktischen Enchytraeiden
war mir um so interessanter, als ich dieseUx-n nicht nur mit denen
unserer norddeutschen Fauna, sondern auch mit den .-irktischcn. von
Nordenskjöld in Nord-Sibirien gesammelten, von Fisen beschrieltenen
Arten vergleichen konnte. Diese vergleichende I'nto'suchung hat er-
geben, daß auffallend nahe Verwandtschaften zwischen arktischen und
antarktischen Enchytraeiden bestehen. Die letzteren geli«"ireii denselben
Gattungen an, die im nrn'dbehen Gebiet die lierrselieiideii sind. Eine
3
56 Dr- W. Micbaelsen.
Art, der Pachvdrilus maximus, steht gewissen nordischen sogar so nahe,
daß es der genauen Untersuchung sämthcher Organsysteme hedurfte,
um einen genügenden Anlialt für seine Aufstellung als selbständige
Art zu gewinnen. Diese enge Beziehung zwischen arktischen und
antarktischen Enchytraeiden ist um so auÜ'älliger, als sie diese Familie
in einen gewissen Gegensatz zu den anderen Oligochaeten-Familien stellt,
über deren geographische Verbi'eitung sicli nach dem jetzigen Stand-
punkte unserer Kenntnisse ein Urteil fällen läßt. Von den Acantho-
driUden z. B. ist nur an einer Stelle (Westküste von Afrika) ein
Übertreten auf die nördliche Halbkugel, und das nur um 7 Grade,
bekannt. Diese Verschiedenheit in der Verbreitungsart zweier nahe
verwandter Tiergruppen mag ihren Grund in der verschiedenen Wider-
standskraft haben, die sie der Einwirkung des Seewassers entgegensetzen.
Die zu der alten Claparedeschen Unterordnung der Terricolen gehörenden
Famihen sind fast ausnahmslos auf das Süßwassergebiet Ijeschränkt.
Ihnen ist der Salzgehalt des Meeres verderblich. Die Enchytraeiden
dagegen sind mehr oder weniger (häufig in jiohem Grade) euryhalin,
d. h. befähigt Schwankungen im Salzgehalt des sie umspülenden Wassers
zu ertragen (1*). Manche Arten haben sich vollständig an marine Ortlich-
keiten angepaßt. Für sie ist das Meer kein Verbreitungshindernis. Ein-
gegraben in den Muhn umgestürzter und fortgeschwemmter Baumstämme,
können sie weite Seereisen ü1)erstehen. In wieweit auch die in Cocons
eingeschlossenen Eier der Terricolen vom Seewasser geschädigt werden,
kann ich nicht angeben. Ein anderer Umstand mag manchen Enchy-
traeiden noch einen Vorteil vor den Terricolen gewähren. Aus den
Cocons der letzteren entwickelt sich entweder nur ein einziges Tier
oder doch höchstens eine geringere Zahl. Bei Arielen Enchytraeiden
dagegen entschlüpfen jedem Cocon viele Junge, bei Enchytraeus Möbii,
Pachydrilus germanicus und Stercutus niveus Mich. z. B. deren 15 — 20.
Es würde schon die Überführung eines einzigen Cocons der angegel)enen
Enchytraeiden genügen, um eine lebensfähige Kolonie zu gründen. Bei
den Terricolen nuiß die Zahl der überführten Cocons eine größere sein,
um die gleiche Aussicht auf dauernde Ansiedlung in einem neuen Ge-
biete zu gewähren.
Pachydrilus maximus mv. spec.
P. maximus ist ein Enchytraeide von gelblicher Färbung. Er
wird bis 40 mm lang und ül^er 1 mm dick. Die Borsten sind S-förmig
gebogen und stehen bis zu 7 in einem Bündel. Die Lymphkörj)erchen
1* Möbius: „Die wirbellosen Tiere der Ostsee", pg. 139.
4
Die Oligocliaeten von Süd-Georgien. 57
sind platt, oval (häufig in eine feine Sj)itze ausgezogen?). Das Gehirn
ist wenig länger als breit, hinten mit tiefem Ausschnitt, vorne konvex.
Der Bauchstrang besitzt scharf abgesetzte, große Wucherungen im XIV.
imd XV. Segment. Das Blut ist gelb (bis rotV). Das Eückengefäß
entsi)ringt am Ende des XIV. oder XV. Segments aus dem Darmblut-
sinus. Die Segmentalorgane ])estehen aus einem kleinen, trichterförmigen
Anteseptale und einem platten, länglicli ovalen Postseptale mit einem
langen Ausfülu'ungsgang, der am hinteren Pol ents})ringt und meistens
nach vorne umgeschlagen ist. Die Hoden sind aus vielen birnförmigen
Teilen zusammengesetzt. Die Samentrichter sind ungefähr 8 mal so
lang wie dick, mit umgeschlagenem Eande. Der Samcnkanal ist lang,
geknäult. Die Samentaschen bestehen aus einem kurzen AusfiUu'ungs-
gang und einem sackförmigen, mit dem Darme kommunicici'enden
Hauptteil. Sie sind an der Mündung von kompakten Drüsenmassen
umgeben und wie durch Stauchung unregelmäßig verkrümmt.
Die Etiketten trugen die auf diesen Wurm bezüglichen Notizen:
Kleine ("i*), gelbliche Lumbricoiden , unter Tangmoder auf Steinen;
Süd-Georgien, Febr. 1883. ((Teschlechtsreif.)
und: Weißlich, unter Tang am Strand; Süd-(ieorgien, 188o.
(Meistens unentwickt^lt.)
P. iiiaximus ist der größte der bis jetzt Ix'kannten Enchvtraeiden.
Er macht, verglichen mit seinen Verwandten, wahrhaft den Eindruck
eines Riesen und zeigt, daß das })olare Klima der Entwicklung von
Enchvtraeiden in hohem Maße günstig ist. Er ist ein echter Pachy-
drilus und steht seiner Organisation nach gewissen nordischen Meeres-
strand-Euchytraeiden, so dem P. (Archienchytraeus Eisen) nervosus
Eisen (o*) dem P. gerinanicus Mich. (4*) und dem P. verrucosus Clap.(5*)
auffallend nahe. Den P. veri-ucosus habe ich nicht selbst untersucht und
kann, da er leider nui- unvollständig beschrieben ist, nur weniges übei"
seine P>eziehungen zu den anderen Arten aussagen. Den P. nervosus
spielte mir ein glücklicher Zufall in die Hand. Unter (i als Neoeu-
chytraeus Stuxbergii bezeichneten Tieren, die Herr Prot. Loren so
freundlich war, mir mit anderen arktischen Enchvtraeiden zu ül)erhissen,
gehörten 3 zu der interessanten Art P. nervosus, von (h'r Eisen seihst
2* Im Vergleirh mit dfin AcantluMliilus gcorgiiiiiiis, der sich in (Iciiisi'IIm'h
Glase l)efaiid.
3* Eisen: „(Jn tlic Oligdcluirta cull. dm-, thc s\v(Mli^;li cxixMi. tu tlio aretie reg."
in Kungl. svensk. Vet. Akad. llandling. Ild. \V, lS7!t.
4* Micliaelsen: „Utiters. üb. Enchytraens Midiii u. and. I<;iicli,vti-." Iviel 188(3.
5* Claparede: ,,ltcclierclie8 anatoin. s. 1. AnnL'li<lcs, TuiliL'Uaries etc." Gent 1861.
5
58 Dr. W. Michaelsen.
mir 9 Exemplare untersuchen konnte. Im folgenden werde irli die
genannten Arten einer vergleichenden Betrachtung unterziehen,
p. maximus Hvpodermisdrüsen : Eingestreut in die Hypodermis tinden sich
Mich.P.nervosus 1 • d • • i i t^ •• n t. . , . ^ ..
Eisen, P.gcrma-"^' ^- i"''-^"""» Viele ruude Drusenzellcn, die sich in Pikro-Karmin
iiicus Mich, und stark fäi'hen. Sie sind wahrscheinlich den Papillen zur Seite zu stellen,
P. verrucosus t m ' i • t» ^ t ■, ^ , , , ,
Ciap. ^^^^' blaparede von seinem P. verrucosus heschreiht und abbildet (1. c. s. 4*
pg. 14 u. Taf. I, Fig. 'i). Sie unterscheiden sich von den Hypodermis-
drüsenzellen des P. nervosus und des P. germanicus durch diese starke
Farbstoff- Aufnahme. Bei den beiden letztgenannten Pachydrilen bleiben
die in Rede stehenden Hypodermis-Elemente ungefärbt und stehen,
wenngleich sie die abgerundete Form mit denen des P, maximus gemein
haben, den zackigen Zellen näher, die bei den meisten Enchytraeus-
Arten vorkommen (vergl. 6* pg. 12 u. Taf. IX, Fig. 11).
Borsten: In der Form der Borsten besteht kein Unterschied
zwischen! den Strand-Pacliydrilen. Sie sind bei allen in gleicher Weise
S-förmig gebogen. Auch in der Zahl herrscht grofBe Übereinstimmung.
Bei P. maximus enthalten die Lateral-Bündel in der Regel 4 oder 5,
die Ventral-Bündel 5 oder 6. Selten stehen 7 in einem Bündel. Auch
bei P. nervosus fand ich in wenigen Bündeln 7 Piorsten. während die
meisten 4, 5 oder (1 enthalten, in Übereinstimmung mit der Angabe
Eisens. P)ei P. germanicus fand ich bis 8 liorsten in einem Bündel.
Cla})arede giebt von P, verrucosus o l)is b an.
Lymphkörperchen : Nur wenige andere histologische Elemente
sind so starken postmortalen VeränderungcMi unterworfen wie die Eym])h-
k()rpercheii. Es darf deshalb nur mit großer Vorsicht v(m der (Jcstalt
der Lyiiiphk()i-per im konserviei'ten ^Nfatei-ial auf die der Iclicndcii Pyrnpli-
körper geschlossen werden. Bei P. maximus haben sie im konservierten
Zustande eine platt- ovale Form. Häutig sind sie an einem Pole in
eine fehie Spitze ausgezogen (Fig. 1 a). Da derartig gestaltete Lymph-
körperchen auch l)ei lel)eiiden Enchytraeiden lieoljachtet sind. z. I>. bei
P. s])hagnetoriim V«-jd. (7*. Taf. XXIII. Fig. 2a), so werden auch Avohl
die Lymphkörper des P. maximus im leitenden Zustande eine ähnliche
Form besitzen. Bei P. nervosus konnte ich keine charaktei-istisch ge-
staltete Zellen in der Leibeshöhle erkennen. P. germanicus besitzt
platte, ovale bis binihirmige Lymphkörperchen, die im lebenden Zu-
stande grob granuhert sind (Fig. 2 a). Ähnlich sind nach Claparedes
Zeichnung (1. c. s. o*. Taf. I, Fig. G) die Lym])hk(")rper des P. veri-iicosus.
6* Vejdovsky: „Monographie der Enchytraeiden." Prag 1879.
7'" Michaelsen : „Beitr. z. Kenntn. d. deutschen Encliytraeiden-Fauna" im Arch.
f. mikrosk. Anat. Bd. XXXI, 1888.
6
Die Oligochaeten von Süd-Georgien. 59
Gehirn : In der Form des Geliirns zeigen sicli einige Verschieden-
heiten bei den zn vergleichenden Pachydrilen (Fig. 1 b, Fig. '2 b n. 1.
c. s. 3*, Taf. VIII, Fig. 1 G b). Das Gehirn des P. maximus ist ans-
gezeiclniet durch die Konvexität des Vorderrandes, der bei P. nervosus
und P. germanicus konkav ist sowie durch (he weniger deuthche Kon-
vergenz der Seitenräiider, die liei P. germanicus am (h'uthchsten aus-
geprägt ist. ZugU'ich ist bei P. germanicus das Verhältnis von Länge
zu Breite am größten. Bei P. maximus und P. nervosus ist das Gehirn
nur wenig länger als l)reit. Bei allen dreien ist der Hinterrand des
Gehirns tief ausgeschnitten. Die Gehirnform des P. verrucosus ist
unbekannt.
Bauchstrang: Eisen erkannte zuerst bei seinem P. nervosus
eine eigenartige, von oben betrachtet Üügelformige Wucherung des
Bauchstrangs in den beiden Segmenten, die auf die Geschlechtssegmente
folgen (1. c. s. 3* pg. 23 u. Taf. VIII, Fig. 16, c u. d). Ich fand später
eine ähnhche Bildung bei P. germanicus und neuerdings auch ])ei P.
maximus. Eine genauere Untersuchung zwecks Vergleichung derselben
läfst mich die früher gegebene Beschreibung (1. c. s. 4* pg. 33) etwas
modificieren. Im Wesentlichen, dem histologischen Bau, stimmen die
in Rede stehenden Organe bei den drei Arten überein. In Unwesent-
lichem zeigen sich konstante Unterschiede. Wir haben es hier der
Hauptsache nach mit einer bedeutenden Wucherung des ventralen
Ganglienzellen -Belags des Bauchstranges zu thun, infolge deren der-
selbe über die nonnale Breite des Bauchstranges heraus(piillt und den
dorsalen, unveränderten Teil mehr oder weniger eng umfalJt. Bei P.
nervosus (Fig. 3) ist die Wucherung am stärksten und l)csit/t an der
oberen Seite mehrere längsverlaufende Wülste. Sie hängt jederseits
weit in die Leibeshöhlc hinein und läl.it den dorsalen Teil des Bauch-
stranges vollkommen frei, so daß man tlessen Kontur bei der Ansicht
von oben scharf ^d)gesetzt durch die Wucherung hindurchgehen sieht,
wie auch an der Zeichnung Eisens zu erkennen ist. Bei den bcidtMi
anderen Arten ist die Wucherung weniger l)edeutend, umfaßt aber den
dorsalen Teil des Bauchstranges eng, seitlich an demselben in die
Höhe rückend. Bei diesen Arten erscheint daher Ix'i der Ansicht von
oben die Kontur des eigentlichen Bauchstranges an den umAVUcheiien
Stellen nur verschwonnnen. Bei P. germanicus (Fig. :1 c) umfaßt die
Wucherung den dorsalen Teil des Bauchsti-anges so weit, daß sie sich
oberhalb desselljen von den Seiten zur dorsalen Metlianliiiie hin l)eiiialie
zusammen schließt. Bei P. maximus (Fig. 1 c) bleibt ein beträchtlicher
Streifen des eigentlichen Bauchstranges frei. Der größte Teil (h>s
Bauchstrangs, die fibrilläre Substanz mit den Neurachord-Röhreu und
7
60 l^r- W. Michaelsen.
selbst der obere Teil des ventralen Ganglienzellen-Belags bleibt unver-
ändert. Die Wucherung wird von dem Neurilemm umschlossen. Sie
besteht aus gror3en, stark granulierten Zellen, die in den äuüeren
Partien dicht gedrängt stehen und hier meistens eine kegelftirmige
Gestalt haben , nach innen zu die Form multipolarer Ganglienzellen
annehmen und daselbst in eine faserige Masse eingestreut sind. Diese
Fasermasse hat ganz das Aussehen der tibrillären Substanz des eigent-
lichen Bauchstranges und ist derselben zweifellos gleichzustellen. Der
Bauchstrang entsendet an der umwucherten Stelle ehi breites, medianes
Nervenljand nach der Hypodermis. Auch aus der Wucherung tritt
beiderseits eine Partie von Fasern, die sich, zur Mitte gehend, mit jcuem
medianen Nervenbande vereint. Zwischen Hypodermis und lling-
muskelschicht breitet sich dann die Masse der vereinigten Nervenfasern
nach rechts und links hin aus. Die Hypodermis ist an dieser Stelle
eigenartig unigel)ildet. Sämtliche Hyixxlermis-Zellen sind lang cylindrisch
l)is spnidelf()rmig geworden und die Driis(Mizellen fehlen. Auch äuüerlich
ist diese Stelle durch schwache Erhnlx'nhcit gckenntzeichnet. Bei P.
nuLximus finden sich derartige Bauchstraiig- Wucherungen im XIV.,
X\'. und XVI. Segment, bei P. germaniciis im XIII. und XIV., bei
P. nervosns nach Eisen im IV., V., XII., XIII. und XIV. Segment.
Bei meinen Untersuchiingsexemplaren von P. nervosns waren die vorderen
Wucherungen nicht ausgel)ildet, und die ancUn-en fanden sich in den
Segmenten XIII, XIV und XV. Die Untersuchung des Bauchstrang-
Organes von P. nervosns bestärkte mich in der früher ausgesprochenen
Ansicht, daC? dii'se Bildungen bei den Fnchytraeiden den von Timm
bei Phreoryctes Menkeanus Hoifm. entdeckten Bauchorganen homolog
seien (vergl. 8* ])g. 20 u. Taf. I, Fig. 12). Das betreffende Organ des
P. nervosns bildet nänihch einen Übergang zu dem des Phi'eoryctes
Menkeanus. Denkt man sich die bei P. germanicus und P. maximns
noch fest an den Bauchstrang angelegte, bei P. nervosns schon zum
Teil freie Wucherung noch weiter vom Bauchstraiig losgelr)st und
zugleich das aus dem Bauchstrang kommende nu'diane Nervenband
etwas gestreckt, so erhiüt man ein Bild, welches dem von dem Bauch-
drgan des Phreoryctes entworfenen in der Hauptsache gleicht. Ks ist
wohl kaum zweifelhaft, daÜ wir es in allen Fällen mit Sinnesoi-ganen
(spindelförmige Hypodermiszellen) und den entsprechenden gangliösen
Elementen (Bauchstrang-Wucherung) zu thun haben. In der speziellen
Deutung jedoch sind wir gezwungen, das Organ des Phreoryctes von den
8* Tinuii: „Beul), au Phreoryctes Menkeanus Iloffni. u. Nais" in: Arb. a. d.
zool.-zout. Inst, in Würzburg; Bd. VI. 1883.
Die Oli^uchaeteii von Süil-Georgieii. (11
aiulci'cn altzusoiulHi'ii. Die enge Bezieluuit;-. die l)ei den Eiicliytraeideu
zwisclien der Lage des l»eselirit'l)eiien Organs und der Lage der Geschlechts-
organe hesteht, zeigt, daü jene Organe bei der Geschlechtsthätigkeit
der Tiere in Funktion treten, als Tast- hez. Wollust -Organe. Diese
Deutung \i\iit sich kaum auf die betreffenden Organe des Phreoryctes
Menkeanus iU)ertragen, da dieselben in allen Segmenten gleicherweise
vorkommen.
Von Neurachord-R()hren fand ich bei P. germanicus drei, eine
dicke, mediane und zwei dünnere rechts und links neben jener. Bei
P. nervosus konnte ich nur eine mediane erkennen, bei P. maximus
gar keine. Ich habe schon früher auseinandergesetzt, daß die Er-
kennbarkeit der Neurachord - Röhren von der Konservierungsmethode
abhängig ist. In letzterer ist wohl der Grund zu suchen, daß P.
maximus keine Neurachord-R(")hren erkennen läßt.
Blutgefäßsystem: P. maximus besitzt wie P. germanicus und
P. verrucosus gefärbtes Blut. Trotzdem meine Untersuclmngsobjecte
schon lange Zeit in Alkohol gelegen haben, ist doch noch eine gelbe
Färbung des glasartig erhärteten Gefäßinhalts zu erkennen. Bei den
lebenden Tieren ist die Blutftirbe wahrscheinlich intensiver, gell) oder
rot. Über die Blutfarbe des P. nervosus kann ich keine Angaben
machen. Das Rückengefäß entspringt bei den drei Strand-Pachydrilen,
die ich untersuchen konnte, mehr oder weniger dicht hinter den Gürtel-
segmenten, bei P. maximus am Ende des XIV. oder XV., bei P. nervosus
am Ende des XIII., XIV. oder XV. und bei P. germanicus am Ende
des XII. oder XIII. Segments.
Segmentalorgane: Auch die Segmentalorgane unserer Pachydrilen
sind gleichartig gebaut. Ein plattes, länglich ovales oder abgerundet
rechteckiges Postsei)tale trägt vorne ein winziges, trichter- oder röhren-
förmiges, v(mi Fhmmerkanal gradlinig durchbohrtes Anteseptale und
geht hinten in einen mehr oder weniger langen, meistens nach vorne
umgeschlagenen Ausführungsgang über. (Fig. 1 d u. 2 d.) Bei P. maximus
und P. nervosus ist der Ausführungsgang länger als das Postseptale,
bei P. nervosus häufig unregelmäßige Windungen oder Scldingen l)ildend.
Bei P. germanicus ist er ungefähr so lang wie das Postseptale.
Geschlechtsorgane: Die Geschlechtsorgane besitzen bei allen d'w
für die Enchytraeiden nornuxle Lagerung und bestätigen durcli die
Übereinstimmung in den charakteristischen Punkten die enge W'rwandt-
schaft zwischen den Strand-Pachydrilen.
Die Ovarien sind traubig und die Loslösung der Eizellen erfolgt
in einem ziendich späten Stadium.
9
62 I>i'- W. Michaelsen.
Die Hoden sind dadurcli ausoezeiclniet, daß sie aus einer größeren
Anzahl l)irnf()rniiger Teilstücke bestehen (INIultiple nennt Claparede es
von seinem P. verrucosus, den ich besonders dieser gleichartigen Aus-
bildung der Hoden wegen zu den anderen Strand -Pachydrilen stelle).
Eier- und Samensäcke: Vejdovsky stellt in Bezug auf die Samen-
säcke die Enchytraeiden in eine Reihe mit den Lumbriciden und anderen
Oligochaeten (!) * pg. 135). Ich kaini micli dieser Ansicht nicht anschließen
und lialte dafür, daß jene Organe der P^nchytraeiden, die Vt^'dovsky
neuerdings als Samensäcke in Ans})ruch nimmt, in der That nur die
Hoden sind. Mit Sichei'heit k;inn ich dies allerdings nur von den
Pacliydrilen behaupten, deren Hoden vielfältig sind, also unseren
Strand -Pachydrilen. Besonders P. germanicus konnte icb daraufhin
genau untersuchen. Am Dissepiment X./XI. entsteht jederseits ein
kleines P>üschel länglicher, in die l^eüjeshühle hineinragender Anhänge,
der rechte und der linke Hoden. Die einzelnen H()denia]>i)en bestehen,
wie man an gefärbten Schnitten erkennt, aus einer gleichmäßig gra-
nulierten Plasmamasse, in der zahlreiche Kei'iie dicht gedrängt liegen.
Zellgrenzen sind nicht erkenn1)ar. Das Peritoneum umhiÜlt die einzelnen
Lai)})en. Naclidem dieselben eine gewisse Größe erreicht haben, verändert
sich ihre Struktur teilweise. An dem der Ansatzstelle gegenüberliegenden
Pole zeigt sich zuerst eine Sondernng dei' anfangs gleichf()rniigen Masse.
Es grenzen sich Partien von eiiuxnder al) und beginnen sich in die bekannten
Spermatozoen-Pildungszellen umzuwandeln. Dieser Umwandlungs|)rozeß
greift, von dem freien Pole ausgehend, immer mehr um sich, bis der
größte Teil des Hodenlappens davon berührt ist. Die sich umwandelnden
Teile nehmen bedeutend an Größe zu, das undiüllende Peritoneum folgt
diesem Wachstum und der ganze Lappen wird birnförmig (Fig. 2 f.).
An dem Ansatzpole ist eine Partie jener Masse zurückgeblieben, aus
der anfangs der ganze Hoden bestand. Diese P>ildungsmasse wächst
ebenfalls und produciert immer wieder neue Spermatoz(jen-Bildungszellen,
ohne sich je ganz aufzuzehren. Isoliert man durch Zerzupfen eines
geschlechtsreifen Tieres die ausgebildeten Hoden, so findet man stets
an dem spitzen Ende der l)irnförmigen Teilstücke diese schon durch
ihre dunklere Eärlumg auftallende Bildungsmasse. Es hegt kein Grund
vor, diese birnfh'migen Massen, in denen man von der Spitze nach
dem l)reiten l'o] hin die sämtlichen Spermatozoen- Entwicklungsstufen
findet, für etwas anderes als die Avahren Hoden zu haltcMi. Die einzigen
Bildungen bei den Enchytraeiden, die meiner Ansicht nach den Samen-
und Eier-Säcken anderer Oliuochaeten an die Seite uestellt werden
9* Vejdovsky: „System u. iMurphulogie d. Oligochaeten"; Prag- 1884.
10
Die Oligocliaeten von Süd-Georgien. fi3
• liii'fcii. sind die von mir mit den olciclieii Nanu'U belebten dissejji-
meiitalcu Organe der Meseiicliytraeen (vergi. 1. c. s. 4* pg. 38 u. 31).
10* pu'. 371 u. 372 II. 1. c. s. 7* pg. 497). Bei diesen Enchytraeiden
lösen sich tliatsächlich die (leschleehtsprodukte frühzeitig von ihrer
Bildungsstätte los, fallen in die Leibeshr)hie und sammeln sich dann
in dissepimentalen 8äcken, in denen sie ihre fernere Entwickhing
durchmachen.
Die Samentrichter zeigen Verschiedenheiten Ix'i den verschiedenen
Strand-Pachvdrilen. Bei I'. maximus sind sie lang cylindriseh. ungefiihr
8 mal so lang wie dick und ihr Tvand ist iiacli anfien umgeschhigen.
Die des P. nervosus sind weit kürzer, mir :> mal so lang wie dick,
sonst ebenso gestaltet. In der Regel sind die Samentrichter des
P. germanicus gleich denen des P. nervosus, doch habe ich von zwei
Fundorten, vom Ostseestrande bei Wismar und vom P]H)strande bei
Haml)urg Exemplare erhalten, bei denen die Samentrichter bedeutend
verkürzt, fast kugelförmig waren. Am Hamburger Fundort fand ich
diese Form in Gemeinschatt mit der anderen. Da die Tiere im übrigen
oanz oleich gebildet sind, so kann von einer Trennung in zwei Arten
nicht die Rede sein. Die Samentrichter des P. verrucosus besitzen
nach der Zeichnung C'la})aredes keinen umgeschlagenen Rand. Die
Samenkanäle sind bei allen sehr lang.
Die Eileiter sind bei den drei Arten, die ich untersuchen konnte,
paarige, trichterförmige Einsenkungen des Dissejuments XII/XIII in
das XIII. Segment hinein, vor dessen ventralen Borstenlnlndehi sie
durch quere Schhtze nach außen münden.
Der Gürtel nimmt die hintere Hälfte des XL, das ganze XII.
und XIII. Segment in i^nspruch.
Die Samentaschen sind bei allen vier Arten nach demselben
Schema gebaut. Ein mehr oder weniger kurzer Ausführungsgang geht
allmählich oder ziemlich undeutlich abgesetzt in einen sackförmigen
Hauptteil über. Bei meinen Untersuchungsobjecten kommunicieren die
Samentaschen mit dem Darm. Der Ausführungsgang ist an seinem
Grunde von Drüsenmassen umgeben. Bei P. maxinnis (Fig. 1 e) sind
diese Drüsen kompakt. Die ganze Samentasche ist bei dieser Art wie
durch Di'uck in der Längsrichtung verkrümmt. Bei P. nervosus (1. c. s. 1*
Taf. Vlll, Fig. IGe) ist der Ausführungsgang vom Hauptteil abgesetzt.
10* Michaelsen: ..Knchytriieideii-SliKÜfn'' in : Arcli. f. iiiikiuskii|). Aiiat. l>il. XXX-
1887.
(Es sei mir gestattet, an dieser Stelle einen sinnvcrwii rcnden Felder
zu verliessern, der sich in der citierten Aljhaiullunfj- iindet. Ks muß aut
pg. 372 in Z. 11 v. o. „Sanieutaseheu'' statt „Samenleiter" heißen.)
11
64 Dr. W. Mifhaelsen.
Bei den von mir untersuchten Exemplaren sind die Drüsenmassen am
(irunde des Ansfülirnn,i>;si:!,'an,ü,es stärker entwickelt als Eisen zeichnet
und reichen l)is 7a\v Basis des Hauptteils hinauf. Sie sind nicht so
kompakt wie die der vorigen und der folgenden Art. Die ganze Samen-
tasche ist grade gestreckt. Bei P. germanicus (Fig. 2 e) ist der Aus-
führungsgang ausnehmend kurz und geht allmählich in den Hau})tteil
über. Die Drüsenmassen sind koin})akt. Die Samentasche ist schlank
S-förmig gebogen.
Diese vergleichende Betrachtung ergiebt, daß eine auffallend
nahe Verwandtschaft zwischen den vier Strand -Pachydrilen besteht,
auffallend, da, ja die Entfernnng zwischen dcMi Extremen der Fundorte
so bedeutend ist. (sie beträgt ungefähr ^h der größten Entfernung auf
der Erde). Im folgenden shid die Fundorte zusammengestellt:
P. nervosus Prisen.
Novaja Semlja, (iusimioj Cape; Meeresstrand im Detritus.
P. verrucosus ülap.
Hebriden ; Meeresstrand.
P. germanicus Mich.
Seeland, Skodsborg und Kopenhagen; Meeresstrand im Detritus.
Rügen; Meeresstrand im Detritus.
Wismar; Meeresstrand unter Steinen.
Kiel; Meeresstrand im Detritus, unter Steinen und an Schöß-
lingen von Zostera.
Meildorf; Meeresstrand im Detritus.
Cuxhaven; Meeresstrand im Detritus.
Hamburg; Elb- und Bille-Strand im Detritus, unter Steinen,
und an Wasserpflanzen.
P. maximus Mich.
Süd-Georgien; Meeresstrand im Detritus.
In dieser Zusammenstellung ist zweierlei bemerkenswert, erstens
die große Lücke zwischen dem Süd -Georgischen Fundort und den
europäischen, zweitens das Vorkommen des P. germanicus im Süß-
wassergebiet der Elbe und Billc. Was den ersten Punkt anbetrifft, so
wäre zu wünschen, daß Nachforsclumgen in dem Zwischengebiet, an
der Ostküste Süd-Amerikas, an der Westküste Afrikas sowie am Strande
der Atlantischen Inseln, angestellt würden, dann't festgestellt werden
kann, ob die Fundorte in der That durch eine so große Lücke getrennt
sind, oder ob eine Verbindung zwischen ihnen besteht. Der zweite
Punkt erklärt sich durch den schon oben erörterten euryhah'nen
Charakter dieser Tiere. Es ist ihnen gleichgültig, oh sie vom Süß-
wasser oder vom Salzwasser benetzt werden. Daß sie in erster Linie
12
Die Oligopliaeten von Süd-Georgien. 65
marine Ortliclikcitcii bewohnen, Ix'rnlit wolil darauf, daß ihnen hier
die Widerstandskraft gegen Schwankungen im Salzgehalt auch zu
statten kommt und ihnen einen Vorteil vor anderen Tieren gewährt.
Sie halten sich mit Vorliebe in jenem schmalen Streifen auf, der sich
etwas oberhalb der Wassergrenzc am Strande der Meere hinzieht, in
jenem Streifen, auf den das Meer den Detritus, Massen von Tanfi; und
Seegras, untermischt mit den Cadavern von See-Tieren, absetzt. So reich
dieses Gebiet auch an Nahrungsmaterial ist, so arm ist doch seine
Fauna. Dipteren-Larven, wenige Ampliipoden-Arten und dann unsere
Strand-Enchytraeiden sind fast die einzigen Tiere, denen wir in diesem
modernden PHanzenwalle begegnen. Derselbe stellt aber auch starke
Anforderungen an die Lebenszähigkeit seiner Einmieter. Dei dem
geringsten Steigen der Wasserhöhe wird die ganze Masse von Seewasser
durchtränkt; jeder etwas anhaltende Regen dagegen laugt fast den
ganzen Salzgehalt wieder aus. In diesem Gebiete können nur Tiere
leben, die in bedeutendem Grade enryhallin sind.
Pachydrilus georgianus nuv. spec.
Im Verhältnis zu dem P. maximus ist der jetzt zu besprechende p. georgianus.
P. georgianus ein Zwerg. Das gröüte Exemi)lar dieser Art hat eine
Länge von S mm und eine Dicke von Vs mm. Die Farbe der konser-
vierten Tiere ist gelb bis braun. Diesen dunklen Farbenton haben sie
wohl aus dem durch Fucaceen braun gefärbten Alkohol angenommen.
Die Borsten sind S-förmig gebogen. Sie stehen in der Regel
zu .5 in einem Bündel. Häufig zählte ich auch 6, selten 7. Ein Kopf-
porus liegt zwischen Kopllappen und Kopfring in der dorsalen Median-
linie, Rückenporen sind nicht erkennbar.
Die Cuticula ist verhältnismäßig dick. Ein Zupfpräparat zeigte
mir in iilierraschender Klarheit, daß dieselbe durchaus nicht homogen
sein kann. Die Bruchränder der Cuticula-Fetzen in dem Znpfprä parat
verlaufen nämlich nicht regellos, sondern stets gradlinig, parallel den
Seiten eines Rhombus, dessen spitzer Winkel ungefähr (in" beträgt
und dessen kürzere Diagonale in der Richtung der Längsmnskeln lieg-t.
An Stellen, wo der Leibesschlaucb parallel den Längsmuskeln zerrissen
war. zeigte d(n- Rand der Cuticula eine scharfe, fast regelmäßige
Zähnelniig. Di(^sem gesetzmäßigen Vei'lauf {\rv Ib'uchränder muß eine
gewisse Struktui' dei- Cuticula zu (li'iiiide Hegi'u.
Die Lymphk(trperchen sind ])]att, breit ovaJ oder navicellenförmig
mit stumpf- oder reclit-wiiddigen Polen. Sie sind zart granuliert und
färben sich in Pikio-Kaiiiiin gleielnu-iliii: durch.
66 Dl'- W. ^Vlichaelsen.
Speiclieldrüsen sind nicht vorlianden. In den Segmenten IV,
V und VI liegt je ein Paar Septaldrüsen an die Hintenvand der Seg-
mente angelegt. Die beiden ersten Paare sind ziemlich klein, fast
kugelig; das dritte Paar ist groß, birnförmig (die spitzen Pole sind
nach vorne gerichtet und gehen ohne Absatz in die Septaldrüsen-
stränge über).
Das Rückengefäß entspringt am Ende des XIII. Segments aus
dem Darmblutsinus, im Grunde einer fast taschenförmigen Einsenkung
der dorsalen Darmwand. Der Darm, der vom hinteren Ende bis hier
sehr umfangreich ist, plattet sich an dieser Stelle plötzlich ab. (Etwas
weiter nach vorne verschmälert er sich dann auch, so daß sein Quer-
schnitt wieder annähernd kreisförmig wird.) Durch schwache Über-
wülbung des abgeplatteten Darms von Seiten der dorsalen Wand des
erweiterten Darmes entsteht jene Einsenkung. Die ursprüngliche Earljc
des Bluts ist mir unbekannt.
Das Gehirn (Fig. 7 a) ist länger als lireit, vorne eng und tief,
hinten weit und tief ausgeschnitten. Es ist in der Mitte am breitesten,
nach vorne und hinten verschmälert es sich fast gleichmäßig.
Die Lagerung der Gescldechtsorgane ist normal. Die Samen-
trichter sind cyliudrisch, ungefähr doppelt so lang wie dick, vorne mit
umgeschlagenem Rande. Die Samenkanäle sind lang und scheinen zu
spiraliger Aufrollung hinzuneigen (in der Art, wie es von den Samen-
kanälen der Anachaeten bekaimt ist). Die Samentaschen (Fig. 7 b)
bestehen aus einem einfachen, sackfcirmigen Hauptteil, der einerseits
mit dem Darm konnnuniciert, andrerseits durch einen kurzen, dicken
Ausführungsgang nach außen mündet. Spärliche Drüsen stehen an
der Mimdung der Samentaschen.
P. georgianus ist ein marines Tier. Er le1)t zwischen Tang-
wurzeln, Schiefer-Getrümmer und in dem Kanal-System von Si^ongien
am Strande von Süd-Georgien.
Enchytraeus monocbaetus mv. spec.
Enchytraeus E. monochactus ist ein kleiner Enchytraeide von ungefähr 7 mm
Länge und V4 mm Dicke. Die konservierten Tiere sind gelbgrau bis
schwarzljraun. Die dunkle Färbung einiger Tiere rührt wahrscheinlich
von dem durch Algen 1)raun gefärbten Alkohol her.
Das beste Kenntzeiclien für diese xirt lietern die Borsten. Die-
selben stehen nämlich nicht in Bündeln zusammen sondern einzeln und
zwar in 4 Längszeilen, 2 lateralen und 3 ventralen. Es entspricht
also jede einzelne Borste dieser Art einem ganzen Borstenbündel
anderer Enchytraeiden. Noch in anderer Linie ist eine Reduktion der
14
monocbaetus.
Die Oligocliaeteu von Süd-Georgien. « ß7
Borsten eingetreten. Es enthelu-en nänilicli in der Regel die ersten
4 oder 5 Segmente der Borsten überhaupt, sowohl der ventralen wie
der lateralen und eine weitere Reihe von Segmenten nur der lateralen.
Die Borsten des Vorderköri)ers sind sehr zart und kui'z , gegen den
Hinterkch'per nehmen die Borsten an Stärke zu. Sie sind scharf zu-
gespitzt, fast gerade gestreckt, am irmeren Ende kurz umgebogen.
Vom Leibesschlauch ist zu erwähnen, daß die Cuticula auftauend
dick ist. Die Hypodermis erscheint durcli das regelmäßige und tiefe
Einschneiden der Ringmuskeln (pierstreifig. Die granulierte Masse, in
die die Längsmuskeln eingebettet sind, ist stark entwickelt und über-
ragt die Längsmuskehi an manchen Stellen um mehr als deren eigene
Höhe. Der Kopfjjorus liegt dorsal in der Litersegmentalfurche zwischen
Kopflappen und Kopfring. Rückenporen hal)e ich nicht erkannt.
Aus ol)eu angegebenen Gründen läßt sich über die Lymph-
kör})erchen nur Unsicheres aussagen. Ich fand in der Leibeshöhle nur
kugelige oder ellipsoidische, grolj granulierte K()r])erchen. die dadurch
auffielen, daß sie gar kehi Pikro-Karmin annahmen. Da die am Darm
festsitzenden Cldoragogenzellen ein anderes Aussehen ha1)en, dürfen
diese Körperchen wohl nicht für losgelöste Chloragogenzellen angesehen
werden, wenngleich diese Deutung nicht ganz ausgeschlossen ist. Mel-
l(>icht sind es Lymphkörperchen.
Der Munddarm ist mit einem glattrandigen (ieschmackslappen
ausgestattet. Speicheldrüsen sind nicht vorhanch'U. Die Sej^taldrüsen
nehmen von vorne nach hinten an Größe und Zahl zu. Ln IV. Segment
liegt nur ein Paar sehr klehier, im V. Segment finden sich in der Regel
zwei Paar etwas größerer, im VI. Segment meistens drei Paar sehr dicker
Septaldrüsen. die den größten 'l'eil der Leibeshöhle dieses Segments in
Anspruch nehmen.
Das (ichirn (l''ig. (ia) zeigt den Arcliienchytraeus-'ry})us stärker
ausgebildet als von einem anderen I'Jichytraeiden Ix'kannt ist. Es ist
ungefähr •^■-' mal so hing wie l)reit. hinten schmal und tief ausgeschnitten,
vorne konkav. Die Seitenränder laufen in der hinteren Hälfte ])araliel.
vorne nähern sie sich einander, so daß das Gehirn vorne sein- ver-
schmälert ist. Der Bauchstrang ist durch eine stai'ke Entwicklung
der ei-sten (ianglien ausgezeichnet. Die ventrale (langlienzellen-Partie
umwallt in gei'ingem Älaße die dorsale fibrilläi'e Substanz. Am Schlund-
nervensystem ist neben einem l'aar in den Se])taldrüsensträngen ein-
geschlossener (jtanglien noch ein I'aar ficier. birnf(»rmiger (Janglien
vorhanden, die vom Hinterrande des Schlmidkoiifes in die Leibesh()hlc
In'nein hängen.
Das Rückengefäß entspringt dicht hinter den ( lürtel-Segmeiiten.
Die ursj)rüiigiiche Blutfarbe ist nicht mehr festzustellen.
15
68 Dr. W. Michaelscn.
Die Segiiieutalorgaiie (Fig. G 1)) Ijestelioii aus einem kleinen,
platt- ovalen Anteseptale und einem langen, schmalen, platten Post-
septale, welches, sich hinten im rechten Winkel umhiegend, allmäldich
in den kaum schmäleren Ausführungsgang übergeht.
Die (Jeschlechtsorgane zeigen die für die Enchytraeiden normale
Lagerung. Die Samentrichter sind ziemlich kurz, tomienförmig, häutig
unregelmäßig verkilimmt. Ihr Rand ist umgeschlagen. Sie gehen in
lange, zu lockeren Knäulen zusammengelegte Samenkanäle über. Die
Samentaschen (Fig. G c) sind, sehr einfach. Der Hauptteil ist birn-
förmig, an der Spitze mit dem Darm vei-wachsen und in Kommuni-
kation getreten. Der aus dem breiten Pol des Hauptteils austretende
Ausführungsgang ist so lang wie der Hauptteil, schlank und an der
Ausmündungsstelle verengt. Sehr spärliche Drüsen stehen an seinem
äur3eren Ende.
E. monochaetns schehit sich vollständig an marine Ortlichkeiten
angepaßt zu haben. Er lebt zusammen mit Pachydrilus georgianus
zwischen Scln'cfcr- Detritus und Tangwur/elu sowie im Köhrensystem
von (wahrschcinb'ch nodi lebenden) Spongien am I''.bbestraiide von
Süd-Georgien.
Acaüthodrilus georgianus ^loo. ^pec.
Acanthodriiu.s Mit dicsem Nauicu bezeichne ich einen terricolen Oligochaeten.
georgianus. j^^^. ^|^.-|^ j^^ ^y vorzüglich erhaltenen Stücken untin- dem Süd-Georgischen
Material vorfand. Die Etikette trug die auf ihn bezügliche Bemerkung:
„Fleischfarbige, große (11*) Lumbricoiden; Grasgrenze am
Strande, Süd-Georgien, Febr. 1883."
Das größte Stück hat eine Länge von 60 mm, eine größte Dicke
von r)'/2mm und besteht aus 87 Segmenten. Die Grundfarbe der kon-
servierten Tiere ist ein beUes (iraugelb. Dei' Voi'derkörper ist opak
und besitzt einen schwachen r()tlichen Schinnner. Am Hinterkörper
ungefähr vom CJürtel an ist die Haut schwach durchscheinend. Es
verursacht infolgedessen der Bauchstrang bei auffallendem Licht einen
kräftigen, weißen, ventral-medianen Streifen. Die Borstenlinien er-
scheinen wegen der Unterljrechung der Längsnniskelschicht dunkler.
p]benso die Linien der Segmentalorgan-Ausmündungen, diese letzteren
jedoch unterbrochen durch gi-oße, helle Flecke, in deren Mittelpunkten
sich die Offnungen der Segmentalorgane Ijetinden. Der (nirtel ist
gelbbraun bis rotbraun.
11~ Im Vei'gleicli mit den Exemiil;n-e'ii ilrs l';icliy<liiliis maximuy, die sieli in
demselben Glase befanden.
16
Die Olioochacteu von Süd-Georgien. 69
Der Kopflappen ist klein, kaum voiTagend. vorne gleiclmiäßiri-
flaeli gerundet, nach dem llücken /u in einen schmalen Streifen aus-
gezogen. Dieser Streifen springt tief in den Kopfring ein, nämlich
um ''^/.i diT griU.iten Längenausdehnung desselben. Seine Breite l)eträgt
nicht ganz Vi der gröCsten Dreite des Kopfringes. Seine Seitenränder
sind kaum merklich ausgeschweift, im allgemeinen parallel und hinten
geht er ohne scharfe (irenze in den Kopfring über.
Der Kopfring hat die Gestalt eines nur schwach konver-
gierenden, schief (d. h. ventrahvärts stärker als dorsalwärts) al)ge-
stumpften Kegels mit stark al)gerundeten Kanten. Durch eine schwache
Einschnürung, die i)arallel dem Hinterrande um den Kopfring herum-
läuft, ist derselbe in zwei ungleiche Teile zerlegt, deren vorderer der
gröÜere ist. Dis an diese Einschnürung gehen die Seitein'änder des
Ko])fla))penstreifens.
Die folgenden Segmente nehmen ungefähr bis zum achten stetig
an Dicke zu. Di(^ Dickenabnahme am Hinterkih'per ist nur gering.
Die borstentragenden Segmente sind mit Ausnahme der vom (iiirtel
in Anspruch genommenen fast regelmäüig dreiringlig. (Eig. 4 a).
Die Borsten stehen in 8 weitgetrennten Linien. Bezeichnet
man die Borstenlinien von der Bauchmittellinie zur Rückenmittellinie
gehend rechts mit 1 r, 2 r, 3 r und 4 r, links mit 11, 2 1, 3 1 und 4 1,
so ist die Entfernung zwischen 4 r und 4 1 ungefähr gleich einem Viertel,
die zwischen 1 r und 1 1 ungefähr gleich einem Achtel des ganzen
Körperumfangs. Die Entfernungen zwischen 1 r und 2 r, 2 r und 3 r
sowie 3 r und 4 r (bez. 1.) sind am ganzen Hinterkörper gleich groß.
In der Nähe des Gürtels nähern sich die zusammen gehörigen Borsten-
linien 1 r und 2 r sowie auch 3 r und 4 r (bez. 1.). Diese Annäherung
ist jedoch bei weitem nicht so stark wie Lankerster es von Acantho-
drilus kerguelensis beschreibt und abbildet (12* pg. 266 u. Eig. 2).
Gegen den Kopf zu entfernen sie sich wieder von einander, ohne jedoch
ganz die Stellung zu erreichen, die sie am Hinterkörper einnehmen.
Die Ausmündungsstellen der Segmentalorgane liegen etwas ventrahvärts
von den Borstenlinien 3 r und 3 1. Rückenporen habe ich nicht er-
kennen können.
Der Gürtel nimmt die beiden hinteren Ringel des XIIL Segments
das XIV., XV. und XVL Segment in Anspruch, die beiden letzten mit
Ausnahme eines dreieckigen, ventralen Eeldes, welches kciliVirmig von
12* „An account of the petrolni;'.. liufnnic. and zooldg. (•(ilicciiiiiis uiade in
Kerguelen a. Ilddriqucz, diu-, tlie tiansit ot' tlie Venus exped. E. Kay Lan-
kester: Terrestrial Aniiclida;" in: IMiilns. Tfaiisaft. I\(iy. Soc. I.ondoii.
V. 168; 1879.
17
70 Dr. W. Michaelsen.
Linteii in den Gürtel einspringt. Der Gürtel ist einf^esunken niid in-
folgedessen der Körperumfang an dieser Stelle geringer als an den
benachbarten. Die Segraentgrenzen sind am (iiirtel nicht /.u erkennen.
die Borsten jedoch, sowie die Flecke, die die Ausmün düngen der
Segmentalorgane markieren, geben einen sicheren Anhalt i'ür die
Zählung der Giirtelsegmente.
Zwei Paar dicker Papillen auf den Borstenlinien 2 r und 'i 1
tragen die Öffnungen der Samenleiter. Andere Geschlechtsöffnungen
sind äuüei'lich nicht erkennbar. Im X. Segment Hegen auf den Borsten-
linien 2 r und 2 1 in der Regel 2 gi'oüe Papillen, deren Bedeutung
weiter unten ])esprochen werden soll.
Die Borsten sind gerade gestreckt bis S-iTirmig geschweift,
ziendich stumjjf, in der Mitte verdickt. Trotzdem die Kntternungen
zwischen den Borsten 1. 2 inid o tiist gleich sind, besteht doch eine
engere Beziehung zwischen den Borsten 1 und 2 bez. ■'> und I als
zwischen den Borsten 2 und :!. An Querschnitten erkennt man, daß
die inneren Enden der Pxn-sten 1 und 2 be/. ?> und 4 einander ge-
nähert und durch JMuskeln verbunden sind, so daü num nicht eigentlich
von 8 getremiten Borsten reden kann. Es sind in der 'I'hat 4 Borsten-
paare, aber die 1)eiden Borsten eines jedi'U Paares sind dui'ch dazwischen
getretene Längsmuskeln auseinander gedrängt.
Der Darm besitzt im V. Segment eine nach hinten gerichtete
dorsale Tasche. Dicke Drüsenmassen undagern dieselbe sowie die be-
nachbarten Darmpartien und zahlreiche Muskeln gehen von d.er Tasche
durch jene Drüsennnissen hindurch zur Leibeswand.
Für Hoden halte ich Wucherungen der Dissepinu'ute IX. /X.
und X./XI. Verschieden weit ausgebildete Spermatozoen hnden sich
in birnförmigen , von einer feiner Membran (Peritoneum?) umhüllten
Säcken, die einen groüen Teil der Leibeshcihle imX., XI. und XII. Segment
ausfüllen (Samensäcke?). Als Ovarien nelnne ich paarige Wucherungen
des Dissepiments XILXIII in Ans])ruch. Diese Wucherungen, die in
das XIII. Segment hineinhängen, geben auf Schnitten perlschnurartige
Bilder, da die reifen luzellen die übrigen Zellen an (Jrölie übertreffen.
Wie l)ei allen Acanthodrilen sind auch bei A. georgianus 2 Paar
Samenleiter vorhanden. Die zierlich geformten Samentrichter liegen
paarweise in den Segmenten X und XI. Von hier aus gehen die hingen,
engen Samenleiter eng an die Leibeswand angelegt nach hinten bis in
die Segmente XVII und XIX. wo sie dui'ch die oben erwähnten Papillen
in den Borstenlinien 2 r und 2 1 nach aufien münden. Die Ausniündungs-
enden der Samenleiter sind stark verdickt und von mächtigen, lappigen
Prostata-Drüsen besetzt. Dicht neben den Samenleiteröfthungen treten
18
Die Oligochaeten von Süd-Georgien. 71
auch dieGeuitalborsteu aus dem Körper heraus. r)iesell)eu rulieu iu laugeu,
dickeu, weit iu die Leibeshöhle liiueiuhäugeudeu, muskulöseu Säckeu.
Die Genitalborsteu siud schlank, vorne scharf zugespitzt und verdicken sich
nach hinten gleichmäfsig. Sie sind iu der Regel leicht gebogen und das
äußere Ende ist meistens iu einem stumpfen Winkel umgeknickt. Weuige
kurze, dicke Zähne sitzen dem äußeren Eude auf. Die Genitalborsteu siud
bei sämtlichen Exemplaren vollkommen in den Körper zurückgezogen. In
dem Gcuitalborstensack, den ich aus dem einen Tier herauspräparierte,
waren die Borston nur zum Teil fertig gebildet. Neben den ausgebildeten
war iu ihm eine ganze Reihe noch in der Entwicklung begriffener Borsten
vorhanden. Fig. 4 c ist die genaue Wiedergabe eines aus dem Genital-
borstensack herausgezupften Lappens. In demselben liegen die Borsten
nach dem Eutwicklungsstadium geordnet neben einander. Es bildet
sich nicht zuerst die Spitze der Borste, sondern die innere Partie
eines weiter nach unten gelegenen Borstenstückes. Die junge Borste
vergrößert sich nach allen Richtungen hin, besonders stark natürlich
an den Endeu. Erst nachdem die Borste eine gewisse Größe erreicht
hat, beschränkt sich die Bildung mehr auf das innere Eude. In Fig. 4 c
hat erst die älteste I'orste eine fertig gebildete S})itze. Der größte
Teil der l)orste ist noch unfertig, wie nmn daran erkeuueu kami, daß
sich erst ein einziges Zälmcheu (und zwar auch noch nicht vollständig)
gel)ildet hat. Es arbeitet hier eine ganze Reihe von Zellen an der
Bildung eiuer Borste.
A. georgiauus besitzt 2 Eileiter. In dem XIII. Segmeut liegt
jederseits ein lang gestreckter, pantoffelförmiger Flimmertrichter, der
die reifen Eier aufzufangen hat. Diese Trichter gehen in kurze, dicke
Kanäle ül)er. die das Dissepiment XIII durchbohren, sich nach unten
umbiegen und dann diclit hinter der Intersegmentalfurche XIII. /XIV.
in den Borsteidiuien 1 r und 1 1 nach außen führen.
2 Paar Sanientaschen liegeu in den Segmenten YIII und IX.
und uiiiudeu iu den lutcn-segnuaitallürcheu VII/VIII und VIII/IX auf
den Borstenlinien 2 r und 2 1 nach außen. Sie sind groß, birnfcirmig
und iu ihre Ausführungsgänge mündet je ein Paar kleiner, ebenfalls
birnförmiger Divertikel ein.
Es ist noch die Bedeutung der dicken Papillen zu erörtern, die
ich bei einigen Tieren im X. Segment faud. (^)uerschuitte durch diese
Papillen zeigen, daß sich die Hvpodermis auf der Kuppe derselben zu
einem eigenartigen Organ umgewandelt hat. Ein aiiga])felf()rniiger,
hellerer, aus langen, spindelförmigen Zellen zusammengesetzter Körper,
von dem sich die benachbarten, nornnd gebildeten Hypodermiszellen
scharf absetzen, liegt zwischen Cuticula und Riugmuskelschicht (Fig. 4d).
19
72 r>i'- W. Miehaelsen.
Von allen Seiten treten helle Faserbündel in die Basis des Körpers
ein und verteilen sieh in demselben. Die Faserbündel halte ich für
Nerven. Avenngleieh ich ihren Zusanimenliang mit dem Centralnerven-
system nicht nachweisen konnte. Dieser Körper ist Avohl ein Sinnes-
organ, Avahrscheinlich ein Tast- oder Wollust-Organ.
Acautiiodiiius Vou dem Acauthodrilus (Lund)ricus Gr.) Kerguelarum (ir. (io*),
larum Gr. dem ein/igen Acanthodrilen, dt'u icli nel)en A. georgianns untersuchen
konnte (14*), unterscheidet sich der letztgenannte schon durch die
Form des Kopflai)i)eus. Die obige Beschreibung des Kopflai)pens von
A. georgianus ist allerdings nach dem Fxemijlar gemacht, das mir am
schwächsten kontrahiert zu sein schien und infolgedessen den längsten
und schmälsten Koi)flappenstreifen besaü. Bei anderen E.Kemplaren
ist das dorsale Kopflai)peustück etwas kürzer und breiter, nimmt aber
nie die Dimensionen an die das dorsale Kopfhippenstück des A. Ker-
guelarum (Fig. 5) besitzt.
13* Grube: „Annelidenaasbeute v. S. M. S. Gazelle." a. d.: Monatsber. : d.
Kiiiugl. Akad. d. Wissenschaft, zu J5crlin IS77.
14* Ich trlaulie mir. Herrn VnA'. Midiius für die freundliche üebersendunfj:
eines A. Kerguelarum Gr. auch an dieser Stelle meinen Dank auszusprechen.
20
Fifi'uren - Erkliirunfr. 73
Figuren - Erklärung.
Fig. 1. Pacliydrilus maximus nov. spec.
a. Lymplikörperchen (in Pikro-Karmin gefärbt).
b. Gehirn.
c. Querschnitt durch die Bauchstrang- Wucherung.
d. Segmentalorgan,
e. Samentasche.
Fig. 2. Pachydrilus germanicus Mich.
a. Lymphkörperchen.
b. Gehirn.
c. Querschnitt durch die Bauchstrang-Wucherung.
d. Segmentalorgan.
e. Samentasche.
f. Längsschnitt durch ein Hoden-Teilstiick.
Fig. 3. Pachydrilus nervosus Eisen.
Querschnitt durch die Bauchstrang- Wuclierung.
Fig. 4. Acanthodrilus georgianus nov. spec.
a. Kopfende von oben gesehen.
h. Genitalborste.
c. Lappen aus dem Genitalborstensack mit Genitalborsten in ver-
schiedenen Entwicklungsstadien.
d. Längsschnitt durch ein augapfelförmiges Organ.
Fig. 5. Acanthodrilus Kerguelarum Gr.
Kopfende von oben gesehen.
Fig. 6. Enchytraeus monochaetus nov. spec.
a. Gehirn.
b. Segmentalorgan.
c. Samentasche.
Fig. 7. Pachydrilus georgianus nov. spec.
a. Gehirn.
b. Samentasche.
21
Fi/j. /'
Midiaelseii, Oligodiaeteii von Süd- Georgien.
Zum Bc'iirlit üliw das XaUirlüslorLsdie Museum zu Hamburg füi'
Mg. /r
Fic/. /''
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Fig. 2^
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Jalirliuili der llnmliur(i.\visscus(li..\iisl;illpil V. 1SS8.
.MifkioLsfii Üliyochai'loii von Süd üeorcjioii.
Zum l]md\[ üIht das Xalidusloiisdie Miisouni zii Hainlmiif Rir 1887.
7-}//. .3.
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Füf. iV
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Fig.6i
4
9
Hü/. 71'
Jalu'buch der lIaiiümi'((A\issensch.AiistalU'n V. ISSS.
Die
Krebse von Süd - Greorgien
nach der Ausheute
der Deutschen Station 1882-83.
2. Teil. Die Amphipoden.
Von
Dr. Georg Pfeffer,
Mit 3 Tafeln Abbildungen.
Allorchestes georgianus nov. spec. (Taf. r, Fig. i a— n.)
Der Kopf ist ein weniges länger als hoch; die Breite übersteigt Aiiorchestes
die Länge etwas. Der Vorderrand des Kopfes ist in der Mitte zu geo»"gianiis.
einer ganz schwachen, zwischen die Wurzeln der oberen Fühler ein-
dringenden Sj)itze ausgezogen. Die oberen Fühlerwurzeln liegen in
einer etwa ' :, Kreisbogen gleichkommenden Ausbuchtung des Vorder-
randes; das untere Ende der Ausbuchtung reicht weiter nach vorne,
als das obere, und setzt sich in den ziendich kräftigen, sich allmählich
erhebenden, stumpf zugerundeten Backen-Lappen fort, welcher die
obere Hälfte des Grundgliedes der unteren Fühler von außen bedeckt;
außerhalb der unteren Hälfte des Grundgliedes zieht sich der Vorder-
rand des Kopfes wieder etwas zurück, jedoch nicht bis zum Niveau
des Stirnschnabels, um dann amiäliernd rechtwinklig in den Unterrand
des Kopfes überzugelien. Das Auge ist wohl entwickelt; es liegt dicht
hinter der Ausbuchtung am (irunde der großen Fühler.
Der Eücken ist überall wohl gerundet. Die Dorsal-Linie der
einzelnen Ringe ist im allgemeinen ziemlich schwach konvex; auf dem
letzten Mittelleibs-Ringe beginnend, auf dem Nachleibe stärker werdend,
tindet sich in der Mitte jedes Ringes eine schwache Einsattelung.
Die unteren vorderen Ecken der Ringe sind nicht ausgebildet,
sondern hier weicht der Kontur im Bogen zurück, um dann in den
Bauchrand des Segmentes überzugehen; am 1. Ring ist der Bogen
flacher als am 2., etwa gleich dem am H., der sich annähernd so wie
der 4. verhält; die Ventralkanten der Ringe sind etwas geschwungen.
An den drei folgenden Ringen stoßen Ventralrand des Ringes und
Oberrand des Epimers in grader Linie zusammen; am 5. verläuft diese
Kante parallel der Dorsalkante des Ringes, am folgenden neigt sie
sich, wie gewöhnhch, schwach, am 7. stark nach vorn und unten. Die
hintere untere Kante des 5. Ringes zeigt eine kräftige, die des ß. eine
schwächere, die des 7. keine Ausziehung.
3 7-
78 Pfeffer, Krebse von Süd-Georgien.
Die Epimeren sind, wie in der Gattung überhaupt, ziemlich-
hoch ; die Höhe einer jeden ist etwa um »/:, mehr , als die des
entsprechenden Ringes. Bei den älteren Tieren findet sich am Ventral-
rande des 3., 3. und 4. Epimers ein kerbartiger Einschnitt, der bei
den verschiedenen Individuen nicht ganz, aber doch annähernd an
derselben Stelle sich befindet. Von den vier großen Epimeren ist das
?). das höchste, dann folgt das 4. und 3.; das 1. ist das niedrigste.
Das 1 . ist dreieckig spateiförmig und reicht nach vorn bis an das
Niveau des Auges; sein Vorderrand ist schwach konkav geschwungen,
die vordere Ecke zugerundet, der Unterrand konvex. Die von den
folgenden Epimeren überdeckten Hinterränder des 'I. und 3. Epimers
sind grade, senkrecht, der des 4. konvex geschwungen. Der Vorder-
rand des 2. bis 4. Epimers ist geschwunden und geht gerundet in den
Unterrand über; beim 4. Epimer ist eigentlich kein Unterrand vor-
handen, sondern Vorderrand und Hinterrand neigen sich nllmählich
gegen einander und gehen zugerundet in einander ül)er.
Die ersten drei N a c h 1 e i b s - S e g m e n t e haben charakteristisch
gebildete epimeriale Lappen, die jedoch nicht sehr hoch sind, sodaß der
sonst bei Amphipoden auftretende ganz ungeheure Höhenunterschied
zwischen den letzten Mittelleil)s- und ersten Nachleibsringen hier nicht
auftritt. Der Winkel, in dem sich der Hinterrand des epimerialen
Lappens von dem des Segmentes absetzt, ist beim 1. Segment kaum
angedeutet, ])eim 3. a;anz schwach, beim 3. merklich, jedoch sehr
stumpf, sodaß sich der dorsale Teil des Segmentes nur schwach kappen-
förmig über das folgende Segment hinweg legt. Der Vorderrand des
Lappens am 1 . Segment weicht stark zurück, bei den beiden folgenden
verläuft er i)arallel dem Hinterrande. Der Unterrand ist beim 1. ganz
kurz und auüei-ordentlich stark geschwungen; bei den beiden folgenden
länger und schwach konvex. Der liinterrand geht beim 1. Segment
allmählich in den Unterrand über; bei den beiden folgenden findet sich
an der Grenze beider Ränder eine etwa rechtwinklige, ein wenig aus-
gezogene Ecke.
Das Telson ist kurz und dick; es ist bis auf den Grund ge-
spalten; die Spaltäste stehen weit aus einander, sind fast doppelt so
lang wie l)reit, proximal und außen abgeschrägt, sodaß sie in einer
schräg stehenden Spitze endigen.
Die oberen Antennen überragen den Stiel der unteren um die
Länge des 5. Stammgliedes der unteren. Die olieren sind so lang, Avie
Kopf plus erstes Segment, die unteren etwas länger, als Kopf plus die
ersten beiden Segmente. Die drei Stammglieder der oberen Antennen
nehmen ein wenig an Jjänge und ziendich kräftig an Breite ab. Die
4
Pfeffer, Krebse vou Süd-Georgien. 79
einzelnen Geißelglieder sind trapezisch, die proximalen breiter als lang,
das *J. ebenso' Ijreit Avie lang, die distalen schmaler als lang, die
äußersten lang zylindrisch. Durch die trapezische Form der einzelnen
Glieder erscheint die Geißel kräftig gesägt; sie hat etwa 17 Glieder.
Das 1. Glied der unteren Antennen ist, wie gewöhnlich,
nur auf der Außenseite, und zwar als eine unregelmäßig rundliche
Platte entwickelt. Das '2. (ilied ist ein ziemhch schmaler, vollständig
herumlaufender Eing, der sich oberhalb des 1. Gliedes etwas mehr
entwickelt und dort als schmale, das 1 . Glied oben überlagernde und
mit ihm zugleich distal abschließende Platte zu Tage tritt. Das
o. Glied ist zylindrisch, etwa so lang, wie das 1 . oder tl. ; das 4, ist
etwas länger als die vorangehenden zusammen; sein Innenrand ist mit
einigen kräftigen Sägezacken versehen ; der 5. Ring ist ein wenig länger
und schmäler, gleichfalls mit gesägtem Innenrande. Die Geißel besteht
aus etwa 18 Gliedern, deren trapezische Gestalt der Geißel scharf
gesägte li ander giel)t. Das 1 . Geißelglied ist fast doppelt so lang, wie
die folgenden, die folgenden sechs sind breiter als hoch, das 7. von
gleicher Höhe und Breite, die folgenden an Höhe gegen die Breite
zunehmend; die äußersten sind schlank zyhndrisch. Der distale obere Eand
sämtlicher Glieder, ebenso wie die Sägezacken der Stammglieder sind
mit steifen, im letzten Falle zu Bündeln zusammen tretenden Haaren
besetzt. Außerdem zeigt jedes Geißelglied am distalen unteren Rande
ein dichtes Büschel langer Haare von mäßiger Steifheit.
Das Epistom ist etwa dreieckig, eni wenig länger als breit;
die zugerundete Spitze liegt nach hinten; der ^'orderrand ist abgestutzt,
die Mitte schwach und stumpf herzförmig eingekerbt, an der vorderen
seitlichen Kante schräg abgestutzt. — Die Oberlippe ist im allgemeinen
trapezisch, etwas breiter als lang, die hinteren Ecken abgeschrägt, die
Vorderkante und die vorderen Ecken etwas zugerundet. Der seitliche
Rand ist nach hinten stark chitinisiert, nach vorn, ebenso an den
seitlichen Ecken, mit einem dichten Kamm kurzer Haare berandet, die
nach der Mitte der Vorderkante zu immer kleiner werden.
Die Spitze der Oberkiefer zeigt eine Reihe von drei kräftigen
Zähnen, welche sich in eine nach innen herundaufende Reihe von
kleinen Zähnchen fortsetzt. Nach iniuMi und i)i'oximal von dieser
Schneide findet sich die andere, annäliernd frei bandförmig entwickelte
Innenschneide mit etwa fünf kurzen Zähnen. Beide Schneiden sind
braun chitimsiert. Proximal von der Innenschneide zeigt der Innenrand
einige wenige lange Fiederhaare. Der Molarfortsatz hat eine schmal
elliptische Endfläche; der Rand ist gelb chitinisiert und mit den
übhchen feinen Zähnchen versehen. Der iinierste proxinuüe Rand des
5
30 Pfeffer, Krelise vou Süd-Geurgieu.
Molarfortsatzes zieht sich als scharfe Leiste nach außen und clistalwärts
auf den Stammteil des Kiefers herum und ragt in der aboralen Aufsicht
als Zahn hervor. Die Innenschneide des rechten Kiefers ist etwas
schwächer und zeigt etwas längere, aber unregelmäßige Zähne.
Die Außenlade des 1. Unterkiefers zeigt an ihrem Ende etwa
fünf starke gelbe Stacheln, welche einseitig mit einem Kamm starker
dicker Fiederzähne versehen sind. Auf dem am tiefsten und am
meisten einwärts gelegenen Teile der Distalkante sind in ähnlicher
Weise vier zartere hyaline Stacheln mit sehr feiner einseitiger Fiederung
von kammzahnartigen Elementen. Die Iiinenlade ist klein und schmal,
sich distal verjüngend, mit gradem Außenrande, etwas gebogenem,
schwach behaarten Innenrande und an seinem Ende mit zwei langen
gefiederten Haaren, die sich von der Lade mit deutlichem Gelenk
absetzen. Der Taster ist ganz schlank biscnitförmig, Avodurch
anscheinend sein Bestehen aus zwei Gliedern angedeutet wird ; am
Ende trägt er einige schwache Haarbildungen und eine lange Borste.
An den Unterkiefern des zweiten Paares zeigt der nicht-
ladenförmige Teil des 1. (iliedes einen im Bogen nach vorn und innen
verlaufenden Kontur, Die Lmenlade ist halbeiförmig, mit gebogenem
Innen- und gradem Außenrande. Die distale Hälfte des Innenrandes
trägt eine große Anzahl gekämmter Dornen, deren jjroximaler größer
ist, als die übrigen. Der mittlere Teil des Innenrandes trägt ganz
schwache Haare. Die Außenlade überragt die innere an Länge ein
wenig, ist schmaler, mit annähernd parallelen, schwach behaarten
Rändern; das Apikal-Ende trägt eine große Anzahl nicht gefiederter
Stachelborsten, die dünner und fast so lang sind wie die der Innenlade.
Der hintere Kontur der Grundplatte der Kieferfüße stellt
einen Bogen von dem Umfange eines drittel Kreises dar; von da an
wenden sich die Kanten plötzlich in der Richtung der kleinen Axe
nach innen und biegen dann rechtwinklig nach vorn al). Die ganze
Platte ist ein wenig länger als breit. Der Vorderrand ist, wie
gewöhnlich, nur an den Seiten entwickelt, indem sich das 1 . Glied der
Gliedmaaße innen weit in die Grundplatte hineinschiebt. Das 1. Glied
ist, wie gewöhnlich, halbherzförmig.
Die Innenlade reicht nicht ganz so weit nach vorn, wie der
Außenrand des o. Gliedes; die Ränder sind annähernd parallel; am
Distalrande zeigt sie eine Bewehrung mit einigen dicken, kurzen Zähnen
und einer Anzahl von Borsten, die auf der konvexen Seite oder auf
beiden Seiten gekämmt sind; der an der Innenecke stehende Zahn ist
kurz; die übrigen Stacheln des Distalrandes nehmen nach außen an
Länge zu, dagegen ctn Dicke und Festigkeit ab. Der oralwärts ein-
6
PfeS'er, Krebse vou Süd-Geoi-gieü. 81
geschlagene vordere Teil des Iimeiiraiides trägt lauge, schlaffe Fieder-
liaare; der vorderste Teil der Außenkante hat einige Avenige Haare.
Das 2. Glied sitzt mit ziemlich breiter Basis dem Distalende des
1. Gliedes auf, nui* von den Ecken überragt; sein Außenrand ist etwa
doppelt so lang, Avie der des I . Gliedes ; es verbreitert sich distal
ziemhch kräftig. Die Außenlade ist bedeutend entwickelt; ihre Spitze
reicht distalwärts über die proximalen zwei Drittel des -4. Gliedes
hinaus; ihr Innenrand ist fast doppelt so lang, als der äußere, der
freie distale Lappen ist annähernd elliptisch. Der äußerste Teil des
Außenrandes und die distale Hälfte des Innenrandes trägt kleine
Borstenstifte, die nur zum kleinen Teile über den Ladenrand hervorragen,
sondern in der Hauptsache innerhalb der Lade zwischen den Chitin-
lamellen verlaufen. Da, wo der freie Lappen der Lade sich von dem
proximalen Teile absetzt, steht am Rande und auf dem daneben
liegenden Theile der Aboraltiäche eine schräg nach außen und distalwärts
ziehende Reihe langer Borsten. - - Der inneren Hälfte des freien Distal-
randes des ;2. Gliedes aufsitzend schließt sich der sehr viel schmalere
tasterartige Teil der Gliedmaße an. Der Innenrand des 3. Gliedes ist
etwa so lang, wie der Außenrand des ersten, sein Außenrand dagegen
doppelt so lang, so daß der Distalrand sehr schräg nach außen
gewandt ist; die innere distale Ecke ist schwach lappenförmig entwickelt.
Der Innenrand des 4. Gliedes ist fast so lang, wie der Außenrand des
3., der Außenraud um ein Drittel kürzer; der Distalrand ist quer,
die distale innere Ecke in einen gerundet-dreieckigen, nach innen und
distalwärts ragenden, deuthchen Lappen ausgezogen. Das vorletzte
Glied ist annähernd so lang, Avie der Innenrand des 4., von halber
Breite des 4., mit deutlichem vorderen inneren Lappen, - — Das Endglied
erreicht etwa drei Viertel der Länge des vorletzten, ist noch nicht halb so
breit Avie dieses, distal sich zuspitzend und hier mit einer hyalinen
Kralle versehen, — Die Außen- und Innenecke der Distalkante der
Glieder zeigen Haarbüschel; außerdem noch die ganze Distalkante des
5. und 6. und der Innenrand des (i, und 7, Gliedes.
Die beiden ersten Beinpaare des Mittelleibes haben
Greif bände, die am '2. Paare ganz außerordentlich viel stärker ent-
Avickelt shul; das Handglied ist fast zwei ein halb nuxl so lang und
fast drei mal so breit ^yie das des 1. Paares. Das 2. Glied des
1, Paares verbreitert sich distal kräftig; das 3. ist kürzer und trägt
am Außeiu'ande einen kleinen, al)er ganz scharfen, halbkreisförmigen
Ausschnitt; das 4. ist etAvas länger, sein Innenrand lang, sein x\.ußen-
rand kurz, sein Distalrand in der aboralen Mitte stumpfzähnig aus-
gezogen. Das 5. Glied ist an seinem Außenrande etwa so lang, wie
7
82 Pfeffer, Krelise von Süd-Georgien.
der limenrand des 4., die Distalkaiite so lang wie die äußere. Das
ganze Glied ist (wenn es geliürig zur G(dtiuig kommt, was auf der
Zcielniuug Taf. 1 , Fig. 1 d nicht ganz der Fall ist) von etwa anderthalb-
facher Größe des 4. Gliedes. Das 4. und 5. Glied zusammen machen
etwa zwei Drittel von der Größe des Handgliedes aus. Dies hat einen
schwach gebogenen Aulienrand und einen graden Innenrand; der grade
Distalrand stößt mit iinn in einer stumpf gerundeten Ecke zusammen.
Die Länge des Ghedes ist etwa gleich der des 8,, 4. und 5. zusammen
genommen, die Breite gleich zwei Dritteln der Länge. Das Endglied
reicht mit der stärker eingebogenen chitinigen Spitze etwas id)er den
Anfang des Innenrandes hinweg. Die Haarbildungen der Gliedmaße
sind schwach, doch an den charakteristischen Stellen ausgej)rägt. Der
Innen- und Distalrand des Handgliedes ist mit gewöhnlichen Borsten
versehen; an der Stelle, gegen welche sich die Sjjitze des Klauen-
gliedes einschlägt, steht dicht neben dem Kande jederzeit je ein
spitziger Stachel.
Das 2. Glied der 2. Gliedmaße ist lang uiul kräftig, die dj'ei
folgenden dagegen schwach und klein; das dritte ist ziemlich schmal,
das folgende scheinbar distal verbreitert; in Wirklichkeit ist jedoch
die scheinbare Distalkante des Gliedes der vordere Teil der Innenkante,
der sich von dem hinteren Teile derselben so scharf absetzt, daß das
Glied hier in eine dreieckige Spitze ausgezogen ist; der vordere
Teil der Innenkante legt sich gegen das proximale Stück der Innenkante
des Handgliedes. Außenkante und Distalkante des 4. Gliedes liegen
in gleicher Flucht; die Außenkante ist kaum angedeutet. Das 5. Ghed
ist ganz kurz, dreieckig, mit wenig angedeutetem Innenrande. Das
Handglied ist schlank herzförmig; die Außenkante bildet die eine, die
Distalkante die andere Seite der Herzfigur, die Si^itze liegt am Ursprung
des Klauengliedes. Das wesentlichste Merkmal des Handgliedes ist,
daß der Innenrand sich halljkreisförmig herumwöll)t und gegen den
Innenrand des '). und 4. Ghedes legt. Das Handgiied ist so lang, wie
das 2., ))., 4. und ö. Glied zusammen genonnnen; die Breite ist gleich
vier Fünfteln der Länge. Die Haarbddung auf der Gliedmaße ist eine
ganz schwache; an den üblichen Stellen stehen nur vereinzelte Hudimente;
der Innen- und Distalrand des Handgliedes dagegen trägt zwei dichte
Reihen von Borsten, die an dem proximalen Teile des Innenrande deut-
licher zu Büscheln zusammen treten; am Ursprung dieser Büschel findet
sich stets eine schwache Einkerbung des Randes. Stachelbildungen sind
nicht vorhanden. Zwischen die beiden Borstenreihen schlägt sich das
Klauenglied der Ghednuiße ehi. Dies ist stark eingebogen; es führt
am Innenrande ganz kleine, hyaline Borstenstifte.
8
Pfeffer, Krebse von Süil-Georüien. 83
Das o. und 4. IJeinpaar ist gleich gebildet, etwas dünner und
nicht so borstig, wie die drei folgenden. Das ;2. (ilicd ist ziemlich
kräftig, das o. dünner und kürzer, das 1. lang, mit einer dreieckigen
Ausziehung am Distah-ande; das 'i. wieder viel kürzer und scliAväclier,
mit einer ähnlichen aber schwäclieren Ausziehung; das (>. schlank und
fast so lang wie das 1.; das Klauenglied kräftig und gel)Ogen. Die
Behaarung ist ziendich schwach; das 4. zeigt auf der (nach vorn
gerichteten) Aufienkante, das 5. auf der Innenkante einige ^ausschnitte,
die Haarbüschel tragen.
Das 5., (i. und 7. Bein paar ist einheitlich gebildet, kräftig,
stark behaart, an ijänge etwas, jedoch nicht bedeutend, zunehmend.
Die Epimeren der beiden ersten setzen sich mit scharfem Einschnitt
als rundliche Lappen ab; das 7. Paar zeigt keine e})imeriale Abgiiederung,
sondern das I.Glied ist eine gleichmäßig halbkreisförmige Platte. —
Die '2. Glieder sind kräftig, nach hinten mit einer großen halb-blatt-
förmigen Verbreiterung versehen; dieselbe setzt sich beim 5. Paare
durch einen schwachen Kerbschnitt. l)eim (>. durchaus nicht, beim 7.
mit einer sehr kräftigen Auskerbung vom Distalrande des Gliedes ab.
Die 2. Glieder sind etwa von der Ausdehnung des Epimers der "2. oder
o. Gliedmaße, etwa so hoch wie breit. Der Hinterrand ist bei allen
Exemplaren ab und zu eingeschnitten, gleich wie die vorderen Epimeren.
— Die n. Glieder sind klein. — Die 4. Glieder sind kräftig, an der
Außen- und Innenkante stark gesägt und mit kräftigen Haarbüscheln
versehen, die Außenspitze des Distalendes ist etwas ausgezogen. — Die
ö. Glieder sind schwächer und kürzer, mit distaler Ausziehung, jedoch
nur an der Innenkante und an der Spitze der Ausziehung mit Haar-
büscheln versehen. — Die (5. Glieder sind lang und schlank, in gleicher
Weise wie die fünften Glieder behaart. — Die Klauen sind ein wenig
stärker als bei den beiden voraufgelienden Gliedmaßen.
Die Nek top öden haben ein sehr kurzes Grundghed und ein
sehr langes Hauptglied des Stammes; die Geißeln sind etwa doppelt
so lang, als das 2. Stammglied, die innere ganz wenig länger, platt,
schmal. Die Einkerbungen am Rande des proximalen Teiles sind
ziemlich undeutlich und nahe bei einander stehend, die des distalen
Teiles schärfer uinl weiter von einander entfernt : es sind etwa
1 S Kerbglieder vorhaiiden und ein ungekerl)ter })roxinuiler Teil, der an
Länge etwa einem Drittel des 2. Stammgliedes gleichkommt. Die
Schwimmhaare sind länger als der (bitte Teil der Geißellänge.
Die Haitopoden nelnnen an Länge stark ab. Das Stammglied
des I.Paares ist etwa so lang, wie das 5. Glied des 7 . Beinpaares ;
das des 2. Paares ist halb so lang, untl das des o. Paares erreicht
9
84 Pfeffer, Kreljse von 8üd-Georgieu
noch nicht die lialhe Länge des hetreffenden GHedes der 2. Haltoj)oden.
Der Außenast jeder Ghedniaße ist länger als der Inneiiast; heide Aste
sind an der hinteren Kante mit einigen einzelnen Stacheln und am
Ende mit mehreren, nämhch '2 oder ?>, dicht bei einander stehenden
größeren Stacheln versehen. Am 3. Paare ist der Außenast ver-
schwunden,
(iröße des ausgestreckten Tieres 1(),5 nun.
Ziemlich viel Stücke, „Tiefe Ebbe, grau-grün, unter Steinen."
Bei den jungen Stücken sind die Glieder der AntenncngeißeJn
in ganz geringer Zahl ausgebildet und unterscheiden sich in ihrer Aus-
))ildung kaum von den Stammgliedern; ferner überragen die oberen
Antennen den Stiel der untei'en kaum, sodaß dies Jugendstadium auf
diese Weise den wichtigsten Charakter der Gattung Orchestia aufweist.
Metopa Sarsii nov. spcc. (Taf. ii, Fig. 3, b und T^r. ni, Fig. 2.)
Metopa J )ie allgemeine CJestalt schließt sich durchaus an die der nordischen
Meto})a- und Montagua-Arten an. Skulptur ist nicht vorhanden; ebenso
sind die Mittelleibs -Segmente durchaus nicht ausgezeichnet. Die
Hinterränder der Segmente richten sich ein ganz wenig nach hinten;
die hhitere untere Ecke ist ein wenig gerundet, winklig ausgezogen.
Die Hinterkante des 1. Nachleibs -Segmentes ist bei den vorliegenden
Stücken nicht deutlich zu sehen; die der beiden folgenden Segmente
ist blattförmig ausgezogen, mit hinterer Spitze.
Das Telson ist lanzettlich, mit querem, in der Mittellinie etwas
eingekerbtem Grunde; es ist dick, seine Seitenränder schehien etliche
Stachelzähne zu haben.
Die Stirn sjjriugt in der Mittellinie mit einem stumpfen Wiid^el
zwischen die Basis der oberen Eülder. Der Ausschnitt für die letzteren
ist kräftig; der Backenlappen wölbt sich sehr kräftig nach vorn und
biegt dann in gerundetem rechten Winkel nach hinten und etwas nach
unten um. Die Augen hatten bei allen drei Stücken ihr Pigment ver-
loren; sie sind kreisrund, so hoch Avie die Dicke der Grundglieder der
oberen Eühler.
Das 1. Glied der oberen Fühler ist länger und l)esonders
nach der Basis zu viel dicker als das ;2.; das >\. Glied ist wiederum
viel dünner und erreiclit noch nicht die Hälfte der Länge des 2. Gliedes.
Die Geißelgheder schließen sich in ihrem Hal)itus durchaus an das
letzte Glied des Stammes an; sie nehmen nach der Sjjitze zu an Länge
etwas zu und an Breite ab ; das 1 . ist ein wenig länger als breit, das
2. doppelt so lang als breit und so fort; die späteren werden stab-
förniig, die allerletzten wieder kürzer als die voraufgehenden. Es sind
10
Pfeffer, Ki-ebse von Süd-Georgien. 85
12 Geißelglieder vorliandcii. Am )l. Staninigliedo und au der Spitze
der Geißel üiideu sieh viuv^e bdiwache Haarl)ihhiiii;en; sonst sind die
Fühler kahl.
Das 1. und -2. Ghed der unteren Fühler ist nach der
gewöhnhchen Art gebildet; das letztere hat eine sehr kräftige, sclmppen-
förmig vorspringende, untere distale Ecke. Das a. ist nur ganz wenig
länger als das 2., zylindrisch. Das 4. ist sehr lang, das 5. etwas
Aveniger laug und etwas weniger dick. Die darauf folgende Geißel
schließt sich, wie bei den oberen Fühlern, im Hal)itus durchaus an den
Stamm au. Es sind \'2 Geif.ielglieder vorhanden, die alle sehr viel
länger als breit sind; auf der oberen Fläche der Geißel und am Ende
stehen einige vereinzelte Haarbildungeu.
Der Oberkiefer hat einen kurzen, dreigliedrigen, am Ende
beborsteten Taster, dessen letztes Glied sehr kurz ist.
Die ersten Maxillen haben eine kurze Innenlade, deren
Behaarung ich nicht erkennen kann. Die Außenlade ist von mittlerer
Größe, wenig gebogen, von gewöhnlicher Form und zeigt am Ende fünf
sehr lange, wenig gebogene, spitze, kräftige Stacheln und an der inneren
Ecke einige steife Haare. Der Taster ist zweigliedrig; das 1. Glied
kurz, das 2. lang, eiförmig. Es legt sich völlig an die Außenlade an
und überragt deren Distalrand mit den distalen zwei Dritteln ihrer
eigenen Lauge; jedoch reichen die großen Stacheln der Außenlade
ebensoweit wie der Taster. Der Distalrand ist sehr kräftig und scharf
gesägt; im Grunde jedes Eindruckes steht eine Stachelborste.
Was ich vom zweiten Unterkiefer zu sehen vermochte,
entsprach den gewöhnlichen Defunden.
Das Segment der Kiefer fuße ist eine trapezische Platte, vorn
durch eine Kante begränzt, deren beide Hälften in der Mitte in einem
Winkel von etwa MO" zusammenstoßen. Demgemäß springt das 1. Glied
nicht, Avie gewöhnlich, tief in das Segment ein. Die Außenkante des
1 . Gliedes ist etwas länger als die Hälfte der luneidcante. Die Innen-
lade ist klein, kurz rundlich, nur über zwei Fünftel des Gliedes hinweg
reichend, am Distalende mit zwei kräftigen Borsten. Von einei- Be-
haarung des eingeschlagenen Randes mit Fiederborsten konnte ich nichts
sehen, obgleich das Bild recht klar war. Das 2. Glied ist sehr lang.
Die Außenlade ist nur ausgej^rägt als die zngerundet dreieckige, etAvas
vorspringende distale Ecke, welche am Inncni'andc drei Borsten trägt.
Die folgenden Glieder sind etwas schmaler als das 2., die drei folgenden
verlängern und verschmälern sich etwas; am Imien- und Vorderrande
haben sie einige Borsten, besonders das vorletzte. Die Eudklaue ist
11
86 Pfeffer, Krebse von Süd-Georgien.
schlank, so lang wie das voraufiieliende Glied, an der Tnnenkante mit
kurzen, steifen Haaren bestanden.
Das 2. Glied der 1. Gliedniaße ist lang und sehr sehlank; das
folgende ist kurz, der Innenrand längei-, der Aufkiurand kürzer als die
Breite des Gliedes; das folgende Glied mit ganz kurzem AulJen- und
langem Innenrande, die distale innere vorspringende Ecke mit einem
Borstenbündel besetzt; der distale, ganz auf die Auüenseite gerückte
Rand ist sehr lang; das 5. Glied ist breit, der Auüenraiul d(»i)i)elt so
lang als der innere, an der Innen- und Vorderkante mit langen Borsten
l)estan(h'n. Das Handglied sitzt mit breiter Basis auf und hat einen
annähernd bogenförmigen Umriß ; der Distalrand ist mit einer lockeren
Reihe ziemlich kurzer Borstenstifte bestanden. Die Klaue ist sehr schlank,
mäßig gebogen, von etwas mehr als halber Längen des Handgliedes.
Die '2. Gliedmaße ist viel länger und ki'äftiger als die 1., zeigt
aber im übrigen durchaus entsprechende Merknude; nur ist das di'itt-
letzte Glied im Verhältnis viel kürzer. Das Handglied verbreitert sich
von seiner Pjasis bis an die nn"t einem kleinen, s})itzen Zahn versehene
Innenecke des distalen Teiles des Innenrandes ; dieser ist doppelt so lang
wie der proximale und etwas gebogen, während Innen- und Außenrand
grade ist. Der distale Iinienrand ist mit einer lockeren Reihe von
kurzen Borstenstacheln besetzt; die Klaue ist sehr schlank, müßig gebogen
und reicht ül)er die äußeren drei Viertel des distalen Innenrandes.
Für den Typus der drei folgenden Beinjiaarc schildere ich das
4. Paar. Es hat ein ziendich schlankes 2. Glied, dem ein ganz kurzes 3.
folgt; das 4. erreicht an Länge etwas mehr als zwei Drittel und an
Breite etwas mehr als die Hälfte des 2. Gliedes; an der äußeren distalen
Ecke ist es in eine kräftige, dreieckige Spitze ausgezogen. Das 4. Glied
ist halb so lang und etwas dünner als das o., gh:'ichialls mit ausgezogener
Ecke. Das (>. ist etwas schlanker und hat die halbe Länge des 6. ddiedes.
Abg(^sehen von schwachen Haarbildungen sind die ni regelmäßigen Ab-
ständen auf dem Innenrande des dritt- und vorletzten Gliedes stehenden
kräftigen Borstenstacheln hervor zu helfen.
Die zweiten Glieder der drei folgenden Beini)aare haben nur
scliwache Verbreiterungen ; proximal ist die Verbreiterung etwa so
breit wie der eigentliche Stannn des Gliedes, distal wird sie niedriger;
das verbreiterte Glied hat im allgemeiiK^i eine schlaidv elliptische Form.
Länge 3,1 mm.
Es sind im ganzen 8 sehr mäßig erhaltene Stücke vorhanden,
von denen das schlechteste zur Beschreibung der pjinzelheiten der
(diedmaßen benutzt wurde. Eine Notiz über eines der Stücke lautet:
Tiefe Ebbe.
12
Pfpffer, Krebse von Süil-Geoij^iei). 87
Anonyx Zscliauii noo. ^pec. (Xaf. ir, Fig. i.)
Die Gestalt ist sehr liocli gewölbt, indem die Höhe der Seg-
mente wie der Epimeren nach der IVLitte der Körperlänge zu stark
Avächst. Die Ringe des Älittelleibes wachsen derart, daß die letzten
drei Ringe mehr als die doppelte Höhe des ersten Ringes haben.
Die Hinterkanten der Mittelleibs-Ringe richten sich sehr schräg
nach hinten; die untere hintere Ecke zieht sich an allen Segmenten
nach hinten in einen kleinen, gerundet-dreieckigen Lappen aus. Die
Ventralkante der ersten fünf Ringe l)ildet, wie gewöhnlich, eine grade
Linie ; bei den folgenden Ijeiden steigt die Ventralkante nach vorn herab.
Die drei ersten Ringe des Nachleibes entwickeln grosse epi-
meriale Lappen; der Hinterrand des ersten setzt sich vom Hinterrande
des Ringes in weitem Bogen ab; er ist breit blattförmig und endigt
rundlich, mit kaum angedeuteter Hinterecke. Der Lappen des t2. Seg-
ments setzt sich kräftiger ab ; er ist größer, noch Ijreiter blattförmig
und hat eine rechtwinklige Hinterecke, in welcher der schwach • kon-
vexe Unter- und Hinterrand zusannnen stoßen. Der '■^. Nachleibsring hat
die häutig vorkommende kappenartige P^orm; sein epimerialer Lappen
setzt sich rechtwinklig vom Segment ab und endigt gerundet recht-
W'inklich mit gebogener Ventral- und Hinterkante. Der 4. Nachleibsring
ist für die Art am meisten charakteristisch. Der vorderste Teil des
Rückens hegt, wde in der Gattung gewöhnlich, zunächst in der Elucht
des vorangehenden Segmentes, fällt dann aber plötzlich ab, um sich
kurz darauf wieder zu erheben; diesei' Anstieg ist kielartig zusammen
gedrückt; hier auf der höchsten H()he des Segmentes erhebt sich
plötzlich ein Dorn, dessen Vorderkante senkrecht abfällt, w^ährend dies
nach hinten allmählich gescliieht. und dieser Abfall allmählich in den
des ganzen Segmentes übergeht. Der Teil hinter dem Dorn ist nicht
zusammen gedrückt. Das ö. Nachleibs-Segment ist klein, mit rundem
Rücken. Am ti. setzt sich der Rücken von den Seiten durch zwei
kleine aber sehr scharfe, hochstehende Leisten ab ; zw^ischen beiden ist
der ganze Rücken von einer Längsgrube eingenommen. Das Telson
ist dreieckig blattförmig, durch einen Schnitt mit ])ai-allelen Wänden
bis fast auf die Basis geteiU ; die Si)althällti'n sind schmale, etwas ver-
j iingte, kammzahnartige Plättchen.
Die Epimeren sind groß, wenn auch nicht ganz in dem Maße
entwickelt, wie Ijei A. feroniatus. In (U'r Mitte der Segmentlänge
gemessen, verhalten sich die Hcihen der Segmente zu denen der Epi-
meren beim 1. und 2. fjist wie 1 : ;> ; beim :>. wie 1 : 1'2; lieim 4. wie
1 : I':!. Das ]. Epimer scliieht sich stark naeh vorn ühe'r einen Teil
18
88 Pfeffer, Ki'ebse von JSiid-Georg'ien.
des Kopfes hinweg ; sein Vorderrand ist etwas konkav, die vordere Ecke
gerundet-spitzwinklig, der Ventralrand mäßig gerundet; der frei hervor-
tretende Teil dieses Randes ist so lang, wie der des 2. und 3. Epimers
zusammen genommen. Die drei folgenden Epimeren wölben sich, die
ersten schwach, das 4. kräftiger konvex, nach vorn ; die vorderen
Winkel sind gerundet, beim letzten stumpfer; die Ventralkanten sind
fast grade, ganz schwach konvex.
Die Stirn läßt ihre beiderseitigen graden Kanten in der Mitte
in einem durchaus nicht ausgezogenen Winkel von etwa 140*^ zusammen
stoßen. Der Ausschnitt für die großen Fühler ist kräftig. Der Backen-
lappen wölbt sich mit konvexer Kante sehr kräftig nach vorn und
bildet einen zugerundeten spitzen Winkel. Das Auge ist außerordentlich
groß ; es reicht mit Ausnahme eines kleinen ol)eren und eines noch
kleineren unteren freibleibenden Stückes über die ganze Seite des
vorderen Kopfteiles. Es ist unregelmäßig biscuitf()rmig; der obere Teil
kürzer und schmaler als der untere.
Die Fühler sind kurz; die oberen etwa so lang wie die Rücken-
linien der drei ersten Mittelleibs -Segmente; die unteren reichen, nach
vorn gerichtet, immer ein Stück weiter als die oberen; bei einigen
übertreffen sie die oberen an Länge nur wenig, bei anderen sind sie
dagegen so. lang wie die Rückenlinie des Kopfes ])lns den sechst ersten
Ringen des Mittelleibes. Ob dies Verhalten mit dem Geschlecht zu-
sammenhängt, habe ich nicht feststellen können.
Das 1. Glied der oberen Antennen ist. wie bei der Gattung
gewöhnhch, groß und dick; oben innen hat es eine scharfe Kante;
diese ist doppelt so lang wie die Breite des Gliedes, während der
Unteri'and nur das anderthalbfache der Gliedbreite erreicht. Die beiden
folgenden (Jlieder sind klein und kurz, ringf()rniig. an Breite stark ab-
nehmend. Das n. zeigt eine deutliche Längsteilung ; von jeder Teilhälfte
entspringt eine der beiden Geißeln. Das 1. Glied der Hauptgeißel ist
groß und ziemlich dick ; es trägt auf seiner Innenfläche ehien dicken
Busch von Haaren , der sich aus acht Qiierreihen zusammen setzt.
Die folgenden 10 Glieder der Hauptgeißel erweitern sich distal etwas;
die meisten Glieder sind breiter als lang, die distalen länger als breit;
auf der Lmenfläche findet sich kurz vor dem Distalrande eine Querreihe
von Haaren. Die Nebengeißel hat ein großes Grundglied von mehr
als doj^pelter Länge seiner Breite ; dann folgen sechs andere Glieder,
die ebenso gebaut sind, wie die der Hauptgeißel, doch nur die halbe
Breite haben.
Das 1. Glied der unteren Fühler ist ziemlich lang und dick;
das 2. bildet eine nur auswärts ausgebildete ziemlich kurze Schuj^jDe ;
14
Pfeffer, Krebse von Süd-Georg-ien. 89
das 3. Glied ist schlank, etwas länger als das 1,; das 4. ist dicker
und etwa, eben so lang wie das 3., das 5. wieder etwas kürzer und
dünner. Die Oberseite des 4. und 5. Gliedes ist dicht mit borstigen
Haaren bestanden ; auf der Unterseite finden sich einige wenige einzelne
Borsten, besonders an einer ventralwärts vorgezogenen Stelle des
4. Gliedes. Das 1. Glied der Geißel ist groß, von anderthalbfacher
Länge der eigenen Breite; die meisten folgenden der etwa 17 Glieder
sind etwas breiter als lang, die distalen länger als breit.
Der Oberkiefer zeigt keine besonders bemerkenswerten Eigen-
schaften; die Kauspitze ist, wie gewöhnlieh in der Familie, stark ver-
breitert, unten mit einem oder zwei kleinen Zahn-Einschnitten. Die
Innensclmeide ist am rechten Kiefer nicht zu bemerken, am linken
lang, gebogen, von der Form eines schlanken Nagetier-Schneidezahnes,
am Ende gezähnelt. Die Borsten sind klein. Der Taster ist lang, das
2. Glied von anderthall)facher Länge des letzten; das vorletzte auf der
distalen Hälfte des Innenrandes l)el»orstet. das letzte am ganzen Rande-
an der Spitze stehen einige stärkere Borsten.
Die Unterlippe ist fast bis auf den Grund eingeschnitten; der
seitliche Fortsatz beginnt nahe dem freien Ende der Lippe, klappt
sich dann um und verläuft direkt nach hinten, sich nach dem Ende
zu plötzlich zuspitzend und den Grund der Unterlippe überragend.
Die Innenlade des 1. Unterkiefer-Paares ist kurz, ziemlich
spitz zulaufend, am Ende mit zwei nicht grade langen, aber sehr starken
gefiederten Haaren versehen. Die Außenlade ist lang und ziemhch
schlank, ihr Ende trägt auswärts einige ganz besonders starke, vor der
Spitze mit einem oder mehreren ganz groben Sägezähnen versehene
Stacheln; nach innen stehen ganz wenig (2) sehr fiache, ziemlich grob
und scharf gesägte Stachehi, deren innerster fast bandförmig zu nennen
ist. Der Taster ist, nach der gewöhnlichen Art zu reden, zweigliedrip';
doch bemerkt man auf der oralen Fläche noch außerdem ein Grund-
glied. Das distale Glied ist lang, kurz vor seinem Ende am breitesten,
am Ende selbst mit einer Reihe von etwa 14 kurzen und dicken, ganz
dicht neben einander stehenden Stacheln versehen.
Das 2. Paar der Unterkiefer des präparierten Stückes ist
ganz au ßerord entheb belehrend; es zeigt das völlig erhaltene Segment
der Gbedmaße, Avelches hinten als eine breit dreieckige Platte aus-
gebildet ist und sich von (l;i ein schhinker zweiteiliger Strang zwischen
die (irundglieder der Gliedmaße ehischiebt. Auch hier zeigt, ebenso
wie bei den Kieferfüßen, das Grundglied eine proximale Abghederung,
deren quere distale Abgrenzung auf beiden Seiten durchaus überein-
stimmend ausgebildet ist; erst distal von diesem ]i(\gt das große Glied,
15
90 Pfeffer, Krebse von Süd-Georoien.
von dem die Innenlade entspringt. Es legt dieser Befund, verbunden
mit manchen anderen, die in der vorliegenden wie in der Arbeit über
die Süd-Georgien-Isopoden besprochen sind, die Vermutung nahe, daß
die Innenlade in der That vom 2., die Außenlade vom 3. Segment
entspringt. — Die Innenlade ist nur ein Drittel so breit wie die äul.iore
und reicht nur über die proximalen zwei Drittel der Außenlade hinweg.
Beide Laden laufen spitz zu. Von der Ecke der Innenlade an über
einen großen Teil des Innenrandes hin steht eine gro'.'e Anzahl von
schlanken, an der Spitze etv.as eingekrümmten liyalinen Borstenstacheln;
das proximale Ende der Reihe wird von einer einzigen, sebr großen
stachelartigen Borste mit sehr starker Wimperung gebildet. Der
proximale Teil des Innenrandes ist dicht mit sehr feinen Haaren be-
standen. Das distale innere Ende der Außenlade trägt sehr viele
große und schlanke, gekrümmte, ganz außerordentlich fein gekännnte
Borstenstacheln; einige scheinen keine Kammzähne zu haben.
Das 1. (ilied der Kieferfüße ist ganz außerordentlich groß,
es springt mit mebr als der Hälfte seiner Länge in das Segment hinein;
dieser einspringende Teil ist von dem frei entwickelten durch eine
quere, einer Artikulationskante der andern Glieder gleichende Kante
abgegrenzt. Der freie Teil des 1. (iliedes ist annähernd ([uadratisch.
Das zweite Glied ist an sehier Außenkante halb so lang wie der freie
Teil des 1. Gliedes. Das 3. Glied ist nur von der halben Breite des
2., an seiner Außenkante fast so lang, wie die Außenkante des 2. mit
der freien Außenkante des 1. zusammen genommen; die Länge der
Innenkante ist etwa gleich drei Siel)enteln der Außenkante, so daß
das Glied einen außerordentlich schräg gerichteten Vorderrand erhält.
Die distale äußere Ecke ist ein wenig spitz ausgezogen und zugerundet.
Das 4. (ilied ist distalwärts etwas verbreitert; sein Außenrand ist
wenig länger als der Innenrand des vorangehenden Gliedes, und der
Innenrand etwa so lang wie der Außenrand des 8. Gliedes. Das vor-
letzte (Tlied ist schmaler und erreicht etwa zAvei Drittel der Länge des
4. Gliedes. Die Klaue ist schlank, wenig gekrümmt und ei-reicht etwa
zwei Eünftel der Länge des vorletzten Gliedes.
Das 1 . Glied hat innen kurz vor seinem distalen Rande eine
kleine Reihe von Haaren ; die folgenden Glieder sind an den Innen-
und Distalkanten mit langen Haaren versehen; an den äußeren distalen
Ecken stehen einige stärkere Borsten. Auf dem Innenrande der Klaue
findet sich eine Reihe kleiner stiftartiger Borsten.
Die Laden sind ganz außerordentlich lang; die innere reicht fast
bis an das Ende des 1., die Außenlade bis an das Ende des 2. Taster-
gliedes. Der Distalrand der Innenlade ist grade abgeschnitten ; er
trägt drei ganz kurze, stumpfe Stachelhöcker; der eingeschlagene Innen-
16
PfeflFer, Krebse von Süd-Georgien. Ol
rund trägt eine t>Tnüe Anzalil ziemlich fester, sehr hinger nnd dicker
Fiederhaare, welche in Säge -Einschnitten des Randes stehen. — Der
Distalrand der Außenlade hat zu äur?erst einige kräftige, gebogene,
hyaline Stacheln ; von da an zieht den ganzen Distal- und Innenrand
entlang eine Reilie kleiner, rundlicher, dicht neben einander stehender
Höcker, sodaß es den Anschein gewährt, als ob der ganze Rand fein
gekerbt wäre. Eine knrze Strecke vom Innenrande entfernt und
parallel mit ihm läuft eine Reihe von kleinen Stachelborsten auf der
Alioralfläche.
Das 1. Paar der jNIittelleibs -Beine hat ein sehr starkes
5. Glied, (ilied ?> . 4 nnd T) sind kurz und kräftig, die beiden ersten
hmen . die letzteren außen sehr viel stärker entwickelt. Das f). Glied
entsendet an seiner inneren distalen Ecke einen Fortsatz, der sich an
den Innenrand des Handgliedes anlegt. Das Handglied ist annähernd
rechteckig, doppelt so lang wie breit; der Außenrand ist grade, der
Innenrand zuerst konvex, dann konkav gebogen ; kurz vor dem distalen
Ende bildet der Innenrand eine scharfe Ecke von etwa 75"; hier
stehen distalwärts gerichtet zwei kirrze, spitze, sich gegenüberstehende
Dornen frei hoch; <ler Distalrand selber ist mit kurzen, dicht neben
einander stehenden Stiftborsten bestanden. Der eigentliche Distalrand,
von dem die Klaue entspringt, ist kurz und viereckig vorgezogen. Die
Klaue ist kräftig, etwas länger als der distale Teil des Innenrandes. Das
?. Glied zeigt nur einige schwache Borstenbildungen ; das o. ist auf der
Innenseite, besonders an der Distalecke. kräftig bel)orstet; das 4, Glied
auf der distalen Hälfte des Innenrandes, das f). an der distalen Außen-
und Innen-Ecke ; das 0. an zwei Reihenzonen auf der Außenseite nahe
dem Innenrande und am Ursprung der Klaue.
Das '2. Paar hat ein sehr langes, schlankes 2. Glied, dem ein
hall) so langes noch schlankeres B. Glied folgt. Die drei folgenden
Glieder sind eigentümlich umgebildet; der Inneni'and des ganz kurzen
4. Gliedes ist in einen i'undlichen, sammetartig behaarten Lap]ien aas-
gezogen. Das 5. (ilied ist ziendich lang; sein Aussenrand ist länger
als der innere und witlbt sich ])roximal sehr weit herum ; der Innenrand
ist scharf, dünn , durchsichtig, der Außenrand mit dichtem Sammet
bekleidet; an seinem distalen Ende steht aiißen ein Borstenbusch. Das
(l. Glied ist klein, hat einen fast graden. schwach konkaven Innenrand,
einen gewr)ll)t(Mi Außcm-and nnd einen graden Distalrand. der in den
Außenrand bogenh'irmig übergeht, wälu-end er mit dem Innenrande
einen scharfen Winkel von etwa SO " bildet. Auf dem größt(Mi Teile
seiner ])eiden Flächen ist er mit einem dichten l'"ilz besetzt. Nahe dem
Distalrande steht (Mn Busch sein- ki'ältiger. von außen nach innen an
17 8
92 Pfeffer, Krebse von Süd-Georo-ieu.
Größe abnehmender, einwärts gekrümmter und die Distalkante des
Gliedes weit überragender Borsten.
Das 2. Glied des 3. und 4. Paares ist lang und schlank, das
3, kurz und dünn, bogenförmig, das 4. nicht so lang wie das 2.,
trapezisch, mit schrägem Proximal- und Distalrande; die Ecke des
letzteren ist nach außen vorgezogen. Das H. ist von ähnlicher Form,
aber kürzer und von nicht viel mehr als der halben Dicke. Das
f). Glied ist noch dünner und ebenso lang wie das 5.; die Klaue zeigt
die gewöhnhche Bildung. Die Behaarung ist schwach und zerstreut.
Die drei folgenden Gliedmaßenpaare sind kräftiger; sie nehmen
an Länge zu; alle haben sie sehr breite und hohe erste und zweite
Glieder. Glied 3 ist kurz und kräftig, 4 und H stark, ersteres mit nach
außen ausgezogener distaler Ecke; Ghed (i und 7 schlank. Die (irund-
glieder werden vom 5. zum 7. Paare kürzer, alle andern Gheder länger.
Die ersten Glieder sind ganzrandig; das des 5. Paares ist so
lang wie hoch, ebenso hoch wie das 1. Epimer, in der Mitte seiner
Länge gemessen, mit konvexem \'order- und Hinterrand; das des
G. Paares ist niedriger und nur von halber Breite; sein in der Zeichnung
nicht sichtbarer Vorderrand ist paraHel dem Hinterrande schwach
konkav. Das 1. Glied (h's 7. Paares ist noch niedriger; es hat keinen
Vorderrand mehr, sondern der stark konvexe Ventralrand zieht sich
schräg nach vorn bis zur vorderen proximalen Ecke. — Die Vorder-
ränder der zAveiten Glieder des 5., (i. und 7. Paares sind ziendich
grade, die hinteren gewölbt, der des (i. am wenigsten, der des 7. am
meisten; die blattförmigen Verbreiterungen enden distal mit kräftigem,
gerundeten Lappen.
Das 1. Glied des 1. Nektopoden i'agt weit, das des 2. weniger
weit und das des 3. nicht unter den Hinterleibs -Ringen hervor. Die
Schwinnnäste sind sehr lang, so lang wie die Höhe der großen Epimeren.
Das Grundglied der \. Haitop öden ist so lang wie die beiden
EndgHeder des 4. Mittelleibs-Beinpaares, das des 2. nur die Hälfte des
1.. und das 3. nur die Hälfte des 2. Paares. Von den Asten ist am
1. und 2. Paare der innere um ein ganz weniges kürzer als der äußere;
beim 3. ist dies indessen schärfer bemerkbar. Die Spaltäste der ersten
beiden Paare sind glatt, die des 3. mit langen, gewimperten Haaren
versehen und auf der Längskante des Außenastes mit kleinen Punkt-
stacheln bewehrt.
Länge des ausgestreckten Tieres von der Stirn bis zum Ende
des Telson: 1.5, .5 mm.
Diese Art war in der allgemeinen Ausbeute der Station nicht
vertreten, fand sicli aber unter anderen, Herrn Zchau gehörigen Sanunel-
18
Pfeffer, Krebse von Süd-Genrgien. 93
Objekten von Süd-CJeoruien vor. welcher die Stücke freundlichst dem
Museum überlieü.
Anonyx femoratus nov. spec (Tat. ii, Fitr. 2.)
Der Körper 7.ei,ü,t die bei der Gattung meist auftretende hoch-
gewölbte Form, ist jedoch nicht ganz so hoch wie der olien beschriebene
Anonyx Zschaui. Die Kih'perringe sind weder durch Skulptur noch
Kiele ausgezeichnet, sondern zeigen einen gerundeten Rücken mit im
allgemeinen gradem Rücken -Kontur; nur die Nachleibsringe zeigen
charakteristische Bildungen.
Die Ringe des Mitt elleil^es sind annähernd gleichmäßig
ausgebildet; sie wachsen an Höhe; ihre ventralen Ränder bilden an
den fünf ersten Ringen eine gerade Linie; der 0. und 7. Ring setzt
etwas tiefer an. Die Hinterkanten der Ringe Aveichen zurück; ihre
Ecken mit der Ventralkant(> sind spitz zugerundet nach hinten ausgezogen.
Die Epimeren sind in außerordentlicher Stärke ausgebildet,
sie sind immer doppelt so hoch wie das dazu gehörige Segment; das 1.
überragt ein großes Stück des Kopfes; sein Vorderrand ist zunächst
grade mid geht dann in stuni})f gerundetem Winkel in den gerundeten
Ventralrand über. Das '2. und o. Epimer sind gleich gebildet, der
ziemlich grade, ganz schwach konvexe Vorderrand geht in gerundetem
rechten Winkel in den ziendich graden Ventralrand über. Der Vorder-
rand des 4. Epimers ist etwas stärker konvex, der vordere Winkel
mehr gerundet, der Ventralrand stärker konvex; der Hinterrand ist
charakteristisch, indem er dem Vorderrande des 2. Gliedes der 4. Glied-
maße folgt, also eine starke Konkavität aufweist ; an der Stelle, avo
diese Konkavität mit der Konvexität der Ventralkante zusannnen stößt,
entsteht ein bemerkensAverter, scharfer, rechtwinkliger Zahn. Es mag
bemerkt Averden. daß dies Merkmal der ganzen (Jattung zukommt.
Die Ringe der Nektopoden sind, Avie gewiihnlich. die höchsten
und längsten des Tieres; der epimeriale Lappen ist als blattförmiges
Stück ausgel)ildet ; die hintere Ecke des o. Nachleibs-Segmentes ist in eine
kräftige, nach hinten und oben gebogene, zahnartige Spitze ausgezogen.
Das erste Segment der Haitopoden ist auf der Dovsalfläche
plötzlich tief und kerbartig eingesattelt ; dahinter erhebt sich der Rücken
zu einem gerundet kielförmigen Grat. Die l)eiden folgenden Ringe
haben Avieder die gewöhnliche, i)latte Rildung; der ZAveite ist dorsal
fast gar nicht cntAvickelt.
Das Telson ist ganz außerordentlich i^lciii. ein wenig länger
als breit, rechteckig mit etwas konvexen Seiten, das Distalende ab-
gestutzt und ganz srlnvacli ausgcraiidet.
19 8*
94 Pfeffer, Krebse von Sürl-Gcorgien.
Ein großer Teil des Kopfes ist unter dem I. Epimer verborgen.
Die ziemlich breite Stirn bildet vorn in der Mittellinie einen stumpfen
Winkel, der sich nicht zwischen die Fühlerwnrzeln einschiebt; im Profil
gesehen, macht dies freilich den Eindruck, doch hängt dies mit dem
auf der Seite des Kopfes sehr tief entwickelten Fühler -Ausschnitte
zusammen. Der Backenlajjpen ist nicht l)edeutend. alter charakteristisch
entwickelt als dreieckige, vorn gradlinig begrenzte, sclnvach zugerundet
rechtwinklige Platte. Das Auge ist sehr groß, sehie Höhe gleich zwei
Drittehi der Kopfhöhe; bohnenförmig, oben spitzer, unten schmaler,
mit verhältnismäßig großen Fassetten.
Die oberen Fühler sind ein wenig länger als Kopf plus erstes
Segment; die unteren ragen, nach vorne gestreckt, ein Stück über das
Ende der oberen hinaus.
Das 1. (xlied der oberen Fühler ist doppelt so lang wie dick;
das zweite ist ein ganz kurzer, sich distal stark verjüngender Ring ;
der 3. ist noch küi'zer, auf der Ventralseite kaum entwickelt, sich
wiederum distal stark verjüngend. Das 1 . Geißelglied verbindet in Form
und Größe Stamm und Geißel; es ist doppelt so lang wie dick. Die
Geißel besteht aus etwa 12 Gliedern, die am proximalen Teile der
Geißel etwas lireiter als lang, am distalen etwas länger als breit sind.
Die Nebengeißel kommt an Länge nicht ganz der Hälfte der Haupt-
geißel gleich; sie hat "> Glieder, deren erstes sehr lang ist; das zweite
hat etwa die hallie Länge des 1 . ; die folgenden werden etwas kürzer
und sehr viel dünner. Die Lmenfiäche der Fühler zeigt dieselbe Haar-
bildung wie bei Anonyx Zschaui.
Vom Stamme der unteren Fühler sind nur die beiden distalen
Glieder zu erblicken, welche, nach vorne gestreckt, soweit reichen,
wie die vier proximalen Glieder der oberen Fühler. Das vorletzte ist,
besonders auf der Unterseite, schwach filzig behaart; am Vorderrande
stehen einige Borsten. Das letzte Stammglied ist glatt, dünner als
das vorletzte, etwa dreimal so lang als breit Die Geißel hat etwa
20 Glieder, welche länger als breit sind.
Das L Paar der Mittelleibs-Beine hat ein distal nicht
verjüngtes Handglied mit mehreren Dornstacheln an der Stelle, gegen
die sich die Spitze der Endklaue einschlägt. — Das Endglied des
2. Fußpaares ist etwa so breit wie lang, dreieckig mit distaler Basis,
die Seiten kräftig konvex, am distalen Ende mit einem Büschel starker,
gelber, gebogener Borsten ; das vorletzte Glied hat fast die dreifaelie
Länge des letzten; es ist halb so breit wie lang; der Außenrand ist
sehr schwach, der Innenrand sehr stark konvex. — Das 3. und
4. Beinpaar ist gleich g(>bildet, schlank; das I. Glied Ix'haart. distal
20
Pfeffer, Krebse von Süd-Georgien. 95
und außen austiezogen, das G, auf dem Innenrande mit einer Reihe
kleiner Stacheln.
Das 5. Paar zeigt ein ganz aufserordenthch großes 1. Glied
von der Bildung der vorangehenden Epimeren; seine Länge ist üher
zwei Drittel der Höhe des 4. Epimers und seine Breite ein wenig
größer als seine Länge; seine Vorderecke ist sehr stumpf zugerundet;
die untere hintere Kante ist ehie schräge Abstutzung für die Insertion
des 2. Gliedes. Die 1. Glieder der folgenden Paare nehmen an Höhe
und Breite kräftig nh.
Das ■}. Glied des .'). Paares ist verhältnismäßig kurz (etwa -/s
der Länge des 1. Gliedes) und etwas breiter als lang, stellt also eine
ziemlich große, unregelmäßig viereckige Platte dar; Vorder- und Hinter-
rand sind kräftig gebogen; der Oberrand steigt schräg nach oben und
miten; der Unterrand zeigt eine ziemlich schwache Auskerbung.
Das ;2. Ghed des (i. Paares ist länger und schlanker als das des
5. Paares; das des 7. Paares ist zu einer gewaltigen, ovalen Platte
entwickelt. — Die übrigen Glieder der drei letzten Mittelleibs -Glied-
maßen ähneln denen der beiden vorangehenden, shid jedoch etwas
kräftiger.
Die übrigen Merkmale können vorläufig nicht angegeben werden,
da nur zwei Stücke vorliegen und, abgesehen davon, daß keines der-
selben geopfert werden soll, die Brüchigkeit des Materiales selbst ein
Eingehen auf Merkmale verbietet, die im allgemeinen sonst am unver-
letzten Tiere schon festzustellen sind.
Länge in der abgebildeten Stellung (vom Kopfende bis zum
Rücken des 10. Segmentes) 1 f,6 mm.
Bovallia f/en. noü. Atylidarum.
Körper zusammengedrückt; Rücken vorn zusammengedrückt- Bovallia
rundlich, an den letzten Mittelleibs- und an den drei ersten Nachleibs-
Ringen gekielt und in kräftige Spitzen ausgezogen. Die Epimeren
sind sehr groß, höher als die dazu gehörigen Segmente, nirgends
bewimpert. Augen schmal und hoch, schlank bohnenförmig. Fühler
mit starken Stammgliedern und ziendirh kurzer Geißel; keine Neben-
geißel. Oberkiefer mit kräftigem, dreighedrigen Taster, mit Borstenreihe
und gezähnter Kauspitze. Rand der Inneidade des 1. Unterkiefers
reichlich mit gefiederten Haaren bestanden. Außenlade mit gesägten
Stacheln; Taster zweighedrig, mit Stachelborsten am distalen Ende.
Innenrand der Innenlade des 2. Unterkiefers mit gefiedei-ten Haaren,
Distidrand beider Laden mit Borsten. Kieferfüße stark, mit kräftigen
Laden und sehr kräftigem Taster mit spitzer Eudklaue. Innenlade am
21
Jen. nov.
96 Pfeffer, Krebse von Süd-Georgien.
Distalraiide mit dicken Zälmeii , Auüeiilade am Rande mit kleinen
Stiftstaclieln. Die beiden ersten Beinpaare mit Halljscheeren von etwa
gleicher Entwickelung; 5., (i. und 7. Beinpaar mit länglich blattförmigen
Hüften. Die beiden seitlichen hinteren Kanten jedes Stammgliedes der
beiden ersten Haitopoden -Paare sowie jedes Spaltastes aller dreier
Paare mit kleinen Dornen besetzt. Die Spaltäste der beiden ersten
Paare tragen am Ende zwei kräftige, hochrichtbare Dornen ; die des
letzten Paares gehen in kräftige Dornspitzen aus; an den ersten beiden
Paaren ist der Aiirseimst kürzer, beim letzten Paare sind beide Aste
gleich lang, kräftig. Schwanzschild schmal, blattförmig, bis über die
Mitte gespalten.
Bovallia gigantea nov. spcc. (Taf. i, Fig. .5.)
Bovaiiia Köri)er kräftig, hoch, dick und ziemlich kurz. Die Höhe (von
gigantea. ^jg^. Rückenfirste des 4. Segmentes bis zu dessen unterster Epimerial-
kante gemessen) ist nicht ganz gleich einem Viertel der Länge des
Tieres vom Kopfschnabel l)is zum Ende des Telson, oder gleich der
Länge des Kopfes und der drei ersten Segmente zusammengenommen.
Die Körperbreite wächst bis zum 4. Segmente und nimmt dann wieder
ab. Die Länge und Höhe der Körpersegmente wächst bis zum 3. Nach-
leibsringe ; die folgenden werden dann wieder kürzer und niedriger.
Die fünf ersten Körper-Segmente haben einen gerundeten
Eücken; auf dem 6. erhebt sich ein stumpfer Kiel, der auf den fol-
genden vier Ringen immer schärfer und höher wird. — Die Mittellinie
der Hinterkante ist an den ersten Ringen des Mittelleibes schwach
ausgezogen; dies Verhältnis wird nach hinten immer deutlicher; am (i.
ist die Ausziehung schon recht bemerkbar und verliindet sich mit dem
Ende des auftretenden Längskieles zu einem ein wenig vorsjjringenden
stumpfen Hügel ; an den drei folgenden Ringen wird durch die hintere
Ausziehung, verbunden mit dem nach hinten aufsteigenden Kiel, ein
kräftiger, schnabelartig gebogener, frei nach hinten hochstehender
Zahn gebildet. Auf dem 3. Nachleibs -Segmente ist der Kiel höher,
sein Ende jedoch nicht schnabelartig gebogen, sondern sein Hinterrand
lallt senkrecht ab. Das 4. Nachleibs-Segment ist kräftig eingesattelt,
so daü der vordere und hintere Teil seines Rückens höckerartig vor-
springt. Die beiden folgenden Segmente haben einen runden Rücken.
Die Ventralkante der Mittelleibsringe liegt in derselben
Elucht; jeder folgende Ring setzt sich etwas oberhalb der hinteren
unteren Ecke des voraufgehenden an. Der 0. setzt sich um ein weniges
tiefer an als der vorangehende, ein Verhältnis, welches zwischen dem
G. und 7. Ringe noch etwas stärker entwickelt ist.
22
Pfeffer, Krebse von Süd-Georg-ien. 97
Die seit liehe 11 K unten der Mittelleibs- Segmente verlaufen
kräftig nach hinten gewandt, mit Ausnahme derjenigen zwischen dem
Kopf und 1. Segment, welche ziemhch senkrecht ist; die hinteren er-
halten einen etwas konvexen Schwung, so daP? die bei allen Segmenten
auftretende zugerundete spitzwinklige Hinterecke beim '). und (i. etwas
zahnartig vorgezogen erscheint; der Zahn ist auch beim 7. Segment
geblieben, doch ist der Winkel annähernd ein rechter.
Die vier großen Epimeren wachsen ganz außerordentlich
stark in Länge und Höhe. Die Höhe des 1. Epimers (in der Mitte
gemessen) ist gleich der I^änge der Ventralkante des 5. Mittelleibs-
Ringes; die Höhe des )l. fast gleich der Ventralkante des 4. und 5.
zusammen; die Höhe des o. ist reichlich so lang wie die soeben an-
gefidirten Ventralkanten, und die Höhe des \. noch ein Stück mehr.
Die zur Sichtbarkeit tretenden Längen der Epimeren verhalten sich
(in der Mitte ihrer Höhe gemessen) etwa wie 1 : 1,1 : 1,5 : 3. Vorder-
und Hinterkanten der Epimeren richten sich nach vorn und zwar vom
1. bis zum 4. allmählich abnehmend; der Vorderrand des 1. ist -ganz
schwach konkav, der des i2. grade; die folgenden haben einen schwach
konvexen Schwung, die Ventralkanten sind schwach konvex; die Vorder-
ecke des 1. Epimers ist nicht ganz ein rechter Winkel, zugerundet; die
Vorderecken der übrigen und die Hinterecken sind stumpf zugerundet.
Über die Epimeren der andern Gliedmaßen siehe daselbst.
Das Telson ist von mäßiger Starrheit, sehr schmal, schlank
halb-lanzettlich, solang Avie das Femoralglied des 5. Beinpaares, zwei
ein halb mal so lang wie breit; die Seitenränder sind zunächst am
Grunde etwas konkav, die Spitze etwas ausgezogen; bis zur Hälfte ge-
spalten, die Spalte als seichte Furche noch eine Strecke weit über den
imgespaltenen Teil des Telsons fortgeführt. Die Spalthälften schließen
dicht an einander.
Die Länge des Kopfes mitsamt dem Stirnschnabel kommt der
dorsalen Länge des 5. Mittelleibs-Ringes gleich; die gleiche Entfernung
findet sich zwischen seiner Hinterecke und dem hinteren Eiidi)unktc
der dorsalen Längshnie. — Der Schnabel dringt als ein kleiner, drei-
eckiger, stark nach aliwärts gebogener Zahn zwischen die Fühlerwurzeln
ein. Die Ausschnitte für die Fühlerwurzeln sind seicht; der Backen-
lappen springt nur ganz wenig vor, nicht weiter als der Stirnschnabel;
er ist vorn grade abgeschnitten, seine untere Ecke ist gerundet recht-
wiidvlig. — Das Auge ist sehr groß, schmal bohnenförmig, fast viermal
so lang wie breit; es ist länger als der Ausschnitt für die großen
Fühler und reicht, im Profil gesehen, oben fast bis zur Rückenkante
des Kopfes und unten bis fast an die vordere Kante des Backenlappens.
23
9g PfeÖ'er, Krebse von Süd-Geoigieii.
Der x^hstand zwischen l^eideii Au^en auf der Dorsalfläche ist kaum
größer als die Augenbreite.
Wenn die Fühler nach vorn gestreckt werden, so reicht der
Stiel der unteren ebenso Aveit wie der Stiel der oberen; das distale
Ende des vorletzten Stammgliedes der unteren reicht bis auf die Mitte
des vorletzten Stammgliedes der oberen. Der Stamm der oberen Antennen
ist so lang wie die Mittelhnie des 4., 5. und U. Segmentes, die Geißel
so lang wie die Mittelhnie des 4. — 7. Segmentes. Das 1. Glied ist so
lang, wie die beiden folgenden zusannnen genommen, kräftig, mit einem
scharfen, gezähnten Kiel an der Unterseite. Da. wo sich der Kiel
absetzt, befindet sich eine wohl ausgeprägte Längskante und zwischen
ihr und der Kielkante ist der Kiel ausgekehlt. Das Ü. (ilied ist kürzer
und dünner, mit ausgekehltem, schwach und unregelmäßig gezähneltem
Kiel, Das o. Glied erreicht etwa eni Drittel der Länge des ti. Ghedes;
es hat nur eine Sägekante. In all diesen Sägekanten, ebenso wie an
der Ventralseite der Distalkanten der Glieder, stehen Stachelborsten, die
am 1 . Gliede sehr kräftig sind, bei den folgenden Gliedern länger und
schwächer werden. Der proximale Teil der Geißel zeigt zunächst ein
großes Glied, welches auf der Rückenseite fast so lang wie breit ist,
w^ährend seine Entwickelung auf der Ventralseite ganz gering wird; es
dürfte dies Glied demjenigen entsprechen, welches man bei Isopoden
noch zum Stamm rechnet. Der übrige Teil der Geißel setzt sich aus
lauter niedrigen, Brettstein-artigen Scheiben zusammen, von denen innner
ein ganz niedriger mit einem etwas höheren, außerdem auf der Ventral-
seite in einen Fortsatz ausgezogenen abwechselt. Auf der Rückenseite
dieser letzteren Ringe stehen einige wenige, kleine, auf dem Fortsatze
ein Bündel stärkerer Haare. Außerdem findet sich hinter dem Büschel
beim c^ ein auf einem dünnen Stiele stehendes napfartiges Organ. Der
Vergleich mit andern Geißeln lehrt sofort, daß im vorliegenden Falle
jedes Geißelglied sich in zwei gegliedert hat. Auf dem proximalen
Teile der Geißel haben die Gheder nur (He Länge von einem Sechstel
ihrer Breite, nach dem Ende zu werden sie länger und schlanker, und
es verrwischt sich schließlich fast der Unterschied zwischen beiden
Arten von Ringen, indem die Fortsätze schwächer werden und die
andere Art von Ringen Randhaare entwickelt. Die äußersten Ringe
sind doppelt so lang wie breit.
* Der Stiel der unteren Antennen ist so lang wie seine Geißel
Das 1 . Glied erscheint im Profil als eine dreieckige, mit der gerundeten
Spitze nach vorn liegende, am ventralen Teile des Fühleranfanges
gelegene, schuppenförmige riatte. Über demselben liegt das im Profil
dreieckig erscheinende , mit der oberen Kante etwas zahnartig vorgc-
24
Pfeffer, Krchsc; von Süd-Georgien. 99
zogeiie ;?. Glied. Auf der luueuscite ist das 1. Glied uariiicht ausge-
bildet, sondern der proximale l^Tdiicrteil wird liier vom ;.'. (ilied gebildet,
welches auf der Unterseite die s[)itz di'eieckige, scheiid)ar aus dem
1. Glied schwaeli zalniartig hervorspringende Schuppe entwickelt. Das
3. Glied ist so lang wie das 1., das 4. etwas länger als die vorher-
gehenden zusannneu genonnnen; das ■). hat etwa zwei Fünftel von der
Länge des -1. - An der Distalkante. ebenso an einigen Sägezahn-
förniigen, sehwachen Kinsclniitten. die auf der Ventralseite der Glieder,
beim :i. und o. auch auf der Dorsalseite sich belinden, stehen etliche
Borsten. Die (ieiüel ist durchaus nach Art der (ieiliel der oberen
Fühler gebildet.
Die Oberlippe ist sehr stumpf, halb eiförmig, mit ein wenig
ausgezogener Spitze, diese ist am freien Ivande mit einem dichten
Kamme ganz kleiner, starrer Haare versehen. Eine Strecke vor der
Spitze läuft eine quere Zone über die 01)erlippe, welche einen nach
der Spitze der Lippe zu gerichteten ziemlich dichten Kamm längerer
Haare trägt.
Überkiefer. Die stärker chitinisierte Fläche des Molar-Fort-
satzes ist unregelmäßig oval, mit ausgeschnittenem Eande gegen den
Gelenkhöcker zu. Die kurzei^^ Stacheln dieses Randes ragen frei über
den Rand hinaus; in der Fortsetzung dieser Konturen ist die ganze
Mahlfläche mit feinen, sauberen Riefen ül)erzogen. Die Stachelchen
des gegenüberliegenden Randes stehen, wie gewölndich, über die Mahl-
fläche zurück schräg auf. Drei lange schlafle Haare bezeichnen die
Stelle, w(dche dem distalen Ende der Lmenlade entspricht.. Der innere
(den Molarfortsatz mit den Scbneiden verlundende) Rand der Auüen-
lade ist mit einer Reihe dicht stehender, gekrünnnter, nicht getiederter
Borsten bestanden. Die beiden Schneiden des linken Kiefers sind wolil
entwickelt, bandförmig, die äuüere mit vier, die innere mit iüuf rund-
lichen Zähnen aul.ier der Hau})tspitze. Beim rechten Kiefer ist die
iVußenschneide breiter und trägt außer den oral gestellten noch einen
ziemlich großen aboralen Zahn; die Innenschneide dagegen ist schmal
bandförmig mit drei Zähnen. — Der Taster ist lang und kräftig; seine
Länge ist gleich der anderthalbfachen des Kiefers, vom (Jelenkkopf
bis zur Kauspitzc gerechnet. Das 1. (ilied ist kurz, die beiden andern
etwa gleich lang; das '2. etwas zurückgebogen, ziemlich breit, von
dopj)elter Länge seiner Breite, mit ziendich langen und schwachen
Borsten längs dem Iinienrand. Das 3. (ilied ist schmal eiförmig, auf
seinen Innenkante]i dicht mit Borsten besetzt; an der Spitze stehen
deren vier längere und stärkere.
25
[00 Pfeffer, Krebse vou Süd-Georgiea.
Das Grundglied des 1. Unterkiefers ist an der Außenkante
deutlich vom Segment und vom 2. Gliede abgesetzt, dort ist die Distal-
grenze nicht deutlich. Dit' Innenlade ist oval, ihre Innenkanten mit
verhältnismäüig dicken und kräftigen Fiederhaaren vei'.sehen. Das
'2. (ilied ist an der Außenkante ziemlich lang. Die Außenlade ist von
der üblichen Form, an der Distalkante mit etwa 10 langen und starken,
auf der Innenseite mit Fiederzähnen versehenen, unter sich gleichen,
braunen Stacheln und einer x\nzahl von Borsten versehen. Der Taster
überragt die Außenlade. Das 1. (ilied ist kurz, außen vorgezogen und
an der Ecke mit einer langen, starken Borste versehen, das Endglied
ist so lang, wie die Außenkante der Außeidade mitsamt den End-
stacheln. P]s ist am distalen Rande mit einer Anzahl von Borsten-
stacheln versehen.
Die Laden des 2. Unterkiefers sind gleich lang, die Innen-
lade etwas breiter. Der Innenrand der Innenlade trägt eine Anzahl
gefiederter, schlaffer Haare; der Distalrand ist sehr dicht mit Stachel-
borsten besetzt. Die gleichen Ge))ilde der Außenlade sind von doj)pelter
Länge.
Die Kiefer fuße sind stark inid krättig chithiisiert und stark
l)el)orstet. Die Grundglieder und die ;2. (Jlieder haben die übliche Form.
Die freie Seitenkante des :2. ist etwa gleich einem Di'ittel der Außen-
kante des 1. (iliedes; der Fortsatz reicht l)is an die Proximalkante
des 1. Gliedes. Das o. Glied ist an der Außenkante etwa so lang
wie das 1., seine Distalkante hat die Länge von mehr als zwei Dritteln
der Gliedbreite und ist ebenso lang wie die Außenkante. Das 2. Avie
das o. Glied springt mit der distalen äußeren Ecke etwas vor. Das
4. Glied hat nicht viel melir als die halbe Breite des :5.; auf der
Imienseite ist es sehr kurz, auf der Außenseite sehr lang; während
nämlich die Innenkante etwa gleich der Hälfte der Proximalkante des
Gliedes ist, so ist die Außenkante doppelt so lang wie die Proximal-
kante. Die Distalkante verläuft an der Angellinie des 5. Ghedes
parallel der Proximalkante, wendet sich dann nach außen und distal-
wärts, so daß der äußere Teil des Ghedes hornartig vorgezogen ist.
Das 5. Glied ist so lang wie das 3. und 4. zusammen; es setzt sich
schmal an das 4. an, erweitert sich dann etwas distal; die proximale
Hälfte sehies Außenrandes liegt neben dem hdi'nartigen Fortsatze des
4. Gliedes. Das vorletzte Glied ist niclit viel mehr als halb so lang
wie das 5. Glied. Das Endglied ist eine kräftige Kralle mit starker
hornbrauner S})itze. — Die Innenlade ragt distalwärts so weit wie die
Innenkante des 4. Gliedes; sie ist schmal, annähernd rechteckig, distal
etwas abgerundet. Auf der Distalkante stehen zu innerst etliche dicke
26
Pfeifer, Krebse von Süd-Georaien. 101
Stacheln, ferner auf der oralen wie aboralen Fläche kurz vor dem
Rande eine Reihe von Borsten. Der um^cldappte Innenrand der Lade
zeigt lange, schlatt'e Fiederhaare. — Die x\uüenkante reicht distal etwas
weiter als die Außeneckc des ;>. (Uiedes- der Innenrand ist grade, der
Auüenrand ist konvex; die griW.Ue Breite liegt etAvas distalwärts von
der Hälfte der Länge. An der Außenkante his zur Spitze stehen
lange, schlafte. getiederte Haare ; auf der OralÜäche, nahe dem Inneu-
rande. dicht nelien einander stehende, kurze, feste Chitinstifte; auf der
Ahoraltiäche zieht sich nahe dein distalen inid imicren Rande eine
Reihe von Borsten entlang. — Die Iinienseiten der Glieder sind durch-
weg mit starren Borsten besetzt; am distalen Teil des G. (jliedes sind
die Borsten am dichtesten, so daü sie das 7. (Uied last ganz verbergen.
Das Grundglied führt noch zwei kurze behaarte (|uere Linien.
Die beiden ersten Mittelleibs-Beinpaare haben wohl-
ausgebildete Halbscheeren von mäßiger Größe; die Länge der Glied-
maßen steht niclit viel hinter (h^r der folgenden Gliedmaßen zurück.
Das 2. Glied ist lang und kräftig, kantig, am :.'. Paare länger. Kurz
vor der äußeren distalen Ecke hndet sich ein kleiner, beim Ü. Paare
spitzerer Tuljerkel. Das :>. Glied ist kurz, auf der Innenseite kaum
länger als auf der Außenseite, hier mit dem iiblichen halbkreisförmigen
Ausschnitt versehen. Das -1. Glied ist außen nicht entwickelt, vielmehr
verläuft der Distalrand in der Richtung der Gliedmaßen-Längsaxe, das
-1. Ghed der ;>. Ghedmaße ist viel schlaidver. elienso die innere distale
Ecke spitziger und länger ausgebildet. Das f». Glied hat ein breit
dreieckiges Protii, indem sein ganzer Innenrand in einen runden, jiro-
ximal gewölbt ansteigenden, distal plötzlicii abfallenden, sich an das
Handglied anlegenden Lappen ausgezogen ist. Das Handglied ist so
lang, wie das o. und G. Glied zusammen genonniien; sein Außeiu'and
liegt in der Fortsetzung des Außenrandes des 5. (Uiedes; sein Innenrand
divergiert indessen stark damit. Wahrscheinlich ist der Innenrand als
solcher weiter zu rechnen, als er sich an das 5. Glied anlegt ;
hier wendet er. beim 1. Beinj)aar in einem gerundeten rechten, beim 'i. in
einem gerundeten stumpfen Wiid^el um und begiebt sich ziendich grade
zur distalen Spitze des Handghedes; dieser distale Rand hat beim
1. Paare etwas mehr als die doppelte, beim zweiten nicht ganz (he
doppelte Länge des Innem-andes. r)ie Khiue ist sehr schlank und
besonders kräftig gebogen, mit (huikel chitinisierter Spitze; sie vermag
sich etwa über zwei Drittcd des Inuenrandes hinweg einzuschlagen.
Das ;>. Glied zeigt eine größere Anzahl ziemlich schwacher,
schwach behaarter Einschnitte; das folgemh^ (ilied ist an der Innenecke,
das 4. an der distalen Hälfte des liinenranch's, das ö. am ganzen
27
102 Pfeffer, Krebse von Süd-Geoigieu.
Innenrande und das (>. am ganzen Distalrande .sehr kräftig liraun
behaart.
Das ;>. und 4. Beinpaar ist schlank; das dritt- und vorletzte
Glied ist mit sehr vielen kleinen und kurzen liorstenkämmeii auf der
Innenfläche ausgezeichnet.
Das 5. Paar ist sehr viel kürzer, als das folgende, welches vom
7. Paare an Länge nur sehr wenig ühertoffen wird.
Das 1. Glied des 5. Paares ist stark in die Breite entwickelt,
das (i. schon weniger und das 7. durchaus nicht; der epimeriale Lappen
des (xliedes ist hei den beiden ersten spitz dreieckig, etwas hornartig
gebogen, mit gerundeter Spitze; beim 7. Paare ist er, wie gewöhnlich,
rundlich. — Die Coxalglieder sind kriiftig in Höhe und Breite ent-
wickelt. Das des 5. Paares schheßt distal mit dem unteren liande
des 4. Epimers ab; die Coxalglieder der folgenden Paare sind etwas
länger und breiter; der gebogene Hinterrand Hacht sich immer mehr
ab und ist beim 7. Paare ganz grade. Der rundlicbe distale Lappen
ist überall kräftig ausgebildet; die Vorderkante der Coxalglieder ist
mit feinen beborsteten Sägeschnitten versehen. Das gleiclie zeigen
sämtliche folgenden Glieder auf der Innenfläche, und das vorletzte
Glied nach außen.
Die Nektopoden zeigen keine bemerkenswertfui Eigenschaften.
Die (irundglieder der beiden ersten Haitop öden- Paare reichen
gleich weit nach hhiten und zwar bis auf die Hälfte des Grundgliedes
des dritten Paares. Mit den Si)altästen überragt jedes Paar das
vorangehende um ein weniges. Der Außenast der beiden ersten Paare
ist kürzer als der innei-e. wäbrend beim letzten Paare dies Verhältnis
umgekehi-t ist. Die beiden Kanten der Stammglieder wie die Äste
der beiden ersten Haltopoden-Paare sind mit ganz kleinen, feinen, roten
Stacheln bestanden. Die distalen Enden der Stammglieder sind nicht
weiter ausgezeichnet; die Spaltäste der beiden ersten Haltopodenpaare
tragen je zwei aufrecht stehende, stärkere Stacheln. Das Stammglied
des ;i. Paares ist stark und kräftig, mit ol)erer Kante, unbewehrt; die
Spaltäste sind breiter, lanzettlich als die der vorangehenden Paare, von
gleicher Bewehrung der seitlichen Kanten, am Ende in eine kräftig
chitinisierte Spitze auslaufend. — Farbe im Leben orange- bis purimrrot.
Länge 45 mm.
Eurymera (/cn, nor. Atylidüram.
Eiirymera Körper uur hinten zusammengedrückt, der Kücken ganz außer-
gen. uov. ordentlich breit und flach gewölbt. Epimeren ganz außerordentlich
groß, hoch uiul breit. Der Stirnvorsprung ist nur ein Winkel. Auge
klein, glänzend, rund, auf einem kräftig vorspringenden Höcker liegend .
28
PfefftM', Krebse von Süd-Cxeoroicn. 203
Telson gespalten. Fülilm- von mäüiger Länge, die (»l)eren ziemlich
stark; der Stannii der unteren etwas länger; keine Nel)engeiüel. Die
Anßensclmeide des Oberkiefers gezähnt, ebenso die Innenschneide des
linken Kiefers; eine gniüere Anzahl nicht gefiederte Borsten, Iinienrand
der Innenlade des '..Unterkiefers mit vielen Fiedei'haarcn: AnCäenlade
l)roximal mit sclnvach gefiederten Stacheln; Taster länger als die
AuÜenlade, das Endglied hehorstet. Laden des ;>. Unterkiefers gleich
lang, die innere schmäler. Proximalrand der Innenlade der Kieferfüße
mit geiiederten Borsten ; an der inneren Ecke mit einigen Stacheln ;
Proximalrand der Au(.ienlade mit schlanken Stacheln. Die Handglieder
der beiden ersten Paare nur ganz schwach ausgebildet, beim 1 .Paare etwas
läiiger und kräftiger als beim 9..; die drei hinteren Mittelleibsbeine
wachsen nach der Reihe an Länge, die Coxalgheder an Länge und Breite.
Eurymera monticulosa sjmt. nov. cinf. i. Fig-. a.)
Gestalt niäüig schlank; die Höhe des 4. Einges nebst Ephner Em-ymera
ist gleich einem Viertel der Körperlänge von der Stirn bis zum Ende "^'^"''cuiosa.
des Telsons. Dies Tier ist nur an den letzten Nacldeibsringen zusammen-
gedrückt; der Rücken ist auüerordentlich breit und flach gewölbt; die
größte Breite hegt beim 4. und o. Segment. Länge und Höhe der
Segmente wachsen wie gewrdndich ; doch ist der 1 . Mittelleibsring ein
wenig länger als der zweite.
Die Ventralkanten der 5 ersten Mittelleibs -Ringe hegen in
einer Flucht; der fi. und 7. Ring setzt etwas tiefer an.
Die Hinterkanten der Mittelleibs-Ringe verlaufen stark nach
hinten geneigt; bei den Nachleibs - Ringen dagegen stellen sich die
Hinterkanten etwa im Wiidcel von 00 " zu der Rückenkante. Der
hintere untere Winkel der Mittelleibs-Ringe ist im allgemeinen gerundet-
spitzwiiiklig; der des 7. ist ziendich scharf und annäliei'nd gleich einem
Rechten, die andern werden allmählich kleiner.
Jedes M i 1 1 e 1 1 e i b s - S e g m e 1 1 1 trägt vor seinem Hinterrande
auf dem Rücken einen kräftigen Querwulst. Auf der Seite, oberhalb
der Ventralkante des SegnuMites, trägt ein jeder einen kräftigen Höcker,
der hinten am h('»chsten ist; von ihm zieht sich eine erhabene, innner
flacher werdende Leiste nach oben und vorn, um sich da mit einem
schwächeren, niclit id)ei'aH gleich deutlichen, hinter (h'iii \'orderrande
des Segnn^ntes stehenden Querwulste zu verbinden. Am 1. Rhige
liegt natürlich dei' b(M den ül)rigen Ringen verdeckte Vorderwulst klar;
er ist hier in eben derselben Stärke entwickelt, wie der Hinterwulst;
fei'uei- ist der Hr»cker am \'eii(rah-aii(le hier leistenf(»i-iiiig umgebildet,
so daß das ganze Segment von einem kräftigen Randwulste umgeben ist.
29
104 l'fefTi^r, Krelisp vnn Sü(l-(n'oi'p;ien.
Die vier oroüoii Epimercii sind solir kräftig entwickelt; ihre
Vorder- und Hintei-ränder weisen nach vorn . und zwar am 1 . Einge
am stärksten, nach liinten zu abnehmend. Die Höhe des l.Epimersist
(in der Mitte der Längshaie gemessen) etwa so groß wie die Ventral-
kanten des 2. und n. Segmentes; das 2. hat etwa '^Ih, das 3. und 4.
etwa V} dieser Höhe ; (he IJreite des 4. Kpiniers ist gleich dei- H('»he des
zweiten. Der Vorderrand des I. ist grade, der der andern etwas konvex.
Der vordere Wirdcel ist ein etwas stum])f zugerundeter spitzer Whikel ;
l)eim 1 . Epimer beträgt er etliche (iO". bei den andern wird ei- größer,
beim 4. macht er etwa SO" aus. Der hintere Winkel des letzten Epimers
ist ein stumpf zugerundeter stumpfer Winkel, Der hintere Teil des
Vorderrandes der drei ersten Epimeren ist fein gesägt, der Hinterand
mit feinen Dornen versehen.
Über die Epimeren der folgenden drei Segmente siehe pag. '55,
Die epimeria,len Lappen der drei ersten Nachleil)s- Seg-
mente sind verhältnißmaüig schwach vom Segment abgesetzt; nur beim
dritten ist die Absetzung vom Segment scharf. Das 1 . Nachleibs-
Segment gleicht durcliaus (h'ui 7. Mittelleibs-Segment plus coxa, sowohl
in Gestalt wie in Ausdehnung; das 2. ist viel höher; der Vorderrand
seines epimerialen La})pens setzt sich kräftig vom Vorderrande des
Segmentes ab und rundet sich etwa im Halbkreis nach vorn, um dann
zurücklaufend in den graden Ventralrand ü])er zu gehen; der Hinterrand
ist grade und senkrecht und stößt mit tler Ventralkante in einer recht-
winkligen Ecke zusannnen. Das ?t. Nachleibs - Segment ist nicht so
hoch wie das 4. ; der epimeriale Lappen erscheint gleichgebildet mit
dem des 2. Segmentes; doch ist der (vom voraufgehenden E])imer ül)ei'-
deckte) V(n-derrand nicht so stark geschwungen. Die Hck-kerbildung
der drei ersten Nachleibs-Segmente ist die gleiche wie auf dem Mittelleib.
aber schwächer und nicht so klar zu verstehen.
Der 4. Nach leibs-liing ist etwa so lang wie der 2.; sein
Ventralrand wird von dem voraufgehenden Epimer überdeckt; die l)eiden
Wülste am Vorder- und Hinterrand sind sehr tiach. doch deutlich, der
vordere stärker als der liintere. Ein epimerialer Absatz am Hinter-
rande ist schwach umgedeutet; vor der Lisertion der Ciliedmaße steht
ein spitziger Zahn. Der 5. Nachleibs -Ring ist ganz kurz, etwa gleich
einem Viertel des voraufgehenden, skulpturlos. Der (i. ist beinahe
doppelt so lang wie der f). ; das Epimer setzt sich deutlich ab; es hat
einen graden hinteren und einen geschwungenen Ventralrand, die in
einer hhiteren Ecke von etwa 1)0 " zusannnen stossen.
Das Telson ist ziendich schlank dreieckig, von nicht ganz
doppelter Länge seiner Breite, mit ganz schwach konvexen Seitenrändern;
30
Pfoflfer, Krebsp von Süd-Gporffien. ]05
die Spitze ist ziigerumlet ; es ist in seinen beiden distalen Dritteln
gespalten; die Spaltstücke schlieTsen an einander, ihre distalen Spitzen
sind zngerundet.
Die Stirn zeigt einen sehr tiefen Ansschnitt für die Insertion
der oheren Fühler. Der r)arken]aj)p(Mi ist klein, vorn in langer, schwach
konvexer Kante abgestutzt; unten setzt er sich durch einen kleinen,
aber sehr scharfen Einschnitt vom unteren Teile des Kopfes al). Die
untere vordere Ecke des Kopfes ist stark vorgezogen und endigt in
einem spitzen zugerundeten Winkel ; auf diese Weise wird an der Insertion
des unteren Fühlers ein konkaver Ausschnitt gebildet. Das Auge sitzt
auf einen kräftig entwickelten Höcker; es ist ziendich klein, nieren-
förmig; seine Höhe erreicht nicht ganz die Dicke des (Irundghedes der
oberen Fiddei'. Es ist auftauend glänzend. Der Stirnschnabel ist kurz,
stumpfwinklig, die Stirnkanten schwach konvex.
Das Läniienverhältnis der Fühler ist nicht mit vc'illioer Genaui"--
keit wiederzugeben; weil die Stücke nicht unverletzt sind. Im allge-
meinen sind beide Fühler etwa gleich lang und zwar so lang wie die
Mittellinie des '-k. 4. und ö. Segmentes. Der Stamm der unteren ist
um die halbe Länge sehies letzten Stammgliedes länger als der der
oberen; die Länge des letzteren ist gleich der des :!. Postabdominal-
ringes, in der Mittelhnie gemessen.
Das Grundghed der oberen Fühler nimmt die halbe Länge
des Stammes ein; es ist ziendich dick und kräftig, doppelt so lang Avie
dick; vorn oben ist es kräftig ausgezogen. Die beiden folgenden Glieder
nehmen an Länge und Dicke stark ab. Das 1. Glied der Geißel ist
verhältnismäüig groß, fast so lang wie breit; die folgenden sind sehr
viel breiter als lang, wachsen jedoch nach der Spitze des Fühlers zu
an Länge, so daß etwa das 14. Glied die gleiche Breite und Länge
hat; die äußersten Glieder sind lang und schlank. Die Geißel ist so
gegliedert, daß immer zwei (dieder zusammengehören, nämlich ein
dünnes und ein dickes; das erste hat innuer an seinem distalen Rande
einige Haare, das andere ist an der unteren distalen Ecke nach unten
ausgezogen und tr=igt hier ein lUischel von Haai-en. Es sind etwa
34 (ilieder vorhanden.
Das 1. Glied der unteren Fühler ist schu])penförmig. nur
auf der Unter- und Außenseite entwickelt. Das )>. (died ist im Profil
nur als ehie über dem 1. (iliede liegende Schu}))))' zu hemerk^'u: die
Haui)tentwicklung des (iliedes liegt auf der Innenseite, wo es unten
Avie oben in einen kräftigen dreieckigen Lai)pen ausgezogen ist. Das
n. Glied ist klein, wenig länger als dick, außen und innen in einen
dreieckigen Lappen ausgezogen. Das 4. Glied ist fast doppelt so lang,
31
106 Pfpffei-, Krel)s(' von Süfl-Gpo;o;ipn.
als das '■).. nur etwas düinier; das T). Glied ist ein Stück kiii-zer und
ziemlich viel dünner; beide sind an ihrem Distalrande meln-fach la])pig'
ausgezogen. Das 1. Geißelglied ist viel länger ;ds breit, so lang yyio
die drei folgenden Geiüelglieder zusammen; diese sind an dei- Basis
der Geißel breiter als lang; beim 10. (ihede ist die Breite gleicli der
Länge; die folgenden werden (L-mn immer schlanker; jedes Glied trägt
am Distalrande oben auf seiner Innenseite zwei kleine Borstenbüschel;
im übrigen linden sich an den idtlichen Stellen der Stiele wie der
Geißeln Haarbildungen, jedoch von keiner Itesonderen Ausbildung.
Die Oberlippe ist im allgemeinen dreieckig mit gerundeten
Ecken; die Kante, mit der sie an das E])istom stößt, ist in der Mitte
etwas eingezogen; das Ende ist ganz fein Itehaart; am Rande des
seitlichen Teih'S tindet sicli ein Kamm schwacher Haarl»ihlungeii. der
sich jedocli nicht auf die Fläche der Liitpe fortsetzt.
Der Schneide-Teil des Olterkiefers ist kurz, der Taster lang.
Der Molarfortsatz ist annäliernd nierenförmig, sehr dunkel chitinisiert.
mit sehr scharfen mid kräftigen Riefen überzogen; die Randstacheln
sind kräftig; ferner linden sich vier lange, schlaffe gefiederte Haare
vor. Die Borstenreihe besteht aus etwa zwftlf nicht gefiederten Borsten.
Die Innenschneide liat am rechten Kiefer vier Zälnie. am liidvcn mir
einige Einschnitte. Die Außenschneide hat drei Hauptzähne und etwa
drei proximal davon liegende, welch letztere beim rechten Kiefer stärker
sind als Iteim linken. Das 2. Glied des Tasters ist ein Avenig länger
als das 8.. etwas zurückgebogen, am Inncm";inde schwacli Iteborstet.
Das Endglied ist schlank, halb eiförmig, insofern der Innenrand fast
grade ist; dieser ist mit einer Reihe kräftiger Borsten besetzt. Am
Ende des Gliedes stehen etwa neun längere und stärkere Borsten,
welche mit Ausnahme der äußersten eine ganz ungemein feine Krenu-
lierung aufweisen.
Am 1. Unterkiefer ist die Innenlade sehr groß, auf ihrem
ganzen Innenrande mit mehr als zwanzig kiederhanren von mäßiger
Länge besetzt. Die Außeidade trägt am Ende kräftige Stacheln der
gewöhnlichen Art, die sich dadurch auszeichnen, daß ihre Fiederung
nur aus einem oder zwei Fiederstacheln besteht. An der imieren
distalen Ecke steht außerdem noch ein Filz von schwachen, kurzen
Borstenhaaren. Auf dem Innen- wie Außenrande der Lade finden sich
dann noch außerdem schwache Haarbildungen. Der Taster überragt
die Außenlade um etwas. Das zweite Glied ist üljei- doppelt so lang
als das erste, von gewöhnlicher Form ; am Innenrande und von hier
abbiegend und über die aborale Fläche kurz vor dem Distalrande
entlang laufend, findet sich eine Borstenreihe; ferner ist das Ende dicht
mit kurzen, aber stärkeren Borsten besetzt.
32
Pfeffer, Krebse von Süd-Georgien. 107
I)ie beiden Laden des 2. Unterkiefers sind gieicli lang, die
innere jedoch ein gut Teil schmaler; beide haben gebogene Außen-
ränder ; der Innenrand ist grade ; die Innenhide verschmälert sich nach
dem Ende zu. Die Enden beider Laden sind mit den üblichen Borsten
versehen, die bei der Außenlade länger und stärker sind; außerdem
findet sich auf der Oberfläche der Iinienlade die bekannte schräge
Reihe gefiederter, langer, schlaffer Haare.
Das Segment der Kieferfiiüo umschließt, wie gewöhidich, das
l. Glied der Gliedmaße; es zeigt jederseits einen basalen etwa recht-
eckigen, seitHchen Fortsatz, auf dessen Oberfläche eine Reihe von
wenigen, langen Haaren steht. Das 1 . Glied hat die übliche Form ;
der freie Teil des Außenrandes ist etwas mehr als ein Drittel des
ganzen; der Distalrand ist um die Hälfte länger als der freie Teil des
Außenrandes. Das 2. Glied ist sehi* breit, sein Außenrand etwas länger
als sein Innenrand. Avelch letzterer etwa gleich dem freien Teile der
Außenkante des 1 . Gliedes ist ; die Distalkante ist gleich dem andert-
halbfachen des Außenraudes. konvex gebogen; der Distalrand ist auch
gegen die Lade zu als eine branne Grenzkante ausgebildet. Die vier
nun lulgenden Glieder sind ganz außerordentlich schmal, so daß das
1. Glied derselben noch nicht zwei Fünftel von der Breite seiner Basis
(des Distalrandes des ;'». Gliedes) hat; es hat, Avie immer, ehie vor-
gezogene distale Außenecke. Das folgende Glied ist so lang wie
die beiden vorhergehenden, schlaidx", distal nicht verbreitert. Das vorletzte
Glied ist schmal, distal nicht verbreitert, die Kralle so lang wie der
Innenrand des voi'letzten Gliedes, mit schlanker, chitiniger Spitze.
Die Beoljachtung der A))oralfiäche hirdert zwei anscheinend
wichtige mi)r|»h(tl()gische Merkmale zu Tage. Erstens länft von der
Stelle, an welcher sich das Segment und der freie Außenrand des
\. Gliedes treffen, eine auf beiden Seiten durchaus gleichmäßig gebildete,
einer etwas schwach gewordenen Artikulationslinie yTtUig gleich sehende
Linie nach der Innenkante des Gliedes zu fast hinüber. P^ine solche
Bildnng dürfte wesentlich sein für die Erörterung der Frage, welcben
Teil bez. welche Teile man als 1. (ilied. bez. Al)gliederinig des
1. Gliedes, und andrerseits, welche Teile man lüi- das Segment der
Kieferfüße zu halten hat. Das andere wesentliche Merkmal ist der
Ansatz der Innenlade am L Gliede. Es war oben gesagt, daß sie
sich anf der AboralHäche dnrch eine wirkliche .Xbgrenznng \(tin(die(h'
absetzte; auf der Oralfläche sieht num dagt'gen deutlich den Innein'and
etwa bis zur Stelle, wo der fein behaarte x^ußenrand aufhört, sich
über das (ih'ed fortsetzen. Es ist S(unit die i\nschauung bercclitigt,
die Lade als eine der al)(»ralen {''lache zngelK'U'ige Lappeiibildnng der
•6'6 u
108 Pfeffer, Krebse von Süd-Georgien.
nach innen gelegenen Teile des Gliedes zu betrachten; oder aber es
ist anzunehmen, daß der nach vorn gelegene Teil zugleich von einem
zurilckgebildeten Teil des Endopodites gebildet wird.
Die Innenlade ist flach eiförmig, distal zugerundet- abgestuzt.
Sie trägt an ihrem Distalrande gekrümmte Borsten mit wimperiger
Fiederung, nach innen werden sie anscheinend etwas starrer. Die
distale innere Ecke ist mit einigen festen. 1 »raunen, kurzen Chitinstacheln
besetzt. Der eingeschlagene Innenrand trägt, wie gewöhnlich, sehr
lange und breite, ziemlich weiche, gewimperte Haare. Die Lade reicht
distal l)is zum distalen Ende der Innenkante des 3. Gliedes. Die
Bewehrung der Aboralfläche der Lade ist in situ nicht zu sehen; eine
weitere Zerlegung des Präparates soll jedoch nicht eher vorgenommen
werden, als das Material zugleich morphologisch völlig verwertet
werden kann.
Die Außenlade reicht distal um ein gutes Stück weiter als die
Außenkante des 3. Gliedes; nämlich mit den Spitzen ihrer Borsten bis
an die iimere distale Ecke des drittletzten Gliedes. Ihr Innenrand ist
ziemlich grade al)geschnitten, ihr Außenrand ist sehr stark gebogen.
Der am weitesten nach außen gelegene, scheinbar schon zum Außen-
rande gehörige Teil des Distalrandes ist mit schwach bewimperten,
schwachen und schlanken Borsten besetzt, nach innen werden sie zu
stark gekrümmten, etwas kurzen, ziendich breiten, doch immerhin
noch sehr schlanken Stacheln. Am Anfang des Innenrandes hört diese
Bildung plötzlich auf; er ist mit kurzen, ziemlich breiten Stiftstacheln
völlig besetzt.
Die Beborstung der ganzen Gliedmaße ist eine recht kräftige
zu nennen. An der Außenkante der Gheder steht eine geringe Anzahl
starker Borsten, vor der inneren Hälfte der Distalkante steht die
bekannte kurze, schräge Reihe von Borsten; die Innenkante des dritt-
letzten Gliedes und der distale orale Teil des vorletzten Gliedes sind
dicht mit Borsten besetzt, deren letzteren einige ganz schwach gesägt
erscheinen. Außerdem finden sich auf der aboralen Eläclie des 2. Gliedes
zwei längere und auf der des drittletzten (rliedes vier kleine Reihen
von Borsten. Der Inncnrand der Endklaue trägt eine Anzahl kurzer,
fester Borsten.
Die lieiden ersten Paare der Mi tte lleibs-Be ine liaben etwa
diesellje Längsentwickelung wie die beiden folgenden Paare; das 1. ist
etwas kürzer und kräftiger; beide Paare haben eine mäßig ausgebildete
Haibscheere, deren Handglied Aveder in Länge noch Breite das 5. Glied
der GHedmaße sonderlich übertrifft. — Das 2. Glied ist bei beiden
34
Pfeffer, Krebse von Süd-Georgien. 109
Paaren lang und kräftig, das o. kurz, außen und innen annähernd
gleich lang entwickelt. Das 4. hat keine Entwickelung auf der Außen-
seite ; sein Innenrand ist gebogen ; er ist beim 1 . Paar sehr viel kleiner
als beim 2.; das 5. Glied zeigt eine kräftige Entwickelung; es ist am
1. Paare doppelt und am 2. Paare mehr als doppelt so lang wie breit;
der Innenrand ist l)cim 1. Paar scliwächer, beim 2. Paar stärker
herausgezogen, ohne daß man freilich von einer wirklichen Lappen-
bildung sprechen könnte. Die Ränder des Handgliedes divergieren
beim 1. Paar ein wenig, beim 2. dagegen nicht, so daß eine wirkliche
verbreiterte Hand nicht gebildet wird. Kurz vor dem distalen Ende
des Gliedes wendet sich der Innenrand phUzlich nach außen, so daß
eine schwach stumpfwinklige Ecke gebildet wird, gegen deren distale
Kante sich die Endklaue einschlägt. Über die ganze Fläche des Hand-
ghedes hin ist der eigentliche Innen -Kontur des Gliedes zu verfolgen
und an dem am weitesten distal gelegenen Angelpunkte des Endgliedes
tritt das unverbreiterte Glied auf eine kurze Strecke frei zu Tage.
Die Endklaue ist kräftig. — Das 2. Glied zeigt eine mangelhafte Haar-
bildung; auf der proxinuxlen Hälfte des Innenrandes steht ein Büschel
schlaffer Haare; die innere distale Ecke des 3. und 4. Gliedes zeigt
ein kräftiges Borstenbüschcl. Die Innenkanten des 5. und G. Gliedes
zeigen viele Kerbschnitte mit Borsten, die besonders auf dem 5. Gliede
lang und dicht entwickelt sind.
Die b e i d e n f o 1 g e n d e n G 1 i e d m a ß e n p a a r e sind schlank ; die
äußere distale Ecke des 4. und 5. Gliedes ist etwas ausgezogen; das
2. Glied zeigt dasselbe Büschel schlaffer Haare, wie beim 1. und
2. Paar. Die inneren distalen Ecken des Gliedes, die äußeren distalen
Ecken des 4., 5. nnd 0. Paares und einige Sägeschnitte auf dem 4.
und 5. Paare sind mit langen Borsten bestanden. Außerdem zeigt das
6. Glied auf dem Innenrande eine größere, auf dem Außenrande eine
kleinere Zahl von Einschnitten, auf denen kurze Borsten stehen.
Die ]. Glieder der drei folgenden Mittelleibs-Beinpaare
nehmen an Höhe und Breite ab. Der epimeriale Lappen des 5. Paars
ist stumpf rundhch, der des G. spitzer; der des 7. hat die gewöhnliche
Bildung.
Die Coxalglieder wachsen nach der Reihe in Länge und Breite;
der Hinterrand der ersten beiden ist konvex, der des 3. Paars grade;
der distale gei-undete Lappen jeder Coxa ist deutlieh ausgeprägt; auf
der ]\Iitte der alliieren Oberfh'iche zielit eine kräftige Eängskante iiliei'
das giinze ('uxalgiied. --- j)ii' übrigen (iliedei' des .^).. G. und 7. Paars
gleichen (h'nen (h's 3. und I. Paars; sie sind jedoch (hucligehends
kräftiger gebaut; (be äußere distale Ecke des I. nnd •'>. (ihedes ist
35 9'
110
Pfeffer, Krebse von Süd-Georgien.
sc4ir Icräftig ausgezogen ; die drei Beiiipaare wacliisen nach der Reihe
an Länge.
Die Nek top öden sind ganz besonders stark bewimijert.
Der Stamm des 1. Halto^joden reicht bis ans Ende des
(i. Nachleibs-Segmentes ; der des 2. Paares ein ganz wenig weiter; die
Spaltäste reichen ol)en üljer den Kamm dos 3. Paares liinaus und zwar
die des 2. Paares etwas weiter. Der Außenast aller drei Paare ist
um ein beträchtliches Stück kürzer als der Iinienast. Die Kanten der
Stämme wie der Spaltäste sind in gew()hnlichcr Weise bewehrt. Am
Ende der Spaltäste des 1. und 2. Paares steht nur je 1 Stachel.
Mehrere Stücke. Länge 27 mm.
Stebbingia gen. nov. Atylidarum.
(iestalt sehhink. Iv'nper zusammen gedrückt, nirgends gekielt.
Die Nachleibs-Segmente scliwacli ciiigesattclt. nirgends skuli)iert oder
in »Spitzen ausgezogen. Die Epimeren sind ziendich grof}, höher als
die dazu geh()rigen Segmente. Augen l)ohneufr)rmig. Eühler von
mäCjiger Länge, die ()l)eren etAvas länger, nicht so hing wie der IMitteHeih.
Die Stämme sind etwa, .^leicli hing, ziemlich schlank; die (ieiüehi etwa
doppelt so lang wie die Stämme. Keine Nebengeiüel. ()])erkiefer wie
l)ei den Atyhden überhaui)t, gezähnt; die Borsten kurz, hyalin und
ungetiedert. A\'eiiige längere P>orsten am Tasterende. 1. Unterkiefer
wie bei Dovallia. Lmenladen des 2. Unterkiefers etwas kürzer und
breiter als die Auüenlade ; die Distalenden mit Borsten. Innenlade
der Kieferfüße mit Borsten und wenigen Stachelhöckern ; Außenlade
am Distalr;inde mit gebogenen Stachehi , ;im Lnienran(h' mit knrzen
Borstenstiften. Die beiden ersten Beinpaare mit schwacher, wenig
verdickter Hall)scheere; das 1. Paar ganz außerordentlich viel schwächer
als das 2. Paai-. Die Coxalglieder der drei letzten Mittelleihs-Beini)aare
wenig verbreitert. Telson bis zur Hälfte gespalten.
Stebbingia gregaria nov, spec. (Taf. ii, Fig. 7.)
Die Länge des Kör])ers ist etwas mehr als das vierfache der
Höhe (his 4. Segmentes samt dessen Epimer. — Die Ventralkanten
der fünf ersten Mittelleihssegmente liegen in grader Flucht; die beiden
folgenden Segmente steigen etwas unter die Kanten der voraufgehenden
Segmente heral). Die Hinterkanten der Segmente des Mittelleibes
steigen in der Protihinsicht schräg nach hinten und unten, der hintere
initere Winkel ist bei den ersten fünf Ringen al)gerundet dreieckig,
wenig ausgezogen; beim G. und 7. scharf, fast rechtwinkhg.
36
rfVl'f'cr, Krebse von Siid-Ciooroicn. \ \ |
Das 1. E})imcr oiTeiclit die Länge von drei Fünfteln des 4.,
das 4. ist etwa um ein Sechstel höher als lang, und etwa so lang,
■wie die ventrale Kante des 5. und G. Segments zusammen genommen.
Die Vorderkante der drei ersten Epimeren ist stark nach vorn
geneigt, die des 4. nur schwach. Der Vorderrand des 1. Epimers ist
grade, der der heiden folgenden ganz schwach, der des 4. ziemlich
kräftig geschwungen. Der Hinterrand des 1. ist etwas konvex, der der
heiden folgenden ziemlich grade, der des 4. wiederum etwas konvex.
Der Veutralrand des 1. ist axial, die vordere Ecke hat einen stumpf
zugerundeten Winkel von etwa 80"; der hintere ist etwa 120". Die
Ventralkante des 2. Epimers ist kaum ausgehildet; der Vorder- wie
Hinterrand gehen gerundet in einander üher , so daß das unterste
Ende des E^jimers annähernd einen Halhkreis darstellt. Auch das
3. Epimer hesitzt keine eigentliche Ventralkante; die Hinterecke ist
ein gerundeter rechter Winkel, die vordere ein sehr stumpfer Dogen.
Das 4. Epimer hat einen ziemlich langen, etwas aufsteigenden, scliwach
konvexen, fast graden Ventralrand; ])eide Ecken sind stumpfwinklig,
al)gerundet, der vordere stumpfer als der hintere.
Der iVljsetzungswinkel des ejumerialen La])])ens des 1., 2. und
?>. Nachleihs-Segmentes ist hei den heiden ersten schwach, aher deutlich,
heim 3. heträgt er etwa 100", Der 1. ist verhältnismäßig niedrig,
nicht viel höher als der 6. Mittelleibsring (samt seinem Coxalgiied),
der 2. ist ein gutes Stück höher, der 3. wieder niedriger, aber länger.
Die Ventralkante des 2. reicht so weit nach unten wie der des 3.;
die des 1. endigt sehr viel h()her, etwa in der Höhe des ventralen
Endes des Epimerial- Lappens bei den drei voraufgehenden (gliedern.
Das Epimer des 1, Nachleil)s-Segmentes w^eist kräftig nach hinten und
ist blattförmig; sein Vorder- und Hinterrand geschwungen, der letztere
etwas stärker; l)eide treffen in einem nicht ausgezogenen Spitzbogen
zusammen. Die beiden folgenden Epimeren hal)en enie hintere Bogen-
ecke, die beim 2, etwas weniger, beim 3. etwas mehr als '.hV l)eträgt.
Der Ventralrand ist heim 2. ein schwach aufsteigender, schwach gewr»ll)t(>r
Bogen, der sich in sehr stumpfem Winkel in den Vorderrand fortsetzt.
Der Ventralrand des 3, epimerialen Lappens läuft ganz schwach ge-
schwungen, annähernd wagerecht, und geht hi einem zugerundeten rechten
Winkel in den \^»rden'and über.
Der 4. Postabdomin;dring ist dorsal etwa so lang wie der
1. Nachleibsring, kräftig eingesattelt; der folgende ist ganz kni'z.
dorsal in äußerster Kleinheit entwickelt; der (i. hat etwa die halbe
Länge des 4.
37
]10 Pfeffer, Krebse V(in Süd-Geoi'oien.
Das Telson ist so laiii!; wie die Rückoiilinie des 1. Naeldeibs-
ringes; seine Breite beträgt etwa zwei Fünftel der Länge; seine Seiten-
kanten sind ganz scliwacli gegen einander geneigt. Die distale Hälfte
ist gespalten; der Spalt erweitert sich distal; die l)eiden Spaltäste
sind infolge dessen etwas von einander getrennt; das Ende eines jeden
ist abgestntzt niid in der Mitte eingekerbt.
Der Kopf ist beinahe so lang wie die Eilekenlinie der beiden
ersten Segmente ; die Stirnkante ist für die Fühlerwnrzeln nnr schwacli
ausgeschnitten; zwischen die beiden letzteren schiebt sich ein ganz
nnscheinbarer. niedrig dreieckiger Fortsatz hinein. Der r>;u'kenl;ip])('n
ist kaum ausgebildet; der I\o])frand 1)ildet nur eine ganz schwache,
senkrecht abgestutzte Konvexität. Die Augen sind groß, nierenfrirmig ;
ihn^ Breite beträgt etwas melir als die Länge; ihr Oberrand reicht
beinahe bis zur Ilückentirste des Kopfes, ihr l'nterraiid so weit wie
der Ausschnitt zur Aufnahme der Fühlerwurzeln,
Die Fühler sind ziemlich schwach, von mäßiger Länge; die olteren
erreichen die Länge vom Anfang des 1. bis zur jNIitte des (i. Mittelleibs-
ringes. Die ol)eri'n Fülder sind etwas länger als die unteren, dagegen
ülx'rragt der Stamm der unteren den der oberen um die Hälfte seines
letzten Gliedes,
Das l. Glied der oberen Fühler ist ziemlich kräftig, das 2,
etwas kürzer und viel schmaler; das 3, erreicht kaum die Hälfte von
Länge und Dicke des 1. (iliedes. Die Borstenbildungen des Stammes
sind ganz außerordentlich schwach. Die Geißel iK^gimit mit einem
Gliede, welches etwa so lang ist, wie die drei folgenden Glieder zu-
sammen. Die Geißelglieder bestehen abwechselnd aus einem an der
unteren distalen Ecke ausgezogenen und ndt einem stärkeren Borsten-
bündel versehenen und aus einem solchen, dessen untere Partieen keine
Auszeichnung haben. Am Grunde der Geißel beträgt die Länge des
Gliedes etw^a ein Drittel der Breite, am 30, (Uiede ist die Länge etAva
gleich der Breite ; die äußersten Glieder sind sehr viel länger als l)reit;
eine unversehrte (ieißel zeigt 50 Glieder.
Die drei proximalen Glieder der unteren Fühler zeigen die
Merkmale der Atyliden überhauj)t; das 4. und 5. Glied ist lang und
ziemlich kräftig. Die Borstenbildung ist schwach, doch zeigen die
proximalen unteren Kanten der drei proximalen Stammglieder eine
Reihe etwas festerer Borsten, die am 3. Gliede einen etwas stachelartigen
Charakter annehmen. Die Geißel besteht aus etwa 40 (iliedern; das
1. (ilied ist so lang, wie drei folgende zusammen. Die Ringe zeigen
einen Dimorphismus; zwar nicht in der Gestalt, sondern darin, daß
abwechselnd je einer auf der Unterseite ein längeres Haar entsendet,
38
Pfeffer, Ki'ebse von Siul-Georgien. 113
während der folgende anf der Oberseite das napfförmige Sinnes-
organ führt.
Der Mohirfortsatz des Oberkiefers ist qner oval, sehr sau])er
gerieft. Er ist unigelx'n von den iil)lichen kleinen Borstenstacheln nnd
trägt außerdem drei sehr lange, dicke, geliederte Haare; von hier ans
zieht sich in der Richtung nach dem Fühlergrunde zu eine kurze, mit
vielen scluvachen und kurzen Haaren besetzte Stelle. Die Borsten der
Reihe, welche den IMolarturtsatz mit der Sclnicidc verbindet, sind kurz,
gekrümmt, hyalin und ungefiedert. Die Auüenschneide des linken
Oberkiefers hat auLser dem Ende noch fünf, die innere vier Höcker-
zähne. Am rechten Kiefer hat die Außenschneide außerdem noch
einen aboralen Zahn, welcher dem Haujjtzahn an (iröße gleich kommt;
die Innenschneide ist rudimentär, zeigt etwa vier unregelmäßige Zalm-
bildungen ; die ihm zunächst stehenden Haarbildungen der Borstenreihe
sind zwei oder drei gefiederte Haare, welche auf dem Kiefer der linken
Seite nicht zu bemerken sind. Der Taster ist etwa um ein Drittel
länger als der Kiefer, vom Gelenkkopf liis zur Schneide gemessen;
Form und Größenverhältnisse stimmen zu dem von Bovallia gigantea;
die längeren Borsten an der Spitze des Endgliedes sind in der Zahl
von fünf vorhanden.
Die Unterlippe hat einen medianen Kerbschnitt, der fast die
ganze Länge der Lippe ausmacht; jede der beiden seitlichen Hälften
ist in einen queren, etwas nach hinten gewölbten, freien Lappen mit
gerundetem Ende ausgezogen. Die freie aborale Fläche, besonders da.
wo sie sich in den Einschnitt hinein wölbt, ist mit einem Filz sehr
feiner, kurzer, steifer Häärchen bestanden.
Der Unterkiefer des 1. Paares ähnelt durchaus dem von
Bovallia. Die Innenlade ist stumpf oval, mit etwa neun langen,
schlaffen Fiederhaaren. Das Distalende der Außenlade ist dicht mit
starken Stacheln besetzt; die äußeren sind größer, stärker, braun
chitinisiert und zeigen stiim])fe Fiederzacken; diejenigen auf den inneren
zwei Dritteln des Randes sind etwas schlanker, hyalin und auf der
konvexen Seite mit sehr sauberen, scharfen Stachelfiedern versehen.
Der Taster überragt die Außenlade um ein Stück; er hat ein kleines
Proximalglied mit etwas ausgezogener Außenecke ; seine Länge über-
steigt seine Breite um etwas; das Außenglied hat einen schlank bohnen-
förmigen Umriß, ist so breit wie das 1. (ilied lang ist, zwei ein hall»
mal so lang wie breit. Der Außenrand trägt etliche (etwa vier) lange
Borsten; das Apikal-Ende trägt auf der Oraltläche eine Reihe kurzer,
etwas gebogener Stiftborsten, während auf der Abor.iltliiclie eine ent-
sprechende Reihe langer, grader, stumpf abschließender Borsten steht.
39
114 Pfoffci", Kre1)so von Si'id-Geoi-t^ien.
Die innere Lade des 2. Unterkiefers ist etwas kürzer und
l^rciter, als die Aiirjenlade, mit konkavem Außen- und p'adem Innen-
rande ; die Ränder der Außenlade sind ziemlicli parallel. Die
Distal-Enden sind mit kräftigen Borsten versehen, dio nach innen an
Größe ahnehmen und auf der Außenlade länger sind als auf der
inneren. Auf der Oralfläche steht eine etwa in der Mitte des Iinien-
randes l)eginnende und schräg nach außen und proximalwärts gewandte,
üljer etwa zwei Drittel der Oraltläche hinweg verlaufende Reihe von
etwa neun heweglich eingelenkten, sehr langen, gefiederten Haaren.
Das Segment der Kieferfüße zeigt einen etwa (luadratischen
Umriß; nahe seiner hinteren Kante steht eine quere Reihe langer, sehr
dünner Haare. Das 1. Glied springt innen ziemlicli kräftig in das
Segment hinein; der Außenrand hat etwa die lialhe Länge des freien
Segmentrandes; das 3. Glied ist etwas kürzer als der Außenrand des
2., breiter als lang, distal etwas verbreitert, die Innenecke ein wenig,
die Außenecke sehr stark vorgezogen. Das 4. Glied ist länger als das
2. und 3. Glied zusannnen genomnu'ii. doppelt so lang wie hrcit,
distalwärts verbreitert, mit ausgezogener Außenecke, schwach konvexem
Außen- und stärker konvexem Innenrande. Das vorletzte Glied ist
eiförmig, mit abgestutztem Distalende. Die Klaue hat etwa zwei Drittel
der Länge des vorletzten Gliedes; sie ist sehr schmal und schwächlich.
— An der äußeren distalen p]cke haben alle Glieder kurze, steife
Haare; außerdem hat das 1. Glied kurz vor der Distalkante und in
einem mittleren Bereiche auf der inneren Hälfte je eine Reihe LIaare.
Das 2. Glied hat eine von der Distalkante ausgehende, schräg nach
innen und proximalwärts verlaufende Reihe von Haaren; das 4. Glied
zeigt außer einer am Vorderrande verlaufenden längeren Reihe noch fünf
ander(> kurze Querreihen. Am vorletzten Gliede finden sich sowol auf
der Außen- wie auf der Innenseite einige Andeutungen solcher kleiner
Querreiben. Ferner sind die Innenränder der Glieder, vornehmlicli
nach dem ])istalende zu, mit Haaren versehen; die des vorletzten
Gliedes sind so lang, Avic die Endklaue. — Die Iimenlade reicht nach
vorn fast so weit, wie das 3. Glied; sie hat am Distalrande einige
Avenig(! (etwa 3) starke kurze Stachelhöcker und eine Anzahl von Borsten,
ebenso kurz vor dem Rande auf der aboralen Fläche. Die einge-
schlagene Innenseite zeigt die gewöhnliche Besetzung mit schlaffen
Fiederhaaren. Die Außenlade hat ein halb-eiförmiges Ende, mit sehr
stark gewölbtem x^ußenkontur. Am distalen Rande stehen gebogene
Stacheln; von der Spitze am ganzen Innenrande entlang gebogene, stift-
förmige, kurze Borstenstachehi. Die aborale Fläche nahe der Innen-
kante ist mit Borsten l)edeckt. welche eine Anordnung in kleinen
queren Reihen erkennen lassen.
40
rfi'fiVi-, Kri'l)sc von Süd-Genrsicii. 115
Das 1. und ;?. Paar der Mittelleibs-Beine ist durcliaus nach dem-
selben Plane gebaut, das 2. jedoch etwas schlanker und. besonders die
Hand, beträchtlich größer. Das 2. Ghed ist lang und kräftig; das 3.
kurz, mit lialbkreisfönnigem Ausschnitt auf dern AuCK-nrande; das 4. ist
außen wenig, innen sehr kräftig entwickelt ; beim 1 . Paar ist der Anfk-n-
rand sehr viel kräftiger gebogen. Beim 5. (JHed verläuft der Aufsen-
rand in der Richtung der Außenkante des 4. Ghedes; der Innenrand
läßt den üldichen Lappen entstehen, der beim 1. Paare allmählich
ansteigt und allmählich wieder absteigt, Avährend er Ix'im 2. Paare
nach dem Anstiege sofort derart abfällt, daß sein Abfall mit der
Distalkante des Gliedes eine einheithche grade Linie l)ildet. Das Hand-
glied ist oval, der Außenrand etwas Aveniger gel)()gen als der Lmen-
rand. Li seinem distalen Drittel wendet sich der Lmenrand in stumpfem
Whdcel, aber ziendich ausgeprägt, nach dem Ursprungsort der Klaue
zu. Diese ist ganz besonders stark gebogen, nicht ganz so lang als
der distale Teil des Innenrandes. Das 2. (died hat etliche schwache
Haarbildungen, ebenso das 3. Glied an der distalen inneren Ecke.
Ein Teil des Innenrandes des 4. Gliedes, el)enso wie der gesamte
Innenrand des 5. Gliedes, ist mit langen kräftigen Haaren l)estanden.
Der Innenrand des (i. (diedes ist stark, der Außenrand schwach Ix'haart;
die Borsten stehen in Querreihen; außerdem findet sich an der Stelle,
gegen die sich die Spitze der Endklaue einschlägt, ein Haufe von kleinen
Stacheln, der am 1. Paare aufrecht steht, während er am 2. Paare
gegen die Klaue zu niederliegt. Die Klaue ist kurz, außergewöhnlich
stark eingebogen.
Das 3. und 4. Beinpaar ist schlank; das 3. Glied hat auf der
Außenseite den halbkrcisflnnuigen Ausschnitt der vorangegangenen
beiden Paare; das I.Glied zeigt eine mäßig ausgezogene äußere distale
Ecke; der distale und })r()xinKde Rand des ;">. (iliedes läutt ijarahel.
Alle (ilieder zeigen an der Außen- wie Innenseite Haare, die. besonders
deutlich an den mehr distal gelegenen (iliedern, in Säge-Einschnitten
stehen. Die Endkralle ist am distalen Ende besonders stark eingel)ogen.
Die hinteren Lappen an den 1. Gliedern dei' Ix'iden folgenden
Beinpaare sind dicieckig abgei'undet. der 2. spitzer als der erste; der
des 7. Paares hat dii' gewöbnliche runde Eorm. — Di<' ('oxaiglicdcr
sind ziendich hocli ; sie übei'ragen die großen Epimeren deutlich; die
Hinterränder werden nacli der Reihe etwas weniger konvex; die P>reite
der (ilieder wächst in der Reihe nicht bedentend; dei- distale Lappen
ist nur wenig ausgebildet, spitz-rundlicli. Die übrigen (dieder der drei
letzten IVIittelleibs- J)ein])aare sind etwas krältiger. als die des 3. nnd
4. Paares, die distale Ecke des 4. Gliedes ist kräftig, die des .'>. mäßig
stark angezogen.
41
116 Pfeffer, Krol)SO von Süd-Geoi-gien.
Die Noktopoden sind vcrliältnisniäüi^- lan,^' ; die der l)eideii
letzten Paare reichen fast soweit nach hinten wie chts erste Haltopoden-Paar.
Der Stamm des ersten Haitop öden -Paares ist schlank und ragt
über den des 2. Paares hinaus; der des 2. Paares reicht nur über das
proximale Drittel des Stammes des 8. Paares hinweg. Die Spaltäste
des 1. Paares sind beträchtlich lang, von ^/s der Länge des Stannnes
und überragen die Spaltäste des 2. Paares um ein Ix'dentendes Stück.
Von den Spaltästen ist am 1 . Paare der äuTjcre um ein kaiun l)enierk-
l)ares Stück kürzer, beim ;». Paare ist er sehr viel kürzer als der
innere; l)eim ?>. Paare sind l)eide Äste gleich lang. Die Kanten der
Stammglieder der l)eiden ersten l'aare ninl die der Spaltäste aller drei
Paare sind mit Stacheln l)esetzt; am l*;iide der Äste der l)eiden ersten
Paare steht ein stärkerer aufrechter Stachel, wälncnd die S]>altäste
des ;;. Paares in eine kräftig chitinisierte S])itze ausgelien.
Länge der Stücke 17 mm.
Es ist dies der genuinste Anphi|)od von Süd-(ieoi'git'n. Über
das lebende Tier findet sich die Angabe: grangiün. unter Steinen,
niedrige Eljbe.
Calliopius georgianus nov. ^pcc. (Taf. 2, fio. g.)
Caiiiopius Der Körper ist nur in der (Jegend der letzten Nachleibsringe
georgiauus. zusammen gedrückt, der Mitteileil) dagegen ist durchaus nicht mehr
gewölbt als der vieler Isopoden und hat einen breiten runden Rücken.
Kielbildungen und auffallende Skulpturen sind nicht vorhanden, doc-h
springen die unteren seitlichen Teile der Ringe etwas heraus und die
ausgezogenen Ecken der Segmente etwas seitwärts vor, eine Tendenz,
die sich auch bei den Epimeren und epimerialen Teilen zeigt. — Be-
sonders charakteristisch ist die l)ei allen Lulividuen auftretende lockere
Verbindung der einzelnen Segmente, so daß bei denen des Mittelleibes
die Zwischenstücke der einzelnen Ringe fast alle deutlich zu Tage treten.
Der Kopf springt mit einem breitschenkhgen, einen Winkel von
etw^a 80 " bildenden , mit ganz schwach konkaven Rändern versehenen
Stirnschnabel zwischen die Eühlerwurzeln ein. Der Backenlappen ist
vorn abgestutzt. Das Auge ist wohl gehildet, im ganzen rundlich, sehr
stumi)f oval, jedoch nicht ganz gleichmäßig ausgebildet, insofern es
einen vorderen, hinteren oder unteren Ausschnitt oder eine ebendaselbst
gelegene grade Kante aufweisen kann.
Die Ringe des Mittell eil)es wachsen an Höhe und Breite in
der üblichen Weise; die Hinterränder sind im allgemeinen scliwach
nach hinten gewandt; die Ansziehung der hinteren unteren Ecke ist
42
IM'rft'cr, Krt'lisi' von Süd-Gcoi-gicn. J ] 7
luir 1)('i den di'ci Ict/tcn ^rittcllciljs-SconuMitcu zu Ix'iui'i'kcu; l)oi doii
vorderen ist diese Ecke rundlicli und der Kontur wendet sich sogar
etwas nach vorn, um in den Ventrah-and des Segmentes überzugehen.
Die Ventralränder der ersten fünf Segmente bilden nicht, wie gewöhnlich,
eine grade Linie, insofern hei den Ix'iden ersten Segmenten die Ventral-
kante schräg nach vorn gerichtet ist und die Lockerung der Segmente
eine einheitliche Linie nicht aufkommen läßt.
Die vier Epimeren sind in mäßiger (inU.h^ entwickelt, etwa
-'?. l)is V* der l'i'()fil-Hr)he der hetreftenden Segmente. Das 1. ist sehr
klein, hat einen etwas vorgezogenen Vorderrand; die beiden folgenden
haben rundliche Vorder- und Hinterränder und eine schwächer konvexe
Bauchkante. Das 4. Epimcr übertrifft die andern wesentlich :in ( irr)üe;
der Vorderrand geht im Dogen in den Ventralrand über, der Hinterrand
ti'ift't in einer etwas zugerundeten rechtwinkligen Ecke auf den \'entral-
i'and. In seinem oberen Teile folgt der Hinterrand dieses Epimers,
scharfwinklig absetzend, d(^m Vorderrande des I.Gliedes der folgenden
(iliedmaCse und ist bogig ausgeschnitten.
Das Telson ist etwa von doppelter Länge seiner Breite; die
Ränder verlaufen zuerst schwach konkav, dann grade; die Spitze ist
zugerundet. Die hintere Hälfte der dorsalen Oberfläche zeigt eine
elliptische Längsgrube, in deren Mittellinie eine I'urche verläuft, die
das Ende des Telsons ausker1)t. Diese Furche ist jedoch nur ober-
flächlich und spaltet das Segment nicht.
Die Fühler haben kräftige Grundglieder und eine kräftige
obere Geiüel; die untere Geißel ist schwächer. Der Stiel der oberen
ist um ein halbes Glied kürzer als der der untern, die Geißel der
untern ist etwa doppelt so lang wie die der obern, doch ist dies
Verhältnis vielfach gest()rt; die Länge der oberen Fühler ist etwa
gleich der des Kopfes und der l)eiden ersten Segmente.
Die dri'i Stammglieder der oberen Antennen sind sich au
Länge etwa gleich, nehmen aber an Dicke sehr kräftig ab; das '2. und
o. Glied ist distal etwas erweitert, insofern die distale untere Ecke
etwas nach unten und voi'n ausgezogen ist. Die untere Kante zeigt
innen Ijeim ersten Gliede eine, beim ',i. und ?■>. (iliede zwei abwechselnde
Reihen von Sägeschnitten, in denen lange, nach unten und vorn ge-
richtete Borsten stehen. Außen am Distali-ande des :.*. nnd .">. (iliedes
stehen gewaltige Borsten. Das 1. Glied dei' (ieißel ist kaum langer
als breit. Die (ieißel setzt sich aus zwei Alten von Gliedern zusammen,
je einem schlankeren proximalen, distal schwach ei-weiterten. und je
ehiem distalen, an dei' distalen untern Ecke kräftig nach unten aus-
43
118 Pfeffer, Krel)se von Süd-(ieor,a;ien.
gezogenen Gliede. Jedes proximale (»lied trägt am Distalrande innen
eine gewaltige Borste, und jede distale an der vorgezogenen Ecke ein
Büscliel zarter Sinneshaare; außerdem tragen alle (etwa 2;")) Glieder
an der oberen distalen Kante ein kleines Haarl)üscliel.
Das 3. Glied der unteren Antennen ist kurz, distal stark erweitert,
das folgende ist bedeutend länger, ebenfalls dick und distal erweitert; das
0. Glied ist wiederum etwas länger und dünner. Unten und innen linden
sich auf den Schaftgliedern Sägeschnitte, in denen kräftige Borsten stehen;
ebenso tragen die distalen Ränder solche. Die Geißel beginnt mit einem
Gliede von do])2)elter Länge der eigenen Breite ; die folgenden sind
etwas breiter als lang, etwa bis zum 25. Gliede; von da ab werden
die Glieder länger als l)reit, doch erreichen selbst die äußersten nicht
viel mehr als die doppelte bis dreifiiche Länge ihrer Breite. Die (Jeißcl
eines ziemlich großen Stückes hat .38 (ilieder; junge Stücke zeigen
deren Aveniger. Am distalen Rande oben wie unten hat jedes (ilied
ein Büschel ganz kleiner Haare; außerdem haben auf dem i)roxinialen
Teile der Geißel einige beliebige Glieder am Distalrande unten lange
Borsten.
Der Oberkiefer hat einen Taster von einer Länge, der gegen-
über der kauende Teil der Gliedmaße beträchtlich zurücktritt. Der
Molarfortsatz si)ringt sehr kräftig vor und zeigt an der ül)lichen Stelle
drei lange gefiederte Haare. Die fehlen über die ()l)ertläche des Fort-
satzes verlaufenden Riefen sind deutlich vorhanden. Das schneidende
Ende des rechten Kiefers hat eine Außenschneide mit drei gi'oßen
und drei kleinen mehr oralwärts gelegenen Zähnen. Die Lnienschneide
ist bandförmig und zeigt in der Haui^tfläche zwei, uml in einer darüber
liegenden Fläche einen zwischen den beiden der Hauptfläche gelegenen
Zahn. Die Borstenreihe besteht aus etwa zehn kräftigen, deutlichen und
einigen distal davon stehenden undeutlichen Borsten. Der linke Kiefer
zeigt fünf Zähne an der Außenschneide, ferner ehie große, bandförmige
Innenschneide mit .5 Zähnen. Das proximale Glied des Tasters ist
ein wenig länger als breit; das folgende lang, wenig zurückgebogen;
das letzte etwas kleiner als das vorletzte, schlank, sich nach dem Ende
zuspitzend, ziemlich kräftig nach innen eingebogen. Der Lnienrand
des vorletzten und letzten Gliedes trägt viele r>orsten ; auf dem letzten
Gliede zeigen einige distale Stacheln eine feine Kreiiulierung auf der
konkaven Seite. An der Distalspitze des letzten Gliedes stehen
einige (etwa sechs) stärkere und längere Borsten.
Die Lmenlade des 1. Unterkiefer -Paar es ist wohl ausge-
bildet; sie hat an ihrem Lmenrande einen schwachen Haai'Hlz und am
distalen Ende zwei starke und ein ganz schwaches I'iedi'ihaar. Die
44
Pfeffer, Krebse von Siul-Georgien. 119
Außeiilade ist distal ein wenig verbreitert, nur ^venig nach innen ein-
gekrümmt; an dem äuOeren Teile des Distalrandes stehen starke,
gelbe mit Höckertiedern versehene Dornstachehi, die nach innen in
die sclnvächeren. hyalinen, sehr sanber an der Innenseite gekämmten
Stacheln übergehen. Das Endglied des Tasters überragt den Rand der
Außenlade (ungerechnet die Stacheln) mit seinen distalen zwei Dritteln ;
es ist fast drei mal so lang wie das Grundgiied. distal sich verbreiternd,
mit sehwach konkavem Innen- und kräftig konvexem Außenrand. Der
innere distale Kandteil des linken ist mit starken, kurzen Stacheln
bestanden, die nach außen zu an Länge und Schlankheit zunehmen;
an dem Taster der rechten (iliedmaße sind die Stacheln viel schlanker
und annähernd l)orstenartig.
Von den beiden Laden des ;2. Unterkiefers ist die äußere
etwas kürzer und bedeutend breiter. Der distale Teil des Innenrandes
der Innenlade ist mit sehr vielen ziemlich schwachen Borsten bestanden;
d(Mi proximalen Schluß dieser Reihe machen zwei sehr große und sehr
starke Fiederhaare. Proximal davon findet sich ein Filz schwacher
Haare. Der Distalraud der Außenlade führt längere, stärker ge-
krümmte, jedoch iuinier noch ziemlich starke Dorsten.
Der i)roxiniale Rand des Segmentes der Kieferfüße stellt
einen weiten Bogen dar; die seitlichen proximalen Kcken sind ein
wenig ausgezogen; der vordere Teil verschmälert sich erst ziemlich
pliitzlich mit l)ogenförnn'geu Rändern, dami al)er nur noch ganz wenig
bis zum distalen Rande. Das 1. Glied der Kieferfüße legt sich, wie
gewöhnlich, ülier das Segment hinweg; der freie Teil des 1. Gliedes
ist. wie ültlicli. kurz; das )l. Glied ist fast doppelt so lang, der Außen-
rand des 3. ein wenig kürzer, die äußere distale Ecke verhältnismäßig
wenig vorgezogen. Der Außenrand des 4. ist nicht ganz do})})elt so
lang, wie der des ;'».. der Innenrand etwas kürzer, das (ilied distal
etwas verbreitert. Das vorletzte Glied ist noch nicht h;dh so breit
wie das 4.. V(»n etwa zwei Drittel der Länge des drittletzten Gliedes.
Die Klaue ist etwa gjcicli /wei Dritteln oder drei Vierteln der Länge
des vorletzten Gliedes, ziemlich schwach, mit besonders langer, schlanker
Spitze. Die ])roximal(ii (ilicder zeigen an den üblichen Stclh'U eine
ziemlich schwache Behaarung; dagegen ist das dritt- inid vorletzte
Glied sehr stark behaart. Die Klaue hat auf dem Inncui'ande nalu;
der Spitze einige kleine, stittai'tige llorsten. — Die Inncnlade i'ciclit
nach vorn so weit wie das '.). Glied dei- (iliedmaße; die Außenlade
etwas über die Hälfte des 1. (iliedes. Die Innenlade trägt auf dem
eingeschlagenen Innenrande die ül)lichen, schlanken, geliederten Haare;
kui'z voi' dem distalen VauIv schwenkt diese Reihe nach außen ah und
45
120 Pfeffer, Krebse von Süd-Georgien.
setzt sich bis auf den Eand fort, während die Haare kürzer und fester
werden; das letzte Haar steht auf dem Distah-ande der Lade selber.
Aufjerdem besitzt der Distalrand eine Eaudreihe gekrümmter, ziemlich
schwacher Borsten und nach dem Innenrande zu drei kurze, feste
Borstenstacheln. Nahe dem Innenrande der Außenlade stehen auf der
oralen wie ab(jralen Fläche sehr viele, in kleinen queren Reihen an-
geordnete Borsten; nahe der distalen Ecke stehen diese Borsten auf
dem Rande selber; sie sind sehr viel grör3er und fester geworden und
krümmen sich kräftig nach innen.
Die l)eiden ersten Beinpaare ]ial)en kh'ine, aber wold
ausgel)ildete Haibscheeren. Das 1. Paar ist etwas kräftiger gebaut
und hat eine etwas größere Scheere. Das 'J. Ghed ist bei lieiden
Paaren lang; am Außenrande kurz vor seinem Distalende steht ein
kleiner Höcker; der Innenrand ist am 1. Paare stärker gebogen, das
Glied kräftiger. Das 8. Glied ist klein, nahe dem Außenrande mit
dem übbchen, runden Ausschnitt. Das 4. (ihed ist klein, auf der
Innenseite sein- stark, auf der Außenseite sehr stark entwickelt. Das
5. Glied ist fast so lang wie das Handglied; sein Innenrand erhebt
sich (beim 2. Paare stärker) zu einem kräftigen Lapi)en, der kurz vor
dem distalen Rande ziendich steil wieder abfällt. Das Ghed ist am
1. Paare etwas kräftiger; ebenso das Handglied, dessen Außeni-and
ganz schwach gebogen ist, während sich der Innenrand ziemhch stark
und zwar am 1. Paare stärker als am 2. wöilbt. Die Klaue ist schlank,
die äußerst«' Spitze ein wenig, stärker gekrihnmt; der Teil des Innen-
randes der Hand, gegen den sie sich einschlägt, ist etwas mehr als
die distale Hälfte. — Das 3. Glied ist ziendich kahl; die folgenden
Gheder zeigen innen kerbige Einschnitte, hi denen Borsten stehen;
außerdem finden sich solche an der distalen Innen- und Außenecke.
Auf dem 3. (üiede stehen die Ker])zähne und Borsten auf dem vor-
springenden Lappen. Das Handghed zeigt die bel)orsteten Einschnitte
am Außen- und Inneiu'ande ; Dornen sind nicht vorhanden.
Die l)eiden folgenden Beinpaare des Mittelleibes sind
etwas schlanker als die drei letzten Paare, sonst diesen durchaus
ähnlich. Die Außenecke des 4. Gliedes ist überall in einen dreieckigen
La])pen kräftig ausgezogen. Der hintere Lap})en des 5. Beinpaares ist
annähernd eiförmig mit schlanker .Si)itze mul viel kleiner als das
1. Glied der Gliedmaße; der der (i. (ihedmaße ist gleich gebildet und
größer als das 1. (Ilied des Beines; beim 7. Paare ist der hintere
La])|)en hall)kreisfö]'mig und das 1. (ilied mir als ein vorderer Höcker
zu erkeinien.
46
Pfeffer, Krebse von Süd-Georgien. 121
Die Coxalgiieder des 5. — 7. Paares wachsen nach hinten an
Breite und Länge ; der hintere Rand ist ein wenig geschweift ; die
distale äußere Ecke ist üherall nur schwach rundlich ausgezogen.
Die Nek top öden haben sehr lange, von vorn nach hinten an
Länge zunehmende Stamniglieder.
Die beiden ersten Haitop öden- Paare sind ziemlich schwach,
sowol im Stamm wie in den Spaltästen. Die Stämme reichen gleich
wTit nach hinten; die Aste sind klein, der äußere etwas kleiner. Die
Einschnitte und Stacheln auf den Kanten des Grundgliedes wie der
Spaltäste sind ziemlich schwach; am Ende jedes Spaltastes steht ein
kräftiger Stachel; ebenso ist der Stachel am distalen Ende des Stammes
des 2. Paares etwas kräftiger. Das Grundglied des 3. Paares der
Haitopoden ist kräftig, glatt, reicht nach hinten soweit wie die Spalt-
äste des 2. Paares, wird vom Telson etwas überragt und hat eine
lappig vorgezogene, runde, distale obere Ecke. Die Spaltäste des
3. Paares haben gesägte, mit Stacheln besetzte Kanten und einen
kräftigen Enddorn.
Größe 17 mm.
Diese Art ist nächst Stebbingia gregaria der gemeinste Amphipod
Süd-Georgiens. Die Bemerkungen über das lebende Tier lauten: ,,Grau-
grünlich, unter Steinen, in Florideen u. s. w."
Megamoera Miersii nov. spec. (Taf. iii. Fi«-. 3.)
Der Kör2)er ist außerordentlich langstreckig; die Entfernung vom Megamoera
Kopfende bis zum Hinterende des 6. Nachleibs-Segments siebenmal so
groß, Avie die Höhe des 3. Brustringes nebst Epimer. — Der Rücken
des Kopfes und der ersten sechs Ringe ist gerundet; am 7. Ringe tritt
eine nach liinten inniier schärfer werdende Mediankante auf; auf dem
4. und 5. Nachleibs -Segmente erhebt sie sich kielförmig und läuft
hinten in eine Spitze aus. Der Rücken des (). Naehleibssegmentes ist
platt. — Die Körperringe wachsen bis zum 3. Nachleibsringe an Länge
und Höhe; vom 4. ])is <>. Nachlei])sringe nimmt die Höhe schnell ab.
Der ^^Jrderrand des 1. Segments verläuft grade, schwach nach vorn
geneigt. — Die Hinten'änder der Mittelleibs-Segmente verl.iufen dorsal-
wärts zunächst senkrecht, biegen daini aber nach liinten ab und bilden
an jedem Segment einen liintereii unteren vorspi'ingenden. gerundet
rechtwinkligen liiippen. — Die Doi'salkante der einzelnen i\inge verläuft
im ;illgenieinen grnde. - Die \'enti',ill\',inte dei' ersten finif Mittelleibs-
Segmenti' liegt in giejclier flucht; die des (!. und noch viel im-hr die
des 7. Ringes steigt dagegen bedeutend weiter ventralwiiits herah.
47
ilicrsii.
122 Pfeffer, Krebse von Süd-Georgien.
Die vorderen Epimeren sind im Verhältnis zum ganzen Tiere
klein, im \'erliältnis zu ihren Eingen jedoeh immer noeh ziemhch hedeutend
entwickelt. Die Höhe des ersten ist so i'roß wie die des 1. Binaes:
das 2. ist etwa ebenso hoch; die folgenden werden immer niedriger.
Das 1. und 2. sind etwa so hoch wie lang, die folgenden beträchtlich
länger als lioch. Die Vorder- und Hinterk;inte der I'^jinieren wendet
sich nach vorn, sodaü die Epimeren als (lanzes stark scln'äg nach
vorn stehen. Der ^'orderrand des 1. steigt, schwach konvex, etwa im
Winkel von 45" nach unten und vorn; der Eand der folgenden Epimeren
wendet sich erst stark nach vorn und d;iini in gerundetem Winkel nach
unten, so daü der Vorderrand l)ucklig erscheint. Der Unterrand ist
schwach konvex, l)eini \. E2)imer an einem Stück sogar schwach konkav
ausgeschweift. Das E])imer des 5. JMittcllcihs- Paares ist ebenso hoch
wie das des 4., jedoch, wie gewöhnlich, nur in der vorderen Hälfte des
(Jrundgliedes als unvollständig-ovaler Lappen ausgebildet. Beim 0. und
7. Mittelleibs- Paare ist das AequivahMit des pj})iniers als ein kleiner,
vorderer, durch einen reelit\viiddig(Mi Kerbsehnitt abgesetzter Lappen
des Coxalgliedes ausgehildet.
Die drei ersten l\inge des Nach leihe s sind die hedeutendsten
des ganzen Tieres; sie haben in der Dovsallinie die Länge des Kopfes
samt den di'ei (olgenden Hingen; sie wachsen an IL'jhe; die llüeken-
kante ist heim H. etwas längei' als bei den beiden gleichlangen ersten.
Die Hinterkante steigt heim ersten senkrecht heral); beim 2. neigt
sie sich etwas, lieini .'!. stark, und zwar im Logen, nach voi'u.
Der e})inn?'rir(le Lappen setzt sich Ix'im 1. und :*. durch einen ganz
seichten Kerbschnitt, heim .'!. dagegen im rechten Winkel ab. Die
Hinterkante des Lappeus ist an den beiden ersten Kingen schwach
konvex, beim II. konkav. Die \'eiitralkante des Lappens verläutt beim
1. gerundet nach unten und hinten uiul st(")üt mit der Hinterkante in
in einer rechtwinkligen lu-ke zusannnen ; diese ti'ägt eine kleine aus-
gezogene Spitze. Die Ventralkanten der beiden folgenden Segmente
verlaufen wagerecht, konvex geschwungen, die Ecke des 2. ist schwach
stumpfwinklig, die S[)itze etwas ausgezogen, die S])itze des I'. ist kräftig,
spitz zahnartig. Das 4. Nachleil)s-Segment ist noch nicht halb so lang
wie das o., an seinem Llinterande etwa um ein Drittel niedriger als
die Vorderkante des voi'angehenden Pinges. Sein Dorsalrand ist zu
einem scharfen Kiel entwiidvclt, der au seiiu'm Hinterrande einen kleinen
Dorn trägt und dann steil nach unten und hinten abfällt. Das 5. Nacli-
leibs-Segment gleicht dem 4.. ist aber kürzer und niedrigei';, der Rücken-
kiel steigt nach hinten auf und endigt in einer scharfen, zahnartig
gebogenen Spitze. Das 0. Postaldoniinal - Segment ist hi der liücken-
48
Pfeffer, Krebse von Süd-Georgien. 123
liuie etwas länger als das 5., seine Höhe gleich der Hälfte des 5.;
zur Aufnahme des Telsons zeigt es eine dorsal hegende, breite, etwa
einem Drittel eines Kreises gleichkommende Ausbuchtung, wälu^end der
Artikulationsrand für die Ghedmafse senkrecht verläuft.
Das T eisen ist etwa um ein Drittel länger als das 6. Segment;
seine Breite am Grunde ist gleich zwei Dritteln seiner Höhe. Es ist
fast in seiner ganzen Länge gespalten und hat zwei etwas divergierende,
schmale, sich allmählich verjüngende und mit stumpfer Spitze ab-
schher3ende Schenkel; der zwischen diesen hegende Winkel ist etwa 30°.
Der Kopf ist groß. Höhe, Breite und Länge sind annähernd
gleich ; die Länge jedoch etwas grör3er, nämlich so groCj wie die der beiden
ersten Brust- Segmente. Der Oberrand verläuft ziemlich grade, ganz
wenig konvex, in der Richtung der Rückenkante des Tieres. Der
^^orderrand ist. von oben gesehen, im allgemeinen eine quere Abstutzung,
am Grunde der oberen Fühler ein wenig ausgeschweift und zwischen
den Fühlern ganz wenig gerundet-rechtwinklig vorspringend. Von der
Seite betrachtet, springt der Yorderrand unterhalb des dorsalen Endes
zunächst ein wenig ein und verläuft seitlich von den oberen Fühlern
im allgemeinen gradlinig sehräg nach vorn und unten ; der Backenlappen
ist klein, spitz dreieckig gerundet und springt kräftig vor. Der vordere
untere Winkel des Kopfes ist sehr stumpf gerundet; der Unterrand
verhluft, schwach konvex geschwungen, schräg nach oljen und hinten.
— Das Auge hat etwa die halbe Länge des Ausschnittes für die oberen
Fühler; es ist schlank oval, doppelt so lang Avie breit.
Die oberen Fühler sind so lang wie der Kopf mitsamt den
sieben Mittelleilts-Segmenten; der Stamm reicht in normaler Lage so
weit nach vorn wie die vier })roximalen Stammglieder der unteren.
Schaft und Geißel verhalten sich in ihrer Länge wie 2 : o ; die Nelien-
geißel hat zwei Fünftel der Länge des 2. Gliedes. Das 1. Glied des
Stammes ist lang und kräftig, so lang wie der 1. und ^. Körperring;
distal verjüngt es sich kaum. Die beiderseitigen ersten Glieder hegen
in der Ruhe dicht neben einander und stoßen mit einer ebenen Fläche
an ehiander; ()])en sehließt diese Fläche in einer stumpfen, unten in
einer kielartig vorgezogenen Längskante ab. Das '2. Glied ist dünner
und etwas kürzer als das erste. Das 3. ist recht düini und macht den
Übergang zur Geißel; es schwillt distal etwas an und erreitld den vierten
Teil der Länge des 1. (diedes. Alle Gheder trag(>n in eine Längsreihe
angeordnete, kleine, mit einem Kamm von weichen Haaren versehene
Flecke; außerdem ist die Unterseite, besonders des U (diedes, etwas
l)ehaart. Die Nebciigciücl zeigt etwa 7. die Hanptgcißd etwa :'»() (diecU-r ;
jedes Glied zeigt an seinem Distalrande schwache Haarbildinigen.
49 10
]04 Pfeffer, Krebse von Süd-Georgien.
Die unteren Fühler sind sehr kräftig. Das 1. Ghed ist, wie
gewöhnlich, nur ventral und auCsen entwickelt, das 3. Iiau2)tsächlich
auf der Innenseite ausgehildet;. von außen bemerkt man, wie gewöhnlich,
den oherhalb des 1. (iliedes liegenden La])})en und die unterhalb des
1. (iliedes liegende Schuppe, die ohne Naht mit dem 2. Gliede ver-
wachsen ist; die Schuppe ist etwa so lang wie das 3. Glied des oberen
Fühler. Das 3. Glied ist sehr stark, unten kantig, und erreicht etwas
mehr als die Hcälfte der Länge des ersten oberen Fühlergliedes. Das
4. Glied ist fast so lang, wie das erste obere Fühlerglied und etwa
von derselben Stärke. Das 5. entspricht in Länge und Stärke dem
2. Gliede der oberen Fühler. — Alle Schaftglieder tragen sowohl
spärlich an der Seite, wie dicht und regelmäßig an der unteren Kante,
dieselben behaarten Flecke, wie die oberen Fühler. — Die Geißel ist
so lang, wie das 5. Stammglied, dick, die einzelneu Glieder mit den-
selben Haaren versehen, wie bei den oberen Fühlern, außerdem aber
noch mit langen, mir an der Unterseite der Glieder entwickelten
Haaren. Die Geißel zählt etwa 17 Glieder.
()l)erlippe und Fpistom stellen zusammen ein einziges Ge-
l)ilde dar, indem die (juere, schmal -elliptische Oberlippe, durch einen
dunklen Chitinstrich geschieden, vorn von dem ganz schmal-halbmond-
lÖrniigen Fpistom ums])annt wird. Die ()l)er]ii)pe geht nach vorn
unabgesetzt in das Epistom ül)er; mich hinten verjüngt sie sich sehr
breit herzförmig.
Der Oberkiefer hat, von dei- aburalen Seite gesehen, die in
Fig. c dargestellte Form; man erl^lickt die lappige Form der Außen-
schneide, ein zalmartiges Stück der Lmenschneide und darunter das
Borstenbündel; der Taster ist etwas länger als der Oberkiefer, vom
Geleukkopf l»is zur Spitze gemessen. Die genaueren Merlaiialc sind
die folgenden: der Umriß der chitinisierten Fläche des Molar-Fortsatzes
stellt ein etwas unregelmäßiges, sich dem Kreise näherndes Oval dar,
sie ist rings von einem stärker chitinisierten Rande umgeben, welcher
auf der der Luienkaiite entprechenden Stelle mit den üblichen kurzen,
dunklen Borstenstiften besetzt ist; außerdem tindet sich auf dem ge-
samten Rande ein Haarfilz, Avelcher an dei- Stelle, die morphologisch
der Imienkante der inneren Lade beim 1. Unterkiefer entsj)richt, viel
dichter wird und an der Stelle, welche der distalen S})itze des ange-
zogenen Gliedes entsj)richt, ein Borstenbihidel trägt. Die Stelle, welche
den Molarfortsatz mit den Kauspitzen verbindet, d. h. inophologisch
ausgedrückt: die Distalkante der Außenlade, ist mit einem dichten
Borstenfelde bewachsen. Das Kau-Ende gliedert sich in die beiden
ziemlich schlanken Schneiden, die außer der Hauptspitze noch je drei
50
Pfeffer, Krebse von Süd-Georgien. 125
orahvärts gelegene Nebenspitzen aufweisen. Der Taster des Oberkielers
ist sehr lang; er reicht, nach vorn gestreckt, fast bis an das distale
Ende des 3. Gliedes der unteren Fühler; besonders lang ist das zweite
Ghed, nämlich fast so lang, wie die dorsale Kante des 3. Ghedes der
unteren Fühler; der Taster ist, besonders außen, kräftig behaart.
Die Unterlippe ist halb-zungenförmig, auf der oralen Fläche
längs ausgehöhlt, an der Spitze fast unmerklich stumpf eingekerbt.
Der Unterkiefer des ersten Paares zeigt eine Reihe mor-
phologisch sehr wichtiger Merkmale. Das 1. und 2. Glied zeigt noch
deutlich die Wertigkeit der einzelnen Teile, indem der eigenthche
Hauptteil noch wie das Glied einer indifferenten Ghedmaße ausgebildet
ist, und die Laden sich in ganz ähnlicher Weise wie bei einem Kiefer-
fuße absetzen; selbst von den Haaren, welche die inneren distalen
Ecken der Glieder auszeichnen, sind noch Spuren vorhanden. Das
1. Glied ist sehr breit, viel breiter als lang. Die Innenlade ist in
einer verhältnismäßig bedeutenden Länge und Breite entwickelt, schräg
parallelogrammförmig, die distale Ecke mit etlichen gefiederten Haaren
versehen. Das 2. Glied ist sehr viel schmaler, dagegen länger als das
erste, länger als breit, mit den üblichen Borstenhaaren an der distalen
äußeren Ecke. Die Lade setzt sich in einem Winkel vom Gliede ab,
ist kräftig gebogen und gegen das Ende kaum verjüngt. Die Stacheln
des Distalendes sind außen stärker, länger und dunkel chitinisiert; die
Fiederung der Stacheln ist nur durch einige bei den starken Stacheln
auftretende schwache Höckerbildungen angedeutet. Der sog. Taster
zeigt sich aufs deutlichste als die eigentliche Fortsetzung der Glied-
maße. Er ist außerordentlich stark entwickelt, ebenso lang, wie die
beiden proximalen Glieder der Gliedmaße zusammen, das Endglied
doppelt so lang wie das erste. Das Endglied ist eiförmig, distal etwas
zugestumpft, am Ende mit zienüich schwachen, etwas stiftförmigen
Borsten.
Die Außenlade der Unterkiefer des zweiten Paares i«t
etwas breiter und länger als die Lmenlade. Der Distalrand beider
Laden ist mit gekrünnnten, hyalinen Stiftljorsten versehen, die auf der
Außenlade, besonders nach außen, sehr viel länger sind als auf der
Linenlade. Der Lmenrand der Lmenlade trägt fast auf seiner ganzen
Länge ziemhch lange, schlaffe, gefiederte Haare.
Das l.trlied d<'r Kiefer fuße ist, wie gew()hnlicli, in der Auf-
sicht lialb-licrznh'Hiig ; kui'z vor seiner inneren distalen Ecke trägt es
einen Busch ki'äftiger, branner Borsten. Das 2. (ilied ist kiii'/; da.
wo es sich nach innen und)iegt, um in die Lade überzugehen, hetindet
sicli, dem 1. (diede eiit.spi'et'hend, ein Duscli von brainien Porsten, die
51 10*
1 26 Pfeffer, Krebse von Süd-Georgien,
etwas kürzer sind, als die des 1 Gliedes. Wie gewöhnlich, tragen die
beiden Glieder auch an der äußeren distalen Ecke einige Haare. Das
3. Glied ist schmal, kurz und unbehaart, seine äußere distale Ecke ist
ein wenig ausgezogen. Das 4. Glied ist ganz außerordentlich lang und
schlank, fast so lang, wie die drei proximalen Glieder zusannuen ge-
nommen, nirgends ausgezogen; an seiner distalen äußeren Ecke steht
eine hyaline Borste. Der größte Teil seiner nach innen und aboral
gelegenen Fläche ist mit kräftigen, braunen Borsten bestanden. Das
vorletzte Glied ist sehr viel schlanker und noch nicht hall) so lang
Avie das voraufgehende , kräftig beborstet, nirgends ausgezogen. Die
Piudklaue ist kräftig, schlank, fast so lang wie das vorletzte Glied.
Die Innenlade reicht nach vorn etwas über die Hälfte der Außenlade
hinweg; an ihrem Innenrande trägt sie einige wenige, schlaffe, gefiederte
Haare ; das distale Elnde trägt hyaline, ziemlich schwache, gebogene
Stiftborsten; an der inneren aboralen Ecke stehen einige kräftige braune
Stachehi. Die Außenlade ist groß und breit ; sie reicht nach vorn so
weit wie das lange 4. (Jlied; sie trägt am distalen Ende zu äußerst
einige Fiederhaare, zumeist jedoch schlanke Borsten, die n;icli der
inneren Ecke zu kürzer und kräftiger werden. Die distale Hälfte des
Innenrandes ist dicht besetzt mit kurzen, schwach gebogenen, kräftigen,
hyalinen Stiftborsten. Nahe dem Imienrande trägt die aborale Fläche
eine Reihe brauner, ziemlich dünner Borsten, die })roximalwärts auf
den Innenrand str)ßt.
Das 1 . B e i n p a a r des M i 1 1 e 1 1 e i 1j e s steht an Länge und
Kräftigkeit weit hinter dem zweiten zurück. Das 2, Glied, neben das
entsprechende der 2. Gliedmaße gelegt, reicht nur über etwas mehr
als die Hälfte derselben. Das 3. Glied ist im Profil dreieckig, die
Spitze vorn, die Basis hinten; das 4. Glied ist im Profil sehr breit
dreieckig, ebenso gelagert wie das 3. Glied. Das 5. Glied ist so lang
wie das 2.; sein Außenrand ist schwach konvex gebogen, der Innenrand
dagegen nach der Mitte zu bucklig herausgezogen. Das C. (ilied ist
fast so lang wie das 5., nach vorn breiter werdend, vorn in ziemhch
grader Kante abgesetzt ; diese Kante ist an Länge gleich zwei Dritteln
der Vorderkante. Das ganze Ghed ist als eine dünne, auf der Innen-
fläche etwas konkave Platte entwickelt. Das Endglied zeigt die ge-
wöhnliche Bildung. Die Hinter- und Innenflächen der Glieder sind mit
langen, schlaffen Haaren besetzt.
Das 2. Paar schließt sich an das 1. an, ist aber viel größer
und kräftiger entwickelt. Das 5. Glied ist im Profil dreieckig, hinten
ganz schmal ausgebildet, die scheinbare Distalkante so lang wie die
scheinbare Vorderkante. Das vorletzte Glied ist plattenförmig, sehr stark;
52
rtt'ffer, Krebse von Süd-Georji^ien. 127
es bat eine sclnvacli konkave Anßen- und Innenkante und erweitert sieli
distal schwaeh; die Abstutzungskante ist etwas kürzer als die innere
und ebenso lang wie die äuCjere; die Länge des Gliedes ist etwa gleich
der des 2. Gliedes. Die x\l)stutzungskante ist etwas buckelig, ilir inneres
Ende in einen kleinen, spitzen, festen Zahn ausgezogen; die eingeschlagene
Endklaue erreicht nicht ganz diese Spitze. Mit Ausnahme der AuPsen-
kante des 5. und G. Gliedes sind die Außen- und Innenkanten der
Glieder mit schlaffen Haaren versehen, die schwächer sind, als am
1. Paare. — Beim $ ist die ganze Gliedmaße, vor allem das 6. Ghed,
kk'iner und längst nicht so breit.
Die l)eiden folgenden Paare sind von gleicher Bildung,
schwach und unbewehrt; sie halten in iln-er Länge etwa die Mitte
zwischen dem 1. und 2. Paare.
Die drei folgenden Paare sind stark und bewehrt, viel
länger als das 3. und 4. Paar, jedes länger als das voraufgehende. Die
Coxalglieder sind l)reit; ihre größte Breite liegt proximal, von da
verschmälern sie sich mit schwach konvexen Eändern gegen das Distal-
ende zu; die größte Breite ist etwa gleich ■* -• der Länge; das Femoral-
ghed des 7. Paares ist etwa um Va länger als das des 5. Paares und
so lang, wie die dorsale JVIittellinie des 4. und 5. Segmentes zusammen.
Die 6. Gheder sind ganz außerordenthch dünn im Verhältnis zu dem
vorangehenden. Der Vorderrand der Coxae ist schwach gesägt, der
Hinterrand des 2. und 3. schwach bedornt. Glied 2, 3 und 4 sind
glatt; die andern am Vorderrande mit den üblichen Quer-Eeihen
von Dornen bewehrt; am Hinterrande finden sich gleichfalls einige
wenige Dornen.
Die drei Schwimmfüße sind sehr schlank und ziemlich lang,
von gleicher Bildung, etwa so lang, wie das 3., 4. und 5. Mittelleibs-
Segment zusammen. Der Stamm ist unregelmäßig filzig behaart, die
Geißeln von gleicher Länge, fadenförmig, dicht und zicmlicb kurz behaart.
Die Springfüße sind zu ganz besonderer Stärke ausgel)üdet.
Der Stamm des \. Paares ist so lang, wie das Coxalglied des 5. Mittel-
leibs - Paares ; vorn trägt er eine Längs - Kante , hinten eine konkave
Längs - Fläche , deren seithche Ränder kielartig vorgezogen, spärlicb
behaart und bedornt sind. Von den Ästen ist cU'r hniere länger
und stärker, etwa so lang wie das H. Mittclleibs-Segment, sicli all-
niähhch zuspitzend, am bintcren Rande spärlicb behaart mid bedornt,
mit kräftigem, hornigen Enddorn. — Das 2. Paar entspricht dem ersten;
sein Stammglied ist etwa ^/i von der Länge dt's voraufgebenden Paares;
der Innenast ist etwa so lang wie der Aul.senast des 1. Paares, der
äußere etwa um 's kürzer als der innere. s(tnst ebenso gebildet wie
53
128 Pfeffer, Krebse von Süd-Georgien.
l)eim I.Paar. — Der Stamm des B. Pnares hat etwa die Länge des
n. Segmentes, ist hall) so hreit wie hing, an der Vorderseite mit ethehen
schwaclien Dornflecken. Die heiden Äste sind sclnnale hinge Phitter,
heim (^ von ganz l)esonderer Grfiße, \)n- Innenast ist beim o^ um
ein kaum merkhches, beim $ um i^iu deutliclies Stück hinger und etwas
breiter als der Auüenast. Sie hal)en l)eini o^ die Länge des 4., H.
und C). Mittelleibs-Segmentes zusainnien, während der Linenast heim $
nur der Länge des 4. und 5. Segmentes gleichkonnnt. Die Breite ist
beim q^ noch nicht 'A der Breite, beim 9 noch nicht '/c. Die Form
ist l)eim o^ die eines schmalen, sich distal s(^hwach verltreiternden,
stumpf zugerundet endigenden Blattes ; l)eim $ sind sie ganz schmal
elliptisch. Die Kanten sind ganz schwach geker))t nnd hier mit Haar-
flecken versehen; anf dem proximalen Teile der hinteren (in der
Zeichmmg natürlich nach vorn gewandten) Kante stehen einige Dornen.
Über die lebenden Tiere tinden sich folgende Angaben : „Orangerot;
tiefe Ebbe." 3 Stück; ein o^ von 46 mm, zwei $ von 38 und 35 mm
Körperlänge.
Leucotiioe Leucotlioe antarctica nov. spcc. (Taf. ii, Fig-. 4.)
antarctica.
Zwar ist nur ein einziges und zwar ziendich mäßiges Stück
dieser Art vorhanden, doch zeigen die äußeren Charaktere zur Ge-
nüge, daß die vorliegende Art zur (Jattung Leucothoe gelifirt. Ln
Habitus Avie hi vielen Einzelheiten , l)esonders der Scheerenbildung,
ähnelt sie durchaus unserer nordischen Leucothoe articulosa Mtg.
Die Höhe der Mi ttelleibs- Ringe wächst bis zum 4. Ringe
außerordentlich schnell. Die Rückenkanten der Segmente sind glatt;
an den ersten IMittelleibs -Ringen grade, an den folgenden schwach
gebogen; auf den drei letzten Hinterleibs-Ringen wieder sich abflacliend
und soiiar etwas eingesattelt.
Die Hinterkanten der Segmente richten sich nach hinten; ihre
untere Ecke ist etwas ausgezogen und zugerundot; beim 7. Segment
stellt sie einen rundlichen Lappen dar ; die Ventralkanten der Segmente
liegen in einer Flucht; das 0. und 7. setzt, soweit der Sachverhalt zu
erkennen ist, nicht tiefer an.
Die Epimeren der vier ersten Mi ttelleibs- Ringe sind
groß und höher als die Profile der dazu gehörigen Segmente; eine
besondere Eigentümlichkeit ist ihre Verschiebung um ein halbes Segment
nach vorn. Das 1 . Epimer legt sich weit über die Seiten des Kopfes
hinweg, so daß die vordere Kante über das Auge hinweg streicht; der
Vorderrand ist mäßig gebogen, ebenso der Untei-rand; beide stoßen
in einem gerundeten spitzen Winkel von etwa 70*^ zusammen. Das
54
Pfeffer, Krebse von Süd-Georgien. 129
2. Epimer hat einen ziemlich graden Vorder- und Unterrand; der
vordere stumpf zugerundete Winkel beträgt etwa J^ö". Am 3. Epimer
geht der Vorderrand, nachdem er eine Strecke lang grade verlaufen
ist, in weitem Bogen in den gleichfalls kräftig gebogenen Ventralrand
über. Das 4. Epimer ähnelt dem o. im Vorderrand und vorderen
Winkel; sein unterer bez. hinterer Rand steigt indessen ziemlich grade
nach oben und hinten an.
Die epimerialen Lappen der drei ersten Hinterleibs-
Ringe sind sehr wohl entwickelt; der des l.ist verhältnismäßig klein,
nicht abgesetzt, und bildet eine halbeiförmige untere hintere l'artie
des Segmentes. Auch am folgenden Ring ist der Absatz an der
Hinterkante des Segmentes nicht ausgeprägt; der Lappen selbst aber
ist groß, breit blattförmig mit spitziger Spitze, mit wohl gerundetem
Ventral- und doppelt geschwungenem Hinterrande. Der Hinterrand
des 3. Segmentes zeigt die kappenförmige Bildung des dorsalen Teiles,
wenn auch nicht so stark, wie bei andern Gattungen, von der sich im
stumpfen Winkel der übrige Teil des Hinterrandes absetzt ; der Lappen
ist wie der des vorangegangenen Segmentes gel)ildet, nur ein wenig
stumpfer, etwa mit der ( )ftYnnig des rechten Winkels. Das 4. Nachleibs-
Segment zeigt die übliche Einsattelung, das 5. und 0. werden immer
niedriger und kürzer. Das Telson ist lang, sitzt mit konvexer Basis
auf, verjüngt sich lanzetthch und endigt in eine Spitze.
Die Stirn ist etwas kappenförmig nach vorn und im Bogen nach
unten vorgezogen; der W^inkel der vorderen Stiriu'änder beträgt etwas
über 100"; der Scheitel des Winkels dringt nicht zwischen die FiÜiler-
wurzeln ein; die seitlichen Ausschnitte für die Grundglieder der oberen
Fühler sind seicht; der Backenlappen ist nicht genau zu beobachten.
Das Auge ist ziemlich groß, annähernd kreisrund.
Die Fühler sind verhältnismäßig kurz; die ol)eren etwas länger
als die unteren, nicht ganz von der Länge der drei ersten Mittelleibs-
Segmente. Werden beide Fühler nach vorn gestreckt, so fällt der
Distalrand des 2. Gliedes der oberen Fühler auf die Mitte der Länge
des 5. Gliedes der unteren Fühler. Der Stannn der oberen Fühler ist
dünn, der der unteren noch dünner; die Geißeln beider l'aare sind kurz,
die der oberen länger.
Die beiden ersten Stanimglieder der ()l)eren Antennen sind
etwa gleich lang, das 2. jedoch nur von halber Dicke des 1.; das
3. Ghed ist ganz kurz und dümi und schheßt sich in seinem Habitus
an die etwa in der Zald von 10 vorhandenen, undeutlich abgesetzten
Geißelglieder an. Uoi'stcnbiUlungen sind nicht vorhanden; das Ende
der Geißel zeigt einige Haarbildungen.
55
130 Pfeffer, Krebse von Süd-Georgien.
Von don unteren Antennen-Cirundoliedern ist nur das 4.
nnd 5. Glied zu beobachten; beide sind lang und schlaidv, an Länge
und Dicke abnehmend; die Geißel besteht aus etwa 7 (iliedern; die
unteren Fühler sind kahl mit Ausnalnne einiger Haarbildungen an der
Fühlerspitze.
Das 2. Glied des 1. Älit t eil eibs -Beinpaar es ist lang und
kräftig; das 3, imd 4. Glied ist nicht deutlich zu erkennen und ist in
Folge dessen auch in der Zeichnung nur im allgemeinen Kontur an-
gegeben. Das 5. (jllied hat gerundete Seitenränder, ist ein klein wenig
länger als breit und sendet seine innere distale Ecke als einen dem
G. Glied an Länge gleichkommenden, am Ende auf dieses zu ein-
gekrümmten schlanken Fortsatz aus, der die doppelte Länge seines
Gliedes hat. Das (». Glied ist, als Handglied betrachtet, schlank, fast
von vierfacher Länge seiner P)reite, fast so lang wie die Doi'salkante
der beiden ersten Segmente, nach dem distalen Ende zu sich ganz
wenig verschmälernd, im allgemeinen J(m1oc1i mit parallelen Seiten-
rändern, Die Endklaue ist schlank und kräftig gebogen und schlägt
sich in der für die (iattung charakteristischen Weise gegen das
G. Glied ein.
Die 2. Gliedmaße ist ganz außerordentlich kräftig ausgebildet.
Das 2. Glied ist lang und stark, an der Außenkante ein wenig ein-
gekerbt; die beiden folgenden Glieder sind kurz und kräftig; das
5. Glied ist ganz kurz und sendet seine iiniere distale Ecke als einen
langen Fortsatz nach vorn, der jedoch weder die Länge noch die
Schlankheit noch auch die gebogene Spitze des homodynamen Gebildes
der 1 . Gliedmaße aufweist und die halbe Länge des Handgliedes
erreicht, derart, daß die Endklaue und die Spitze des Fortsatzes sich
hall)wegs auf dem Innein-ande des Handgliedes begegnen. Das Hand-
glied selber ist ganz außerordentlich kräftig ausgebildet, schlaidv eifiirmig,
proximal etwas schmaler als distal, von 2 '/sfacher Länge seiner Breite;
es ist so lang wie die Rückenlinie der drei ersten Segmente. Das
distale Ende des Handgliedes ist nicht erweitert und läßt deutlich die
Bildung des eigentlichen Ghedes erkennen.
Die beiden folgenden Gliedmaßen fehlen dem Stück.
Die 1. Glieder der f)., G und 7. Gliedmaße sind, ebenso wie
die Einmeren der vorangehenden Beine, außerordentlich nach ^orn
verschoben, so daß in der auf der Zeichnung dargestellten Profil-Ansicht
das 1. (Jlied der 5. G. und 7. Ghedmaße unter dem 4., 5. und G. Segment
zu liegen kommt. Die Grundgheder sind klein ; der hintere abgegliederte
La]>pen ist bei den beiden ersten deutlich abgesetzt, klein, rundlich,
nicht nach hinten ausgezogen; das 1. Glied der 7. Gliedmaße ist
56
lugens.
Pfeffer, Krehse von Süd-Georgien. 131
schlank oiförniiü; nach liintoii und unten ausgezogen; der liintere
Lappen, wie gewöhnlicli, nicht al)gesetzt, — Die Coxalglieder sind hocli,
verhreitert, mit der gewcUmHchen, stumpf lappenfürmig ausgezogenen
distalen Ecke. Das Coxalgiied des 7. Paares ist kleiner gezeichnet,
als die l)eiden anderen, ein Verhältnis. Avelches der nunmehrige mangel-
hafte Zustand des Stückes nicht nochmals festzustellen gestattet.
Die übrigen Glieder der Beinpaare fehlen.
Die Nektopoden sind lang und ziemlich kräftig ausgebildet.
Di(! Haitopoden sind im allgemeinen lang, in den Grund-
gliedern sowohl wie in den Spaltästen; das 1. Paar reicht am weitesten
nach hinten; das ?k war schon vor der Untersuchung auf beiden Seiten
verloren gegangen. Der Stamm des 1. Paares reicht nach hinten so
weit Avie das Telson. Weder die Stammglieder noch die Spaltäste
zeigen die mindeste Bewehrung. Die äußeren Spaltäste sind etwas
kürzer als die inneren.
Die Länge des einzigen^ sehr mäßigen Stückes beträgt etwa .5 mm.
Podocerus ingens uor. spec. (Xaf. iir, Fig-. i.) Podocerus
Die allgemeine Gestalt und das Wachstum der Segmente ent-
spricht den gewöhnlichen Befunden der Gattung, indem das 2. Segment
sich durch seine Länge auszeichnet. — Die Hinterränder der Segmente
des Mittelleibes wenden sich wenig nach hinten ; im Profil betrachtet
bilden sie mit der Eückenlinie im allgemeinen einen rechten Winkel. —
Der Ventralrand des 3., 4. und .5. Segmentes bildet eine einheitliche
grade Linie; das 2. Segment setzt ventral etwas tiefer an als das 1.,
und ebenso verhält sich das 3. zum 9.; wie üblich findet dies Ver-
hältnis auch zwischen dem 5.. G. und 7. Segment statt. Der hintere
untere Winkel der Mittelleibs-Segmente ist ülierall deutlich ausgezeichnet.
Am 1 . Segment ist er stumpf, indem sich der hintere Teil des Ventral-
randes erhebt, und kaum ausgezogen; am 9. bis 4. Segment ist die Ecke,
immer gr<)ßer und sjtitzwinkliger werdend, kräftig ausgezogen; am ('».
und 7. Segment setzt sich die Ecke als rundliclier Lappen gerundet
winklig vom Hinterrande des Segments ab. Bei den jüngeren Stücken
sind diese IMei'kmale nicht scharf ausgeprägt, so daß hier, wie ge\v(">Iiiih(li.
di<' Ventralkanten der ersten fünf Segmente eine grade Linie bihh'n.
Die Epimeren sind in verhältnismäßiger (irciüe und in sehr
charakteristischen l'\>rnieii ausge])ildet. Das 9. ist nicht ganz so hocli,
die andern jedoch h()her als das Profil der betretfenden Segmente.
Das 1. ist i)aralleh>grammatisch. an allen Pändei'n irei. mit unt(M'(Mn
spitzen Winkel von etwa .'>(»" weit und sclii-;'ig nach vorn reiiliiMid.
\'on den lolgcnden Segmenten sind nur die NOrdcrräiidei' tVei. uiilirend
57
132 Pfeffer, Krebse von Süd-Georgien.
die Hmtcrräiidcr von den ii;iclifol,i;('iKl(')i iilx/rdeekt werden. Das folgende
Epimer ist Lmg , mit naeli vorn gerichtetem Vorder- und nach hinten
gerichtetem Hinterrande; nach hinten wird es etwas l)reiter; der vordere
Winkel ist gerundet und l)eträgt etwa 70"; der vordere und hintere
Teil des Ventralrandes ist grade, der mittlere etwas konvex; die Gestalt
des Epimers ist unregelmäßig viereckig. iJei jüngeren Stücken schließt
sich das 2. Epimer in seinen Merkmalen viel mehr an das 1, an, indem
der vordere Winkel kleiner und das ganze Epimer parallelogramiuatisch
ist mit vorderer scliwacli konvexer Kante. Das ?>. Epimer ist schu])pen-
förmig, mit stark gebogenem Vorderrand uud al)gestntztem schräg nach
oben aufsteigendem Ventralrand. Bei den jüngeren .Stücken ist die
Abstutzung des Venti-alrandes nicht so schroff und infolge dessen der
vordere Winkel nicht so ausgei)rägt, wie bei dem griißeren Stück.
Das folgende Epimer ist sehr groß, wiederum schuppenförmig, der
sehr stark gebogene Vorderrand geht allmählich in den gleichfalls
stark gebogenen Ventralrand über; der hintere Wiidvcl ist gerundet,
etwa 90 "^ betragend.
Die epimerialen Lappen der drei ersten Nachleibsringe
sind deutlich und charakteristisch ausgebildet und wachsen an Größe;
alle drei sind durch eine kräftige Einkerlmng von dem graden Teile
des Hinterrandes des Segmentes abgesetzt. Der 1 . ist breit blattförmig,
schräg nach unten und hinten gewandt, mit schrägem Vorder- und
Ventralrande, am Ende zugerundet. Der 3. hat eine grade hinunter
steigende Vorderkante, die mit gerundetem rechten Winkel in die
gebogene Ventralkante ül)ergeht, auf welche in stumi)fem, etwas ab-
gesetzten Winkel die kräftig gebogene Hinterkante stößt. Der Lappen
des 3. Nachleibs -Segmentes ist besonders lang, insofern er hinten,
annähernd rechtwinkhg vom Hinterraiule des Segmentes absteigend,
sich weit nach hinten streckt, mit sehr stark gerundetem Hinterrande,
der in kräftigem Bogen in die konvexe Ventralkantc ül)ergeht; der
vordere Teil des Laj)pens gleicht dem des voraufgehendeu Segmentes.
Der dorsale Teil des 3. Segmentes ist nicht, wie es häuhg der Eall
ist, kai^penartig ausgezogen, sondern seine Hinterkante stößt, ebenso
wie bei den andern Segmenten, annähernd in einem rechten Winkel
auf die Rückenlinie. — Die drei folgenden Segmente zeigen keine be-
merkenswerten Eigenschaften.
Das Telson ist sehr klein, dreieckig, etwas breiter als lang,
die Basis schwach konvex, an den Ecken stärker gebogen; die Seiten
sind ganz außerordentlich schwach konvex; der Winkel, den sie
mit dem stark gebogenen Teil der Hinterkante bilden, ist etwas
zugerundet.
58
PfeftVr, Krebse von Süd-Georgien. 133
Die dorsale Kante des Kopfes ist ziemlich grade, länger als
die des 2. Segmentes, Die vorderen Stirnkanten sind grade nnd bilden
einen Winkel von etwa 120". Der Ausschnitt für die oberen Fühler ist
nicht besonders stark, doch dringt er an seinem oberen Teik^ ziendich
tief ein, während er sicli nach unten vertlacht. Der Ausschnitt für
die unteren Fühler ist, wie gewcihnlich in der (Jattung, kräftig; er
dringt zuerst, annähernd parallel der Rückenlinie des Kopfes hinein
und wendet sich dann in einem Winkel von annähernd 100" nach
unten. Auf diese Weise wird ein spitz dreieckiger, mit vorderer, ge-
rundeter Spitze versehener La})pen gebildet, der seitlich zwischen das
obere und untere Fühlerpaar eindringt, und in dessen '. irunde das
kleine, stumpf ('llii)tische, mit der Längsaxe in einem Winkel von
etwa 45'' gegen die Rückenlinie des Kopfes gerichtete Auge liegt.
Die Fühler sind groß und stark; die unteren sind so lang
wie die Rückenlinie des Kopfes, des Mittellei1)es und der Ijeiden ersten
Nachleibs -Segmente; die ol)eren Fühler reichen bis etwas über die
Hälfte des vorletzten Stamnigliedes der unteren. Bei ganz jungen
Tieren sind beide Fühler gleich lang.
Das 1. Glied der oberen Fühler ist so lang wie der Kopf,
fast so dick wie das 5. Glied der unteren Antennen ; das 2. ist dünner,
um ein viertel länger; das 3. ist etwa so lang wie das 2. und etwas
dünner. Das erste Glied der Geißel ist sehr lang und ähnelt durchaus
einem Stammgliede; es hat etwa die fünffache Länge seiner Dicke. Bei
den mittelgroßen Stücken folgen auf dies (jllied etwa noch sechs andere,
deren Länge etwas größer ist als die Breite. Ganz kleine Stücke lassen
auf das große 1 . Geißelglied, welches durchaus den Habitus der übrigen
Stammglieder hat, nur noch ein einziges Glied folgen. Das dritte Glied
trägt am Ende eine eingliedrige kleine Nebengeißel, die an ihrer Spitze
ein oder zwei kleine rundliche, kui)penförmige Gebilde trägt, ohne daß
man von einer wirklichen Abgliederung einer oder zweier ferneren
Glieder reden könnte. Die Unterseite des ganzen l*'ühlers trägt lange,
steife, kräftige Haare, die auf den Stammgliedern in Einschnitten, auf
den Geißelgliedern an den unteren distalen Ecken stehen. Die distalen
Geißelglieder tragen auf der oberen distalen Ecke Büschel kleiner
Haare. Außerdem finden sich auf der Unterseite der Geißel kleinere,
hyaline, durch die großen Borsten geschützte Sinneshaare.
Die unteren Fühler der kleinsten Stücke gewäbren durchaus
den Anblick der typischen siebengliedrigen (iliedmaße ; es scheinen
ül)erhaui)t diese jungen Tiere die Ansicht sehr nahe zu h\gen, welclu^
bei den Isojxxlen gleichfalls einige Berechtigung einzuholen vei-mag,
daß sowol bei den oberen wie bei den unteren Fiddern das erste, thircli
59
134 Pfeffer, Krebse von Süd-Georgien.
seine Größe und auch häufig durch den Halütus sich den Stannngliedern
gleichstellende Ghed in der That am besten als Stammglied zu betrachten
ist. Man kann nun an den verschiedenen Entwicklungsstufen die
Spaltung des Endgliedes in 2, 3, und 4 Glieder verfolgen; das grciüte
Exeni})lar zeigt sogar deren 0, — Die beiden Grundglieder der Fühler
haben den ül)lichen Habitus; sie sind im allgemeinen Schuppen, von
denen die erste l)esonders außen und oben, die zweite unten und innen
entwickelt ist; doch tritt außer der unten Hegenden Schuppe noch ein
schmales, meist freilich mir als Gelenkhaut ausgebildetes Ringstück im
Profil mit zu Tage. Das 3. Glied ist sehr dick, fast doppelt so lang
wie dick; das folgende Glied ist doi)pelt so lang wie das 3. und etwas
dünner; das folgende ist das größte Glied des Krebses id)erhaupt, etwas
dünner als das 4. und überanderhalb mal so lang; das G. Ghed (bez.
1. Glied der Geißel ist wiederum etwas dünner, so lang wie das 3. Ghed
und Avie die drei folgenden Geißelglieder. Diese sind dick, pigmentiert,
durchaus von demselben Halutus wie die ül)rigen Glieder des Fühlers.
Die Stammglieder zeigen nur eine schwache, wenig typische fiaumartige
Behaarung, die bei dem größten Stücke völlig abgerieben ist; es finden
sich nur auf der Unterseite des 4. Ghedes noch schwache Haarbildungen.
Die distale Hälfte der Unterseite der Geißelgheder ist mit ziemlich
dünnen aber festen, braunen Haaren bewachsen; ebenso tragen die
distalen oberen Ecken der Glieder kleine Haarbüschel.
Das erste Beinpaar des Mittelleibes ist im Verhältnis
zum 2. Paare mäßig, im Verhältnis zu den andern Gliedmaßen ziendich
kräftig ausgebildet. Die 2. Glieder der beiden ersten Paare sind lang
und kräftig, das des 2. von doppelter Größe des 1.; das 3. ist nur
ein Angelghed mit kräftiger Ausbildung innen und schwacher außen;
das 4. Glied ist dies noch ausgeprägter, insofern es einen ganz kurzen
Außenrand und einen sehr langen, kurz vor dem Distalende rechtwinkhg
unduegenden Innenrand hat, so daß der Distah'and parallel mit dem
proximalen Teile des Innenrandes zu hegen kommt. Das 5. Glied ist
bei beiden Paaren etwas verschieden ausgebildet, insofern es lieim
2. Paare kleiner ist, einen Innenrand kaum besitzt und sich mäßig nach
dem distalen Ende zu erweitert.; beim 1. Paare dagegen ist der Innen-
rand ])edeutend ausgebddet und bildet den häufig auftretenden rnnd-
lichen Lappen, der sich mit seinem distalen Teile gegen die Scheeren-
basis anlegt. — Die Hand des 1, Paares hat einen etwa dreieckigen
Umriß mit schwach konvexen Seiten, doppelt so hoch wie breit. Der
Außenrand ist mäßig stark und einheitlich gebogen, während der Iimen-
rand einen bedeutenden Lapi)en entwickelt, der sich zunächst an dem
distalen Teil des Innenrandes des 5. Gliedes anlegt, dann rechtwinklig
60
rfeft'er, Krebse von Süd-Georgien. 135
umbiegt und gegen den AuCjenrnnd zu konvergiert. Bei den mitten
großen Stücken ist der enge Anschluß des G. an das 5. (iilied nicht
so stark ausgehiklet und deshalb die Winkelbildung der Innenränder
nicht so schroff. An der Stelle, gegen die sich die Klaue einschlägt,
steht eine Reihe von vier bis sechs starken Stacheln, von denen
einer innen, die andern außen am Eande stehen. Die Klaue ist groß,
schneidend, mondsichelföruiig, mit schwach ausgeljildetem Höcker auf
dem Innenrande nahe der Basis, mit fein gesägtem Innenrande. —
Das Handglied der '2. Gliedmaße ist nächst dem 5. Gliede der unteren
Fühler das längste (Uied des Tieres; das Glied im ganzen betrachtet,
ist verhältnismäßig schmal, in seinem mittleren Bereiche beträgt die
Höhe nicht virl mehr als ein Viertel der Länge. Der Außenrand ist
mäßig gebogen und der Innenrand verläuft zum grcißten Teile parallel;
dieser zeigt zwei sehr charakteristische Höckerbildungen, zunächst
nahe dem Grunde einen, gegen dessen mittleren Teil sich die Klauen-
sjutze einschlägt, ferner einen nahe dem distalen Enib' des Innenrandes
stehenden, scharf dreieckigen, gegen dessen InuenÜäche die Außen-
Häche des Hik'kers am Innenrande dcu- Klaue wirkt. Die Basis des
ersterern Höckers ist das jn'oximalc \'iertel des liincurandcs; rr hat
ein annähernd })arallelogranimatisches Profil; jedoch ist sein Distalrand
schräger gegen den Innenrand der Hand geneigt, als der proximale ;
durch diese Bildung und dadurcli. daß der freie Rand des Höckers
zur Aufnahme des Klauenendes tief eingeschnitten ist. erhält der vordere
Teil des Höckers die Gestalt eines fingerförmig ausgezogenen Fortsatzes.
An dem proximalen, senkrecht zum freien Rande verlaufenden Teile
des Einschnittes stehen eine x^nzahl kräftiger, gegen die Klauens])itze
ZU gekehrter, braun chitinisierter Stacheln. Die Klaue ist sehr groß,
stark gebogen, am Innenrande nicht geschärft und kurz vor dem (irunde
des Innenrandes mit einem kräftigen Hcicker versehen. Nur der Höcker
und die Klauenspitze beriihrcn beim Finsrhlagcn das tiandglicd, wälireud
zwischen dem Innenrandc der Hand nnd der Klaue ein weiter leerer
Raum bleibt.
Beim Weibchen ist der distale Höcker des Iniieiirandes (so wie
ol)en besehrieben) ansgel)ildet . wogegen der pi'oximale eine rundhClie,
al)gestutzte Krhebung des Imiein'andes vorstellt. Der Finselniiü und
die Stachelbewehrung des freien Randes ist die gleiche wie l»eim Mäiiiiehen.
I)ie vier distalen (ilieder der 1. Glied nialie sind au den Innen-
rändern, besonders der distalen Kante, mit ui-oßeii lirauueu, burstigeu
Haaren bes(>tzt. Auf der Inneidläeiu' der Hand finden sieh zwei
Längszonen, deren jede eine größere Zahl von (,)ueii-eilien straÜ'ei' Haare
aufweist. Die 2. <!lie(lniaße ist im allgeuu'ineu kaliler. (Ii>cli linden sieh
61
136 Pfeffer, Krebse von Süd-Georgien.
an den tyjjischen Stellen Haare entwickelt, besonders kräftig auf den
Höckerbildungen des Innenrandes ; die beiden Reiben von Haarbüscheln
anf der Innenfläclie der Hand sind bei dem größten Exemplare etwas
rückgebildet. — Die vordere Fläche des 2. nnd 3. Gliedes des 1. und
des 3. Beinpaares ist tief ausgehöhlt zur Aufnahme der gerundeten
Kanten des Handgliedes, Avenn es angezogen wird.
Die beiden folgenden Beinpaare sind sehr kurz und
schwächlich im Verhältnis zu den folgenden Paaren. Das 2. Glied hat
einen gradrandigen, scharfkantigen Höcker eben vor dem Distalrande ;
das 3. Glied ist kurz, mit gebogenem kurzen Außen- und gradem,
längeren Innenrande. Das 4. Glied besitzt mehr als die doppelte Länge
des 3., ist breit, distal verbreitert, mit spitz ausgezogener, bedeutend
entwickelter, distaler äußerer Ecke. Das 5. Glied ist ganz kurz, sehr viel
schmaler als das 4., distal etwas verbreitert. Das 6. Glied ist sehr
klein, eiförmig, die Klaue kurz. Die Behaarung ist spärlich und typisch.
Die folgenden drei Beinpaare des Mittelleibes sind gleichartig,
sie wachsen an Länge, Das 1. Glied des 5. Beinpaares entwickelt
H^ach vorn ein gewaltiges Epimer, Avelches fast die Höhe des großen
4. Epimers erreicht; seine Gestalt ist rundlich -dreieckig, mit unterer
al)gcrundeter Spitze, stark konvexem Vorder- und etAvas geschwungenem
Hinterrande. Das Epimer des G. Paares ist klein, rundlich lap})en-
f()rmig; das des 7. Paares ist nicht mehi' wahrzunehmen. Die eigent-
lichen 1. Glieder des 5. und (!. Paares sind halbkreisförmig, vorn etwas
weniger stark gebogen. Die Coxalglieder sind kräftig ver])reitert, mit
rundlich auseezoffener Proximalecke des Außenrandes; die distale Ecke
ist l)eim 5. Paar rechtwinklich ziendich schwach ausgezogen; beim (1.
und 7. Paare spitzwinklig und stärker ausgezogen. Der Hinterrand des
Coxalgliedes ist. abgescdien von dem ])roxinialen Ecklajipen, beim 5. Paar
schwach konkav, beim (i. grade, beim 7. schwach konvex. Die beiden
folgenden (ilieder zeigen dieselbe Entwickelung wie bei den vorauf-
gehenden (Jhedmaßen, doch sind sie länger imd schlanker. Die folgenden
drei Glieder sind im Verhältnis viel länger entwickelt und nidn'rn sich
den typischen Am})hi])(»(lcnliciiicn viel nu-hr als bei den l)eiden voi'auf-
gegangenen Paaren.
Die im Vorigen nicht l)eliaiidelten Charaktere , liesonders der
Mundteile, bieten für die spezihsche Behandlung der Art so wenig,
für die moi'phologische Auffassnng dagegen so viel, daß ich es vor-
ziehe, Abbildungen wie Beschreil)ungen dieser Verhältnisse in einer
demnächst erscheinenden Arl)eit üljer die morphologischen Ergebnisse
meiner Amphipoden-Studien zu biingen.
62
Pfeffer, Krebse von Süd-Georgien. 137
Die Farl)e der leLeiuleii Tiere ist nach den Bemerkungen der
Station or au grünlich; ferner finden sich die Bemerkungen: „Rücken
grauviolet, unten weir3Hch ; Eückenmitte hellbraun, sonst auf weifslichem
Untergrun(k^ hellbraun gegittert. GewöhnHche Art. Tiefe Ebbe".
Das gröfste Stück mir3t vom Kopfanfaug l)is zum Ende des
Schwanzschildes fast 2G mm, während die gewöhnliche Gröfse der Art
12 mm nicht übersteigt.
Caprellina Mayeri nov. spec. (Tnf. iii, Fio. 4.) capreiiina
Der Kopf ist fast um die Hälfte höher als lang; die Stelle des
Auges ist bei einem Stück als runder pigmentloser Fleck erkennbar.
Das 1. Segment stellt nur einen kurzen Hals dar; sein wie
gewöhnlich gebildeter Vorderrand hat über die doppelte Länge des
Dorsalrandes, der seinerseits etwas kürzer ist als der Hinterrand.
Das 2. Segment ist kurz; es mißt noch nicht die Hälfte der
Länge des 3. Segments; seine Höhe übertrifft seine Länge. Auf dem
Rücken trägt das Segment kurz hinter der Vorderkante ehien kräftigen,
spitzen, besonders auf der Mi'dianen ausgebildeten Höcker und kurz
vor dem hinteren Rande einen (pieren, erhabenen, in der Medianen
etwas stärker ausgezogenen Gürtel. Der Höcker übertrifft den (iürtel
bedeutend an Höhe; der Grat zwischen den beiden höchsten Punkten
ist konkav. Die Ventralseite des Segmentes steigt nach dem Ursprung
der Gliedmaßen zu sehr steil heral).
Das 3. Segment ist lang, von doppelter Länge seiner Höhe;
der Höcker, auf der Medianen im Halbirungspunkte der Länge des
Segmentes gelegen, ist noch etwas höher als der des 2. Segmentes;
seine höchste Breite erreicht das Segment (abgerechnet vom Höcker)
etwas hinter der Mitte, trotzdem liegt wegen der Schrägheit der
Segmente diese Stelle vor dem Höcker des Rückens; an der tiefsten
Stelle des Ventralrandes stehen die länglich ovalen Kiemen.
Das I. Segment ist um ein gutes Drittel länger und höher
als das .;.: in der ]\Iitte seinei' Dorsallinie steht ein mäßiger H()cker;
die Bauclilinic und die Kienn'n sind gebildet wie beim 3. Segment.
Das "). SegnuMit ist noch ein wenig länger als das 4.. son)it,
wie bei den echten ('a])i'ellen, das längste di's ganzen Tieres; es ist
vorn etwas lifiber als hinten, im allgemeinen jedoch an H(»he sich
ziendieh gleichbleibend; seine Länge ist etwa das vielfache seiner Höhe.
Hintei' dei' Mitte seiner Doi's;dlinie ist das IfudinnMit eines Höckers
zu sehen.
Das (). Segnu'nt ist dünner und enciclil nicht \iel über dn'
Hälfte des 5. Segmentes. An der Ursprungsstelle der (diednndie, die
63
138 Pfeffer, Krebse von Süd-Georgien.
sich kurz vor dem hinteren Rande befindet, ist das Segment knollig
aufgetrieben ; diese Auftreibung springt nach oljen, unten und nach den
Seiten über das allgemeine Niveau des Segmentes hinaus.
Das 7. Segment ist ganz kurz; es besteht nur aus den l)eiden
in der dorsalen Mitte zusammenstoßenden, knolligen Auftreibungen,
die außerordentlich viel weniger entwickelt sind, als beim voraufgehenden
Segment.
Die Fühler sind verhältnismäßig kurz; die oberen so lang wie
das 4. Segment, die unteren halb so lang.
Der Stamm der oberen Fühler ist ungefähr so lang wie die
(leißel. Die Stirn trägt keinen Ausschnitt für das Grundglied, sondern
dies sitzt mit seinem zngerundet-verjüngten Proximalende locker auf.
Die beiden ersten (Jlieder sind sich in (iröße und Form gleich; sie
sind eif()rmig, mit der größten Dicke in einem mittleren Bereiche, nach
den beiden Enden zu sich verjüngend. Das 3. Glied ist von halber
Länge der voraufgehenden, zylindrisch, distal ein wenig erweitert, sehr
viel düiiiicr als die l)cidcii voraufgehenden Gliecler. Die Geißel besteht
aus — 11 (jiliedern. die länger sind als l)reit. Das 1. Glied der Geißel
ist zwei einhalbmal so lang als breit und trägt auf der Unterseit«! zwei
bel»orstete Kerl)sehnitte. P]s ist das ein Habitus-Charakter, der dies
Glied den Stanungliedern nähert. Die Stannnglieder zeigen keine be-
merkenswerten Haarbildungen; di(^ (ieißelglieder tragen am Distalrande,
besonders der oberen uiul noch viel mehr der unteren Ecke, kleine,
steife Haarbild nngen.
Die unteren Fühler gelenken in einem seichten Ausschnitt des
seitlichen vorderen Kopfrandes. Das 1. Glied ist dick, so lang wie breit;
distal im Prolil mit zwei graden, sich in stumjjfem Winkel treffenden
Kanten. Das :1. (ilied ist im Profil nur als ein ganz schnuiler, unpig-
mentierter Eing ausgebildet, der unten einen dreieckigen s])Ltzen Fortsatz
nach vorn entsendet. Das 3. Glied ist stumpf eifrirmig, kaum länger
als breit, das ■! . ziemlich länglich eifiu-mig, von anderthalblai-her Länge
seiner Breite. Das 5. Glied ist viel kleiner und schmaler, noch schlanker
als das voraufgehende. Eis macht völlig den Ültergang zur (ieißel
aus; bei eim'gen Stücken ist es })igmeiitiert, bei einem andern mir
auf der proximalen Hälfte, bei anderen ])igmentlos. Di(^ Geißel hat
etwa- 1 (ilied(^r, deren Länge mehr als das do])pelte ihrer eigenen
Breite 1)eträgt.
Auf die Mundteile gehe ich vorläutig nicht ein, weil ich das
spärliche Material den in Bälde folgenden morphologischen Unter-
suchungen vorbehalte. Als systematisch wichtiges Merknnil hebe ich
nur die Anwesenheit des Oberkiefer-Tasters hervor.
(M
Pfeffer, Krebse von Süd-Georgien. 139
Das 1. Beinpaar ist sehr klein niul wird zwischen dem ü. Paare
verborgen getragen; es ist demgemäl.j mit Ausnahme des "2. Ghedes
unpiomentiert. Das ;2. (iUed ist, wie gew()hnhch, das hingste und
kräftigste. GHed 3. 4 und 5 sind kurz, die ersten beiden besonders
auf der Innenseite, das letzte mehr ;uif der Außenseite der Gliedmaße
entwickelt. Hand- und Klauenglied zeigen keine besonderen Merkmale ;
an dem Punkte, gegen den die KUiuenspitze wirkt, stoßen die Rcänder des
Handgliedes in ganz scharfem, annähernd rechten Winkel zusammen.
Am Ü. P)eiupaar ist Ghed 2 lang und kräftig, Glied 3 und 4
klein und auf der Innenseite der Gliedmaße entwickelt; Glied 5 ganz
klein, auf der dargestellten Figur gar nicht zu bemerken. Das Hand-
glied ist fast so lang wie das 3. Mittelleibs -Segment, halb so breit
wie lang. Der neben dem basalen Teile des Grundes hegende Teil
des Innenrandes ist vorgezogen und bildet eine scharfe Ecke, gegen
welche sich die Klauenspitze einschlägt.
Das Beinpaar des 5. Segmentes ist ganz rudimentär, halb so
lang Avie die Kiemenplatten des 3. und 4. Segmentes, aus zwei ganz
kleinen, schmalen Gliedern l)estehend.
Das Beinpaar dc^s 6. und 7. Segmentes ist nach dem Typus der
übrigen Gaprelliden gel)ihl('t: der basale innere Fortsatz des Handgliedes
ist beim 7. I'aare kralliger als l)eim 0.
Am ;2. Beinpaare ist keine Kieme entwickelt; immerhin stelle
ich die neue Art zur (iattung Caprelhna.
Das Postal)domen ist ein ganz kleiner Anhang des letzten
Mittelleibs-Segments von l)lattförmigem Umriß, mit zwei Kerbschnitten
versehen, sodaß ein runder Mittellappen und zwei noch stumpfer zu-
gerundete Seitenlappen entstehen.
Größe vom Anfang des Kopfes Ijis zum Pustalidimiiualanhang
8,5 mm.
65
140 Figuren - Eiklriruug.
Figuren-Erklärung.
Tafel 1.
Fig. 1. A II orclie s t es geur giauiis uov. speo. ^/i.
a. Hinterleib, von der Seite gesehen.
b. Leibesende, von oben gesehen ; t. Telsou.
c. 2. Paar der Mittelleibs-Benie.
^^- ^' n n 5) V
e. Kieferfüße.
f. Distalende der rechten Innenlade der Kieferfüfse.
g. Proximales Stück der Kieferfüße, von der oralen Seite gesehen,
h. Distalende der rechten Außenlade der Kieferfüße.
i. Ollerer Fühler,
k. 1. Unterkiefer.
1 2
m. Distale Enden der beiden Laden des 1. Unterkiefers,
n. Ko])f eines ganz jungen Stückes. '^*ji,
Fig. 2. Kieferfuß von Bovallia gigantea nov. sj^ec.
Fig. 3. Eurymera monticulosa nov. spec. Vi-
a. Kieferfüße.
b. 2. Unterkiefer.
c. 1.
d. 4. Beinpaar.
e. 1.
f. 2.
Fig. 4. Oberkiefer von A Horch es tes georgianus nov. spec.
Fig. 5. Bovallia gigantea nov. spec.
a. Telson.
Tafel II.
Fig. 1. Anonyx Zschauii nov. spec. Vi-
a. 1. Unterkiefer.
b. Telson.
c. 2. Unterkiefer.
d. Kieferfüße.
e. 1. Beinpaar des Mittelleibes.
Fig. 2. Anonyx femoratus nov. spec. '•''/s.
a. Telson.
66
Figuren -Erklärung-. 141
Fig. 3. Kiefer fuße von Metopa Sarsii nov. spec.
Fig. 4. Leucothoe antarctica nov. spec. ",i.
Fig. 5. Schraderia gracilis nov. spec. ■'•'i. Die Beschreibung dieser Art
erfolgt in der demnächst erscheinenden Fortsetzung der Bearbeitung der
Krebse von Süd-Georgien.
Fig. 6. Calliopius georgianus nov. sjiec. "/i.
Fig. 7. Stebbingia gregaria nov. spec. ^l->.
a. 1. Beinpaar des Mittelleibes.
1) 2
^- 3- » >! »
d. Telson.
Fig. 8. Metopa Sarsii nov. spec. '^*'/i.
Tafel III.
Fig. 1. Podocerus in g ans nov. spec.
a. Das ganze Tier, größtes Stück, r/", ^/|.
b. Die drei ersten Nachleibsringe, von der Seite gesehen.
c. Telson, von oben gesehen.
Fig. 2. Metojja Sarsii nov. spec.
a. Schwanzschild; t Telson, h^ drittes llaltopoden-Paar.
b. 1.
d. 4. ^ Mittelleibs-Beinpaar.
e. 5.
f. ■;
Fig. 3. Megamoera Miersii nov. spec.
a. Das ganze Tier, größtes Stück cf', %.
b. Telson, •'i.
c. Oberkiefer.
d. 1. Unterkiefer.
e. Kieferfuß. „ „
Fig. 4. Caprelliua Mayeri nov. spec. '^).
a. Das ganze Tier, c^.
b. Die Grundglieder eines äußern Fühlers.
c. Das Ende des Leibes mit dem rechten letzten Beinpaar, von oben
gesehen; po Postabdomen; p letztes Beinpaar
d. Zweites und drittes Mittelleibs-Segnient eines $.
67
142 Inhalt.
I II Ii a 1 1.
Soito Seiti
AUorchestes georgiaiius Fj'f'r 77 3
Metopa Sarsii Pffr 84 ]
Anoiiyx Zschauü Pffr 87 18
„ ffmoratus Pffr 93 1 i)
Bovallia Pffr 95 21
gigantea Pffr 96 22
Euiyuicra Pffr 102 28
„ monticulosa Pffr 103 29
Stebbitigia Pffr 110 3(i
gregaria Pffr 1 10 36
Callidpius gL'orgianus Pffr 116 42
INIegamoera Miersii Pffr • 121 47
Lcucothöc antarctiea Pffr 128 54
rudoccrus iiigens Pffr 131 57
Caprellina Mayeri PffV 137 63
68
Pfeffer, Krebse von Siul Georgien U
Zum Beric/if öder das . Yafu/^istorisc/ie j¥useu/n zu Nam/^uj-t/ S'^/.
Tai; 1..
Stendsrdd et iüh
Jahrbuch der Hnmhiirt|. \\i.sspiis(]i. .AnsialtPii \. 1888.
Pfeffer Krebse von Süd Ueorgieji H
^umBer/c/if öder das .Va/urAfsforisc/te Museum zu Namdur^ /^&/.
Tal^ E.
Stenderdel et Utk.
Jahrbuch (1(M- Hamhnrn. wi.ssensfli. Anst.illPii V. 1888.
Pfpflci-, Kn>b.so von Siul (iooniieii 11
^umßenr/// ül/e/y/as . ]'(f/////;/.s/o/'{sr//f' Museum zi/ /faw/wrt/ /SW.
Tai: in.
Stendei- uPfslfer del. '
.Jnlirhnch der ll.iml.uni. Wissens.!.. .An.slnllcii V. INH8. ^ra/dscNafeilu/!.
InhaltSYerzeichniss.
Seite
Nachruf an Herrn Bürgerinoister Di'. G. H. Kirc.henpaner III
I. Jahresberichte der wissenschaftlichen Anstalten
für (las Jahr 1887.
1. Stadtbibliothek VII — XII
2. Museum für Kunst und Gewerbe XIII — XXXV
3. Naturhistorisclies Museum XXXVI — XLIV
4. Botanischer Garten XLIV — XLV
j). Botanisclies Museum und Laboratorium für Waarenkunde . XL^T — LI
ix Chemisches Staats-Lalioratorium LH — LXVII
7. Physikalisches Staats-Laboratorium LXVIII — LXXII
8. Sternwarte LXXII — LXXV
9. Museum für Völkerkunde LXXV — LXXVI
10. Sammlung vorgeschichtlicher Altertümei- LXXVI — LXXIX
II. Sammlung Hamlnirgischer Altertümer LXXIX — LXXX
II. Uebersicht der im Jahre 1887 gehaltenen
Vorlesnngen.
a) im Sommerhalbjahr 1887 LXXXIII — LXXXIV
1)) im Winterhalbjahr 1887/88 LXXXIV — LXXXV
III. Wissenschaftliche Abhandinngen.
Seite
Ilerpetologische Mitteilungen. Von Dr. .J. G, Fischer 1 — 52
Die Ohgochaeten von Süd-Georgien nach der Ausbeute der Deutschen
Station von 1882—83. Von Dr. W. Michaelsen 53— 73
Die Krebse von Süd-Georgien nach der Ausbeute dei- Deutschen Station
1882—83. 2. Teil. Die Amphipoden. Von Dr. Georg Pfeffer 75—142
3 2044 106 260 342